Concordia Nowawes

Im Interview (Folge 24): Germar Wochatz

Germar Wochatz trainiert seit sieben Jahren unsere 2008er. Nebenher spielt er noch ein bisschen Fußball beim SV Babelsberg 03, baut gerade eine neuen Tagesklinik in Potsdam-West auf und versucht, das Leben mit Frau und fünf heranwachsenden Jungs zu genießen. Wir haben mit ihm über Fußball als Gemeinschaftserlebnis, über die Goldene Generation bei Fortschritt Spremberg, über sein Siegtor mit der Pike gegen Dynamo Dresden, über Begegnungen mit Matthias Sammer und Maradonna, über Knieverletzung, NVA und andere unschöne Beeinträchtigungen des Fußballglücks, über die Falle, in die ihn Concordia gelockt hat, über die Entwicklung unserer 2008er und ganz viel über seine Liebe zum Fußball und über Respekt, Fairness und Zusammenhalt gesprochen.

Hallo Germar, seit wann interessierst Du Dich für Fußball? Hast Du selbst einmal gespielt? Bei welchem Verein und auf welcher Position?

Germar Wochatz: Fussball hat besonders in meiner Kindheit und Jugend eine sehr wichtige, zentrale Rolle gespielt. Mein tägliches Leben fand damals auf dem Fußballplatz statt. Wir trafen uns bei jedem Wetter auf dem Bolzplatz, mit und ohne offiziellem Training und spielten stundenlang Fußball. Im Winter und am Wochenende versuchten wir recht erfolgreich in die eigentlich verschlossene vereinseigene Turnhalle „reinzukommen“, um dort zu zweit oder zu dritt solange Bälle „Hin- und Herschießen“ zu üben, bis der Kopf manchmal vor Anstrengung schmerzte. Fußball hat mir sehr geholfen die Schwierigkeiten, die ich in meinem Umfeld hatte, besser aushalten zu können.

Klar hab ich auch im Fernsehen alles geguckt, was mit Fußball zu tun hatte und erinnere mich noch besonders an die grandiose Europapokalsaison von Carl Zeiss Jena 1981 und an alle möglichen EM- und WM-Spiele, die ich mitfiebernd vor dem Fernseher verfolgt habe. Aber vor allem war und ist Fußball für mich bis heute mit einem großartigen Gemeinschaftserlebnis verbunden. Wir fühlten uns als Team, fühlten uns zusammengehörig, machten tolle Sachen mit dem Ball, lernten gemeinsam zu verlieren, zu gewinnen, mal der Bessere, mal der Schlechtere zu sein und trotz allem dabei immer ein Teil eines sozial tragenden Gefüges zu sein.

Ich hatte das große Glück in meinem Heimatort in eine „Goldene Generation“ des Fußballs reingeboren worden zu sein. Seit ich 6 Jahre alt war spielte ich bei Fortschritt Spremberg, später dann umgenannt zu Chemie Spremberg. Wir gewannen abgefahrene Spiele, u.a. mit 1:0 gegen Dynamo Dresden bei einem Kleinfeldturnier - mit dem damals noch unbekannten rotblonden Sohn vom Oberliga-Spieler Klaus Sammer. Ich erinnere mich, dass ich das Tor mit der Pike schoss. (Sorry Mattis, auch wenn ich wegen der Pässe mit der Pike meckere, manchmal ist das schon passend). Besonders ab dem Großfeld gab es dann zunehmend regelmäßige Erfolge auch gegen die Branchenführer im Bezirk Cottbus wie „Brieske“ und „Aktivist Schwarze Pumpe/Hoyerswerda“ und so wurde unsere Mannschaft erstmals für unseren Kreis Bezirksmeister und Bezirks-Spartakiade-Sieger. Ich spielte immer im zentralen offensiven Mittelfeld und hatte viele, wie man heute sagt, Scorer-Punkte. Mit 17 Jahren war ich dann Stammspieler in der 1.Männermannschaft in der Bezirksliga (3. Liga der DDR) und spielte dazu regelmäßig auch noch in der A-Jugend.

Fortschritt Sprembergs E-Jugend (damals hieß das Kinder) ca. 1976. Germar steht hinter dem Torwart.
Kreisauswahl Spremberg ca. 1980 als Bezirksspartakiade-Sieger der C Jugend (früher hieß das Schüler): Germar steht mit Goldmedaille mittig zwischen den Torwärtern.

Dann musste ich zur Armee und habe leider für ein Jahr keinen Fussball gesehen, nur Drill. Nach einem Jahr konnte ich mit Mühe eine Trainingserlaubnis bekommen und fand schnell Anschluss an ein Bezirksligateam bei Eilenburg.

Im Herbst 1988 war ich wie 100.000 andere Zuschauer beim Europapokalspiel Lok Leipzig gegen SSC Neapel mit Maradona. Das Tor für Lok beim 1:1 schoss Matthias Zimmerling. Vier Wochen später spielte Zimmerling mit der 2. von Lok (wohl strafversetzt) gegen uns in der Bezirksliga. Ich musste direkt gegen ihn spielen. Wir haben zu Hause 0:8 verloren - die haben uns so „nass“ gemacht... So deutlich und real spürbar war der Unterschied, vor allem bezüglich Geschwindigkeit und Gedankenschnelle. Die Demütigung war groß, aber auch hilfreich, denn ab dem Zeitpunkt war mir klar, dass mein Talent nicht für eine höherklassige Liga reicht.

Maradonna

Dann kam die erste Knieverletzung und ich war wieder ein Jahr ausgebremst. Später habe ich in verschiedenen alternativen Ligen und quasi kaum noch vereinsmäßig gespielt, mich auf Studium und Reisen konzentriert. Aber Fußball war trotzdem Teil meines Lebens geworden. Immer lief über den gemeinsamen Fußball die soziale Verknüpfung mit den Locals, besonders während der 10 Jahre meiner Arbeit in England, der Schweiz und Neuseeland. Ich bekam über den Fussball soziale Anbindung, hatte immer viel Spaß und fand Freunde. In der Alternativen Liga Zürich gab es auch wieder eine erfolgreiche Generation ähnlich tickender Männer: mit Rotor Zürich gewannen wir 2004 sogar das „Quadriple“: Liga, Pokal, Hallenmeister und Alternativer Europameister in einem Jahr. Aber der größte sportliche Erfolg sollte erst nach dem Umzug nach Potsdam kommen. Mit den tollen Jungs und Freunden der Westkurve holten wir zwei Mal den Sieg beim antirassistischen Stadionfest „Der Ball ist bunt“.

Fußball war und ist für mich eine Form des Zusammenkommens, das Gefühl von Gemeinschaft und kann als Sport Menschen auf dem Platz spielend, aber auch mitfiebernd miteinander verbinden. Er kann soziale Barrieren überwinden, Streit schlichten und kann Menschen Sinn und Halt im Leben geben.

Die Gerüchteküche behauptet, dass Du immer noch spielst – bei den Alten Herren von Nulldrei. Wie lange schaffst Du das noch?

Germar Wochatz: Das stimmt nur so halb, ich schaffe es seit ca. einem Jahr aus mehreren Gründen nicht mehr wirklich zum eigenen Training, vor allem weil sich das mit dem Training der C1 überschneidet.

Die Alten Herren von 03 sind von unserer Freizeitliga-Mannschaft namens „Wir können auch anders“ - natürlich nach dem Detlev Buck-Film benannt - quasi gekapert worden. Wir brauchten damals, um in der Ü40 Liga spielen zu können, einen Verein und da kam es so, dass wir als ganze Mannschaft 03 beigetreten sind, die bis dato keine Alten Herren hatten. Und plötzlich liefen wir unter dem 03-Logo auf. Witzig. Denn das führt auch zu Verkennungen, da gegnerische Mannschaften annehmen, gegen ehemalige 03er zu spielen und sich teils „besonders“ motivieren. Aber nur ein Spieler von uns war mal in der Ersten von 03, alle anderen sind aus anderen Vereinen und Zugereiste. Mal gucken, ob ich dann wieder in die Ü50 zurückkehren kann.

Wie bist Du zu Concordia gekommen?

Germar Wochatz: Ich trainierte damals auf der Westkurve unter einfachen Bedingungen die 5- und 6-Jährigen, darunter mein Sohn Emil. Als Emil dann einen ersten Verein suchte, wurde bei der Recherche klar, dass es dieser ungewöhnliche Verein sein sollte. Wir waren dann beim Probetraining in der Mini-Halle und Emil dockte sofort an, war sofort „dabei“. Eigentlich alles geklärt, dachte ich: Beitrag bezahlen, den Jungen zum Training bringen und abholen, am Wochenende beim Spiel zugucken. Habe dann zum Trainer Alex gesagt, dass ich auch mal helfen würde beim Training, wenn Not am Mann wäre. Da war ich quasi in die Falle getappt, denn es gab noch keinen Trainer für die neue Saison und die F1. Habe dann mal begonnen, 2 Mal pro Woche die Jungs zu trainieren. Daraus sind jetzt plötzlich sieben Jahre geworden und die Jungs sind teilweise größer als ich.

Germar als frischgebackener Jugendtrainer 2016 (links im Bild Trainerlegende Bogdan)

Was reizt Dich an der Aufgabe, ein Jugendteam zu trainieren?

Germar Wochatz: Es ist einfach so lebendig und schön, die Jungs zu erleben, wie sie sich zeigen, einbringen, lernen wollen, wie verrückt rennen, mitfiebern, Blödsinn machen, solidarisch sind, glücklich sind und einfach Fussball spielen wollen. Außerdem hat es mir immer gut gefallen, ein Teil des Trainerteams mit anderen Trainern zu sein und die Jungs gemeinsam zu trainieren, über Spieler und Spielstrategien gemeinsam nachzudenken und sich auszutauschen. Am Anfang war ich lange mit Ingmar ein Team, dann mit Robert und jetzt mit Merten und Steffen. Ich genieße es, im Team die Jungs bei allen Erfolgen zu erleben und mit ihnen zusammen Misserfolge aushalten zu lernen, bei Auswärtsfahrten gemeinsam zu lachen, egal welches Ergebnis es gab und ihnen Werte zu vermitteln, die den Fußball für mich und Concordia ausmachen: Soziales Fußballspielen, ein faires Miteinander, als Team spielen, ein respektvoller Umgang den eigenen Mitspielern und der gegnerischen Mannschaft gegenüber und aus Freude zu spielen. Für mich ganz persönlich noch der Bonus, meinen Sohn trainieren zu dürfen. So empfinde ich es als grosse Chance und bin sehr dankbar dafür, dass ich über so viele Jahre diese Mannschaft als Trainer begleiten durfte und vielleicht dadurch auch ein Stück meine Art und meinen Blick auf das Spiel und die Technik am Ball rüberbringen konnte.

Es ist einfach auch wunderbar, beim Fußball mit Menschen zusammen zu kommen, die aus allen möglichen Bereichen, Schulen und Berufen kommen, die man sonst wahrscheinlich nicht so kennenlernen würde und zu spüren, dass es eine Sache gibt, die uns alle vereint: das Fussballspiel, das wir mögen, wenn nicht sogar lieben. Der soziale Zusammenhalt, egal ob wir auf dem Platz stehen oder nur zusehen. Das Mitfiebern mit der Mannschaft. Identität vermitteln und auf dem Fußballplatz leben. In guten wie in schlechten Zeiten.

Das ist eine Erfahrung, die ich in meiner Zeit in Sunderland machen konnte. Eine Stadt, die trotz großer sozialer Missstände mit dem Fußballverein mitlebt, obwohl er so oft verliert, wieder aufsteht und selten gewinnt, aber trotzdem den Menschen Sinn im Leben gibt, sie stärkt und vereint. Es gibt sogar eine sehr liebevoll gemachte Netflix-Serie über den Verein und die Menschen dort: „Sunderland ´til I die“. Freude und Leid gehören zusammen und begleiten die Menschen. Eine großartige Sache. Dort habe ich auch gelernt, dass es mir im Fußball eigentlich immer wichtig ist, dass nicht immer dieselben Mannschaften gewinnen, damit sich nicht immer dieselben Menschen freuen, sondern immer wieder andere. So können sich viel mehr Menschen freuen.

Die Coronazeit war ja für viele Teams eine harte Probe. Wie hast Du die Zeit erlebt? Unter welchen Bedingungen habt ihr trainiert? Haben die Einschränkungen sich auf die soziale Struktur im Team ausgewirkt?

Germar Wochatz: Das war wirklich eine harte Zeit, es gab wenig Kontakte, wenig Training - und wenn dann nur unter schwierigen Bedingungen. Ich kann mich gar nicht mehr recht erinnern. Wir waren bemüht, den Jungs, wenn es ging, etwas anzubieten. Haben möglich gemacht, was möglich war. Trotzdem war es eine Zeit, die besonders war, anders war. Wir mussten lernen, auf manch Wichtiges im Leben zu verzichten. Darüber hinaus gab es auch allgemein so viel zu bewältigen. Ich gehörte zu den Berufsgruppen, die die ganze Zeit gearbeitet haben. Die Familie war zu Hause. Irgendwie habe ich Concordia irgendwie im „Pausen-Modus“ abgespeichert. Aber als es wieder losging, waren gefühlt alle wieder da! Wir konnten an das anknüpfen, was wir gemeinsam entwickelt hatten. Es war wie eine Art Beweis, dass wir eine Gemeinschaftsbasis aufgebaut hatten, die uns als Mannschaft auch durch die Krise tragen konnte, auch ohne dass wir viel Kontakt haben konnten. Das hat mich beruhigt und glücklich gemacht.

Jahrgang 2008 im Jahr 2021 mit dem Trainerteam Robert Weber und Germar Wochatz

Die C 1 hat bislang eine fulminante Saison hingelegt. Hast Du damit nach der sieglosen Vorsaison gerechnet?

Germar Wochatz: Ganz sieglos waren wir nicht als C2, aber ehrlich, es hat mich nicht so sehr überrascht, dass die Vorsaison so lief wie sie lief. Wir haben in den Jahren davor immer sehr gut mithalten können als wir die „Älteren“ waren. Als wir die „Jüngeren“ waren, haben wir aber auch mal „Haue bekommen“. Und da stach die erste Saison als C2 auf dem Großfeld mit schmerzhaften Niederlagen heraus. Ganz logisch, weil der Wechsel aufs Großfeld quasi allen C2-Mannschaften sehr schwer fällt, da sich die körperliche Größe und Ausdauer der Spieler an das Großfeld erst
anpassen muss und Du hast ältere und teilweise deutlich größere Gegner. Die Jungs sind gut ins zweite Jahr Großfeld gestartet, waren gut trainiert und auf die neuen Bedingungen vorbereitet. Jetzt konnten sie ihre Stärken ausspielen. So gab es erste Erfolge als C1. Zusätzlich kam mit Merten, als neuer, jüngerer Trainer ein neuer, frischer Wind dazu. Merten hat dankenswerterweise sehr viel Training übernommen, auch weil sich meine Arbeitszeiten nicht mehr mit den begrenzten Trainingszeiten unseres kleinen-großen Vereins decken ließen. Wir hatten bisher eine grandiose Saison, die uns sehr glücklich gemacht hat. Am 28.6. 18.30 Uhr gibt es quasi das Endspiel auf der Sandscholle gegen den punktgleichen Tabellenzweiten.

Wie siehst Du die Entwicklung der C 1 Teams sportlich und sozial? Wo hat sich das Team verbessert? Wo ist noch Luft nach oben?

Germar Wochatz: Ich würde gern mit dem Sozialen anfangen. Es gab und gibt immer eine sehr faire und solidarische Atmosphäre. Viele zentrale Spieler sind von Anfang an dabei und prägen durch ihre soziale Art und Spielweise das Gemeinschaftsgefühl und dadurch insgesamt die Mannschaft. Es sind trotz vieler Niederlagen nur wenige Spieler weggegangen und viele dazugekommen. Wir haben einen sehr großen Kreis an regelmäßigen Trainingsteilnehmern, integrieren von Anfang an einen lernbehinderten Jungen, der klar zur Mannschaft gehört. Es gab wenige herausfordernde Situationen, wo Rangeleien begrenzt werden mussten und wenn, dann ging es immer schnell zu klären und friedlich weiter. Es wird ein faires Miteinander gelebt.

Sportlich wäre zu wünschen, dass die teils beeindruckenden Fähigkeiten im Training sich denen im Punktspiel manchmal noch mehr annähern. Besonders die Abschlussfähigkeiten sind zu entwickeln, die Ruhe, Genauigkeit und Übersicht im Spiel. Manchmal ist die Aufregung bei einem Punktspiel noch zu groß, als das die Spieler die erlernten Fähigkeiten sicher umsetzen können.

Das soziale Team funktioniert sehr gut. Ich bin stolz darauf, dass wir eigentlich nie unfair hart im Zweikampf spielen, auch wenn gegen uns ausgeteilt wird. Auch hat die Mannschaft gut gelernt, zu verlieren und kann jetzt umso mehr ihre Erfolge als Team genießen. Das technisch-taktische Vorgehen und Verständnis sollte sich noch mehr entwickeln. Aber daran arbeiten wir einfach weiter.

An welches Spiel oder an welchen Moment bei Concordia wirst Du Dich wahrscheinlich in 20 Jahren noch erinnern?

Germar Wochatz: Sicher viele. Einer der schönsten und bewegendsten Momente ist für mich immer auch das Ritual der Jungs auf dem Feld, wenn sie vor dem Spiel im Kreis umarmt zusammenstehen und sich - inzwischen ohne uns Trainer- gegenseitig motivierend besprechen und dann laut rufen: „Wir sind hier, wir sind da, wir sind Con-cor-dia!“

Oder eines dieser Schlamm- und Ackerspiele, als D2 im regnerischen 5-Grad-März irgendwo in Brandenburg, Sonntag früh um 9.00 Uhr als Tabellenletzter gegen den Dritten. Und wir haben gekämpft und gespielt und verdient 3 zu 2 gewonnen. Diese Gesichter der Jungs, der Jubel, unbezahlbar.

Und als E1 haben wir uns in der letzten Minute in der Hallenmeisterschaft mit einer direkt verwandelten Ecke für die Runde der letzten 8 des Kreises qualifiziert. Wie die Jungs da springend über die Mittellinie zurück gelaufen sind ... Unvergesslich.

Kann ein Verein wie Concordia die Welt ein bisschen besser machen?

Germar Wochatz: Ja, auf jeden Fall! Ich empfinde es als großes Geschenk, Teil dieses Vereins sein zu können. Und wiederhole hier gerne, was ich beim Winterfest schon gesagt habe: Wenn es Concordia nicht geben würde, müsste man es erfinden. Ich mag es sehr, wie vernünftig, mit Liebe, Augenmaß und Fleiß diese Strukturen entwickelt wurden und werden.

Es ist wichtig, als Verein, als Gemeinschaft, etwas auszustrahlen, was einem wichtig ist: Fairness, Vernunft, Solidarität, Respekt, eine Haltung. Ich glaube, dass unser Verein da erfrischend anders ist und das nicht nur ausstrahlt, sondern auch an Menschenweitergibt. Im Vergleich zu anderen Fußballvereinen haben wir immer auf ein soziales, respektvolles Miteinander gesetzt. Die sportlichen Leistungen sind wichtig, aber stehen nicht an erster Stelle. Es geht in erster Linie um die soziale Gemeinschaft, um gemeinsame Freude, gemeinsames Fußballspielen und um Integration.

Wir Trainer waren immer bemüht, dass die Stärke der Mannschaft durch sportliches Können, aber auch durch das Zusammengehörigkeitsgefühl wächst. Bei Punktspielen wird durch den Vergleich oft deutlich, dass wir als Concordia-Mannschaft meist anders sind als die Anderen. Wir möchten als Trainer Ruhe ausstrahlen, wenig reinrufen, wenig tadeln, eher auf Lob und Verstärkung setzen, begleiten die Spieler, die verletzt werden oder denen noch nicht alles sicher gelingt, sensibilisieren Verständnis bei den anderen Mitspielern dafür und vermitteln so ein Gefühl von starkem Zusammenhalt und Gemeinschaft. Ich hoffe meinen Eindruck, dass uns das gut gelungen ist, können viele teilen.

Welche Wünsche hast Du für die weitere Entwicklung unseres Vereins?

Germar Wochatz: Ich hoffe sehr, dass es weiterhin engagierte Trainer* innen und Organisierende gibt, die diesen Verein so mit Leben erfüllen. Danke an dieses unermüdliche Kommunikations- und Orga-Team, unglaublich! Ich wünsche mir, dass Concordia einen festen, klaren Ort bekommt und bespielen darf und ich hoffe, dass es weiterhin so viel Unterstützung durch die Eltern gibt wie bisher. Ein besonderer Dank an die die unermüdlich zu den Auswärts-spielen „Fahrenden“. Auch wöre es schön, wenn sich die Unterstützung durch die Ultras und andere Fans bei den Spielen der Jugendlichen weiter vergrößert, das ist schon jetzt sehr beeindruckend und hilft den Spielern auf dem Feld bei Punktspielen sehr.

Was machst Du eigentlich, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Germar Wochatz: Dann bin ich Psychiater und Psychotherapeut in einer Praxis in Potsdam und bilde Psychothera-peuten aus. Darüber hinaus bin ich alleinerziehender Vater von zwei Jungs - meine große Tochter ist schon ausgeflogen - und Bonusvater von 3 weiteren Jungs, lebe also in unserer Bonusfamilie mit 5 Jungs am Essenstisch. Da ist natürlich immer viel los, viel zu erzählen, viel zu lachen, aber auch zu regeln und zu organisieren. Allein das tägliche Kochen für die fünf heranwachsenden Jungs ist immer wieder eine neue Herausforderung. Aber wir genießen das alles sehr. Nebenbei versuche ich mit meiner Frau auch mal ins Thalia zu kommen, Freunde zu treffen, Kunst zu genießen und zu reisen...

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre – ganz persönlich, beruflich und mit Concordia?

Germar Wochatz: Diese Frage kann ich nicht ohne die Aussage beantworten, dass ich mir wünsche, dass die Vernunft und Menschenwürde gewinnt und dieser aggressive Krieg in der Ukraine gerecht beendet wird und die Menschen dort in Frieden leben können. Überhaupt sollten alle Menschen in Frieden leben können.

Ganz privat wünsche ich mir, dass ich mein Leben erfüllt und glücklich weiterleben kann.
Beruflich bin ich dabei in Potsdam-West eine neue private Tagesklinik mit aufzubauen.
Und mit Concordia wünsche ich mir einfach eine weitere schöne, sportliche und soziale Entwicklung der 2008er und des gesamten genialen Vereins.

Danke für diese Möglichkeit, mal etwas zum Thema Fußball und Concordia schreiben zu können.

Wir bedanken uns für die offenen Antworten und neuen Einblicke. Und natürlich soll alles so kommen, wie Du es Dir wünschst.