Concordia Nowawes

Im Interview (Folge 25): Josua Teichmann

Vom 29.06.2023

Josua Teichmann wechselte als D-Junior vom Ludwigsfelder FC zu Concordia. Im Jahrgang 2003 entwickelte er sich schnell zum Spielmacher und Abwehrorganisator. Inzwischen ist er im Erwachsenenteam angekommen und beackert dort inzwischen souverän die Außenpositionen. Wir haben mit ihm über Jockel Nachtigalls legendäre Fußballschule, über überehrgeizige Jugendtrainer, über seine aufregende erste Großfeldsaison bei Concordia, über Timing und Körperspannung im Zweikampf gegen kräftigere Gegner, über die Perspektive unserer Ersten, über die Chancen für seine Trainerkarriere, über sein Doppelleben als Service-Mitarbeiter im Olympiastadion und über seine geplante Flucht aus Potsdam geplaudert.

Hallo Josua, seit wann interessierst Du Dich für Fußball? Wo hast Du mit dem Fußballspielen begonnen und warum gerade dort?

Josua Teichmann: Ich war schon super früh fußballbegeistert. Durch meinen Vater bin ich früh mit Fußball in Kontakt gekommen. Er hat mich mit ins Stadion genommen und manchmal, wenn ich Glück hatte, durfte ich die Sportschau oder sogar Spiele live im Fernsehen schauen. So war ich ziemlich schnell Fußball-Fan und habe überall, wo es ging, Fußball gespielt, sei es im Kindergarten, bei den Großeltern oder stundenlang mit meinem Bruder und meinen Cousins im Garten. Als ich dann in die Grundschule gekommen bin, haben alle meine Freunde bei Jörg Nachtigall (Jockel) Fußball gespielt und da wollte ich natürlich auch mitmachen. Mir hat es dann so viel Spaß gemacht, dass ich fast meine gesamte Grundschulzeit da gespielt habe, bis ich auch über Jörg Nachtigall zum Ludwigsfelder FC gekommen bin. Dort hat für mich eine durchwachsene Zeit mit vielen Höhen und Tiefen angefangen.

Die Fußball-Karriere Josua Teichmanns stand anfangs unter keinem guten Stern.
Concordia hatte alle Hände voll zu tun, um den talentierten Jungen in die Erfolgsspur zu bringen.

Wie kam der Entschluss zustande, zu Concordia zu wechseln? Kannst Du Dich noch an Deine ersten Wochen auf der Sandscholle erinnern?

Josua Teichmann: Wie eben schon gesagt, meine Zeit bei Ludwigsfelde war eher schwierig, denn obwohl ich da auch meinen Spaß hatte und mit vielen netten Leuten zusammen gespielt habe, war für mich irgendwann durch teilweise überehrgeizige Trainer, hohen Leistungsdruck und die langen Wege zum Training klar: ich will woanders Fußball spielen und im Endeffekt war es dann Ruben Reimer der ebenfalls mit mir von Ludwigsfelde weg wollte und mich dann mit zu Concordia gebracht hat. Ich weiß noch, wie aufgeregt und nervös ich vor dem ersten Training war, ich bin auf die Sandscholle gekommen und das Erste, was ich gesehen habe, war Lutz, der auf dem Kunstrasenplatz vor der Auswechselbank stand und Fritz dabei zusah, wie er einen perfekten Schuss nach dem anderen ins Tor schoss. Da war ich erstmal ein wenig eingeschüchtert. Das legte sich dann zum Glück schnell wieder, da alle nett waren und ich super aufgenommen wurde. So habe ich die ersten Wochen positiv in Erinnerung. Außerdem kannte ich schon einige bei Cordi - wie zum Beispiel Bela vorher durch die Grundschule. Das hat es auch noch mal einfacher gemacht.

Wie liefen Deine ersten Spiele im Concordia-Trikot?

Josua Teichmann: Nicht so gut (lachend). Damals noch auf dem Kleinfeld haben wir, glaube ich, fast jedes Spiel verloren, aber für mich war das in dem Moment eher nebensächlich, da ich endlich wieder Spaß am Fußball hatte. Dazu hatten wir wirklich viele gute Spieler in der Mannschaft und das Team hatte das Potenzial in der Zukunft Erfolge zu erzielen.

Als schüchterner D-Junior im schicken Concordiatrikot

Wenig später folgte ja der Wechsel Deines Teams auf das Großfeld. Wir hatten eigentlich eine ganz schwere Saison für unseren Jahrgang 2003 erwartet. Letztlich spielte die Mannschaft aber ordentlich mit und brachte viele der Favoriten richtig ins Schwitzen. Wo lagen die besonderen Stärken des Teams?

Josua Teichmann: An die Saison kann ich mich noch sehr gut erinnern. Es war eine echt aufregende Saison mit vielen Highlights. Dass wir uns entgegen der Erwartung so gut behaupten konnten lag, denke ich, zum einen daran, dass wir ohne Druck spielen konnten, weil wir in eigentlich jedem Spiel der Underdog waren. Außerdem, und das ist wahrscheinlich noch der viel wichtigere Grund, waren wir als Team schon nach kurzer Zeit so gut aufeinander abgestimmt, dass wir teilweise ältere Mannschaften auf dem Platz durch Teamgeist überraschen konnten. Vielen aus unserer Mannschaft fiel es auch deutlich leichter, auf dem Großfeld zu spielen, wodurch wir uns auch nochmal weiterentwickeln konnten. Durch die eher schwierigen Saisons davor war die Motivation im Team umso größer, diese Saison Erfolg zu haben und vor allem zu zeigen, dass wir Fußball spielen können. Diese Saison war auch eine Art Wendepunkt für den 2003er Jahrgang, denn danach haben wir, obwohl es nie für die ganz großen Erfolge gereicht hat, guten Fußball gespielt und anderen objektiv besseren Mannschaften das Leben wirklich schwer gemacht.

Auf welcher Position spielst Du am liebsten und auf welcher am besten?

Josua Teichmann: Das ist eine sehr gute Frage und darauf habe ich aktuell auch keine Antwort (lachend). Vor der
Saison bei den Erwachsenen hätte ich gesagt, dass ich am liebsten als Innenverteidiger spiele und das auch am besten kann. Jetzt in der Rückrunde habe ich jedoch ziemlich viel als linker Außenverteidiger gespielt, was mir auch ziemlich viel Spaß gemacht hat und das habe ich in der Regel auch gut gemacht. Und dann habe ich in den letzten beiden Spielen der Saison als Flügelspieler gespielt, was zwar erstmal auch wieder eine Umstellung war, aber auch gut gelaufen ist und Spaß gemacht hat. Das heißt, aktuell bin ich selbst nicht ganz sicher, welche Position für mich am besten ist und welche mir am meisten Spaß macht. Ich glaube aber, ich will mich da auch gar nicht so festlegen, sondern ruhig flexibel bleiben.

Der Jahrgang 2003 ist seit Beginn der Saison zu den Erwachsenen aufgerückt. Wie fühlt Ihr Euch vom Trainer und den Mitspielern im neuen Team aufgenommen?

Josua Teichmann: Ich kann natürlich nicht für alle sprechen, aber ich persönlich bin super ins Team aufgenommen worden und es gab nur eine kurze Zeit der Eingewöhnung. Die Menge an Spielern, die mit mir aufgerückt sind, hat sich natürlich positiv auf die Integration ausgewirkt.

Wie groß ist die Umstellung vom Juniorenbereich zum Männerfußball? Was läuft dort auf dem Platz anders als in der Landesklasse A-Junioren?

Josua Teichmann: Das Spiel wird enger und körperlicher. Für mich war die Körperlichkeit die größte Herausforderung. Ich bin ja nicht gerade dafür bekannt, ein Schrank auf dem Spielfeld zu sein (lachend) und da war es anfangs schwierig mitzuhalten. Doch man merkt schnell und das kriegt man auch von erfahrenen Mitspielern (Kevin und Bille) gesagt, dass hier vor allem Körperspannung und Cleverness wichtig sind. Mit genügend Körperspannung und dem richtigen Timing schiebt man auch einen kräftigeren Gegner im Zweikampf weg und gewinnt den Ball.

Das Erwachsenenteam steht derzeit auf Platz 2 in einer wirklich starken Staffel. Wo siehst Du Eure besonderen Stärken? Wo muss das Team noch zulegen, um irgendwann den ersehnten Aufstieg zu schaffen?

Josua Teichmann: Das Team hat in dem halben Jahr, in dem ich jetzt erst bei der Erwachsenenmannschaft spiele, schon große Schritte nach vorne gemacht. Spielerisch ist bei uns immer noch viel Luft nach oben. Nicht weil wir bis jetzt in dem Bereich so schlecht sind, sondern viel mehr, weil wir so viele gute Fußballer in der Mannschaft haben, mit denen die Erwachsenenmannschaft in den nächsten Jahren noch wirklich viel erreichen kann. Dazu müssen wir als Mannschaft noch geduldiger und cleverer werden. Wir spielen zu oft überhastete und unnötige Bälle oder gehen in Dribblings, die dann im Ballverlust enden. Aber daran arbeiten wir schon und ich bin zuversichtlich, dass wir auch das hinbekommen.

An welches Spiel oder welche Episode Deiner Fußballkarriere wirst Du Dich wahrscheinlich auch in 20 Jahren noch erinnern?

Josua Teichmann: Schwierig, da gibt es eigentlich viele. Schon alleine in dieser Saison hatten wir mehrere Spiele, die wir in den letzten Sekunden gewinnen konnten, zum Beispiel gegen Fortuna Babelsberg. Die Emotionen, die dann ausbrechen, daran werde ich mich immer erinnern. Wenn ich gerade so darüber nachdenke, kommen mir ganz viele Spiele in den Kopf. Vor allem Spiele, bei denen der Gegner uns unterschätzt hat und dann an uns verzweifelt ist.

Ansonsten werde ich mich an die Umbrüche immer gut erinnern können, das erste Mal Großfeld oder auch der Wechsel zum Erwachsenenteam. Welches Spiel mir auch in Erinnerung bleiben wird, ist das letzte Spiel meiner ersten Erwachsenensaison gegen den Teltower FV, nicht weil das Spiel etwas Besonderes war, sondern weil es den Abschluss einer guten Saison darstellt. Zu dem aktuellen Zeitpunkt wissen wir noch nicht, ob es damit für den Aufstieg reicht, aber so oder so war das eine starke Saison auf die wir stolz sein können.

3:2-Siegtreffer bei Fortuna Babelsberg III

Inzwischen sind mehrere Spieler der Ersten als Trainer im Jugendbereich aktiv. Wäre das nicht auch eine Herausforderung für Dich?

Josua Teichmann: Auf jeden Fall, ich finde Coachen von der Seitenlinie auch enorm spannend und hätte Lust, das zu machen. Aktuell ist das bei mir aber noch nicht so wirklich möglich, da ich wahrscheinlich erstmal zum Studieren woanders hingehe und dann schaue, wann und wo sich dann die Chance aufs Coachen nochmal eröffnet.

Wieviel kann ein Fußballverein dazu beitragen, die Welt besser zu machen?

Josua Teichmann: Sehr viel, schon allein das Angebot für Jugendliche Sport in einer Gruppe zu machen, in der jeder Willkommen ist, ist enorm wichtig und gibt vielen Halt. Dazu gibt es über den Fußballverein Möglichkeiten, gesellschaftliche Probleme zu bekämpfen und für mehr Gerechtigkeit zu sorgen. Dafür braucht es natürlich engagierte Vereinsmitglieder und Verantwortliche, aber dann ist vieles machbar. Und im Endeffekt sind es vor allem die kleinen Dinge die, die Welt zu einem besseren Ort machen.

Was wünschst Du Dir für die weitere Entwicklung unseres Vereins?

Josua Teichmann: Bei Concordia läuft schon vieles richtig gut. Das gilt es in erster Linie zu bewahren und an nächste Generationen zu übergeben, damit Cordi weiterhin so bleibt. Dazu muss ich mir auch an die eigene Nase fassen und überlegen, wie kann ich mich einbringen und wo kann ich helfen, um Cordi noch zu verbessern. Ein eigenes Vereinsheim wäre natürlich richtig cool, dadurch würden sich noch viele Türen öffnen, aber das Problem hängt auch zu einem Großteil nicht von uns ab.

Was machst Du persönlich, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Josua Teichmann: Ich arbeite aktuell als Servicemitarbeiter im Olympiastadion, was allerdings jetzt, da die Fußballsaison vorbei ist, nicht so viel Zeit in Anspruch nimmt. In meiner Freizeit treffe ich mich oft und gerne mit Freunden im Park oder gehe zu 03-Spielen, wobei das letztere jetzt auch erstmal wegfällt. Ich interessiere mich dazu ziemlich für Politik und lese gerne Artikel oder höre mir Podcasts an. Jetzt, wo der Sommer langsam Fahrt aufnimmt, mache ich auch gerne Ausflüge wie Fahrradtouren, Kanu fahren oder auch mal über ein paar Tage zelten gehen.

Was hast Du Dir für die nächsten Jahre vorgenommen – persönlich, beruflich und mit Concordia?

Josua Teichmann: Es zieht es mich im Herbst erstmal raus aus Potsdam und wahrscheinlich nach Hamburg, um dort Politikwissenschaften zu studieren. Das wird für mich erstmal ein ziemlich großer Schritt, wodurch ich natürlich weniger bei Cordi sein werde als die Jahre zuvor. Das ist schade und ich bedaure es auch jetzt schon, aber ich habe das Gefühl, dass der Schritt für mich persönlich richtig ist. Da man von Hamburg schnell und einfach nach Berlin und Potsdam kommt, wird man mich trotzdem noch ab und zu an den Wochenenden auf der Sandscholle oder bei Auswärtsspielen der Erwachsenenmannschaft als Fan sehen. Was nach dem Studium passiert, lasse ich noch komplett offen und schaue, wie sich mein Leben bis dahin verändert hat. Ich bedanke mich für die Fragen und das Gespräch und wünsche allen einen schönen Sommer.

Wir bedanken uns auch für das Gespräch und wünschen alles Gute bei der Erkundung der Welt. Ach, und herzlichen Glückwiunsch zum Aufstieg in die 1. Kreisklasse.

Erwachsenenteam ist aufgestiegen!

Vom 28.06.2023

Das wochenlange Rätselraten, ob Platz 2 noch für den Aufstieg unserer Ersten reichen wird, hat ein Ende - und zwar ein gutes. Heute erreichte uns eine kurze Meldung des Spielausschussvorsitzenden, dass die Tabellenzweiten der Staffeln B und C - ESV Lok Kirchmöser und SV Concordia Nowawes 06 - in die 1. Kreisklasse aufsteigen.

Wir gratulieren unserer Ersten und wünschen viel Erfolg und Fußballfreude in der neuen Liga.

Herzliches Beileid nach Falkensee

Vom 27.06.2023

Concordia Nowawes trauert um den langjährigen Spieler und Trainer Eintracht Falkensees, Tobias Sengespeick. Mit Bestürzung erfuhren wir, dass der Spielertrainer unseres Ligakonkurrenten Eintracht Falkensee II kürzlich im Alter von 27 Jahren verstorben ist.

In den zahlreichen, meist hart umkämpften Spielen zwischen Concordia und Falkensee hatten wir das Glück, Tobi als sympathischen und vorbildlichen Sportsfreund kennen zu lernen. Als Jugendtrainer und Spieler der zweiten Mannschaft zeigte er uns, wie trotz der sportlichen Konkurrenz, Werte wie Fairness und Respekt im Vordergrund des Fußballs stehen. Auch gehörte Tobi zu den wenigen Spielern, mit denen man humorvoll auf und neben dem Platz die Geschehnisse besprechen und auswerten konnte.

Wir sind dankbar für die zahlreichen Pflicht- und Testspiele gegen Eintracht Falkensee, für Tobis klare Haltung auf und neben dem Fußballplatz und für seine Arbeit, die den Fußballkreis Havelland bereichert hat.

Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen, Freund* innen und dem Verein Eintracht Falkensee.

Im Interview (Folge 24): Germar Wochatz

Vom 22.06.2023

Germar Wochatz trainiert seit sieben Jahren unsere 2008er. Nebenher spielt er noch ein bisschen Fußball beim SV Babelsberg 03, baut gerade eine neuen Tagesklinik in Potsdam-West auf und versucht, das Leben mit Frau und fünf heranwachsenden Jungs zu genießen. Wir haben mit ihm über Fußball als Gemeinschaftserlebnis, über die Goldene Generation bei Fortschritt Spremberg, über sein Siegtor mit der Pike gegen Dynamo Dresden, über Begegnungen mit Matthias Sammer und Maradonna, über Knieverletzung, NVA und andere unschöne Beeinträchtigungen des Fußballglücks, über die Falle, in die ihn Concordia gelockt hat, über die Entwicklung unserer 2008er und ganz viel über seine Liebe zum Fußball und über Respekt, Fairness und Zusammenhalt gesprochen.

Hallo Germar, seit wann interessierst Du Dich für Fußball? Hast Du selbst einmal gespielt? Bei welchem Verein und auf welcher Position?

Germar Wochatz: Fussball hat besonders in meiner Kindheit und Jugend eine sehr wichtige, zentrale Rolle gespielt. Mein tägliches Leben fand damals auf dem Fußballplatz statt. Wir trafen uns bei jedem Wetter auf dem Bolzplatz, mit und ohne offiziellem Training und spielten stundenlang Fußball. Im Winter und am Wochenende versuchten wir recht erfolgreich in die eigentlich verschlossene vereinseigene Turnhalle „reinzukommen“, um dort zu zweit oder zu dritt solange Bälle „Hin- und Herschießen“ zu üben, bis der Kopf manchmal vor Anstrengung schmerzte. Fußball hat mir sehr geholfen die Schwierigkeiten, die ich in meinem Umfeld hatte, besser aushalten zu können.

Klar hab ich auch im Fernsehen alles geguckt, was mit Fußball zu tun hatte und erinnere mich noch besonders an die grandiose Europapokalsaison von Carl Zeiss Jena 1981 und an alle möglichen EM- und WM-Spiele, die ich mitfiebernd vor dem Fernseher verfolgt habe. Aber vor allem war und ist Fußball für mich bis heute mit einem großartigen Gemeinschaftserlebnis verbunden. Wir fühlten uns als Team, fühlten uns zusammengehörig, machten tolle Sachen mit dem Ball, lernten gemeinsam zu verlieren, zu gewinnen, mal der Bessere, mal der Schlechtere zu sein und trotz allem dabei immer ein Teil eines sozial tragenden Gefüges zu sein.

Ich hatte das große Glück in meinem Heimatort in eine „Goldene Generation“ des Fußballs reingeboren worden zu sein. Seit ich 6 Jahre alt war spielte ich bei Fortschritt Spremberg, später dann umgenannt zu Chemie Spremberg. Wir gewannen abgefahrene Spiele, u.a. mit 1:0 gegen Dynamo Dresden bei einem Kleinfeldturnier - mit dem damals noch unbekannten rotblonden Sohn vom Oberliga-Spieler Klaus Sammer. Ich erinnere mich, dass ich das Tor mit der Pike schoss. (Sorry Mattis, auch wenn ich wegen der Pässe mit der Pike meckere, manchmal ist das schon passend). Besonders ab dem Großfeld gab es dann zunehmend regelmäßige Erfolge auch gegen die Branchenführer im Bezirk Cottbus wie „Brieske“ und „Aktivist Schwarze Pumpe/Hoyerswerda“ und so wurde unsere Mannschaft erstmals für unseren Kreis Bezirksmeister und Bezirks-Spartakiade-Sieger. Ich spielte immer im zentralen offensiven Mittelfeld und hatte viele, wie man heute sagt, Scorer-Punkte. Mit 17 Jahren war ich dann Stammspieler in der 1.Männermannschaft in der Bezirksliga (3. Liga der DDR) und spielte dazu regelmäßig auch noch in der A-Jugend.

Fortschritt Sprembergs E-Jugend (damals hieß das Kinder) ca. 1976. Germar steht hinter dem Torwart.
Kreisauswahl Spremberg ca. 1980 als Bezirksspartakiade-Sieger der C Jugend (früher hieß das Schüler): Germar steht mit Goldmedaille mittig zwischen den Torwärtern.

Dann musste ich zur Armee und habe leider für ein Jahr keinen Fussball gesehen, nur Drill. Nach einem Jahr konnte ich mit Mühe eine Trainingserlaubnis bekommen und fand schnell Anschluss an ein Bezirksligateam bei Eilenburg.

Im Herbst 1988 war ich wie 100.000 andere Zuschauer beim Europapokalspiel Lok Leipzig gegen SSC Neapel mit Maradona. Das Tor für Lok beim 1:1 schoss Matthias Zimmerling. Vier Wochen später spielte Zimmerling mit der 2. von Lok (wohl strafversetzt) gegen uns in der Bezirksliga. Ich musste direkt gegen ihn spielen. Wir haben zu Hause 0:8 verloren - die haben uns so „nass“ gemacht... So deutlich und real spürbar war der Unterschied, vor allem bezüglich Geschwindigkeit und Gedankenschnelle. Die Demütigung war groß, aber auch hilfreich, denn ab dem Zeitpunkt war mir klar, dass mein Talent nicht für eine höherklassige Liga reicht.

Maradonna

Dann kam die erste Knieverletzung und ich war wieder ein Jahr ausgebremst. Später habe ich in verschiedenen alternativen Ligen und quasi kaum noch vereinsmäßig gespielt, mich auf Studium und Reisen konzentriert. Aber Fußball war trotzdem Teil meines Lebens geworden. Immer lief über den gemeinsamen Fußball die soziale Verknüpfung mit den Locals, besonders während der 10 Jahre meiner Arbeit in England, der Schweiz und Neuseeland. Ich bekam über den Fussball soziale Anbindung, hatte immer viel Spaß und fand Freunde. In der Alternativen Liga Zürich gab es auch wieder eine erfolgreiche Generation ähnlich tickender Männer: mit Rotor Zürich gewannen wir 2004 sogar das „Quadriple“: Liga, Pokal, Hallenmeister und Alternativer Europameister in einem Jahr. Aber der größte sportliche Erfolg sollte erst nach dem Umzug nach Potsdam kommen. Mit den tollen Jungs und Freunden der Westkurve holten wir zwei Mal den Sieg beim antirassistischen Stadionfest „Der Ball ist bunt“.

Fußball war und ist für mich eine Form des Zusammenkommens, das Gefühl von Gemeinschaft und kann als Sport Menschen auf dem Platz spielend, aber auch mitfiebernd miteinander verbinden. Er kann soziale Barrieren überwinden, Streit schlichten und kann Menschen Sinn und Halt im Leben geben.

Die Gerüchteküche behauptet, dass Du immer noch spielst – bei den Alten Herren von Nulldrei. Wie lange schaffst Du das noch?

Germar Wochatz: Das stimmt nur so halb, ich schaffe es seit ca. einem Jahr aus mehreren Gründen nicht mehr wirklich zum eigenen Training, vor allem weil sich das mit dem Training der C1 überschneidet.

Die Alten Herren von 03 sind von unserer Freizeitliga-Mannschaft namens „Wir können auch anders“ - natürlich nach dem Detlev Buck-Film benannt - quasi gekapert worden. Wir brauchten damals, um in der Ü40 Liga spielen zu können, einen Verein und da kam es so, dass wir als ganze Mannschaft 03 beigetreten sind, die bis dato keine Alten Herren hatten. Und plötzlich liefen wir unter dem 03-Logo auf. Witzig. Denn das führt auch zu Verkennungen, da gegnerische Mannschaften annehmen, gegen ehemalige 03er zu spielen und sich teils „besonders“ motivieren. Aber nur ein Spieler von uns war mal in der Ersten von 03, alle anderen sind aus anderen Vereinen und Zugereiste. Mal gucken, ob ich dann wieder in die Ü50 zurückkehren kann.

Wie bist Du zu Concordia gekommen?

Germar Wochatz: Ich trainierte damals auf der Westkurve unter einfachen Bedingungen die 5- und 6-Jährigen, darunter mein Sohn Emil. Als Emil dann einen ersten Verein suchte, wurde bei der Recherche klar, dass es dieser ungewöhnliche Verein sein sollte. Wir waren dann beim Probetraining in der Mini-Halle und Emil dockte sofort an, war sofort „dabei“. Eigentlich alles geklärt, dachte ich: Beitrag bezahlen, den Jungen zum Training bringen und abholen, am Wochenende beim Spiel zugucken. Habe dann zum Trainer Alex gesagt, dass ich auch mal helfen würde beim Training, wenn Not am Mann wäre. Da war ich quasi in die Falle getappt, denn es gab noch keinen Trainer für die neue Saison und die F1. Habe dann mal begonnen, 2 Mal pro Woche die Jungs zu trainieren. Daraus sind jetzt plötzlich sieben Jahre geworden und die Jungs sind teilweise größer als ich.

Germar als frischgebackener Jugendtrainer 2016 (links im Bild Trainerlegende Bogdan)

Was reizt Dich an der Aufgabe, ein Jugendteam zu trainieren?

Germar Wochatz: Es ist einfach so lebendig und schön, die Jungs zu erleben, wie sie sich zeigen, einbringen, lernen wollen, wie verrückt rennen, mitfiebern, Blödsinn machen, solidarisch sind, glücklich sind und einfach Fussball spielen wollen. Außerdem hat es mir immer gut gefallen, ein Teil des Trainerteams mit anderen Trainern zu sein und die Jungs gemeinsam zu trainieren, über Spieler und Spielstrategien gemeinsam nachzudenken und sich auszutauschen. Am Anfang war ich lange mit Ingmar ein Team, dann mit Robert und jetzt mit Merten und Steffen. Ich genieße es, im Team die Jungs bei allen Erfolgen zu erleben und mit ihnen zusammen Misserfolge aushalten zu lernen, bei Auswärtsfahrten gemeinsam zu lachen, egal welches Ergebnis es gab und ihnen Werte zu vermitteln, die den Fußball für mich und Concordia ausmachen: Soziales Fußballspielen, ein faires Miteinander, als Team spielen, ein respektvoller Umgang den eigenen Mitspielern und der gegnerischen Mannschaft gegenüber und aus Freude zu spielen. Für mich ganz persönlich noch der Bonus, meinen Sohn trainieren zu dürfen. So empfinde ich es als grosse Chance und bin sehr dankbar dafür, dass ich über so viele Jahre diese Mannschaft als Trainer begleiten durfte und vielleicht dadurch auch ein Stück meine Art und meinen Blick auf das Spiel und die Technik am Ball rüberbringen konnte.

Es ist einfach auch wunderbar, beim Fußball mit Menschen zusammen zu kommen, die aus allen möglichen Bereichen, Schulen und Berufen kommen, die man sonst wahrscheinlich nicht so kennenlernen würde und zu spüren, dass es eine Sache gibt, die uns alle vereint: das Fussballspiel, das wir mögen, wenn nicht sogar lieben. Der soziale Zusammenhalt, egal ob wir auf dem Platz stehen oder nur zusehen. Das Mitfiebern mit der Mannschaft. Identität vermitteln und auf dem Fußballplatz leben. In guten wie in schlechten Zeiten.

Das ist eine Erfahrung, die ich in meiner Zeit in Sunderland machen konnte. Eine Stadt, die trotz großer sozialer Missstände mit dem Fußballverein mitlebt, obwohl er so oft verliert, wieder aufsteht und selten gewinnt, aber trotzdem den Menschen Sinn im Leben gibt, sie stärkt und vereint. Es gibt sogar eine sehr liebevoll gemachte Netflix-Serie über den Verein und die Menschen dort: „Sunderland ´til I die“. Freude und Leid gehören zusammen und begleiten die Menschen. Eine großartige Sache. Dort habe ich auch gelernt, dass es mir im Fußball eigentlich immer wichtig ist, dass nicht immer dieselben Mannschaften gewinnen, damit sich nicht immer dieselben Menschen freuen, sondern immer wieder andere. So können sich viel mehr Menschen freuen.

Die Coronazeit war ja für viele Teams eine harte Probe. Wie hast Du die Zeit erlebt? Unter welchen Bedingungen habt ihr trainiert? Haben die Einschränkungen sich auf die soziale Struktur im Team ausgewirkt?

Germar Wochatz: Das war wirklich eine harte Zeit, es gab wenig Kontakte, wenig Training - und wenn dann nur unter schwierigen Bedingungen. Ich kann mich gar nicht mehr recht erinnern. Wir waren bemüht, den Jungs, wenn es ging, etwas anzubieten. Haben möglich gemacht, was möglich war. Trotzdem war es eine Zeit, die besonders war, anders war. Wir mussten lernen, auf manch Wichtiges im Leben zu verzichten. Darüber hinaus gab es auch allgemein so viel zu bewältigen. Ich gehörte zu den Berufsgruppen, die die ganze Zeit gearbeitet haben. Die Familie war zu Hause. Irgendwie habe ich Concordia irgendwie im „Pausen-Modus“ abgespeichert. Aber als es wieder losging, waren gefühlt alle wieder da! Wir konnten an das anknüpfen, was wir gemeinsam entwickelt hatten. Es war wie eine Art Beweis, dass wir eine Gemeinschaftsbasis aufgebaut hatten, die uns als Mannschaft auch durch die Krise tragen konnte, auch ohne dass wir viel Kontakt haben konnten. Das hat mich beruhigt und glücklich gemacht.

Jahrgang 2008 im Jahr 2021 mit dem Trainerteam Robert Weber und Germar Wochatz

Die C 1 hat bislang eine fulminante Saison hingelegt. Hast Du damit nach der sieglosen Vorsaison gerechnet?

Germar Wochatz: Ganz sieglos waren wir nicht als C2, aber ehrlich, es hat mich nicht so sehr überrascht, dass die Vorsaison so lief wie sie lief. Wir haben in den Jahren davor immer sehr gut mithalten können als wir die „Älteren“ waren. Als wir die „Jüngeren“ waren, haben wir aber auch mal „Haue bekommen“. Und da stach die erste Saison als C2 auf dem Großfeld mit schmerzhaften Niederlagen heraus. Ganz logisch, weil der Wechsel aufs Großfeld quasi allen C2-Mannschaften sehr schwer fällt, da sich die körperliche Größe und Ausdauer der Spieler an das Großfeld erst
anpassen muss und Du hast ältere und teilweise deutlich größere Gegner. Die Jungs sind gut ins zweite Jahr Großfeld gestartet, waren gut trainiert und auf die neuen Bedingungen vorbereitet. Jetzt konnten sie ihre Stärken ausspielen. So gab es erste Erfolge als C1. Zusätzlich kam mit Merten, als neuer, jüngerer Trainer ein neuer, frischer Wind dazu. Merten hat dankenswerterweise sehr viel Training übernommen, auch weil sich meine Arbeitszeiten nicht mehr mit den begrenzten Trainingszeiten unseres kleinen-großen Vereins decken ließen. Wir hatten bisher eine grandiose Saison, die uns sehr glücklich gemacht hat. Am 28.6. 18.30 Uhr gibt es quasi das Endspiel auf der Sandscholle gegen den punktgleichen Tabellenzweiten.

Wie siehst Du die Entwicklung der C 1 Teams sportlich und sozial? Wo hat sich das Team verbessert? Wo ist noch Luft nach oben?

Germar Wochatz: Ich würde gern mit dem Sozialen anfangen. Es gab und gibt immer eine sehr faire und solidarische Atmosphäre. Viele zentrale Spieler sind von Anfang an dabei und prägen durch ihre soziale Art und Spielweise das Gemeinschaftsgefühl und dadurch insgesamt die Mannschaft. Es sind trotz vieler Niederlagen nur wenige Spieler weggegangen und viele dazugekommen. Wir haben einen sehr großen Kreis an regelmäßigen Trainingsteilnehmern, integrieren von Anfang an einen lernbehinderten Jungen, der klar zur Mannschaft gehört. Es gab wenige herausfordernde Situationen, wo Rangeleien begrenzt werden mussten und wenn, dann ging es immer schnell zu klären und friedlich weiter. Es wird ein faires Miteinander gelebt.

Sportlich wäre zu wünschen, dass die teils beeindruckenden Fähigkeiten im Training sich denen im Punktspiel manchmal noch mehr annähern. Besonders die Abschlussfähigkeiten sind zu entwickeln, die Ruhe, Genauigkeit und Übersicht im Spiel. Manchmal ist die Aufregung bei einem Punktspiel noch zu groß, als das die Spieler die erlernten Fähigkeiten sicher umsetzen können.

Das soziale Team funktioniert sehr gut. Ich bin stolz darauf, dass wir eigentlich nie unfair hart im Zweikampf spielen, auch wenn gegen uns ausgeteilt wird. Auch hat die Mannschaft gut gelernt, zu verlieren und kann jetzt umso mehr ihre Erfolge als Team genießen. Das technisch-taktische Vorgehen und Verständnis sollte sich noch mehr entwickeln. Aber daran arbeiten wir einfach weiter.

An welches Spiel oder an welchen Moment bei Concordia wirst Du Dich wahrscheinlich in 20 Jahren noch erinnern?

Germar Wochatz: Sicher viele. Einer der schönsten und bewegendsten Momente ist für mich immer auch das Ritual der Jungs auf dem Feld, wenn sie vor dem Spiel im Kreis umarmt zusammenstehen und sich - inzwischen ohne uns Trainer- gegenseitig motivierend besprechen und dann laut rufen: „Wir sind hier, wir sind da, wir sind Con-cor-dia!“

Oder eines dieser Schlamm- und Ackerspiele, als D2 im regnerischen 5-Grad-März irgendwo in Brandenburg, Sonntag früh um 9.00 Uhr als Tabellenletzter gegen den Dritten. Und wir haben gekämpft und gespielt und verdient 3 zu 2 gewonnen. Diese Gesichter der Jungs, der Jubel, unbezahlbar.

Und als E1 haben wir uns in der letzten Minute in der Hallenmeisterschaft mit einer direkt verwandelten Ecke für die Runde der letzten 8 des Kreises qualifiziert. Wie die Jungs da springend über die Mittellinie zurück gelaufen sind ... Unvergesslich.

Kann ein Verein wie Concordia die Welt ein bisschen besser machen?

Germar Wochatz: Ja, auf jeden Fall! Ich empfinde es als großes Geschenk, Teil dieses Vereins sein zu können. Und wiederhole hier gerne, was ich beim Winterfest schon gesagt habe: Wenn es Concordia nicht geben würde, müsste man es erfinden. Ich mag es sehr, wie vernünftig, mit Liebe, Augenmaß und Fleiß diese Strukturen entwickelt wurden und werden.

Es ist wichtig, als Verein, als Gemeinschaft, etwas auszustrahlen, was einem wichtig ist: Fairness, Vernunft, Solidarität, Respekt, eine Haltung. Ich glaube, dass unser Verein da erfrischend anders ist und das nicht nur ausstrahlt, sondern auch an Menschenweitergibt. Im Vergleich zu anderen Fußballvereinen haben wir immer auf ein soziales, respektvolles Miteinander gesetzt. Die sportlichen Leistungen sind wichtig, aber stehen nicht an erster Stelle. Es geht in erster Linie um die soziale Gemeinschaft, um gemeinsame Freude, gemeinsames Fußballspielen und um Integration.

Wir Trainer waren immer bemüht, dass die Stärke der Mannschaft durch sportliches Können, aber auch durch das Zusammengehörigkeitsgefühl wächst. Bei Punktspielen wird durch den Vergleich oft deutlich, dass wir als Concordia-Mannschaft meist anders sind als die Anderen. Wir möchten als Trainer Ruhe ausstrahlen, wenig reinrufen, wenig tadeln, eher auf Lob und Verstärkung setzen, begleiten die Spieler, die verletzt werden oder denen noch nicht alles sicher gelingt, sensibilisieren Verständnis bei den anderen Mitspielern dafür und vermitteln so ein Gefühl von starkem Zusammenhalt und Gemeinschaft. Ich hoffe meinen Eindruck, dass uns das gut gelungen ist, können viele teilen.

Welche Wünsche hast Du für die weitere Entwicklung unseres Vereins?

Germar Wochatz: Ich hoffe sehr, dass es weiterhin engagierte Trainer* innen und Organisierende gibt, die diesen Verein so mit Leben erfüllen. Danke an dieses unermüdliche Kommunikations- und Orga-Team, unglaublich! Ich wünsche mir, dass Concordia einen festen, klaren Ort bekommt und bespielen darf und ich hoffe, dass es weiterhin so viel Unterstützung durch die Eltern gibt wie bisher. Ein besonderer Dank an die die unermüdlich zu den Auswärts-spielen „Fahrenden“. Auch wöre es schön, wenn sich die Unterstützung durch die Ultras und andere Fans bei den Spielen der Jugendlichen weiter vergrößert, das ist schon jetzt sehr beeindruckend und hilft den Spielern auf dem Feld bei Punktspielen sehr.

Was machst Du eigentlich, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Germar Wochatz: Dann bin ich Psychiater und Psychotherapeut in einer Praxis in Potsdam und bilde Psychothera-peuten aus. Darüber hinaus bin ich alleinerziehender Vater von zwei Jungs - meine große Tochter ist schon ausgeflogen - und Bonusvater von 3 weiteren Jungs, lebe also in unserer Bonusfamilie mit 5 Jungs am Essenstisch. Da ist natürlich immer viel los, viel zu erzählen, viel zu lachen, aber auch zu regeln und zu organisieren. Allein das tägliche Kochen für die fünf heranwachsenden Jungs ist immer wieder eine neue Herausforderung. Aber wir genießen das alles sehr. Nebenbei versuche ich mit meiner Frau auch mal ins Thalia zu kommen, Freunde zu treffen, Kunst zu genießen und zu reisen...

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre – ganz persönlich, beruflich und mit Concordia?

Germar Wochatz: Diese Frage kann ich nicht ohne die Aussage beantworten, dass ich mir wünsche, dass die Vernunft und Menschenwürde gewinnt und dieser aggressive Krieg in der Ukraine gerecht beendet wird und die Menschen dort in Frieden leben können. Überhaupt sollten alle Menschen in Frieden leben können.

Ganz privat wünsche ich mir, dass ich mein Leben erfüllt und glücklich weiterleben kann.
Beruflich bin ich dabei in Potsdam-West eine neue private Tagesklinik mit aufzubauen.
Und mit Concordia wünsche ich mir einfach eine weitere schöne, sportliche und soziale Entwicklung der 2008er und des gesamten genialen Vereins.

Danke für diese Möglichkeit, mal etwas zum Thema Fußball und Concordia schreiben zu können.

Wir bedanken uns für die offenen Antworten und neuen Einblicke. Und natürlich soll alles so kommen, wie Du es Dir wünschst.

Erste gewinnt sicher gegen Rehbrücke

Vom 15.06.2023

Mit einem sicheren 3:0 Heimerfolg gegen die zuletzt sehr erfolgreiche Zweite des SV Rehbrücke 05 hat unsere Erste im Kampf um Platz 2 weiter alle Trümpfe in der Hand. Die Tore erzielten diesmal Johann Macht, Leonhard Jahnke und der diesmal im Sturm aufgebotene Kai Mund.

Unsere Erste liegt damit zwei Spieltage vor Saisonschluss einen Punkt hinter Viktoria Potsdam II auf Platz 3, hat aber noch ein Spiel mehr zu absolvieren.

Concordias Erwachsenenteam setzt in den letzten beiden Spielen auf die Unterstützung der Fans. Wir sehen uns am Sonntag, 18.06. 13 Uhr beim FV Turbine Potsdam 55 II und am Samstag, 24.06. 13.30 Uhr auf der Sandscholle gegen den Teltower FV III.

Erste will Platz 2 behaupten

Vom 04.06.2023

In der 2. Kreisklasse C hat United Teltow den Aufstieg klargemacht. Für unsere Erste ging es nunmehr darum, Platz 2 zu sichern und zu hoffen, dass dieser aus irgendwelchen Gründen doch noch reichen kann.

Ein großer Schritt dazu gelang nach einem geschlossenen Auftritt unter großer Hitze mit dem 3:2 auf der Sandscholle gegen Viktoria Potsdam II.

Am Pfingstmontag stand dann das auf Wunsch unserer Gäste mehrfach verlegte Heimspiel gegen Fortuna Babelsberg III auf dem Spielplan. Mit mehreren Spielern, die ansonsten in der Kreisoberliga für Fortunas II. die Tore schießen oder gleich fünf Spielklassen höher in Fortunas Landesligateam auflaufen, nahm Fortuna III die Punkte durch einen 2:0-Erfolg mit zum Stern.

Nach den zuletzt gezeigten Leistungen und den geschlossenen Auftritten unseres Erwachsenenteams gibt es dennoch viele Gründe, zuversichtlich in die nähere Zukunft zu blicken.

Zum Pokalfinale nach Falkensee!

Vom 29.05.2023

Der Jugendausschuss des Fußballkreises Havelland informierte gerade darüber, wann und wo das Pokalfinale der B-Junioren stattfindet.

Wir fahren am Sonntag, 09.07.2023 nach Falkensee!

Auf der Sportanlage Rosenstraße fndet ab 10 Uhr das Finalturnier der D-Junioren statt.

15 Uhr tritt dann unsere B1 gegen den Werderaner FC Viktoria an.

Wir bitten alle Unterstützer:innen unseres Vereins, sich den Termin vorzumerken, um beim ersten Pokalfinale unserer jüngeren Vereinsgeschichte dabei zu sein. Nähere Infos zur Anreise geben wir in den nächsten Tagen bekannt.

Im Interview (Folge 23): Merten Hennig

Vom 25.05.2023

Merten Hennig trainiert seit Saisonbeginn unsere 2008er gemeinsam mit Germar Wochatz. Mit viel Pathos und Kommunikation auf Augenhöhe hat er einen ordentlichen Anteil an der anhaltenden Erfolgsserie des Teams. Wir haben mit ihm über seine Vergangenheit als Steuermann im Ruderboot, die Vorbereitung auf Weltmeisterschaften, über die Liebe zur Atmosphäre in der Fußball-Kreisliga, über den Umgang mit Jugendlichen im Fußballteam, über Haltung und Antifaschismus, über die Ultras in der Sichtachse, über die Entwicklung der Ersten, über den Traum von einem Vereinsheim und natürlich ganz viel über Gemeinschaft, Liebe und das Concordia-Gefühl geplaudert.

Hallo Merten, seit wann interessierst Du Dich für Fußball? Hast Du selbst einmal gespielt?

Merten Hennig: Ich bin seit ich denken kann fußballbegeistert. Nach der Schule und auch sonst habe ich eigentlich immer Lust auf Fußball gehabt und oft gespielt. Ferner bin ich seit 2005 als Mitglied des amtierenden Meisters der Oberliga des Nordostdeutschen Fußballverbandes auch oft zu Spielen gefahren und hab meine Jugend in vielen Stadien verbracht.

Selbst habe ich noch nie mit einem Verein ein Fußballspiel selbst gespielt. Ich habe in jungen Jahren aktiv Leistungssport betrieben, jedoch keinen Fußball. Ich habe mich für 2-3 Monate mal bei den Potsdamer Kickers ausgetestet, da Freunde dort spielten. Das war lustigerweise im gleichen Alter, in dem meine Truppe jetzt steckt. Aufgrund von Unstimmigkeiten mit dem Trainer und der Art wie trainiert wurde, habe ich mich schnell dazu entschieden, dass ich da nicht mehr hingehe. Das entstand sicher auch aus einer aufkommenden Aversion gegen Leistungsdruck und der jugendlichen Interessens- verschiebung. Ich habe im Alter von 8/9-14/15 Jahren bei der Potsdamer Ruder- gesellschaft als Steuermann alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Habe jedoch bei Vorbereitungen auf größere Wettkämpfe wie Jugendweltmeisterschaften auch gemerkt, dass die Art und Weise und die Menge des Trainings nicht dem entspricht, was ich gern machen möchte.

Wie bist Du zu Concordia gekommen?

Merten Hennig: Concordia war mir schon länger bekannt, da ich mich auch sonst in Kreisen bewege, in denen es Schnittpunkte zum Verein gibt. Der Verein war mir immer schon sympathisch, da dort Werte vertreten werden, nach denen ich mein Leben gestalte. Daher war ich auch öfter bei Spielen der Erwachsenen. In einer Phase in der ich 11 Monate selbstständig gearbeitet habe und viel Zeit hatte, wurde mir genau dann die Möglichkeit eröffnet, dass ich bei Concordia einsteigen könnte. Vorangetrieben von Laura und Steffen, die ich mehr als lieb habe, wurde ich überzeugt, mich mal mit dem Vorstand zusammen- zusetzen und zu gucken, ob ich mir eine helfende Rolle vorstellen könnte. Nach einem Gespräch mit Lutz, Roman und Laura war schnell klar: Das passt.

Was reizt Dich an der Aufgabe, ein Jugendteam zu trainieren?

Merten Hennig: Um ehrlich zu sein, liebe ich Fußball und gerade Kreisligaatmosphäre einfach unglaublich doll. Ich mag keinen unnötigen Leistungsdruck und weiß, dass ich eine leitende Rolle einnehmen kann, ohne unangenehm zu sein. Ich habe das schon oft erwähnt und dabei bleibe ich auch: Gerade diese Jugendlichen zu trainieren, ist wie sich selbst auf die Schulter klopfen. Ich bekomme regelmäßig sehr liebes Feedback und viele Jungs freuen sich, mich zu sehen. Außerdem sehe ich Entwicklung mit Ergebnissen und hab persönlichen Kontakt zu coolen Jungs, welche auch mich supporten. Und dazu gibt es ein Vereinsumfeld, was mich unterstützt und zur Not auch auffängt. Ich finde, das klingt doch nach ner guten Beschäftigung oder?

Kabinenansprache

Gibt es etwas, was Dir im Umgang mit Jugendlichen besonders wichtig ist?

Merten Hennig: Ich bin Antifaschist durch und durch. Respekt untereinander, gewaltarme Sprache, Inklusion, Integration und ne stabile Haltung gegen Nazis sind mir überaus wichtig. Wenn im Training mal ein Wort fällt, das mir nicht passt, ist das der einzige Moment, wo es mal lauter werden kann. Ich bin zu Concordia gekommen, um meinen Jugendlichen einen Menschen als Trainer zu geben, den ich früher gern als Trainer gehabt hätte. Daher ist mir eigentlich nur wichtig, dass die Jungs sehen, wieso ich Dinge tue und ihnen zu zeigen, dass das mit mir ein richtig cooler Weg sein kann, der viel Liebe und Gemeinschaft erzeugen kann. Und falls da auch ein kleiner Antifaschist rauskommt, bin ich noch glücklicher. Daher gibt es bei uns im Team regelmäßige Gesprächsrunden und ich habe immer Zeit und Lust, mich mit den Jungs auszutauschen.

Was wusstest Du über unsere 2008er, bevor Du das Team als Trainer übernommen hast?

Merten Hennig: Eine sehr gute Freundin von mir arbeitet im Fanladen vom falschen Babelsberger Verein und daher hatte ich einen kleinen Einblick, da ein paar der Jungs auch dort abhängen. So war mir gerade Leo bekannt, da er bei der Nowawes Jugend dabei war. Ansonsten hatte ich überhaupt keine Ahnung, auf was ich mich da einlasse. Ich wurde einfach mal zu einem „Probetraining“ eingeladen und hab mit Robert und Germar ein wenig Tuchfühlung betrieben. Die beiden sind ganz tolle Menschen und das Team wirkte auch sehr umgänglich. Die anderen Infos, die ich hatte, waren, dass sie jedes Spiel der Saison verloren hatten und trotzdem oft 20 Jugendliche auf dem Trainingsplatz waren. Das hat mich überzeugt, genau bei diesem Team meine Rolle als Kommunikator, Motivator und Trainer gut ausfüllen zu können.

Wie siehst Du die Entwicklung des Teams sportlich und sozial? Wo hat sich das Team verbessert? Wo ist noch Luft nach oben?

Merten Hennig: Mir fällt es ehrlich super schwer zu sehen, wo sich die Jungs verbessern. Da ich sie bis zu 3-mal die Woche sehe, ist das ein schleichender Prozess der sich mir nicht so deutlich aufzeigt. Mir wurde jedoch schon gespiegelt, dass die Kommunikation sich verbessert hat. Spielerisch haben die Jungs auch vor mir schon ordentlich was gekonnt. Wir haben jedoch in dieser kurzen Zeit eine noch stärkere Gemeinschaft geschaffen, die als eine Einheit aufs Feld geht und füreinander kämpft bis sie nicht mehr können. Dadurch schaffen wir es auch, Rückschläge wegzustecken. Wir haben es geschafft, an das zu glauben, was wir können. Und dadurch trauen wir uns mehr zu. Durch dieses Selbstvertrauen probieren die Jungs sich aus und schaffen es, Dinge zu tun, die vorher vielleicht sogar unmöglich erschienen. Ich versuche, meine einfachen kleinen Ideen einzubringen und hoffe, dass die Jungs sich noch in ein paar Jahren an Merten und seine Dreiecke erinnern. Und Luft nach oben gibt es nicht. Solange wir Spaß am Spiel haben und die Jungs gern mit mir trainieren, sind wir ganz oben angekommen.

An welches Spiel Deines Teams oder welchen Moment mit dem Team wirst Du Dich wahrscheinlich in 20 Jahren noch erinnern?

Merten Hennig: Puh, dass ist ne schwere und auch gute Frage. Jedes Spiel, das ich bis jetzt betreut habe, hat eine Geschichte, die sich bei mir eingebrannt hat. Die Jungs haben mir mehrfach Momente geschenkt, an die ich mich gerne erinnere. Sei es mein erstes Spiel als Trainer, bei dem ich ein Team betreute, was alle Spiele der Vorsaison verloren hat. Vor diesem Spiel versprach mir Mattis ein Tor und lieferte prompt das 1:0 und dann wurde der RSV Eintracht auch noch mit 7:0 auf seinem heimischen Platz abgefertigt. Oder eine wie immer leidenschaftliche Ansprache von mir in der Pause des Derbys gegen Babelsberg 74. In dieser erwähnte ich, dass wir nach der Pause direkt Druck machen müssen und mit einem Tor 74 definitiv den Zahn ziehen können. Die Jungs sind da mit vollem Einsatz rein gegangen und haben 2 Minuten nach dem Wiederanpfiff direkt das 3:0 geschossen. In diesem Moment dreht sich Eddi, einer meiner Spieler, zu mir um ballt eine Faust und ruft: „Jetzt haben wir den Zahn gezogen“. Solche Momente sind es, die dich absolut mitreißen und Erinnerung fürs Leben schaffen. Weitere Momente die mir auch heute noch Tränen in die Augen treiben, sind mein Geburtstagsgeschenk zum 30. Die Mannschaft hat mir ein Trikot mit der Nummer 30 und ihren Unterschriften geschenkt, welches ich sehr sehr gern trage. Aber ich habe Angst, es zu oft zu waschen, da gehen ja sonst die Namen ab. Weiterhin bin ich stolz, dass alle Spieler untereinander zusammenhalten, beispielhaft dafür ist der Gruß der Mannschaft an den verletzten Bennit.

Gruß des Teams an den Mitspieler

Bei den Heimspielen unseres Erwachsenenteams sieht man Dich häufig im Fanblock. Was sollte den Support bei Concordia von dem auf anderen Sportplätzen unterscheiden?

Merten Hennig: Haltung. Was bei anderen Vereinen vielleicht gepredigt wird, sollten wir aktiv umsetzen. Wir können durch unsere Haltung einen Raum schaffen, in dem sich alle Menschen wohlfühlen. Wir sollten die Möglichkeit der aktiven Teilnahme bieten und auch die Möglichkeit, coole Dinge zu erleben. Im Fanblock bei Cordi zu stehen, heißt für mich auch, eine enorme Freiheit im Leben. Keine Verurteilung, Freunde, Fußball und einfach Spaß haben. Wenn wir das auch an unsere Spieler:innen, deren Freund:innen und die sonstigen Fans weitergeben können, sehe ich eine großartige Zukunft für den Support-Block der Ultras in der Sichtachse.

Wenn die C1 spielfrei hat, zieht Merten auch mal das Ordnerleibchen bei der Ersten über.

Wie beurteilst Du die sportliche Entwicklung unserer Erwachsenen in den letzten Jahren?
Ist der Aufstieg in dieser Saison schon drin?

Merten Hennig: Die Entwicklung ist bemerkenswert. Da rückt für mich der Aufstieg eher in den Hintergrund. Die Erwachsenen haben einen riesigen Kader mit richtig tollen Menschen. Sogar wenn tragende Spieler ausfallen oder mal ins Ausland gehen, hat das Team weiterhin guten Fußball gezeigt und Leidenschaft, die dafür gesorgt hat, dass sie verdient da stehen, wo sie stehen. Wenn es dieses Jahr nicht klappt, dann bin ich mir sicher, dass es zukünftig nur bergauf geht.

Kann ein Verein wie Concordia die Fußballwelt ein bisschen besser machen?

Merten Hennig: Als Gallionsfigur des Fußballs ohne Leistungsdruck und mit antifaschistischer Einstellung in unserer Gegend haben wir es oft mit Anfeindungen zu tun. Diese Anfeindungen zeigen, wie wichtig unsere Arbeit ist. Selbst wenn das nur eine Utopie ist, so werden wir es vielleicht schaffen durch Interventionen und stabile Haltung nachhaltig den Jugendfußball zu prägen. Wenn auch nur ein Kind weniger angeschrien wird und wir die Möglichkeit bieten, dass alle Menschen bei uns spielen dürfen, so werden wir die Fußballwelt positiv beeinflussen. Und wenn ich mir ein paar Erwachsene angucke, die schon ewig bei Cordi sind, so muss ich sagen, dass wir das definitiv schaffen!

Ultras in der Sichtachse

Welche Wünsche hast Du für die weitere Entwicklung unseres Vereins?

Merten Hennig: Ich bin eigentlich schon ganz zufrieden, was wir so wuppen. Auch hier scheint jedoch ein utopischer Ansatz nicht verkehrt. Ein eigener Platz, mit eigenem Vereinsheim und der Möglichkeit, dadurch noch mehr Menschen von unserem Konzept zu überzeugen, würde mich überaus glücklich machen.

Was machst Du eigentlich, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Merten Hennig: Noch studiere ich. Ich arbeite und bin auch neben Cordi viel ehrenamtlich unterwegs. Ich studiere Jura als Bachelor, mehr gibts dazu aber auch nicht zu sagen. Wer sich in linken Räumen in Potsdam bewegt, hat mich am Wochenende sicher schon mal an der Tür, hinterm Tresen, als Veranstalter oder auf sonstigen Veranstaltungen gesehen. Meine Liebe gehört da vor allem der Datscha und meinem Lieblingskeller im westlichen Teil der Stadt. Dienstag und Donnerstag findet ihr mich oftmals dort.

Selbstgemaltes für die Lieblingskneipe

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre – ganz persönlich, beruflich und mit Concordia?

Merten Hennig: Das kann ich beruflich nicht beantworten, da schauen wir einfach mal was die Zeit so bringt. Persönlich möchte ich gern aktuell bleiben. Kein Festhalten an bestehenden Standpunkten, sondern immer wieder reflektieren und hinterfragen. Ungemütlich für Faschos bleiben und weiterhin fürs gute Leben kämpfen. Concordia wird da hoffentlich weiterhin ein Teil davon sein und von meinem Enthusiasmus profitieren und diesen auch weiterhin mit Schulterklopfen fördern. Wenn ich dann irgendwann vielleicht einen meiner Jungs in der Erwachsenenmannschaft sehe, werde ich bei jedem Spiel ganz stolz erwähnen, dass ich den mal trainiert habe.

Wir danken Dir für dieses herzerwärmende Interview und wünschen uns, dass Du uns genau so noch lange erhalten bleibst.


Alle anderen Interviews der Reihe findet ihr hier: concordia-nowawes.de/kiosk/concordia-im-interview

Concordia verliert gutklassiges Spitzenspiel

Vom 10.05.2023

Im Spitzenspiel beim Tabellenführer United F.C. Teltow präsentierte sich Concordias Erste am Dienstagabend gegenüber den beiden letzten Spielen stark verbessert. Vom Anpfiff an präsentierten beide Teams ein Spiel, das auch 2-3 Spielklassen höher hätte stattfinden können. Letztlich entschieden die Teltower das Spiel durch die bessere Chancenverwertung mit 2:0 zu ihren Gunsten.

Unser Erwachsenenteam konnte sich nach dem Schlusspfiff von den sympathischsten Fans der Kreisklasse dennoch zu Recht für einen starken und geschlossenen Auftritt feiern lassen.

Nun geht es in den kommenden Spielen darum, den Platz 2 zu behaupten, der vielleicht noch für den Aufstieg reichen könnte. Vor allem aber geht es darum, sich vom Druck zu befreien, das Team weiter zu entwickeln und guten Fußball zu spielen.

Mehr Fotos gibt es HIER.

Im Interview (Folge 22): Ingmar Zalewski

Vom 28.04.2023

Ingmar Zalewski wurde 2017 bei Antirassistischen Stadionfest als Concordia-Trainer entdeckt und verpflichtet. Seitdem trainierte er die Jahrgänge 2008 und 2006. Außerhalb des Fußballplatzes gibt er Seminare an der Uni und promoviert zu Flucht- und Migrationsforschung. Wir haben mit ihm über die Angst vor seinem ersten Jugendtrainer, über den Leistungsdruck in der Landesauswahl Schleswig-Holstein, über den Reiz, mit Jugendlichen auf dem Trainingsplatz zu stehen, über die herausfordernde Coronazeit, über die Entwicklung der 2006er, über Demonstrationen für menschengerechtes Wohnen und bessere Klimapolitik, über seine Pläne mit und ohne Concordia und natürlich über das historische Pokalfinale der B-Junioren gegen den Werderaner FC gesprochen.

Hallo Ingmar, seit wann interessierst Du Dich für Fußball? Hast Du selbst einmal gespielt?

Ingmar Zalewski: Das reicht recht weit zurück, ich müsste 6 Jahre alt gewesen sein, als ich angefangen habe Vereinsfußball zu spielen. Wobei ich anfangs auch mal mit dem Ball auf das falsche Tor gelaufen bin. Gerade meine erste Saison beim Osterbyer SV war eigentlich gar nicht schön. Ich erinnere mich an einen Trainer, der so viel geschrien hat, dass ich sogar ein bisschen Angst vor dem hatte. Ich bin dann gleich nach der Saison in den Nachbarverein Wittenseer SV gewechselt. Dort ging es dann fußballerisch mit mir bergauf und ich fand viele neue Freunde. In der D-Jugend wurde ich Kapitän und noch ein wenig später fand ich mich im Trainingslager der Landesauswahl Schleswig-Holstein in Bad Malente wieder. Daran kann ich mich noch gut erinnern. 2-3 Trainingseinheiten pro Tag unter einem hohen Leistungsdruck und unter der Beobachtung mehrerer Trainer waren mir aber viel zu viel. Das nahm mir irgendwie die Freude und Leichtigkeit am Spiel. Nachdem ich mit dem Vereinsfußball aufgehört hatte, habe ich weiterhin viel in der Freizeit gespielt – bis zum heutigen Tag eigentlich.

Wie bist Du zu Concordia gekommen?

Ingmar Zalewski: Das wurde von der Scouting Abteilung unseres Vereins in Form von Lutz eingefädelt. Ich spielte 2017 mit dem Team der „Westkurve“ beim „Ball ist bunt“. Lutz kannte ich aus politischen Zusammenhängen der Stadt. Germar, einer meiner Mitspieler aus der Westkurve, trainierte damals die 2008er bei Concordia und war auf der Suche nach Unterstützung an der Seitenlinie. Lutz hat dann wohl 1 und 1 zusammengezählt und vorgeschlagen, dass wir uns mal unterhalten sollten. Nur wenige Wochen später bin ich bei den 2008ern eingestiegen.

Was reizt Dich an der Aufgabe, ein Jugendteam zu trainieren?

Ingmar Zalewski: Zunächst einmal mag ich die Situation mit Jugendlichen zusammen auf dem Trainingsplatz zu stehen. Davon gehe ich eigentlich immer als Grundlage aus. Die Punktspiele sind dann nochmal eine weitere Sache. Aber bleiben wir mal beim Trainingsplatz, dann genieße ich es einfach meine Ideen vom Fußball so anschaulich wie möglich zu vermitteln, am liebsten kleinere und auch anspruchsvollere gruppentaktische Sachen, was ich ja mit einer B-Jugend alles sehr gut machen kann und auf fruchtbaren Boden fällt. Am liebsten nutze ich dafür intensive Spielformen - solche, auf die ich als Spieler auch Bock gehabt hätte. Wenn die Einheit dann intensiv war und die Spieler mir nachher rückmelden, dass sie richtig was mitgenommen haben, ist bereits sehr viel von dem, was für mich den Reiz ausmacht, erfüllt.

Gibt es etwas, was Dir im Umgang mit Jugendlichen besonders wichtig ist?

Ingmar Zalewski: Ich möchte zunächst immer, dass wir eine gute gemeinsame Zeit haben und es allen Spaß und Freude bringt, auf dem Fußballplatz zusammen zu kommen. Mir persönlich ist es wichtig, als Trainer nahbar zu sein und mit den Jugendlichen viel und transparent zu kommunizieren. Wie gesagt, ich hatte damals einen Trainer, der einen extrem rauen Umgang mit uns gepflegt hat. Das hat mich ganz schön verstört. Schon aus diesem Grund ist mir ein respektvoller Ton auf dem Platz total wichtig. Zwischen Trainerteam und Spielern, sowie unter den Spielern. Mir ist es ebenso wichtig, die Jugendlichen dazu zu ermuntern, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und für andere – auf und neben dem Platz.

Für die 2006er war die Coronazeit ziemlich schwierig. Wie hast Du die Zeit erlebt? Wie haben die Einschränkungen sich auf die soziale Struktur im Team ausgewirkt?

Ingmar Zalewski: Das stimmt, die Coronazeit war ja eine Zeit voller Umbrüche und Unwägbarkeiten für alle und gerade für ein Jugendteam von 14-16Jährigen. Ich habe das Team im Sommer 2020 übernommen, da dachte man noch, Corona sei wahrscheinlich schon bald wieder vorbei. Die Anfangszeit habe ich dann als sehr euphorisch in Erinnerung. Im Herbst wurde dann der Spielbetrieb unterbrochen und wir sind auf kontaktloses Training in Kleingruppen umgestiegen, sobald es das Hygienekonzept zuließ. Ich erinnere mich auch noch an eine Handvoll gemeinsamer Fitnesseinheiten mit den Jugendlichen online. Dann kam der Wechsel in die B-Jugend und vor allem die Herausforderung, sich als junger Jahrgang auf eine ganz andere Körperlichkeit der Gegner einzustellen. Dann wieder die Unterbrechung des Spielbetriebs. Zusammen mit meinem Trainerkollegen Norman haben wir zu der Zeit viele Einzel- und Gruppengespräche mit den Jugendlichen geführt, einen Mannschaftsrat eingerichtet und zudem die alten Kommunikationsstrukturen, in denen die Eltern noch stark eingebunden waren, auf die Jugendlichen selbst umgestellt. Das waren alles sehr wichtige Prozesse und Umstellungen. Es ging viel darum, die Unwägbarkeiten jetzt gemeinsam auszuhalten und auch mit Frustration umgehen zu lernen. Letztlich hat es dazu geführt, dass eine richtige Achse auch neben dem Platz gewachsen ist, die gemeinsam durch diese herausfordernde Zeit gegangen ist. Für sie freuen mich jüngste sportliche Erfolge wie das Erreichen des Pokalfinales ganz besonders.

Wie siehst Du die Entwicklung der 2006er - sportlich und sozial? Wo hat sich das Team verbessert? Wo ist noch Luft nach oben?

Ingmar Zalewski: Die soziale Entwicklung stimmt mich, wie gesagt, aktuell positiv. So eine schwierige Zeit gemeinsam durchzustehen, schweißt auch zusammen. Sportlich war es eine wichtige Weichenstellung zur neuen Saison einen stabilen Trainingsbetrieb durch die Zusammenlegung mit der B2 als eine gemeinsame Trainingsgruppe zu erreichen. Dazu haben wir uns vor der Saison im Verein ausgiebig zusammen gesetzt und ich denke eine wirklich gute Lösung gefunden! Von der Erweiterung des Trainerteams um Roman profitiert das Team ebenso stark.

Den größten sportlichen Sprung sehe ich bei der B1 bei Themen, an denen das Team in vielen Trainingseinheiten hart gearbeitet hat. Allen voran die Chancenverwertung, dazu gehört insbesondere das konsequente Nachrücken und Besetzen des Strafraums. Ein weiterer Entwicklungssprung ist das kompakte Verteidigen. Hier hat es so richtig im Laufe dieser Saison Klick gemacht. Das Team hat es hinbekommen, die Mitte zu schließen und bietet nun meist eine kollektive Verteidigungsleistung an, mit der wir für unsere Gegner viel schwerer zu knacken sind als früher. Hinzu kommt die bessere Verbindung einzelner Mannschaftsteile. Hier profitiert das Team von der Festlegung auf ein 4-3-3 System zum Anfang der Saison, das Ein- und Festspielen der Spieler auf Positionen. Ich habe das Gefühl, alle Spieler wissen genau, was auf ihrer Position von ihnen verlangt wird. Viele haben mittlerweile ihre Lieblingsposition gefunden, nachdem es in den Jahren zuvor auch wichtig war, erstmal möglichst viele Positionen kennenzulernen und auszuprobieren, was zu einem passt.

Bei den spielerischen Lösungen mit Ball gibt es immer Luft nach oben. Wir haben den Anspruch, mehr anzubieten als den berüchtigten „langen Hafer“. Daran arbeiten wir weiterhin sehr viel. Auch im Umschaltspiel (offensiv wie defensiv) und im Angriffspressing sehe ich bei uns noch Steigerungspotenzial.

Die B I ist gerade durch ein fulminantes 2:0 gegen die SG Michendorf ins Pokalfinale eingezogen. Die Euphorie war mit Händen zu greifen. Wir haben gleich mehrere Fragen erhalten, ob man die Fotos vom Spiel herunterladen darf, wann und wo das Finale stattfindet und ob wir einen Sonderbus chartern. Wie hast du den Tag erlebt? Und was ist nun drin gegen den Werderaner FC?

Ingmar Zalewski: Das war schon etwas ganz Besonderes! Die Anspannung bei Spielern und auch im Trainerteam war vorher schon eine andere als im normalen Ligabetrieb. Wir wollten aber unbedingt vor unseren eigenen Fans ins Finale einziehen und wussten, dass wir die SG Michendorf auch bereits in der Vergangenheit geschlagen hatten. Es war eigentlich alles für uns angerichtet. Mit dem entsprechenden Selbstvertrauen sind wir dann auch ins Spiel gegangen. Nach dem 0-0 zur Pause haben wir uns dann sehr viel für die zweite Halbzeit vorgenommen, als dann auch die Fans richtig lautstark am Start waren, hat sich das Spiel verdientermaßen zu unseren Gunsten gedreht! Und mit dem Schlusspfiff brachen dann kurzzeitig mal alle Dämme!

Bezüglich des Finales ist zu vernehmen, dass die Buchmacher:innen den Werderaner FC in einer leichten Favoritenrollen sehen. Das soll und kann uns ganz recht sein, wir bleiben nämlich ganz allein bei uns und wissen was wir können. Wenn wir an dem Tag unseren Fußball auf den Platz bringen, unsere famosen Fans und die Unterstützung des ganzen Vereins spüren - wie gegen Michendorf - dann ist alles möglich. Am Ende wollen wir den Pokal in den Händen halten!

An welches Spiel oder welchen Moment bei Concordia wirst Du Dich wahrscheinlich in 20 Jahren noch erinnern?

Ingmar Zalewski: Der Finaleinzug war sicherlich genau so ein Moment. Aber auch vieles anderes werde ich so schnell nicht vergessen. Als wir zum Beispiel mit den 2008ern gerade eine längere ergebnistechnische Talsohle durchschritten und zudem der Wechsel unseres damaligen Toptorjägers Calli zum großen Nachbarn im Kiez anstand, gab es ein Hallenturnier, bei dem er zum letzten Mal für unsere Farben auflief. Wir gewannen das Hallenturnier ziemlich überraschend und er wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt. Das war zum einen traurig aber auch irgendwie sehr schön für alle.

Mein erstes Spiel als neuer Trainer der 2006er war für mich auch etwas ganz besonderes. Wir spielten auf der Sandscholle gegen ein älteres und uns körperlich überlegenes Team aus Elstal, hielten gut mit und erzielten kurz vor Schluss den vielumjubelten Ausgleichstreffer zum 1-1 Endstand.

Wie beurteilst Du die sportliche Entwicklung unserer Erwachsenen in den letzten Jahren? Ist der Aufstieg in dieser Saison schon drin?

Ingmar Zalewski: Ich muss gestehen, dass es Leute gibt, die hier wahrscheinlich viel näher dran sind als ich und das auch besser einschätzen können. Wenn ich Spiele sehe, bin ich aber fast immer sehr angetan davon, was auf dem Platz geboten wird. Und grundsätzlich habe ich vollstes Vertrauen, dass ein Team um Kapitän Balti selbstverständlich in dieser Saison schon aufsteigen kann und wird! Ich verfolge ansonsten vor allem unsere Jugendteams.

Seitdem ich nicht mehr bei den 2008ern bin, bin ich Fan. Ich freue mich ungemein über deren aktuelle Entwicklung! Gerade weil ich weiß, dass das Team auch andere Zeiten kennt, wo es von den Ergebnissen her auch mal nicht so lief und dass das der Fußballbegeisterung aber niemals einen Abbruch getan hat. Die sind ja auch im Trainerteam super aufgestellt, also die werden sicherlich auch in Zukunft noch für ordentlich Furore sorgen!

Auch die 2007er spielen eine ganz starke Rückserie bisher und begeistern mich mit ihrem Kombinationsspiel. Über den eigenen Nachwuchs muss sich das Erwachsenenteam über Jahre hinweg nicht sorgen, habe ich den Eindruck.

Kann ein Verein wie Concordia die Fußballwelt ein bisschen besser machen?

Ingmar Zalewski: Rhetorische Frage oder? Ich denke, das macht Concordia bereits seit einiger Zeit und dafür ist der Verein damals ja auch angetreten – Fußball mit Haltung eben! Ich persönlich kann mir mein Engagement nur hier vorstellen und in keinem anderen Verein. Ich hätte mir so einen Verein für mich selbst als Spieler früher sehr gewünscht. Man merkt einfach, dass die Fußballbegeisterung hier im Vordergrund steht. Themen wie gesellschaftliche Teilhabe und Inklusion im Kinder- und Jugendbereich werden bei Concordia richtig gelebt und nicht nur so vor sich hergetragen. Ich erlebe es so, dass alle in der Concordiafamilie da an einem Strang ziehen und ähnlich ticken. Ich finde es sehr wichtig, dass unser Verein widerständig und unbequem bleibt, auf Missstände aufmerksam macht und auch Auseinandersetzungen im Zweifelsfall bis zum Sportgericht nicht scheut.

Welche Wünsche hast Du für die weitere Entwicklung unseres Vereins?

Ingmar Zalewski: Ich wünsche mir für die Zukunft unseres Vereins, dass er weiter so gut wächst und gedeiht wie aktuell. Ein besonderer Wunsch ist, dass wir kontinuierlich neue Übungsleiter:innen für unseren Verein gewinnen können, die charakterlich zu uns passen, um alles auf möglichst viele Schultern verteilen zu können. Vielleicht wird unser Verein auch noch attraktiver für nicht cis-männliche Personen im Trainer:innenamt und in anderen Funktionen. Das fände ich langfristig gesehen sehr schön. Und ansonsten niemals die Haltung verlieren und so stabil bleiben wie seit eh und je, aber da mach ich mir auch überhaupt keine Sorgen.

Was machst Du eigentlich, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Ingmar Zalewski: Ich schreibe an einer Promotion im Bereich der Flucht- und Migrationsforschung und gebe Seminare an der Uni. Was Kultur und Politik angeht, bin ich recht vielseitig jenseits des Fußballplatzes interessiert. Mir ist es wichtig, dass man mich auch weiterhin auf Potsdamers Straßen antreffen kann, wenn es um Themen wie verfehlte Klimapolitik, wiederaufgebaute Kirchen und menschengerechtes Wohnen geht. Wenn der Fußball mal ein paar Tage Pause hat, ist das auch mal völlig okay für mich, umso mehr freue ich mich dann, wenn ich wieder auf dem Platz stehe!

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre – ganz persönlich, beruflich und mit Concordia?

Ingmar Zalewski: Beruflich möchte ich gerade meine Promotion abschließen, um mich danach neuen Aufgaben widmen zu können. Wohin es mich genau führt, das weiß ich noch nicht, in jedem Fall kommt etwas Neues auf mich zu und darauf freue ich mich schon! Mit Concordia denke ich zwar nicht ausschließlich von Spiel zu Spiel, aber in meiner aktuellen Situation doch von Saison zu Saison. Wir haben noch viele Aufgaben in den nächsten Monaten mit der B1 vor uns – auch aber nicht nur das Pokalfinale! Es bleibt eigentlich auf so ziemlich allen Ebenen spannend, was kommt, aber Stillstand war auch noch nie wirklich meins.

Wir bedanken uns für das Interview und sehen uns - spätestens am 9.7. im Bus zum Pokalfinale.


Alle anderen Interviews der Reihe findet ihr hier: concordia-nowawes.de/kiosk/concordia-im-interview