Concordia Nowawes

Im Interview (Folge 16): Balthasar Kogge

Vom 24.12.2022

Balthasar Kogge symbolisiert wie kein anderer die Concordia-Geschichte: 2009 wurde er im Trikot des Ortsnachbarn aus Berlin-Pichelsberg am Parkplatz des Karli abgeliefert. Nur mühsam wuchs er in sein Trikot. Aber heute trägt er die regenbogenfarbene Kapitänsbinde in unserem Erwachsenenteam. Dazwischen liegt viel Stoff für Erinnerungen und Geschichten, die wir im großen Weihnachtsinterview auskramen wollen. Wir haben mit Balthi über seinen Weg zu Concordia, über Torerfolge und Herthatrikots auf dem Parkplatz des Karli, über die Geheimnisse um Anton und die Concordia-Vereinsfarben, über Denny Müllers Kleiderschrank, über den Respekt vor den Schiedsrichtern, über die nachhaltige Entwicklung unseres Vereins, über die fußballverrückten 2007er, über seine persönlichen Zukunftspläne und vor allem über Fußball mit Freunden und mit ganz viel Haltung gesprochen.

Hallo Balthasar, seit wann interessierst Du Dich für Fußball? Wie hast Du den Weg zu Concordia gefunden?

Balthasar Kogge: Puhh schwierige Frage. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wie und wann ich begonnen habe, mich für Fußball zu interessieren. Ich glaube aber, es war die Fußballbegeisterung meines lieben Cousins, die mich irgendwann angesteckt hat. Zu Concordia bin ich über Borne, Concordia-Urgestein und Vater einer sehr guten Freundin, gekommen. Wenige Wochen bevor ich bei Concordia begann, wollte ich eigentlich mit Handball anfangen. Allerdings waren meine Eltern von dem Mundwerk der Trainer wenig angetan. Und so nahm alles seinen Lauf.

Erst waren die langarmigen Trikots noch etwas groß.
Nach dem legendären 6:0 in Töplitz war Balthi aber schon deutlich gewachsen.

Als Concordia 2009 das erste Kinderfußballteam gründete und für den Spielbetrieb anmeldete, warst Du schon dabei. Kannst Du Dich noch an Dein erstes Training und an den Start in die Punktspiele erinnern?

Balthasar Kogge: Ich kann mich sehr gut an den Beginn erinnern. Auf dem damaligen Parkplatz des Karlis, wo heute der Kunstrasen ist, fanden sich die Jungs der ersten Stunde zusammen. Auf die Frage, wie man seine Schienbeinschoner richtig anzieht, bekam ich eine nette, fachkundige Antwort der Mitspieler. Während des ersten Trainingsspiels schoss ich zwei Buden, worauf ich am nächsten Tag in der Schule mächtig stolz war! Auch erinnere ich mich daran, wie alle gefragt haben, wo Anton ist. Ich kannte diesen Anton natürlich nicht, wusste aber sofort, dass er eine Wucht sein muss. Heute, 13 Jahre später, stehen wir immer noch gemeinsam auf dem Platz und ich weiß im Spiel immer, wo er ist.

Auch an das erste Spiel kann ich mich erinnern. Damals war die große, viel diskutierte Frage unter uns Spielern, welche Farben unsere Trikots haben werden. Man mag es kaum glauben, aber das Cordi-Grün war für uns noch unbekannt. Ich tippte auf Blau. An den Spielverlauf der 0:2 Niederlage gegen den RSV kann ich mich nicht mehr so gut erinnern. Ich weiß aber noch, wie erstaunt ich über die Fähigkeiten unseres Torwarts Franz war. Unser Fränzchen ist ja mittlerweile eine Position nach vorne gerutscht und meines Erachtens einer von vier Spielern, die damals wie heute im Kader stehen.

Franz und Anton waren die ersten geheimnisumwitterten Vorbilder in der Fußballkarriere des Balthasar Kogge.

Zeitzeugen berichten, dass Du damals ein Hertha-Trikot getragen hast. Wie konnte das passieren?

Balthasar Kogge: Jugendsünde. Damals ging ich häufig zur Erna. Zum Beginn der Fußballbegeisterung war ein Bundesligateam am interessantesten. Erst über die Jahre begriff ich, warum ich damals von dem wachsamen Trainerteam so beäugt wurde. Und ja, auch auf meiner Wand prangte das Zeichen der Pichelsberger. Mittlerweile ist dieser Teil meines Fußballlebens überstrichen und erfolgreich korrigiert.

Immer wieder erstaunt mich die katastrophale Trikot-Auswahl bei einigen Cordi-Kids. Angefangen bei den üblichen Bayern-, BVB- und Nationalmannschafts-Lumpen bis hin zu wirklich fragwürdigen Trikots von dem Leipziger Brauseklub, dem HSV oder dem Halleschen FC. Ganz zu schweigen von dem Kleiderschrank unseres lieben Denny. Das sind definitiv stille Forderungen nach mehr Concordia-Sportkleidung.

Beim legendären Hüpfburg-Konzert mit Johnny Wolga auf der Nowawiese im neuen Nulldrei-Trikot

Du hast in unserem Verein alle Altersklassen von den F- bis zu den A-Junioren durchlaufen. Nun trägst Du die Kapitänsbinde bei den Erwachsenen. Das klingt ja sehr nach Fußballromantik und einer Bilderbuchkarriere im Kiez. Warum hast Du es so lange bei Concordia ausgehalten?

Balthasar Kogge: Das hat sicher viele Gründe. Zum einen wurde mir durch die stetige Veränderung im Jugendfußball nie langweilig. Neue Trainer, Mitspieler und die Umstellung vom Klein- aufs Großfeld brachten immer neue Herausforderungen mit sich. Der vermutlich wichtigste Faktor ist, dass ich mich immer wohlgefühlt habe. Ich kam mit allen Trainern super zurecht und einige der Mitspieler sind durch Concordia auch zu meinen engsten Freunden geworden. Zudem war das regelmäßige Trainieren und Spielen eine wichtige Konstante durch die Pubertät und die Schullaufbahn. Mittlerweile merke ich, dass die Pionierrolle, die unsere Mannschaft innerhalb des Vereins hat, auch einen gewissen Reiz bietet. Über all die Jahre hatte ich nie den Gedanken, meine Schuhe an den Nagel zu hängen - geschweige denn den Verein zu wechseln.

Welche Positionen hast Du im Laufe der Jahre gespielt? Wo spielst Du am besten und wo am liebsten?

Balthasar Kogge: Wenn ich mich recht erinnere, habe ich in den 13 Jahren Concordia keine Position ausgelassen. Angefangen beim Linksvertreidiger ging es übers Tor, zeitweise in den Sturm (Hey Coach! Falls wir mal keinen Knipser haben sollten oder Flaute angesagt ist, erinnere Dich an diese Zeilen!) und von da aus auf alle übrigen Positionen. Die längste Zeit war ich im Tor und ich erinnere mich wirklich gerne an die Zeit. Auch heute spring ich ab und zu zwischen die Pfosten, wenn kein anderer Keeper da ist. Gelegentlich ärgere ich mich auch darüber, aus dem Tor gegangen zu sein, aber im zentralen Mittelfeld fühle ich mich unterm Strich am wohlsten. Im Grunde spiele ich aber immer gerne dort, wo das Team mich braucht.

Balthi hat schon in den Jugendteams auf allen Positionen gespielt.

Nach einigen Startschwierigkeiten scheint Concordia im robusten Erwachsenenfußball angekommen zu sein. Unsere Erste gehört zu den ganz heißen Aufstiegskandidaten in der 2. Kreisklasse, Staffel C. Wo siehst Du als Mannschaftskapitän die Stärken und Schwächen des Teams? Was ist in dieser Saison drin?

Balthasar Kogge: Ich glaube alle, die uns spielen gesehen haben, können bestätigen, dass in unserer Mannschaft das größte spielerische Potential dieser Liga steckt. Das konnten wir auch gerade zu Beginn der Saison eindrucksvoll demonstrieren. Wenn alles halbwegs rundläuft, wird es für unsere Gegner eine wirkliche Herkulesaufgabe, uns zu stoppen.
Unsere größte Schwäche sind wir, paradoxerweise, selbst. Damit meine ich die abnehmende Traingsbeteiligung gegen Ende der Hinrunde oder die fehlende Nervenstärke und Cleverness auf dem Feld. Allerdings, jetzt kommen wir zu unseren Stärken, sehe ich eine wirklich beachtliche Steigung im Vergleich zu den letzten beiden Jahren. Mittlerweile drehen wir Spiele, können Führungen souverän über die Ziellinie bringen und verlieren nicht so schnell den Kopf, wenn es vorne mal nicht läuft. Sollten wir es hinbekommen, in jedem Spiel, das zu zeigen, was in uns steckt, dass alle Spieler regelmäßig und pünktlich zum Training kommen und dass alle Lust auf Fußball haben, steht dem großen Traum nichts im Wege.

Ein episches Foto für die Vereinschronik: Käptn Kogge schießt das erste Tor für Concordias Erwachsene nach dem 2. Weltkrieg.

In einigen Interviews dieser Reihe wünschten sich Aktive unseres Vereins mehr Respekt und Souveränität im Umgang mit den Schiedsrichtern. Kannst Du das nachvollziehen?

Balthasar Kogge: Klar kann ich das nachvollziehen. Respekt vor dem Schiedsrichter ist absolut unverhandelbar und ich fordere es von jedem Spieler und Trainer! Als Spieler und Kapitän beobachte ich aber gelegentlich leider auch eine gewisse Voreingenommenheit der Schiedsrichter in Bezug auf unser Verhalten. Schon vor dem Anpfiff kommen ab und zu Sprüche wie „Och nicht Du schon wieder“ oder „Ich weiß ganz genau, was letztes Jahr hier abging, und werde Euch auf dem Kiecker haben“. Diese Sprüche, gepaart mit einem häufigen Rumgekumpele mit dem Gegenspieler, suggerieren die Haltung, dass unsere Mannschaft schon vor dem Spiel von Gegnern und Schiedsrichtern als die „Jungen, Wilden und Emotionalen“ abgestempelt wird. Diese Haltung spiegelt sich leider auch ab und zu in Entscheidungen ab. Damit will ich nicht sagen, dass wir bewusst benachteiligt werden. Ich wünsche mir einfach eine komplette Unvoreingenommenheit auf allen Seiten. Und klar, wie bei den meisten Teams gibt es auch bei uns indiskutable Vorfälle oder Verhaltensweisen gegenüber den Schiedsrichtern. Auch ich bin da manchmal etwas kurz angebunden. Aber auch hier sehe ich eine starke Verbesserung zu den letzten Jahren. Gerade gegen Ende der Hinrunde hatten wir auch starke Schiedsrichter, die eine klare Linie gepfiffen haben. Das macht dann allen Beteiligten mehr Spaß. Wir müssen uns als Mannschaft damit zurechtfinden, dass manche Spieler oder Teams bewusst oder unbewusst versuchen, uns aus der Ruhe zu bringen und dürfen nicht den Schiedsrichter dafür verantwortlich machen.

Als C-Junior versuchte BK, manchen Schiri mit enttäuschten Gesten umzustimmen. Erfolge dieser Strategie sind leider nicht überliefert.

Concordia hat inzwischen eine stattliche Fangemeinde, die das Erwachsenenteam auswärts oder bei den Heimspielen auf der Sandscholle unterstützt. Wie wichtig ist dieser Support für die Mannschaft? Was könnte noch besser laufen?

Balthasar Kogge: Es gibt nichts Schöneres als mit einer duften Truppe vor so sympathischen Menschen spielen zu dürfen. Besonders gern erinnere ich mich an das erste Spiel gegen den USV vor mehr als 500 Zuschauer:innen. Davon träumt so manch ein Regionalligist! Oder natürlich an das erste Spiel in Stücken, wo wir trotz einer katastrophalen 2:6-Niederlage mit unglaublich vielen Fans die Dorfschänke gekapert haben.

Ich habe Sonntag für Sonntag Gänsehaut, wenn ich im Kreis vor dem Spiel der Mannschaft klar mache, dass wir nicht nur für uns, sondern auch für jeden anwesenden Fan und den ganzen Verein spielen. Umso mehr freu ich mich, alle Leser:innen dieses Interviews von nun an jeden Sonntag bei uns am Spielfeldrand zu sehen. Ich wünsche mir, dass unsere Fans den Humor beibehalten und wir alle für die Rückrunde nochmal ordentlich die Werbetrommel rühren, um jedes Spiel zu einem Heimspiel zu gestalten. Apropos Heimspiel, auch ich werde nicht ewig auf dem Feld stehen und freue mich, wenn bis zum Zeitpunkt meines Karriereendes ein gemütlicher Sitzbereich entstanden ist. Außerdem kam die musikalische Beschallung vor dem Spitzenspiel gegen Eintracht Falkensee bei uns im Team sehr gut an, gerne mehr davon.

Die Fans des SV Concordia Nowawes auf der Sandscholle

Du gehörst zu den Spielern, die man auch mal auf einer Demo der Seebrücke trifft. Wie wichtig sind Dir politische Themen?

Balthasar Kogge: Wenn man im Nowaweser Fußballkontext aufwächst, kommt man glücklicherweise um eine Sensibilisierung für politische Themen nicht wirklich herum. Mir wurde schnell bewusst, dass es weitaus größere Probleme auf der Welt gibt als eine Niederlage auf dem Platz. Ich bin, wie die meisten Cordi-Kids, sehr wohlbehütet und privilegiert aufgewachsen. Als einige Jungs zu uns kamen, die trotz ihres jungen Alters schon Fluchterfahrungen machen mussten, hat sich bei mir das Bewusstsein für meine Privilegien geändert. Wenn meine Freunde erzählen, mit was für Ungerechtigkeiten sie zu kämpfen haben, kommen mir „Probleme“ und Herausforderungen in meinem eigenen Leben nichtig vor und ich sehe mich dazu verpflichtet, ihnen zu helfen, wo ich kann.

Viele Probleme unserer Zeit versetzen mich in eine Ohnmacht und ich ertappe mich selbst dabei, sie zu verdrängen. Durch einen Verein wie Concordia gibt es jedoch die Möglichkeit zu handeln, kleinere Probleme zu lösen und auf Missstände aufmerksam zu machen. Ein großartiges Beispiel hierfür ist die Spendenaktion für mein liebes „Mäuschen“ (aka. Dembo). Innerhalb weniger Tage haben wir doppelt soviel zusammen bekommen, wie die Summe, die er für seine Anwältin brauchte. Auch auf Demonstrationen kann unsereins wirksam werden und zumindest kurzfristig auf wichtige Themen unserer Zeit aufmerksam machen.

Welchen Beitrag kann ein Verein wie Concordia leisten, um den Fußball und die Welt ein bisschen besser zu machen?

Balthasar Kogge: Mit Concordia haben wir, zumindest havellandweit, gezeigt, dass ein anderer Fußball möglich ist. Ein Fußball, in dem Zusammenhalt und Spaß mehr zählt als Autorität und Leistungsdruck. Ein Fußball, der für alle da ist, egal woher Du kommst oder wie viel Deine Eltern verdienen. Somit hat Concordia bereits den Fußball positiv verändert. Ein Traum wäre es natürlich, durch Vernetzungen mit anderen Vereinen die ähnliche Werte teilen, die Verbandsstrukturen zu modernisieren. Wenn man sich den NOFV, den DFB oder die FIFA anschaut, sträuben sich einem ja die Nackenhaare! Doch bis wir in den besagten Verbänden etwas ändern werden, sollte Concordia weiter machen wie bisher, sich in der Lokalpolitik engagieren und für einen gerechten Fußball sorgen.

Neben Deiner Spielerkarriere hast Du Dich auch zu einem erfahrenen Jugendtrainer in unserem Verein entwickelt. Seit wann machst Du das eigentlich genau und welche Teams hast Du bislang trainiert?

Balthasar Kogge: Angefangen hat die Trainertätigkeit meines Erachtens 2015. Damals an der Seite meines liebsten Kneipen-Masseurs, der Schirilegende und des Vollzeit-Dynamos Denny Müller. Mit meinem jetzigen Coach Josef übernahm ich nach einem halben Jahr den Jahrgang 2006. Wir wurden Meister und ich begleitete die Mannschaft ein paar Jahre. Nach einer kurzen Pause stieß ich an der Seite meines ehemaligen Trainers und Oberbürgermeisters der Herzen Lutz Boede zu den 2007ern, die ich bis heute trainiere - mittlerweile zusammen mit Roman Böttcher.

Mit 15 Jahren schon ein Trainerfuchs

Was hast Du selbst durch Deine Tätigkeit als Trainer noch gelernt?

Balthasar Kogge: Wie viel Aufwand, Leidenschaft und Aufopferung hinter diesem Ehrenamt steckt! Ich weiß die Arbeit der Trainer mehr zu schätzen, gerade in Bezug auf meine eigene Spielerkarriere. Fußballerisch habe ich gelernt, dass manchmal eine Niederlage einem Team sehr weiterhelfen kann. Als Trainer blicke ich mehr auf die langfristige Entwicklung einer Mannschaft.

Derzeit trainierst Du gemeinsam mit Roman Böttcher die B-Junioren. Wie siehst Du die mannschaftliche und sportliche Entwicklung Deines Teams?

Balthasar Kogge: Die Mannschaft ist eine ganz besondere Truppe. Trotz des pubertären Alters sind die Jungs „pflegeleicht“, humorvoll und positiv verrückt! An einem dezemberlichen Montagabend kommen gut und gerne mal 25 Spieler zum Training. Für uns Trainer ist es wegen der vielen Spieler und des mangelnden Platzes oft eine Herausforderung, ein produktives Training zu organisieren - aber der Wille des Teams ist überwältigend. Auch sportlich ist die Mannschaft sehr breit und niveauvoll aufgestellt, auch wenn es die aktuelle Tabellensituation vielleicht nicht so vermuten lässt. Es bereitet mir Freude, zu sehen, wie die Jungs größer und größer werden und sich auf und neben dem Platz prächtig weiterentwickeln. Auch wenn es noch nicht so lange her ist, erinnert mich das häufig an meine Mannschaft damals. Das führt mir vor Augen, dass auch die nächsten Generationen ähnlich ticken und dass der Spirit von Concordia weitergegeben wird.

Nervenstark vom Punkt

Du hast die Entwicklung des SV Concordia Nowawes 06 seit 2009 miterlebt. Was unterscheidet unseren Verein heute von dem Verein der Anfangsjahre?

Balthasar Kogge: Wir haben uns von einer F-Jugendmannschaft und einer Freizeittruppe zu einem etablierten Verein, der in in jedem Jahrgang eine Mannschaft hat, entwickelt. Besonders freut es mich, dass man uns mittlerweile nicht mehr als die „Hippies“, die keinen Fußball spielen können, belächelt, sondern dass wir sportlich ernstgenommen werden. Der Verein hat gezeigt, dass ein nachhaltiger Fußball möglich ist. Ich meine damit, dass es sich vollkommen ausgezahlt hat, dass bei Concordia der Schwerpunkt auf die Jugend gelegt wird und dass die Jahrgangsteams langfristig zusammenbleiben. Während wir uns, gerade im Großfeldbereich, vor Anfragen kaum retten können, müssen gestandene Vereine aus Potsdam und Umgebung Mannschaften zusammenlegen oder komplett auflösen.

Auch im Erwachsenenbereich wird sich der Weg von Concordia auf Dauer bezahlt machen. Durch die immer wieder aus unseren eigenen Jugendteams nachrückenden Spieler werden wir sowohl sportlich als auch im Zusammenhalt den Gegnern ein Stück voraus sein.

Zudem hat sich auch unsere Sportplatzsituation geändert. Die ersten Jahre haben wir auf Asche und Schotter trainiert. Mittlerweile haben wir die Nowawiese und eine erneuerte Sandscholle. Allerdings merkt man gerade im Winter, dass die Situation noch alles andere als perfekt ist.

Was machst Du eigentlich persönlich, wenn Du mal nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Balthasar Kogge: Häufig findet man mich in der Nordkurve oder irgendwo sonst im Osten an der Seite der „Blaupfeifer“. Seit ich bei Concordia spiele, hat mich auch Nulldrei fasziniert und in einen magischen Bann gezogen. Ich liebe es, mit Freund:innen aus Nah und Fern die Achterbahn Regionalliga zu beobachten.

Ansonsten bin ich ein geselliger Mensch. Ich mag es, im Sommer an den bekannten Ecken im Kiez rumzulungern und im Winter mit Freund:innen in der heißgeliebten Stadtteilkneipe Nowawes eine Limo zu zischen. Auch gehe ich gerne mal ins Thalia-Kino oder schwinge den Kochlöffel. Außerdem studiere ich an der Freien Universität Berlin Politik und Geschichtswissenschaften.

Freundschaft, Fußball, Concordia

Was wünscht Du Dir für unseren Verein?

Balthasar Kogge: Für Concordia wünsche ich mir, dass sich die Sportplatz-Situation endlich verbessert und jedes Team genügend Platz für ein vernünftiges Training hat. Außerdem wünsche ich mir, dass sich noch mehr fußballbegeisterte Leute für den Trainerjob begeistern lassen. Auch andere ehrenamtliche Aufgaben rund um den Verein sollten in Zukunft auf mehr Schultern verteilt werden. Ich hoffe, dass wir aus „Dennys Diner“ eine richtige Instanz für das Vereinsleben erschaffen und auch abseits eines Heimspieltages den Container zum Leben erwecken. Das Gelände der Sandscholle bietet noch viele Möglichkeiten für einen noch bunteren Concordia-Ort! Zu guter Letzt wünsche ich mir eine stärkere Vernetzung mit anderen sympathischen Vereinen, vielleicht in Form eines kleinen sommerlichen Turnieres. Und ich sehe Concordia in der Pflicht, in der Zukunft endlich ein ordentliches Angebot für Mädchen und Frauen zu schaffen.

Was hast Du Dir für die nächsten Jahre vorgenommen?

Balthasar Kogge: Als Spieler will ich mit Concordia unbedingt mal einen Titel gewinnen. Obwohl ein Titelgewinn bislang nie das Ziel für mich war, will ich jetzt dieser grandiosen Zeit die Krone aufsetzen. Außerdem habe ich einfach tierisch Lust darauf, den Titel mit dem Team und dem Verein zu feiern. Seit Jahren spielen sich biblische Bilder in meinem Kopf ab. Ich habe auch Lust darauf, gemeinsam mit den Jungs, die ich gerade trainiere, für Concordia aufzulaufen.

Abseits des Platzes merke ich allmählich, dass ich bald mal einen kleinen Tapetenwechsel brauche. Durch die Corona-Zeit direkt nach meinem Abitur war es für meine Generation und mich nicht wirklich einfach, die Welt zu entdecken, neue Menschen und Orte kennenzulernen und Erfahrungen abseits der Wohlfühloase zu sammeln. Das will ich in den nächsten Jahren nachholen.

Vielen Dank für dieses zauberhafte Weihnachtsinterview. Wir wünschen ein neues Jahr voller Freundschaft, Fußball und Solidarität - und als Sahnehäubchen eine fette Aufstiegsfeier mit Rekordkulisse.

Winterfest am 22. Januar 2023 im Kiezkino Thalia

Vom 16.12.2022

Nach einigen Jahren Corona-Pause ist es wieder soweit: Am Sonntag, dem 22. Januar 2023 können wir endlich wieder unser traditionelles Winterfest im Kiezkino Thalia durchführen. Während im Vorstand schon über die Filmauswahl und die kleinen Geschenke diskutiert wird, müssen die Vereinsmitglieder erst einmal nichts weiter tun, als den Termin vorzumerken.

Im Interview (Folge 15): Alex Mertes

Vom 13.12.2022

Alex Mertes kam über ungezwungenes Freizeitkicken mit Concordia in Kontakt. Seit vielen Jahren trainiert er B- und A-Junioren-Teams unseres Vereins. Als Vizepräsident kümmert er sich mit Geduld und ganz viel Humor um so begehrte Tätigkeiten wie den regelmäßigen Abgleich der Mitgliederdatei, die Protokollierung der Vorstandssitzungen und die Verbreitung der Concordia-Ideale auf Twitter, Insta und Facebook. Wir haben mit ihm über seine Karriere bei 74 und Potsdam West, über leere Bolzplätze in Zeiten der WM 1990, über offene Kommunikation mit Jugendfußballern, über Mitgliederrekorde und eine Heimstatt für Concordia, über die Entwicklung unserer A-Junioren und über seinen Einsatz zur Rettung des Klimas geplaudert.

Hallo Alex, seit wann interessierst Du Dich für Fußball? Hast Du selbst einmal gespielt?

Alex Mertes: Mein Interesse für Fußball besteht, wie bei vielen, schon seit der frühen Kindheit. Anfangs habe ich nur mit Freunden auf dem Bolzplatz in unserem Plattenbaugebiet gezockt. Für den Profifußball hab ich mich da zunächst noch nicht interessiert. Das kam meiner Erinnerung nach erst im Sommer 1990, als ich ab und an alleine auf dem Bolzplatz stand. In der Schule fand ich dann raus, dass das an der WM lag. Von da an hab ich zumindest die großen Turniere verfolgt, später dann auch Bundesliga und ab Mitte der 90er war ich auch regelmäßig im Karli bei 03, die damals, glaube ich, noch Verbandsliga spielten. Etwa zu der Zeit kam ich auch mit dem Vereinssport in Berührung. Mein Kumpel wollte es bei Babelsberg 74 versuchen und fragte, ob ich dabei bin. Lange habe ich es dort aber nicht ausgehalten, da ich als Jugendlicher dann auch andere Interessen als Fußball hatte. Später als Student hab ich dann wieder angefangen und lange Zeit bei Potsdam West gespielt, bevor ich aus Zeitgründen meine „Karriere“ beendete, auch um mehr Zeit für meine damals frisch geborene Tochter zu haben.

Wie bist Du zu Concordia gekommen? Warum ist die Entscheidung für Concordia gefallen?

Alex Mertes: So ganz ohne Fußball ging es nach meinem Karriereende natürlich auch nicht. Es gab damals eine kleine Gruppe von Babelsberg-Fans, welche sich regelmäßig sonntags auf der Scholle zum Kicken traf. Das war schön unverbindlich und daher für mich gut machbar. Dort waren auch einige Leute am Start, die sich damals bereits bei Concordia engagierten. Holger Raschke sprach mich irgendwann mal an, dass Cordi immer nach Leuten sucht, die Ahnung vom Fußball haben. Ich weiß zwar nicht, wie er da auf mich kam, aber so ergab es sich, dass ich Anfang 2014 bei Albert und den Minikickern ohne Spielbetrieb half. Aus der damaligen Bolztruppe ging später übrigens das Erwachsenenteam ohne Spielbetrieb hervor, welches immer noch aktiv ist, wenn auch mit vielen neuen Gesichtern.

Concordias Amateure beim antirassistischen Stadionfest "Der Ball ist bunt"

Du trainierst seit einigen Jahren B- und A-Jugend-Teams bei Concordia. Was reizt Dich am Traineramt und an dieser Altersklasse?

Alex Mertes: Angefangen hab ich ja, wie schon erzählt, bei den ganz Kleinen. Da ging es eher um das Vermitteln von Grundlagen wie Passen, Ballannahme und Torschuss und darum, möglichst viele Spielformen einzubauen. Auch ist man dort eher Betreuer als Fußballtrainer, was deswegen aber nicht weniger Spaß macht. Bei den älteren Altersklassen kann man dagegen viel mehr im taktischen Bereich trainieren und auch die Trainingsinhalte etwas herausfordernder gestalten. Das war auch der Grund, warum es mich gereizt hat, 2018 ein Großfeldteam zu übernehmen. Lutz wollte damals den 2003er Jahrgang abgeben (vermutlich weil er festgestellt hat, dass er auf dem Teamfoto mittlerweile die kleinste Person ist) und hat mich gefragt, ob ich mir das vorstellen kann. So trainierte ich (zusammen mit Micha und später Bille) die 2003er 4 Jahre lang in der B- und A-Jugend, bevor sie im Sommer ins Erwachsenenteam wechselten und dort teilweise richtig gut angekommen sind.

Worauf legst Du im Umgang mit jugendlichen Spielern besonderen Wert?

Alex Mertes: Hmm, schwierig. Da hab ich, ehrlich gesagt, noch gar nicht so genau drüber nachgedacht. Ich glaube, es ist wichtig, den Spielern offen zu kommunizieren, warum man bestimmte Übungen im Training macht bzw. taktische Entscheidungen im Spiel trifft und warum man glaubt, dass es dem Spieler oder dem Team helfen kann. Das gleiche gilt für die Aufstellung. Ich finde, da kann man den Spielern schon sagen, warum es diesmal nicht die Startelf oder eine andere Position geworden ist. Ich hab ja selbst gespielt und hatte als junger Spieler einige Trainer, die (im Nachhinein betrachtet) gutes Training gemacht haben, aber den Spielern nicht mitteilten konnten oder wollten, warum man das für wichtig hält oder warum jemand nicht spielt. Das brachte dann regelmäßig Unzufriedenheit und trug auch nicht zur Selbstreflexion bei. Zusammengefasst würde ich sagen, dass ich versuche, den Jugendlichen meine Ideen vom Fußball zu vermitteln ohne dabei irgendwelche Drucksituationen aufzubauen. Davon gibt es überall anders schon genug und Fußball ist in erster Linie Freizeitbeschäftigung und soll daher vor allem Spaß machen. Mit dem Ansatz bin ich bei Concordia zum Glück auch nicht alleine.

Wie siehst Du die Entwicklung der A-Junioren sportlich und sozial? Wo hat sich das Team verbessert? Wo ist noch Luft nach oben?

Alex Mertes: Anders als normalerweise bei Concordia, wo die Teams größtenteils in reinen Jahrgangsteams über Jahre zusammen spielen, setzt sich das jetzige A-Junioren-Team aus mehreren Jahrgängen zusammen. Einige Spieler waren schon in der letztjährigen A-Jugend aktiv, andere in der U18 und einige sogar noch in der B. Dazu kamen dann noch einige Neuzugänge und außerdem mit Bille und mir auch noch zwei neue Trainer hinzu. Von daher war am Anfang der Saison sicher erst einmal vieles neu und wir brauchten einige Zeit, um uns zu finden. Obwohl wir auf dem Papier nicht viele Spieler sind, haben die Jungs ne Menge Bock und wir hatten eine starke Beteiligung im Training und bei den Spielen. So ist das Team in dem halben Jahr gut zusammen gewachsen und wir konnten einige gute Spiele abliefern. Luft nach oben ist auf jeden Fall in der Punktausbeute. So hielten wir in vielen Spielen sehr gut mit, konnte aber punktemäßig oft nichts mitnehmen. Da wünsche ich mir im nächsten Jahr, dass wir uns öfter für unsere guten Spiele belohnen können.

Alex empfiehlt den Fans des Erwachsenenteams, sich mal seine A-Jugend anzusehen.

Gibt es einige Spieler, auf die wir uns demnächst im Erwachsenenteam freuen können?

Alex Mertes: Zunächst einmal ist das Erwachsenenteam ja aktuell sehr gut aufgestellt, sodass man hier nicht unbedingt nach neuen Stars Ausschau halten muss. Ich persönlich freue mich erstmal, noch mit den Spielern die restliche A-Jugend-Saison zu bestreiten und kann den Fans des Erwachsenenteams nur empfehlen, auch mal bei den Spielen der A-Jugend vorbeizuschauen und sich selbst ein Bild von den zukünftigen Talenten zu machen.

Neben dem Traineramt engagierst Du Dich auch im Vorstand des SV Concordia Nowawes 06. Was sind genau Deine Aufgaben?

Alex Mertes: Auch hier könnte ich jetzt sagen, dass ich einfach gefragt wurde und nicht Nein sagen konnte. Die Wahrheit ist aber, dass ich die Chance, als 2. Vorsitzender im Schatten des großen Präsidenten [siehe Interview Folge 4] zu wirken, nicht ausschlagen konnte. Zu meinen vermutlich wichtigsten Aufgaben gehört, die Vorstandsprotokolle zu schreiben und alle ständig daran zu erinnern, das Erwachsenenteam bitte nicht Männer- oder Herrenmannschaft zu nennen. Nebenbei kümmere ich mich gemeinsam mit Anderen in der AG Verwaltung um die Mitgliederdaten und Beitragsabrechnungen.

Ein gutes Protokoll ist das Sahnehäubchen jeder Vorstandssitzung.

Was wünschst Du Dir für die weitere Entwicklung unseres Vereins?

Alex Mertes: Da gibt es natürlich einiges und das auch noch aus verschiedenen Perspektiven. Als Mitglied der AG Verwaltung wünsch ich mir, dass wir demnächst die 400 Vereinsmitglieder reißen (aktuell 365). Als Fan des Erwachsenenteams ein etwas entspannteres Auftreten der Fangemeinschaft gegenüber der Gegner- und Schiedsrichterschaft. Als Trainer der A-Jugend ein paar mehr Punkte. Und als alles zusammen eine richtige Heimstätte auf der Nowawiese mit Kunstrasenplatz, einer Beleuchtung, die den Namen verdient und einem Sozialtrakt mit Umkleiden und sanitären Anlagen, wie es sich für eine selbsternannte Sportstadt gehört.

Was machst Du eigentlich beruflich und persönlich, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Alex Mertes: Nachdem ich beruflich lange Zeit an einer Hochschule in der Forschung tätig war, kümmere ich mich mittlerweile um den Klimaschutz in der Stadt Potsdam (bzw. versuche es). Persönlich bin ich gerne mit dem Rad unterwegs, baue im Garten meine eigenen Kartoffeln an oder verreise gern.

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre?

Alex Mertes: Hier ist der Plan, in 5-10 Jahren zusammen mit meiner Freundin mal eine komplette Auszeit vom Alltag (ja, dann auch von Concordia) zu nehmen und ein halbes Jahr durch die Welt zu reisen.

Herzlichen Dank für das Interview. Wir wünschen den A-Junioren für die Rückrunde viele Siege vor großer Kulisse, der AG Verwaltung neue Mitgliederrekorde und der städtischen Klimaschutzstelle maximale Erfolge bei der Rettung des Klimas.


Alle anderen Interviews der Reihe findet ihr hier: concordia-nowawes.de/kiosk/concordia-im-interview

Mitgliederversammlung und Jahresausklang

Vom 24.11.2022

Achtung Ortswechsel !!!

Liebe Mitglieder,

hiermit lädt der Vorstand des SV Concordia Nowawes 06 e.V. satzungsgemäß zur ordentlichen Mitgliederversammlung ein.

Termin: Donnerstag, der 08.12.2022, 18 Uhr
Ort: Besprechungsraum Sportplatz "Sandscholle", F.-Mehring-Str. 54, 14482 Potsdam
neuer Ort: Stadtteilkneipe Nowawes Großbeerenstraße 5, 14482 Potsdam

vorgeschlagene Tagesordnung:

  1. Begrüßung, Feststellung der Beschlussfähigkeit
  2. Bericht des Vorstands/Rechenschaftsbericht für 2021; Entlastung des Vorstands
  3. Änderung/Anpassung der Beitragsordnung (Änderungsvorschlag per Mail versandt)
  4. Ausblick 2022/2023
  5. Sonstiges

Ergänzungen können laut Satzung bis eine Woche vor Beginn der Mitgliederversammlung schriftlich beim Vorstand beantragt werden. Gemäß Satzung sind alle Mitglieder ab dem vollendeten 16. Lebensjahr stimmberechtigt.

Potsdam, den 23.11.2022

im Namen des Vorstands
Alexander Kallenbach
1.Vorsitzender
SV Concordia Nowawes 06 e.V.

Im Interview (Folge 14): Johannes Emken

Vom 23.11.2022

Johannes Emken ist ein auffälliges Gesicht bei Concordia. Viele werden den Typen mit dem markanten Hut als Spielervater, beim Frühlingsfest auf der Nowawiese hinter dem Grill oder nun endlich auch als Trainer der C2 kennen. Wir haben mit ihm über die Herausforderungen des Großfeldes, das Trainerteam mit Bela Losch, die Rolle des Schiedsrichters und den Leuchtturm Concordia gesprochen.

Hallo Jo, seit wann interessierst Du Dich für Fußball? Hast Du selbst einmal gespielt? Und wo war das?

Johannes Emken: Ich war in der F und E Jugend Torwart in einem kleinen Dorf in der Nähe von Köln. Mein Stiefvater studierte dort an der Sporthochschule und war selber in der Jugend bis zur A Torwart. Er stammte aus einer Turner-Familie und war wahnsinnig wendig. Wir trainierten viel das „Fliegen“ im Urlaub am Strand. Nach dem Umzug wechselte ich ins Kanu und wurde in den Achtzigern Zeuge eines legendären 3:2 von Werder gegen Bayern. Und das in der Ostkurve. Seitdem verfolge ich Fußball, vor allem Werder und spielte in der Jugend viel in der Freizeit. Doch Basketball war meine größere Leidenschaft.

Du und Deine Familie sind seit vielen Jahren auf der Sandscholle anzutreffen. Wie bist Du zu Concordia gekommen?

Johannes Emken: Eigentlich ist Jannah mit Leo zu Concordia gekommen. Bei Albrecht und den Minis. Das habe ich immer gerne begleitet und auch mal ausgeholfen. Auch später nach Noahs Einstieg habe ich zum Beispiel Alex oft vertreten.

War die Entscheidung für unseren Verein eher zufällig oder was gab den Ausschlag dafür, dass Ihr hier gelandet seid?

Johannes Emken: Es war ein kurzer Austausch über Werte und Zielsetzung von Vereinen und uns war schnell klar, dass wir die Kinder - genauso wie bei der Schulwahl - niemals in unnötige Drucksituationen geben wollten, sondern immer deren eigenen Impulse und Stärken fördern wollten. So gesehen passte Concordia absolut zu uns und die Kinder haben sich immer wohl gefühlt.

Jo Emken lebt das Prinzip: Fußball ohne Leistungsdruck

In der Corona-Zeit hast Du Dich dann noch stärker für unseren Jahrgang 2009 engagiert, viel für den Zusammenhalt des Teams getan und 2020 sogar das Traineramt übernommen. Wie ist es zu dieser Entscheidung gekommen?

Johannes Emken: Zum einen habe ich im Zivildienst in Bremen in einer Schule gearbeitet und da gemerkt, daß es wunderbar sein kann, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Zum anderen arbeite ich beruflich auch sehr gerne in Teams, wo jeder oder jede nach eigenen Stärken eingesetzt wird und für alle Perspektiven und Möglichkeiten für Weiterentwicklungen geschaffen werden. Das ist ein immer fortwährender Prozess mit viel Dynamik, kein Stillstand, das Leben eben. Concordia passte also auch hier für mich als Erwachsener.

Meinen ersten Anlauf habe 2015 unternommen. Ich wollte erst einmal bei dem Erwachsenen ohne Spielbetrieb meine eigenen Fähigkeiten weiter erproben und Neues lernen. Leider verletzte ich mich beim ersten Training. Ich hatte mir die Achillessehne gerissen - die rechte, nach der linken Ende 2008. Der Weg war also eine Sackgasse. 2020 bot sich eine neue Chance, da der Trainerposten der damaligen D2 vakant wurde und ich als Vater, und zu Zeiten der Pandemie nahezu Beschäftigungsloser, immer wieder als Aushilfe agierte. Lutz stand mir beratend zur Seite und bot mir schließlich an, es doch einfach mal zu probieren.

Seit 2021 trainierst Du das Team zusammen mit Bela Losch, der damals noch bei den A-Junioren spielte. Mit Saisonbeginn ist Bela ins Erwachsenenteam gewechselt und spielt dort einen grundsoliden Innenverteidiger. Unser Eindruck war, dass die Chemie im Trainerteam von Anfang an gestimmt hat. Was schätzt Du an Bela und was kann er noch von Dir lernen?

Johannes Emken: Na, mit der Vorgeschichte war es für mich und das Team das Beste, was uns passieren konnte. Ich hatte ja noch nicht wirklich Ahnung vom Training. Zwar ne Idee von Spielweise usw. aber die Trainingsinhalte habe ich mir alle anlesen müssen. Mit Bela kam ein erfahrener Spieler als Trainer zu uns, der zudem mit seiner Art und Weise hervorragend in die Gesamt-Chemie passte. Es war einfach: WOW! Fußballerisch bin ich es, der viel von Bela lernt. Und er lernt sicherlich jede Woche in seinem Training und natürlich jetzt noch zusätzlich viel über Sport an der Uni. Bei der Teamarbeit habe ich einiges an Erfahrung und wir besprechen uns auch da. Wir lernen also im Miteinander, gerade bei Letzterem geht es vor allem um Authentizität. Die kann man nicht lernen, die hat Bela.

Im Trainerteam stimmt die Chemie.

Inzwischen ist Dein Team in den C-Junioren angekommen und spielt die erste Saison auf dem Großfeld. Wie siehst Du die Entwicklung der Mannschaft sportlich? Wo hat sie sich verbessert? Und was hast Du selbst noch gelernt?

Johannes Emken: Auf dem Kleinfeld haben wir das Spielerische/Verspielte noch mehr zulassen können. Einzelne Figuren konnten ein Spiel stärker prägen und nahezu überall präsent sein. Auf dem Großfeld ist es viel entscheidender, die Räume zu besetzen, sich innerhalb dieser zu bewegen und gleichzeitig immer konzentriert zu sein, auch in passiveren Momenten. Das Spiel ohne Ball wird viel entscheidender. Da sehe ich in vielen Mannschaftsteilen schon große Fortschritte. Beim Spiel mit dem Ball verfallen wir aber noch zu oft in die oben beschriebenen Muster. Da gilt es nun, die sich auftuenden passiv besetzten Räume zu aktivieren, mit einzubeziehen. Kurz gefasst: Mehr passen, genauer passen und vor allem mehr miteinander reden. Sich gegenseitig Wege aufzeigen, zusammen Lösungen suchen. Die Jungs sind alle immens schlau und gute Fußballer. Was aus Ihnen selbst wächst, hat Bestand. Bela und ich zeigen ihnen nur einen Bruchteil der Möglichkeiten auf. Festhalten möchte ich hier aber vor allem: Die Jungs haben ein schon ein paar gute Spiele gezeigt auf dem Großfeld und die ersten 15 Minuten gegen Fortuna waren richtig ansehnlicher und souveräner Fußball. Darauf bauen wir Woche für Woche auf. Und bei dem Spiel habe ich auch gelernt: Der Einfluss der Trainer auf die Spieldymanik wird überschätzt, bzw. ist verschwindend gering.

Beim Wechsel auf das Großfeld war die C2 etwas knapp besetzt. Inzwischen sind einige Spieler neu dazugekommen. Das hängt sicher auch mit einer guten Stimmung im Team zusammen. Worauf kommt es Dir im Umgang mit Jugendlichen besonders an?

Johannes Emken: Ja die Stimmung ist wirklich gut. Und der Zusammenhalt auch. Manchmal ist es schwer vor lauter Unterhaltungen und Blödeleien der Jungs überhaupt Training zu machen. Da finden wir uns noch auf der Suche nach der richtigen Balance. Ich appelliere hier an den Respekt untereinander und damit haben wir schon viel erreicht. Da bleibt immer noch genug Platz für Schabernack, nur sollen eben alle nach ihren Ansprüchen trainieren können. Damit sind die beiden Schlüsselwörter auch gefallen: Respekt und Authentizität. Daraus lassen sich viele gute Werte ableiten und sie lassen auch absolut den Raum für Fehler und Kritik. Was auch wirklich viel für das Wir-Gefühl gebracht hat, war das etwas improvisierte Trainingslager am Anfang der Saison. Mit ein wenig Fußball, aber auch Basketball, Angeln, Grillen, Brettspielen usw. Das möchten wir gerne wiederholen.

Was machst Du eigentlich beruflich und persönlich, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Johannes Emken: Wie ja viele wissen, bin ich Koch und betreibe in Berlin ein Cateringunternehmen mit nun wieder über 20 Angestellten. Wir kochen nur mit Bio-Produkten und sind seit 3 Jahren Teil der Gemeinwohlökonomie-Bewegung. Der Aufbau und die Etablierung hat neben der Familie mit 3 Kindern nicht viel Platz gelassen für Persönliches. Mal bin ich zum Ausgleich viel Fahrrad gefahren, jetzt ist es eher das Schwimmen. Ich bin leidenschaftlicher Pilzsammler (und Noah auch) und lerne seit Sommer 2021 Klavier, was mir unglaublich viel Spaß macht, aber mit 47 auch nicht mehr so leicht ist.

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre?

Johannes Emken: Auch bei mir steht die Work Life Balance im Fokus. Doch davon habe ich ein umfassenderes Bild als die bloße Gegenüberstellung von Arbeit und Freizeit. Ich denke, jede Tätigkeit dient zugleich mir und der Allgemeinheit. In verschiedenen Gewichtungen. Und umgekehrt. Wenn ich es schaffe, als Trainer für die Jungs da zu sein, dann machen im Idealfall Andere Arbeiten für mich in der Firma, oder Leo kümmert sich um das Abendessen, Jannah hat positive time mit Emma und einige Eltern haben vielleicht mal Zeit, in Ruhe den Nachbarn zu helfen. So gesehen fände ich es einfach gut, darauf zu achten, wie sich die eigenen Gewichtungen und Interessen verschieben und ihnen Räume zu geben. Das nenne ich dann erfülltes Leben. Da kann auch mal eine einzelne 60-70 Stunden-Woche in der Firma glücklich machen, aber eben nicht als Dauerzustand. Das macht nur fertig.

Always look on the bright side of life.

Was wünschst Du Dir für die weitere Entwicklung unseres Vereins?

Johannes Emken: Oh ha. So als Vater, oder als Trainer, oder als Mitglied??

In der Rolle als Vater: Da wünsche ich mir hier und da MEHR Unterstützung durch VIELE Eltern und nicht durch die immer GLEICHEN. Wobei ich diejenigen, die sich engagieren, über alles dafür feiere und ich verstehe auch, dass viele andere auch nicht immer die Möglichkeiten haben.

In der Rolle als Trainer: Da wünsche ich mir vor allem als Novize mehr Austausch unter uns Trainern. Aber eigentlich habe ich da auch noch einen anderen Wunsch: Ich würde gerne eine offene Diskussion im Verein führen wollen, wie wir mit dem Schiedsrichter umgehen wollen. Ich sehe ihn mehr als eine Art Spielleiter und vor allem als Teil des Spiels und nicht als Fremdkörper. Auch bei dieser Figur im Spiel gelten die oben angesprochenen Schlagwörter Authentizität und Respekt. Was nicht heißt, dass ich mich nicht auch mal aufrege, ich hasse den postmodernen Begriff von Impulskontrolle. Gerne dazu einmal mehr an anderer Stelle ... gerade und vor allem nach meinen Negativ-Erfahrungen von unseren letzten Pokalspiel.

In der Rolle als Mitglied: Ich fände es super, wenn Concordia neben dem oben angesprochenen Diskurs über die Rolle des Schiedsrichters auch in anderen Feldern des Fussballwesens und dessen Organisation, Finanzierung und vielem mehr einen kleinen Leuchtturm im Verband anzündet. Keine Fackel, sondern ein fest stehender Wegweiser in der Brandung.

In allen drei Rollen gleichzeitig: Ein dynamisches, organisches und solidarisches: Weiter so! Leben eben.

Wir bedanken uns für dieses herzerwärmende Interview. Arbeiten wir den Wunschzettel zusammen ab.

Im Interview (Folge 13): Kai Mund

Vom 17.11.2022

Kai Mund begann seine Sportkarriere als Leichtathlet beim SC Potsdam und wechselte erst bei den C-Junioren zu Concordia. Auch wenn er sich an seine ersten Spieleinsätze als Stürmer nicht mehr erinnern kann, wir können sie mit Fotos und Teamaufstellungen belegen. Letztlich landete Kai aber auf seiner Lieblingsposition im Tor und spielt regelmäßig für unsere Erste auf der Eins. Seit wenigen Wochen hat er außerdem das Torwarttraining unserer Klein- und Großfeldteams übernommen. Wir haben mit ihm über seinen Weg zu Concordia, seine Vorliebe für die Torwartposition, die Stimmung im Erwachsenenteam, seine neue Funktion als Torwarttrainer unserer Jugendteams und über seine weiteren Pläne mit Concordia und beim Film kommuniziert.

Kai Mund auf seiner Lieblingsposition

Hallo Kai, Du bist erst bei den C-Junioren und damit relativ spät zum Fußballspielen und zu Concordia gekommen. Was hast Du vorher sportlich gemacht?

Kai Mund: Zuvor war ich ungefähr 4 Jahre beim SC Potsdam und hab Leichtathletik gemacht. Zum SC Potsdam bin ich durch die Grundschule gekommen. Damals wurden wir im Sportunterricht von meinem späteren Trainer gesichtet. Sonst hab ich gerne mit meinen Kumpels Fußball auf dem Schulhof gespielt. Hier hatte ich auch schnell meine Position als Torwart gefunden.

Wodurch wurde letztlich Dein Interesse am Fußballspielen geweckt und warum hast Du es bei Concordia probiert?

Kai Mund: Der Weg zum Fußball fing, wie gesagt, schon in der Grundschule an, aber es stand nie zur Debatte, dass ich mal in einen Verein gehe. Als ich noch sehr klein war, ging ich zusammen mit einem Kindergartenfreund zu einem Spiel. Er selbst spielte schon länger und ich sollte mal mein Glück probieren. Nun, weil ich damals wenig mit Fußball anfangen konnte, setzte ich mich einfach auf den Rasenplatz und zupfte die Grashalme aus der Wiese. Mein Interesse kam dann ziemlich spät durch einen Schulfreund, der bei Concordia spielte. Vorher kannte ich den Verein garnicht. Mir war wichtig, zusammen mit Leuten zu spielen, die ich kenne und mit denen ich Spaß hatte und immer noch habe!

Fotobeweis: In den C-Junioren spielte Kai Mund einen wuchtigen Stürmer.

Kannst Du Dich noch an Deine ersten Wochen erinnern? Die meisten Spieler Deines Teams und der Spielgegner hatten ja schon jahrelang Fußball gespielt. Wo lagen Deine größten Probleme und was waren Deine Stärken?

Kai Mund: Uff, das ist schon ewig her und in der Zwischenzeit ist viel passiert, da erinnert man sich fast garnicht mehr an den Anfang seiner „Karriere“ bei Concordia. Doch die ein oder anderen Erinnerungen hab ich natürlich, zum Beispiel wie ich meinen ehemaligen Trainer Lutz Boede gefragt habe, ob ich nicht im Tor spielen darf und ZACK - Da stand ich! Im Gegensatz zu anderen hatte ich noch nicht die Erfahrung und die Kontrolle mit dem Ball umzugehen. Zu meinen Stärken zählt sicherlich, dass ich mich schnell in ein Team finde und immer offen und mit Spaß an die Sache heran gehe. Das hat immer geholfen, besser zu werden und eine super Beziehung zu Spielern und Trainern aufzubauen.

Wie lief Dein erstes Spiel im Concordia-Trikot? Auf welcher Position wurdest Du eingesetzt?

Kai Mund: Das ist eine Frage die ich leider nicht wirklich beantworten kann, daran kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich glaube wir haben gewonnen. [Anmerkung der Redaktion: Nach unseren Recherchen war es ein 1:3 unserer C1 auf der Sandscholle gegen der Teltower FV.]

Am 19.11.2017 stand Kai Mund das erste Mal im Tor. Er half der C2 im Heimspiel gegen SpG Ferch/Caputh aus.

Wie kam es dazu, dass Du auf die Torwartposition gewechselt bist?

Kai Mund: Als erstes habe ich ja schon bei Lutz im Tor gespielt. Dann wurden die Positionen mal umgestellt, um zu sehen, wie man sich auch auf dem Feld schlägt. Durch meine Schnelligkeit wurde ich dann in den Sturm gestellt, dass hat auch Spaß gemacht. Später dann in der höheren Jugend bei Alex wurde ich in die Abwehr gesetzt. Alex wollte sehen, wie das funktioniert - doch ein Spiel später bin ich dann zu ihm gegangen und hab gesagt: ,,Du Alex, wenn ich schon hinten spiele, dann kann ich doch gleich ins Tor gehen das würde mir mehr Spaß machen.“ So kam ich an meine heutige Stammposition.

Was gefällt Dir besonders an der Torwartposition

Kai Mund: Es gefällt mir, Torchancen des Gegners zu verhindern. Das Gefühl, einen wichtigen und gefährlichen Ball zu verteidigen, macht Spaß. Aber auch das Spiel zu entscheiden bei einem Freistoß oder Elfmeter.

Der Jahrgang 2003 ist seit Beginn der Saison zu den Erwachsenen aufgerückt. Wie fühlt Ihr Euch vom Trainer und den Mitspielern im neuen Team aufgenommen?

Kai Mund: Sehr gut. Ich persönlich freue mich darüber mit „älteren“ zusammen und gegeneinander zu spielen. Concordia ist vom Gefühl wie eine große Familie und jeder kennt jeden irgendwie. Mein jetziger Trainer Josef hat mich schon vor der Saison, als wir 2003er noch A-Jugend waren, angerufen und gefragt ob wir nicht Lust hätten, bei den Herren zu spielen. Da hab ich ganz klar ja gesagt. Ich kann also nur sagen, dass wir alle gut in die neue Mannschaft aufgenommen wurden.

Unser Torwart im Punktspiel auf der Sandscholle

Wie groß ist die Umstellung vom Juniorenbereich zum Männerfußball? Was läuft dort auf dem Platz anders als in der Landesklasse A-Junioren?

Kai Mund: Vieles. Also grade Kommunikation auf dem Spielfeld ist das A und O. Ich merke selber, wie durch das Reden auf dem Platz ein Spiel beeinflusst werden kann. In der A-Jugend war das nicht so wie es jetzt im Männerbereich der Fall ist. Auch der körperliche Aspekt spielt eine große Rolle. Ich meine, wir spielen teilweise gegen 20-Jährige oder sogar manchmal noch Ältere. Da merkt man mal, was Körpereinsatz bedeutet. Nicht zu vergessen die Kräfte, die bei Schüssen aus der Entfernung wirken oder die Technik, die schon sehr viele beherrschen. Da macht Fußballgucken und vor allem -spielen noch mehr Spaß.

Zu Saisonbeginn hatte unser Erwachsenenteam einige Probleme, die Torwartposition stabil zu besetzen. In dieser Situation hast Du die Chance genutzt und Dich in der Mannschaft etabliert. Hast Du damit vor der Saison gerechnet?

Kai Mund: Ich bin froh, dass ich jetzt auf meiner Lieblingsposition als Stammspieler spielen darf. Dennoch habe ich gedacht, dass Jonathan oder auch Dominik öfter im Tor stehen. Doch ich hab seit dem ersten Training Josef gezeigt, was ich im Tor kann und wollte natürlich in die Startelf - und ich denke, das hab ich geschafft. Ich hab eher damit gerechnet, dass ich erst einmal auf der Bank sitze und Jonathan und Dominik den Kasten sauber halten, aber nun steh ich als stolzer Torwart hinten im Tor.

Kais Familie fehlt eigentlich bei keinem Heimspiel auf der Sandscholle.

Deine Eltern und erst Recht Deine Großeltern sind seit Jahren regelmäßig bei den Spielen auf der Sandscholle anzutreffen. Woher kommt diese Fußballbegeisterung?

Kai Mund: Na, ich würd erstmal sagen, die Hauptmotivation ist es, den Sohn und Enkel beim Fußball zu sehen, zu unterstützen und anzufeuern. Mein Opa hat zudem damals bei Motor Teltow gespielt und mich mal gefragt ob ich nicht in einen Verein gehen will (das war noch damals, als ich mit Fußball nicht so viel am Hut hatte). Als ich dann irgendwann Concordia gefunden hatte, waren alle im Fußballfieber. Selbst meine Oma, die Fußball nur so nebenbei guckte, wurde zu einem richtigen Fußballfan, auch wenn sie es schlimm findet, wenn ich mich als Torwart hinwerfen und dem Ball hinterherspringen muss.

Das Erwachsenenteam steht derzeit an der Tabellenspitze. Wo siehst Du Eure besonderen Stärken und wo den größten Verbesserungsbedarf?

Kai Mund: Unsere Stärken liegen ganz klar in unserer Teammoral und Mentalität. Wir sind immer für einander da und uns ist auch ganz egal, woher wir kommen. Ständige Motivation, das Spiel zu gewinnen und die 3 Punkte nach Hause zu holen, stehen immer ganz oben. Wir haben ein klasse Teamspiel und das beweist ja auch der Platz in der Tabelle. Unser Auftreten vor und nach dem Spiel spiegelt dies ebenfalls wieder. Auch unsere Trainer, Josef und Robert, machen klare Ansagen und üben mit uns genau das, was wir besser machen müssen. Doch manchmal geht die Klappe auf dem Spielfeld da auf, wo sie lieber zu bleiben sollte. Ich sag ja, wir sind mit Herz und Seele dabei. Doch das sind die Sachen, die uns im weiteren Verlauf der Saison auch auf die Füße fallen können.

Concordia hat in allen Altersklassen funktionierende Jugendteams aufgebaut. Beim normalen Training kommen die Torhüter allerdings oft etwas zu kurz. Daher haben wir uns sehr gefreut, dass Du künftig als Torwarttrainer unserer Klein- und Großfeldteams zur Verfügung stehst. Was reizt Dich an dieser Aufgabe?

Kai Mund: Als Roman mit der Idee eines Torwarttrainings, mit mir als Trainer, auf mich zukam, fühlte ich mich sehr geehrt. Torwarttraining ist genau das, was oft zu kurz kommt, aber so essentiell wichtig für ein modernes Fußballspiel ist, dass ich nicht nein sagen konnte. Ich finde es sehr beeindruckend, was die Jungen und Mädchen schon auf dem Kasten haben. Deshalb will ich so gut wie möglich mit meinem Wissen den Kindern etwas beibringen, damit sie besser werden. Auch ich lerne dabei etwas, wenn ich die Übungen kreiere oder heraussuche. Das ist genau das, was mir an dieser Aufgabe Spaß macht.

Manchmal versteckt sich sogar Dembo Badjie hinter dem Torwart.

Was machst Du eigentlich persönlich, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Kai Mund: Ich habe dieses Jahr (2022) mein Abitur absolviert, studiere jetzt Germanistik und Geschichte und habe eine Leidenschaft für Film und TV. In meiner Freizeit bin ich ab und zu mit Freunden unterwegs, ärgere meinen kleinen Bruder und gucke gerne Fußball.

Was hast Du Dir für die nächsten Jahre vorgenommen?

Kai Mund: Weiterhin bei Concordia als Torhüter zu spielen und dann auch mal den ein oder anderen Pokal zu gewinnen. Außerdem würde ich mich gerne in den nächsten Jahren beruflich in Richtung Film bewegen.

Vielen Dank für das Interview, auch wenn die Erinnerungen manchmal trügen. Wir wünschen für den Rest der Saison noch viel Erfolg mit unserer Ersten und viel Spaß mit den Jugendtorhütern unseres Vereins.

Im Interview (Folge 12): Laura Wehrmann

Vom 09.11.2022

Laura Wehrmann ist Erzieherin und kam über ihre Tätigkeit mit jugendlichen Geflüchteten mit Concordia in Kontakt. Heute ist sie die bislang einzige Frau in unserem Vereinsvorstand. An den Spieltagen und danach kümmert sich Laura um die vielen undankbaren Aufgaben wie den Ordnungsdienst und die Sportgerichtssachen. Vor kurzem hat sie ein Studium als Sozialarbeiterin begonnen. Wir haben sie zu ihrem Weg zu Concordia, zu ihren Erfahrungen mit den Fußballfunktionären der Kreisklasse, zu den Problemen junger Geflüchteter in Deutschland, zu ihren Wünschen an unsere Fans und natürlich zur sportlichen Perspektive unseres Erwachsenenteams befragt.

Hallo Laura, wie bist Du zu Concordia gekommen? Was gefällt Dir an unserem Verein?

Laura Wehrmann: Ich glaube, mein erstes Spiel einer jungen Jugendmannschaft habe ich durch einen engen Freud gesehen, der bis vor kurzem jahrelanger Trainer bei Cordi war. Aber der erste engere Kontakt war da, weil ich in meiner Zeit in der Erstaufnahme von jungen unbegleiteten Geflüchteten immer öfter mit Trainern in Kontakt war, um die Jungs bei Cordi anzumelden. Als das jetzige Erwachsenenteam noch in der A-Jugend spielte, kam ich zuschauen, um meine Jugendlichen mal in Aktion zu sehen und dann bin ich einfach immer weiter zu (fast) jedem Spiel gekommen. Dann hat es nicht lange auf sich warten lassen, dass ich von einigen Seiten angesprochen wurde, ob ich mir vorstellen könnte, in den Vorstand zu kommen. Ohne zu wissen, was auf mich zukommen würde, habe ich mich überzeugen lassen und wachse nun langsam Stück für Stück rein.

Ich war sehr schnell davon angetan, wie der Umgang im Verein untereinander ist, ganz zu schweigen vom Erwachsenenteam untereinander. Die Herzlichkeit und Zugewandtheit haben mich sofort begeistert. Es herrschen keine toxischen Hierarchien aufgrund von Stellung oder vermeintlicher besserer Leistung, das ist wundervoll.

Vor ihrer Concordia-Karriere konnte man Laura oft in der Nordkurve des Karli antreffen.

Du kümmerst Dich beruflich um Minderjährige und junge Erwachsene, die aus anderen Ländern nach Deutschland geflohen sind. Wovon träumen diese Menschen und was sind die häufigsten Probleme, die ihnen hier im Wege stehen?

Laura Wehrmann: Tatsächlich übe ich diese Tätigkeit leider nicht mehr aus, weil es zum einen aus persönlichen Gründen in der letzten Einrichtung nicht mehr gepasst hat und die Alternativen in diesem Bereich kaum noch vorhanden sind, da sich Potsdam aufgrund der etwas höheren Anzahl an aufgenommenen Geflüchteten rar macht und alle seine Einrichtungen nach und nach abgesägt hat. Deshalb habe ich jetzt ein Studium zur Sozialarbeiterin angefangen.

Aber zur eigentlichen Frage: Ich denke die Träume sind im Detail sehr individuell. Aber bei jungen Menschen, die vor allem aus ärmeren Ländern kommen, ist der Wunsch und auch die Erwartung da, in Europa zu arbeiten und in der Heimat Familie, Community oder teils ganze Dörfer finanziell zu unterstützen. Sie hoffen, hier schlichtweg ein besseres Leben zu haben oder auch mit einer besseren Lebensgrundlage zurück zu gehen. Die Ernüchterung folgt dann auf dem Fuße, weil natürlich aufgrund von Hörensagen niemand damit rechnet, dass es so unfassbar schwer ist, hier überhaupt eine Arbeitserlaubnis zu bekommen oder dass man als Minderjähriger ohne Eltern in ein System rutscht, das von sehr viel Reglementierung geprägt ist - und das, nachdem man die letzten Jahre erwachsen sein musste, um zu überleben. Dazu kommt das Erlernen einer neuen Sprache, die nichts gemein hat mit der eigenen Muttersprache. Viele sind sehr oft frustriert und traurig, weil sie ihren Weg nicht sehen können und oft das Gefühl haben, hingehalten zu werden. Ich habe unfassbaren Respekt vor der Lebensleistung dieser jungen Menschen.

Immer konzentriert bei der Arbeit

Was kann ein Fußballverein wie Concordia leisten, um ein paar Steine aus dem Weg zu räumen? Hast Du den Eindruck, dass unser Verein da schon genug unternimmt?

Laura Wehrmann: Ich denke, dass Concordia tut, was man tun kann und genau die abholt, die offen für dieses besondere Angebot sind. Es ist mir in der Vergangenheit oft passiert, dass mich Jungs gefragt haben, warum wir sie in dem Kinderverein angemeldet haben und nicht wenige haben den Verein nach kurzer oder längerer Zeit verlassen, weil sie sich zu größerem berufen fühl(t)en. Ich habe dafür auch viel Verständnis. Wenn man so oft das Gefühl hat, zu scheitern oder nicht durchzusehen und auf dem Fußballplatz zeigen kann, was man kann, möchte man nicht verlieren. Man verliert gefühlt jeden Tag, wenn man die Aufgabe nicht versteht oder die Betreuer oder das Jugendamt andauernd nein sagen zu Dingen, die man gerne möchte. Aber es sind auch einige geblieben und viele wiedergekommen. Cordi bedeutet Zusammenhalt und gemeinsames wachsen. Das versteht leider nicht jeder, aber die, die es verstanden haben die spielen mit aller Liebe und Hingabe für diesen Verein und dieses Team. Einige Geflüchtete waren auch schon als Trainer in den Kinder- und Jugendteams bei Concordia tätig, weil wir es ihnen zutrauen und weil sie eine absolute Bereicherung darstellen. Ich wüsste nicht, was man mehr tun kann als in so hohem Maße inklusiv zu sein, wie wir es bereits sind.

Auch Concordia ist ziemlich männerdominiert. Mädchen spielen in den Jugendteams nur vereinzelt mit. Im Vorstand bist Du die erste und bislang einzige Frau. Dabei ist die Frauenquote im Concordia-Umfeld wahrscheinlich viel höher als in normalen Fußballvereinen. Was muss passieren, damit unser Verein mehr Frauen als Trainerinnen und Vorstandsmitglieder gewinnen kann?

Laura Wehrmann: Da weiß ich keine so richtige Antwort drauf. Es ist richtig, dass wir eine relativ hohe Quote an Zuschauerinnen haben, aber Fußball schauen, bedeutet ja nicht per se Ahnung von Fußball zu haben und das Know How zu haben, um Kinder oder Jugendliche zu trainieren. Ich selbst bin jahrelang zu Babelsberg 03 gegangen und - abgesehen von wenigen Regeln - lerne ich im Grunde jetzt erst viel Inhaltliches wenn ich mich mit Trainern und Zuschauer* innen während oder nach dem Spiel unterhalte. Vielleicht bedarf es eines stärkeren Einbindens in die Spieltage, um so in Beziehung zu treten und so den Wunsch in weiblich wie männlich gelesenen Fans zu wecken, stärker in Vereinsstrukturen einzudringen.

Frauenpower für Concordia

Im Vorstand bist Du vor allem für den Erwachsenenbereich zuständig. Du hast in den letzten Jahren so einige Stellungnahmen nach Roten Karten verfasst und Concordia in Sportgerichtsverhandlungen vertreten. Wie nimmst Du die Verbandsstruktur wahr, auf die ein junger Verein mit antirassistischer Agenda und alternativer Fanszene trifft?

Laura Wehrmann: Naja im Grunde habe ich Roman bei einer sehr umfangreichen Stellungnahme assistiert,um auch zu wissen, was auf mich zukommen könnte und zwei kleine geschrieben, die dann nicht benötigt wurden… aber das nur als kleine Korrektur.

Die Sportgerichtsverhandlung war zugegebenermaßen ein absoluter Schmiss ins kalte Wasser, wenn auch von Roman unbeabsichtigt. Der eigentliche Plan war, dass ich mir das ansehe und - wenn nötig - als Zeugin aussage. Stattdessen waren aber Christian Kuba und ich durch die Meldung als formale Vereinsvertretung quasi die Anwälte des Vereins gewesen. Nur wir durften neben dem Sportgerichtsvorsitzenden und seinen Beisitzern Fragen stellen, um uns als Verein zu entlasten. Ich schaute anfangs nur immer wieder Roman an und war ratlos, wie ich diese Situation meistern sollte. Mit der Zeit wurde ich aber etwas selbstsicherer und hielt am Ende ein Abschlussplädoyer, mit dem ich recht zufrieden war.

Die Szenerie, die diese Sportgerichtverhandlung bot, schockierte mich. Wenn man aus der Fanszene kommt und sich über einige Monate von Cordis Gestus hat prägen lassen, wirkt es fast ironisch, wie ernst sich Würdenträger der Kreisklasse nehmen und wie herablassend wir uns behandelt gefühlt haben. Es ist eine Welt, in die wir wohl mehr oder weniger alle erst reinwachsen müssen und die wir hoffentlich im Laufe der Zeit, an der einen oder anderen Stelle, positiv in eine zugewandtere Richtung prägen können. Ebenso wie wir auch unsere heißspornigeren Fans heranführen und ermutigen sollten, die Werte und Prinzipien unseres Vereins repräsentieren zu lernen, aber ich bin guter Dinge, dass wir zumindest das hinbekommen werden.

Nach der Klatsche in Stücken erholt sich die Vorstandsfrau gern in der örtlichen Kneipe.

In den vorherigen Interviews haben die Spieler unseres Erwachsenenteams immer wieder betont, wie wichtig die Unterstützung unserer Fans bei den Heimspielen auf der Sandscholle und den Auswärtsspielen ist. Andererseits gibt es natürlich immer mal wieder Probleme, weil die 2. Kreisklasse auf solche Zuschauermengen gar nicht eingestellt ist. Was wünschst Du Dir von den Concordia-Fans?

Laura Wehrmann: Im Großen und ganzen mag ich unsere Fans sehr gerne. Ich bin ja auch Teil davon und einige sind meine Freunde. Was mir immer mehr negativ aufstößt - auch aufgrund meiner wachsenden Nähe zum Team - ist die Pöbelei. Ich denke, dass es dem Team nicht hilft, im Gegenteil. Die Spieler sind eh in einem Anspannungszustand auf dem Platz, genervt von dem einen oder anderen Gegenspieler und nicht mit allem glücklich, was der Schiri entscheidet. Ich denke, dass es psychologisch viel mit so jungen Spielern macht, wenn die Stimmung immer weiter hochkocht. Das wurde mir auch so kommuniziert. Das Team wünscht sich mehr Support und weniger Pöbelei und ich teile diesen Wunsch!

….Ach und Leute: nehmt doch bitte Euren Müll nach dem Spiel wieder mit ...

Unser Erwachsenenteam steht derzeit an der Tabellenspitze. Hast Du damit vor der Saison gerechnet? Wo siehst Du die Stärken und Schwächen der Mannschaft? Was traust Du dem Team in dieser Saison zu?

Laura Wehrmann: Ich bin, ehrlich gesagt, überrascht worden davon, wie schnell sich einiges entwickelt hat in so kurzer Zeit. Selbst mir mit meinem Laienauge fällt natürlich auf, dass Josef eine tolle Stuktur in ihr Spiel gebracht hat. Aber vor allem mental sind die Jungs stark gewachsen.

Untereinander regulativ zu wirken wenn die Emotionen durchgehen, ist eine tolle Leistung, die spürbar ist. Auch wenn es an dieser Stelle immer noch Luft nach oben gibt. Unser neues Talent Spiele zu drehen, gefällt mir persönlich sehr gut.

Auch wie wunderbar sich die neugewonnenen Mitspieler, die aus der ehemaligen A-Jugend dazugekommen sind, einfügen und eingefügt wurden, ist nach so kurzer Zeit beachtlich. Das hätte ich mir persönlich im spielerischen schwieriger vorgestellt. Ich denke diese Saison kann alles drin sein, wenn sie so weitermachen wie bisher.

Gruppenbild mit Team und Fans am Stern

Was machst Du, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Laura Wehrmann: Aktuell konzentriere ich mich vor allem auf mein kürzlich begonnenes Studium und versuche dabei, die Freizeit nicht zu kurz kommen zu lassen. Tatsächlich merke ich aber auch, dass mir diese Arbeit fehlt.

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre persönlich und beruflich? Was brauchst Du, um glücklich zu sein?

Laura Wehrmann: Naja, das Studium wird noch eine Weile viel meiner Zeit beanspruchen. Ich hoffe, dass ich anschließend oder vielleicht auch schon währenddessen wieder eine Stelle mit dem gleichen Klientel finde, mit dem ich in der Vergangenheit gearbeitet habe. Diese Arbeit hat mich sehr erfüllt. Ein Auslandssemester würde ich im vierten Semester gerne machen. Ansonsten plane ich nicht viel, es kommt wie es kommt. Für das Team und somit auch für mich wünsche ich mir den einen oder anderen Aufstieg und bezüglich meiner Aufgaben im Verein bin ich sehr gespannt, wie sich der Erwachsenenbereich entwickelt! Ich würde mir auch wünschen, ein paar Fans für den Diner und den gerade angelaufenen Ordnungsdienst gewinnen zu können.

Wir wünschen Dir und uns allen, dass alles ganz genau so kommen wird. Vielen Dank für das Interview.

Erwachsenenteam bleibt ungeschlagen

Vom 07.11.2022

Auch im zehnten Punktspiel der Saison blieb unser Erwachsenenteam ungeschlagen. Allerdings kassierte Concordia im Heimspiel auf der Sandscholle gegen den Tabellenzweiten Eintracht Falkensee II kurz vor dem Abpfiff noch den Ausgleich zum 1:1.

Am nächsten Sonntag (13.11.) wartet mit Viktoria Potsdam II die nächste Herausforderung auf unser Team. Wir sehen uns 13 Uhr auf der Templiner Straße!

Mehr Fotos gibt es HIER.

Spitzenspiel und Fundsachen

Vom 02.11.2022

Nach dem Auswärtssieg bei Lok Potsdam II steht am kommenden Sonntag auf der Sandscholle schon das nächste Spitzenspiel der 2. Kreisklasse C auf dem Programm. Spitzenreiter Concordia Nowawes 06 empfängt am 6.11. 14 Uhr den Tabellenzweiten Eintracht Falkensee II.

Wir hoffen auf eine stattliche Kulisse und die Fortsetzung der Erfolgsserie unserer Erwachsenen.

Ab 13 Uhr verteilen wir alles, was in den letzten Monaten auf Sportplätzen so liegengeblieben und zu schade zum wegwerfen ist.

Außerdem gibt es die Gelegenheit, zu klein gewordene Fußballschuhe und Trainingsanzüge abzugeben und natürlich auch passende mitzunehmen.

Im Interview (Folge 11): Oliver Lange

Vom 01.11.2022

Oliver Lange kam als Spielerpapi zu Concordia, als die Spielgegner noch fragten, wo Nowawes liegt und warum wir keine Werbung auf den Trikots haben. In einer Zeit, in der ein neuer Verein eine Menge Träume und Flausen im Kopf, aber weder einen Sportplatz noch eine Lobby in der Stadt hat, braucht man Fußballverrückte, die die Dinge einfach anpacken und trotz alledem machen. Olli spendierte Concordia 2009 die erste Kluft, holte bei einem der ersten Frühlingsfeste Johnny Wolga zum Hüpfburgkonzert auf die Nowawiese und baute dort mit uns symbolisch den ersten Bolzplatz. Heute kennen ihn die meisten als DJ Fliese oder den mit der roten Mütze. Er beendet Mails gern "mit concordistischen Grüßen" und trainiert trotz großer Arbeitsbelastung seit einigen Jahren unsere Minis. Wir haben ihn zu seinen Erinnerungen an die Anfangsjahre, die Sportplatzsituation in Potsdam, sein Talent beim Schnürsenkelbinden, Spreewälder Gurken und unser Erwachsenenteam befragt.

Selbstgemacht ohne die Hilfe der Stadt Potsdam: Unser erster Bolzplatz auf der Nowawiese.

2009 suchte Concordia die Spieler für das erste Jugendteam unseres 2006 neugegründeten Vereins zusammen. Dafür wurden Zettel mit unserer Präambel an den Babelsberger Bushaltestellen ausgehangen. Das war ja ein echtes Experiment. Wir haben nach Ostern mit dem Training begonnen und sind gleich nach den Sommerferien in die erste Punktspielsaison gestartet. Du warst einer der ersten, der sein Kind angemeldet hat. An was erinnerst Du Dich noch?

Oliver Lange: Also zum einen erinnere ich mich an den Platz hinterm Karli. Den Container und viele Kids, die nach und nach eintrudelten, um jetzt endlich Fußball spielen zu können. Ab und an gab es auch mal das eine oder andere Autogramm von den „Blaupfeifern“ [Anmerkung der Redaktion: So nannten um 1930 die Arbeitersportler des SV Concordia 06 die bürgerlichen Nulldreier]. Begehrt waren die von „Patti“ Moritz. Zwei durchaus motivierte Trainer am Rand mit viel Spaß und Engagement bei der Sache. Irgendwie hat mich das gesamte Paket dann einfach mitgerissen.

Du bist derjenige, der dem Verein die allererste Spielkluft spendiert hat – und danach noch einiges mehr. Auch an den ersten Frühlingsfesten auf der Nowawiese hast Du einen großen Anteil. Das Konzert von Johnny Wolga auf der Hüpfburg ist noch heute legendär. Was hat Dich an dem Experiment Concordia gereizt?

Oliver Lange: Es war auch für mich eine sehr aufregende und zugleich schöne Zeit. Gereizt hat mich schon immer der DIY-Gedanke, welcher bei uns im Vordergrund stand und steht. Wir haben sehr viel gewuppt und das immer mit Spaß und furchtbar netten Leuten. Jeder packte entsprechend seinen Möglichkeiten mit an und vertrat das mit unglaublich viel Enthusiasmus. Neue Projekte reizen mich besonders. Concordia war und ist für mich eines und ich bin froh, Teil dessen zu sein. Ich kann mich noch gut an unser Gespräch nach dem ersten Frühlingfest auf dem Baumstamm erinnern. Wir saßen da rum und Du meintest zu mir… „Guck mal Olli, das wäre jetzt unser Platz und kein Platz in dieser Stadt wäre besser für Concordia geeignet, das muss unser Ziel sein“. Es war ein wirklich schöner Moment.

Beim Auswärtsspiel der F-Junioren in Werder

Concordia war in der Anfangszeit ja ein Verein ohne Heimstatt. In der Stadtverwaltung hat man uns ernsthaft empfohlen, nicht so viele Mitglieder aufzunehmen und zu warten, bis die Stadt zusätzliche Sportplätze gebaut hat. Unsere ersten Teams haben wirklich unter unvorstellbar schlechten Bedingungen auf Park- und Spielplätzen trainiert. Also mussten wir uns zwischen den zumeist deftigen Niederlagen in den Punktspielen auch noch um neue Sportplätze kümmern. Wir haben am Park Babelsberg kurzerhand den ersten Bolzplatz selbst gebaut und mit dem Vorschlag, auf der Nowawiese einen neuen Platz zu bauen, im Bürgerhaushalt gewonnen. Bäckermeister Frank Fahland hat uns später einen kleinen Trainingsplatz an der Wetzlarer Straße spendiert. Wie hast Du das alles erlebt? Was muss auf den Sportplätzen noch passieren?

Oliver Lange: Beim Thema Sportstätten und Sportstadt Potsdam kommt mir buchstäblich die Galle hoch. Ich erinnere mich noch gut an die Gespräche im Stadthaus mit den Beigeordneten und OB Jakobs. Der öffentliche Druck musste immer hoch gehalten werden, um das zu erreichen, was wir bisher erreicht haben. Im Grunde war ich danach immer fix und fertig. Ich als Pragmatiker kann eben nicht viel mit dem Palaver anfangen und oft war ich den Tränen nahe ob soviel Unverständnis und gleichzeitig Unvermögen. Umso höher schätze ich euer Engagement in der Sache und bewundere die Gelassenheit mit der unser „Chef“ beispielsweise die Dinge in dieser Zeit angegangen ist. Meine direkte und nicht immer feine Art hätte vermutlich etwas mehr Verstimmungen hinterlassen und wir würden immer noch auf einem Bolzplatz kicken. Obwohl, die Nowawiese ist ja eigentlich nur ein Bolzplatz!! Es fehlt an allem! Licht!! Keine Möglichkeiten sich vernünftig umzuziehen und ein Platz, der - wenn überhaupt - maximal 6 Monate im Jahr nutzbar ist. Und als Ausrede wird immer wieder die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und das Welterbe ins Feld geführt. Hier müsste noch so einiges passieren. Anstelle die Stadt komplett mit Wohnbebauungen zuzupflastern, sollte jetzt intensiv nach Flächen für den Breitensport geforscht werden. Und die vorhandenen Flächen müssen entsprechend ausgebaut werden, um so möglichst mehr Kapazitäten zu schaffen. Das würde schon einiges an Druck rausnehmen. Vernünftiges Licht und ein Kunstrasen auf der Nowawiese wären ja beispielsweise schon mal ein kleiner Anfang. Dann noch ein paar Blockhäuser oder Baumhäuser direkt dahinter verstecken. Das müsste doch machbar sein😉!!

Du hast vor einigen Jahren die Betreuung unserer Mini-Kicker von Albert übernommen und begleitest seitdem gemeinsam mit Martin Klein die Kids bei ihren allerersten Schritten auf dem Fußballfeld. Was gefällt Dir an dieser Aufgabe und was würdest Du als Dein größtes Talent im Umgang mit Kindern in diesem Alter bezeichnen?

Oliver Lange: Ja, die Spielerei mit den Kindern in diesem Alter macht einfach Spaß. Ihr Wissensdrang, die Begeisterungsfähigkeit - nicht immer einhergehend mit dem Fußball Spiel, nee auch Blumen und Maulwurfshügel gilt es, zu erkunden und auszugraben. Die Kids dabei zu beobachten, macht unglaublich viel Spaß. Das größte Talent, was ich hierbei mitbringe, ist einfach. Ich bin der Beste im Schnürsenkel zubinden.

Olli mit den Mini Kickern und seinen Söhnen Pascal und Kilian 2018 auf unserer Nowawiese

Was unterscheidet Concordia in den Anfangsjahren von unserem heutigen Verein?

Oliver Lange: Ja, Concordia ist gewachsen und zwar ziemlich rasant. Am Anfang war alles noch so trallala und mal sehen, wie das so wird und nun ist es doch schon eine etwas größere Nummer, die es zu stemmen gilt. Ebenso sind die Teams gewachsen und damit auch der Betreuerstab, ebenso die Verantwortung. Das, glaube ich, unterscheidet Concordia 2006 von 2022. Und jetzt gibt es sogar ein Team mit "Erwachsenen" (an die Begrifflichkeit muss ich mich erstmal gewöhnen) - auch wenn diese sich auf dem Platz nicht immer so benehmen. Womit wir bei Thema wären. Ich war damals einer der Skeptiker, ob das mit unserem Verständnis als Kinderfussballverein noch vertretbar ist und sah das Experiment „Männerteam“ eher kritisch. Mittlerweile wurde ich eines besseren belehrt.

Unser Erwachsenenteam grüßt derzeit freundlich von der Tabellenspitze der 2. Kreisklasse C. Was traust Du der Mannschaft in dieser Saison zu? Wo siehst Du die Schwächen und Stärken des Teams?

Oliver Lange: Da ich von Anfang an in jeder freien Minute zu den Spielen gegangen bin, muss ich sagen, da ist richtig was im Gange. Die Erwachsenen organisieren sich selbst, das Spiel wurde immer besser und selbst hier in der Ferne (Island) habe ich den Liveticker vom letzten Spiel gegen die Reserve von Lok Potsdam verfolgt und mich wie ein kleines Kind gefreut, dass dieses wichtige Spiel gewonnen wurde! Die Mannschaft ist gewachsen und entscheidet auch mal knappe Spiele für sich. Ich traue der Mannschaft den Aufstieg zu. Mit der notwendigen Konzentration sollte das durchaus machbar sein. Ich würde mir von der Mannschaft mehr Respekt und Disziplin gegenüber den Schiedsrichtern wünschen. Auch das kann manchmal ein Schlüssel zum Erfolg sein. Ich glaube, dass hier auch die größte Schwäche liegt. Also im Mentalen. Fußballerisch spricht der Tabellenplatz für sich. Ich glaube, die Mannschaft ist zu einer Einheit verschmolzen und ihre große Stärke liegt darin, jedes Spiel unbedingt gewinnen zu wollen. Ihre physische Kraft hilft ihr natürlich dabei. Ihre Stärke liegt für mich ganz klar in der Physis!!

DJ Fliese beim legendären Johnny-Wolga-Konzert auf der Hüpfburg auf der Nowawiese

Was machst Du eigentlich persönlich und beruflich, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Oliver Lange: Wie die meisten vielleicht wissen, klebe ich „Kacheln“ auf Wände und Böden bzw. gibt es da noch den einen oder anderen „Knecht“, der dies nach meinen Anweisungen tut. Privat verreise ich gern, am liebsten mit meinen Kids! Ich höre gern und viel Musik (natürlich Vinyl) und gebe diese Musik ab und an an Gleichgesinnte weiter, indem ich in unregelmäßigem Abstand mit dem Cooolboys Soundsystem zum Tanz aufspiele.

Was hast Du Dir für die nächsten Jahre vorgenommen?

Oliver Lange: In meinem Alter sollte genau überlegt sein, was man sich vornimmt. Vielleicht mehr auf meine Gesundheit achten? Ich weiß das nicht, ich nehme mir grundsätzlich nichts vor. Es kommt wie es kommt und dann machen wir das Beste daraus!! Ehrlich, ich finde die Frage bescheuert!!

Was wünschst Du Dir von Concordia?

Oliver Lange: Was wünsche ich mir von Concordia ... Ein Vereinsheim wie es im Buche oder besser an der Säbener Strasse in München steht. Aber bitte mit riesiger Kegelbahn! Nee, Spaß beiseite, von Concordia wünsche ich mir bei den Heimspielen ne warme Knacker mit Senf (natürlich Bautzner, das einzig Brauchbare aus dieser Stadt), leckerem Schwarzbrot und ner Gewürzgurke! Natürlich Spreewälder!! Mein größter Wunsch jedoch wäre, dass der Verein nie seine Präambel und die damit verbundenen Werte über Bord wirft und für immer der Verein bleibt, der mich vor vielen Jahren mitgerissen hat und seitdem nicht mehr loslässt!!

Für Deine Lieblingssorten Senf und Gurke sorgen wir kurzfristig. Dass Concordia der Verein bleibt, den wir alle so lieben, dafür müssen wir uns gemeinsam ins Zeug legen. Vielen Dank für das Interview.