Concordia Nowawes

Im Interview (Folge 25): Josua Teichmann

Josua Teichmann wechselte als D-Junior vom Ludwigsfelder FC zu Concordia. Im Jahrgang 2003 entwickelte er sich schnell zum Spielmacher und Abwehrorganisator. Inzwischen ist er im Erwachsenenteam angekommen und beackert dort inzwischen souverän die Außenpositionen. Wir haben mit ihm über Jockel Nachtigalls legendäre Fußballschule, über überehrgeizige Jugendtrainer, über seine aufregende erste Großfeldsaison bei Concordia, über Timing und Körperspannung im Zweikampf gegen kräftigere Gegner, über die Perspektive unserer Ersten, über die Chancen für seine Trainerkarriere, über sein Doppelleben als Service-Mitarbeiter im Olympiastadion und über seine geplante Flucht aus Potsdam geplaudert.

Hallo Josua, seit wann interessierst Du Dich für Fußball? Wo hast Du mit dem Fußballspielen begonnen und warum gerade dort?

Josua Teichmann: Ich war schon super früh fußballbegeistert. Durch meinen Vater bin ich früh mit Fußball in Kontakt gekommen. Er hat mich mit ins Stadion genommen und manchmal, wenn ich Glück hatte, durfte ich die Sportschau oder sogar Spiele live im Fernsehen schauen. So war ich ziemlich schnell Fußball-Fan und habe überall, wo es ging, Fußball gespielt, sei es im Kindergarten, bei den Großeltern oder stundenlang mit meinem Bruder und meinen Cousins im Garten. Als ich dann in die Grundschule gekommen bin, haben alle meine Freunde bei Jörg Nachtigall (Jockel) Fußball gespielt und da wollte ich natürlich auch mitmachen. Mir hat es dann so viel Spaß gemacht, dass ich fast meine gesamte Grundschulzeit da gespielt habe, bis ich auch über Jörg Nachtigall zum Ludwigsfelder FC gekommen bin. Dort hat für mich eine durchwachsene Zeit mit vielen Höhen und Tiefen angefangen.

Die Fußball-Karriere Josua Teichmanns stand anfangs unter keinem guten Stern.
Concordia hatte alle Hände voll zu tun, um den talentierten Jungen in die Erfolgsspur zu bringen.

Wie kam der Entschluss zustande, zu Concordia zu wechseln? Kannst Du Dich noch an Deine ersten Wochen auf der Sandscholle erinnern?

Josua Teichmann: Wie eben schon gesagt, meine Zeit bei Ludwigsfelde war eher schwierig, denn obwohl ich da auch meinen Spaß hatte und mit vielen netten Leuten zusammen gespielt habe, war für mich irgendwann durch teilweise überehrgeizige Trainer, hohen Leistungsdruck und die langen Wege zum Training klar: ich will woanders Fußball spielen und im Endeffekt war es dann Ruben Reimer der ebenfalls mit mir von Ludwigsfelde weg wollte und mich dann mit zu Concordia gebracht hat. Ich weiß noch, wie aufgeregt und nervös ich vor dem ersten Training war, ich bin auf die Sandscholle gekommen und das Erste, was ich gesehen habe, war Lutz, der auf dem Kunstrasenplatz vor der Auswechselbank stand und Fritz dabei zusah, wie er einen perfekten Schuss nach dem anderen ins Tor schoss. Da war ich erstmal ein wenig eingeschüchtert. Das legte sich dann zum Glück schnell wieder, da alle nett waren und ich super aufgenommen wurde. So habe ich die ersten Wochen positiv in Erinnerung. Außerdem kannte ich schon einige bei Cordi - wie zum Beispiel Bela vorher durch die Grundschule. Das hat es auch noch mal einfacher gemacht.

Wie liefen Deine ersten Spiele im Concordia-Trikot?

Josua Teichmann: Nicht so gut (lachend). Damals noch auf dem Kleinfeld haben wir, glaube ich, fast jedes Spiel verloren, aber für mich war das in dem Moment eher nebensächlich, da ich endlich wieder Spaß am Fußball hatte. Dazu hatten wir wirklich viele gute Spieler in der Mannschaft und das Team hatte das Potenzial in der Zukunft Erfolge zu erzielen.

Als schüchterner D-Junior im schicken Concordiatrikot

Wenig später folgte ja der Wechsel Deines Teams auf das Großfeld. Wir hatten eigentlich eine ganz schwere Saison für unseren Jahrgang 2003 erwartet. Letztlich spielte die Mannschaft aber ordentlich mit und brachte viele der Favoriten richtig ins Schwitzen. Wo lagen die besonderen Stärken des Teams?

Josua Teichmann: An die Saison kann ich mich noch sehr gut erinnern. Es war eine echt aufregende Saison mit vielen Highlights. Dass wir uns entgegen der Erwartung so gut behaupten konnten lag, denke ich, zum einen daran, dass wir ohne Druck spielen konnten, weil wir in eigentlich jedem Spiel der Underdog waren. Außerdem, und das ist wahrscheinlich noch der viel wichtigere Grund, waren wir als Team schon nach kurzer Zeit so gut aufeinander abgestimmt, dass wir teilweise ältere Mannschaften auf dem Platz durch Teamgeist überraschen konnten. Vielen aus unserer Mannschaft fiel es auch deutlich leichter, auf dem Großfeld zu spielen, wodurch wir uns auch nochmal weiterentwickeln konnten. Durch die eher schwierigen Saisons davor war die Motivation im Team umso größer, diese Saison Erfolg zu haben und vor allem zu zeigen, dass wir Fußball spielen können. Diese Saison war auch eine Art Wendepunkt für den 2003er Jahrgang, denn danach haben wir, obwohl es nie für die ganz großen Erfolge gereicht hat, guten Fußball gespielt und anderen objektiv besseren Mannschaften das Leben wirklich schwer gemacht.

Auf welcher Position spielst Du am liebsten und auf welcher am besten?

Josua Teichmann: Das ist eine sehr gute Frage und darauf habe ich aktuell auch keine Antwort (lachend). Vor der
Saison bei den Erwachsenen hätte ich gesagt, dass ich am liebsten als Innenverteidiger spiele und das auch am besten kann. Jetzt in der Rückrunde habe ich jedoch ziemlich viel als linker Außenverteidiger gespielt, was mir auch ziemlich viel Spaß gemacht hat und das habe ich in der Regel auch gut gemacht. Und dann habe ich in den letzten beiden Spielen der Saison als Flügelspieler gespielt, was zwar erstmal auch wieder eine Umstellung war, aber auch gut gelaufen ist und Spaß gemacht hat. Das heißt, aktuell bin ich selbst nicht ganz sicher, welche Position für mich am besten ist und welche mir am meisten Spaß macht. Ich glaube aber, ich will mich da auch gar nicht so festlegen, sondern ruhig flexibel bleiben.

Der Jahrgang 2003 ist seit Beginn der Saison zu den Erwachsenen aufgerückt. Wie fühlt Ihr Euch vom Trainer und den Mitspielern im neuen Team aufgenommen?

Josua Teichmann: Ich kann natürlich nicht für alle sprechen, aber ich persönlich bin super ins Team aufgenommen worden und es gab nur eine kurze Zeit der Eingewöhnung. Die Menge an Spielern, die mit mir aufgerückt sind, hat sich natürlich positiv auf die Integration ausgewirkt.

Wie groß ist die Umstellung vom Juniorenbereich zum Männerfußball? Was läuft dort auf dem Platz anders als in der Landesklasse A-Junioren?

Josua Teichmann: Das Spiel wird enger und körperlicher. Für mich war die Körperlichkeit die größte Herausforderung. Ich bin ja nicht gerade dafür bekannt, ein Schrank auf dem Spielfeld zu sein (lachend) und da war es anfangs schwierig mitzuhalten. Doch man merkt schnell und das kriegt man auch von erfahrenen Mitspielern (Kevin und Bille) gesagt, dass hier vor allem Körperspannung und Cleverness wichtig sind. Mit genügend Körperspannung und dem richtigen Timing schiebt man auch einen kräftigeren Gegner im Zweikampf weg und gewinnt den Ball.

Das Erwachsenenteam steht derzeit auf Platz 2 in einer wirklich starken Staffel. Wo siehst Du Eure besonderen Stärken? Wo muss das Team noch zulegen, um irgendwann den ersehnten Aufstieg zu schaffen?

Josua Teichmann: Das Team hat in dem halben Jahr, in dem ich jetzt erst bei der Erwachsenenmannschaft spiele, schon große Schritte nach vorne gemacht. Spielerisch ist bei uns immer noch viel Luft nach oben. Nicht weil wir bis jetzt in dem Bereich so schlecht sind, sondern viel mehr, weil wir so viele gute Fußballer in der Mannschaft haben, mit denen die Erwachsenenmannschaft in den nächsten Jahren noch wirklich viel erreichen kann. Dazu müssen wir als Mannschaft noch geduldiger und cleverer werden. Wir spielen zu oft überhastete und unnötige Bälle oder gehen in Dribblings, die dann im Ballverlust enden. Aber daran arbeiten wir schon und ich bin zuversichtlich, dass wir auch das hinbekommen.

An welches Spiel oder welche Episode Deiner Fußballkarriere wirst Du Dich wahrscheinlich auch in 20 Jahren noch erinnern?

Josua Teichmann: Schwierig, da gibt es eigentlich viele. Schon alleine in dieser Saison hatten wir mehrere Spiele, die wir in den letzten Sekunden gewinnen konnten, zum Beispiel gegen Fortuna Babelsberg. Die Emotionen, die dann ausbrechen, daran werde ich mich immer erinnern. Wenn ich gerade so darüber nachdenke, kommen mir ganz viele Spiele in den Kopf. Vor allem Spiele, bei denen der Gegner uns unterschätzt hat und dann an uns verzweifelt ist.

Ansonsten werde ich mich an die Umbrüche immer gut erinnern können, das erste Mal Großfeld oder auch der Wechsel zum Erwachsenenteam. Welches Spiel mir auch in Erinnerung bleiben wird, ist das letzte Spiel meiner ersten Erwachsenensaison gegen den Teltower FV, nicht weil das Spiel etwas Besonderes war, sondern weil es den Abschluss einer guten Saison darstellt. Zu dem aktuellen Zeitpunkt wissen wir noch nicht, ob es damit für den Aufstieg reicht, aber so oder so war das eine starke Saison auf die wir stolz sein können.

3:2-Siegtreffer bei Fortuna Babelsberg III

Inzwischen sind mehrere Spieler der Ersten als Trainer im Jugendbereich aktiv. Wäre das nicht auch eine Herausforderung für Dich?

Josua Teichmann: Auf jeden Fall, ich finde Coachen von der Seitenlinie auch enorm spannend und hätte Lust, das zu machen. Aktuell ist das bei mir aber noch nicht so wirklich möglich, da ich wahrscheinlich erstmal zum Studieren woanders hingehe und dann schaue, wann und wo sich dann die Chance aufs Coachen nochmal eröffnet.

Wieviel kann ein Fußballverein dazu beitragen, die Welt besser zu machen?

Josua Teichmann: Sehr viel, schon allein das Angebot für Jugendliche Sport in einer Gruppe zu machen, in der jeder Willkommen ist, ist enorm wichtig und gibt vielen Halt. Dazu gibt es über den Fußballverein Möglichkeiten, gesellschaftliche Probleme zu bekämpfen und für mehr Gerechtigkeit zu sorgen. Dafür braucht es natürlich engagierte Vereinsmitglieder und Verantwortliche, aber dann ist vieles machbar. Und im Endeffekt sind es vor allem die kleinen Dinge die, die Welt zu einem besseren Ort machen.

Was wünschst Du Dir für die weitere Entwicklung unseres Vereins?

Josua Teichmann: Bei Concordia läuft schon vieles richtig gut. Das gilt es in erster Linie zu bewahren und an nächste Generationen zu übergeben, damit Cordi weiterhin so bleibt. Dazu muss ich mir auch an die eigene Nase fassen und überlegen, wie kann ich mich einbringen und wo kann ich helfen, um Cordi noch zu verbessern. Ein eigenes Vereinsheim wäre natürlich richtig cool, dadurch würden sich noch viele Türen öffnen, aber das Problem hängt auch zu einem Großteil nicht von uns ab.

Was machst Du persönlich, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Josua Teichmann: Ich arbeite aktuell als Servicemitarbeiter im Olympiastadion, was allerdings jetzt, da die Fußballsaison vorbei ist, nicht so viel Zeit in Anspruch nimmt. In meiner Freizeit treffe ich mich oft und gerne mit Freunden im Park oder gehe zu 03-Spielen, wobei das letztere jetzt auch erstmal wegfällt. Ich interessiere mich dazu ziemlich für Politik und lese gerne Artikel oder höre mir Podcasts an. Jetzt, wo der Sommer langsam Fahrt aufnimmt, mache ich auch gerne Ausflüge wie Fahrradtouren, Kanu fahren oder auch mal über ein paar Tage zelten gehen.

Was hast Du Dir für die nächsten Jahre vorgenommen – persönlich, beruflich und mit Concordia?

Josua Teichmann: Es zieht es mich im Herbst erstmal raus aus Potsdam und wahrscheinlich nach Hamburg, um dort Politikwissenschaften zu studieren. Das wird für mich erstmal ein ziemlich großer Schritt, wodurch ich natürlich weniger bei Cordi sein werde als die Jahre zuvor. Das ist schade und ich bedaure es auch jetzt schon, aber ich habe das Gefühl, dass der Schritt für mich persönlich richtig ist. Da man von Hamburg schnell und einfach nach Berlin und Potsdam kommt, wird man mich trotzdem noch ab und zu an den Wochenenden auf der Sandscholle oder bei Auswärtsspielen der Erwachsenenmannschaft als Fan sehen. Was nach dem Studium passiert, lasse ich noch komplett offen und schaue, wie sich mein Leben bis dahin verändert hat. Ich bedanke mich für die Fragen und das Gespräch und wünsche allen einen schönen Sommer.

Wir bedanken uns auch für das Gespräch und wünschen alles Gute bei der Erkundung der Welt. Ach, und herzlichen Glückwiunsch zum Aufstieg in die 1. Kreisklasse.