Concordia Nowawes

Im Interview (Folge 26): Norman Jahnke

Norman Jahnke kam nach dem Mauerfall als 15-Jähriger aus dem Weserbergland nach Ostberlin. Wenig später zog er nach Potsdam und erlebte 20 Jahre einer bewegten Umbruchzeit in der Jugend- und Kulturszene. Inzwischen sind seine zwei Kinder erwachsen und machen ihr Ding in Weimar und Stralsund. Obwohl Norman im Wedding lebt und beruflich viel unterwegs ist, hat ihn seine Sehnsucht nach Fußball auf die Trainerbank bei Concordia gebracht. Wir haben mit ihm über seine ersten Trainingseinheiten als erst 5-Jähriger bei den D-Junioren, über die Freizeitliga mit dem Rhoten Rhombus, über seine Suche nach dem, was fehlt und die spontane Idee am Café-Tresen beim Frühlingsfest, über den Reiz des Jugendtraineramtes, über die Qualitäten unserer B-Junioren, über fehlende Trainingszeiten und einen eigenen Sportplatz für Concordia, über seine persönlichen und sportlichen Zukunftspläne und natürlich über das Pokalfinale der B-Junioren am 9.7.2023 in Falkensee gesprochen.

Hallo Norman, seit wann interessierst Du Dich für Fußball? Hast Du selbst einmal gespielt? Bei welchem Verein und auf welcher Position?

Norman Jahnke: Mit 5 Jahren bin ich in den Verein VfL Dielmissen eingetreten, obwohl es damals erst für Schulkinder erlaubt war, in dem Verein zu spielen. Es gab zu meiner Zeit keine E-, oder F-Jugend. Deswegen habe ich in der D-Jugend angefangen, zu spielen. Ich musste mich lange gegen Ältere durchsetzten. Auf dem Kleinfeld war ich Stürmer, später auf dem Großfeld war ich mit der Nummer elf die rechte Sturmpitze. Mit dreizehn Jahren spielte ich in der Kreisauswahl und wurde zum Training der Landesauswahl eingeladen. In der Freizeitliga beim Rhoten Rhombus habe ich dann auf dem Kleinfeld in der Verteidigung gespielt.

Normalerweise suchen unsere Jugendkoordinatoren Jahr für Jahr Trainer, die zu unserem Verein passen. Du hast Dich aktiv gemeldet und von Dir aus Interesse bekundet, als Trainer einzusteigen. Was reizt Dich an der Aufgabe, ein Jugendteam zu trainieren? Und warum hast Du ausgerechnet bei Concordia angefragt?

Norman Jahnke: Trotz meiner abwechslungsreichen Freizeitbeschäftigung hat mir etwas im Leben gefehlt. Lange wusste ich nicht, was genau mir fehlte. Damals spielte ich gelegentlich am Sonntag beim FC Bierholn im Karli mit. Auch Roman hatte ich angesprochen, ob ich montags bei den Erwachsenen ohne Spielbetrieb mittrainieren darf. Das hatte aber alles keine Verbindlichkeit. Bis ich beim Cordi-Frühlingsfest 2020 Lutz am Café-Tresen wiedergetroffen habe. Den Großteil der Menschen aus dem Verein kenne ich aus meiner Zeit in Potsdam. Da kam mir die spontane Idee, als Trainer bei Cordi mitzumachen. Lutz sagte, es käme gleich ein Trainer, der Unterstützung beim Training der B-Jugend benötigt. Ingmar und ich haben uns kennen gelernt und uns für die nächste Woche verabredet. Mit meinem ersten Training war klar, das ist das, was mir gefehlt hat: auf dem Platz meine Zeit mit Menschen zu teilen, die Lust auf Fußball haben und ihnen mein Wissen und mein Verständnis vom Spiel zu vermitteln. Der eigentliche Reiz besteht darin, sie in Siegen und Niederlagen zu begleiten und mit den Menschen, die zum Team gehören, ein Spielsystem zu finden, das zu dem Team passt und allen ermöglicht, ihre fußballerischen und menschlichen Fähigkeiten auf den Platz zu bringen.

Wie bist Du im Team aufgenommen worden? Wie kommst Du im Trainerteam zurecht?

Norman Jahnke: Sehr gut! Dafür, dass ich noch wenig Verantwortung trage und in die Rolle als Trainer wachsen darf, bin ich Roman (in dieser Saison) und Ingmar (in der letzten Saison) sehr dankbar. Es ist eine große Verantwortung, ein Team zu trainieren und bei den unterschiedlichen Wettbewerben an der Seitenlinie zu stehen. Das durfte ich erfahren, als ich alleine mit dem B2-Team zu einem Auswärtsspiel gefahren bin. Es lief alles ohne erwähnenswerte Zwischenfälle. Aber zu entscheiden, wer spielen darf und wer nicht, und wann wer eingewechselt wird und wie viel Spielzeit er bekommt, ist nicht immer leicht.

An welches Spiel oder an welchen Moment bei Concordia wirst Du Dich wahrscheinlich in 20 Jahren noch erinnern?

Norman Jahnke: An das Pokalspiel in Lehnin. Wir haben, mit Unterstützung der B2, immer wieder einen Rückstand ausgeglichen, um dann im Elfmeterschießen das Viertelfinale zu gewinnen. Das war mein erstes Pokalspiel als Trainer und ich bin sehr stolz auf das Team, denn es hat schon mehrfach gezeigt, dass es eine starke „Steh-Auf-Mentalität“ hat. Die Jungs sind super!

Unsere B-Teams trainieren ja in dieser Saison gemeinsam. Hat sich das aus Deiner Sicht bislang bewährt?

Norman Jahnke: Auf jeden Fall. Es hat auch die Herausforderung mit sich gebracht, dass wir montags manchmal zu wenig Platz auf der Scholle hatten, aber grundsätzlich war es eine sinnvolle Entscheidung, das B1- und das B2-Team zusammen trainieren zu lassen.

Zum Beginn dieser Saison hatten unsere 2006er oft Probleme, um genug Spieler für die Punktspiele zusammen zu kriegen. Ohne Unterstützung der 2007er hätte die B1 manche Spiele gar nicht absolvieren können. Inzwischen hat die B1 einige neue Spieler gewonnen und sich als Team gefestigt. Wie habt Ihr das hinbekommen?

Norman Jahnke: Haha… wie gut, dass wir die B1 nicht abgemeldet haben… Das hatte auch, aber nicht ausschließlich, mit dem gemeinsamen Training zu tun. Wir haben als Team die Zeit genutzt, die Spieler zu fragen, was ihnen wichtig ist und auch über Sachen zu sprechen, die uns wichtig sind. Die gemeinsame Fahrt nach Hamburg war ein wichtiger Faktor. Und es ist immer wieder wichtig, über das, was gut und über das, was schlecht läuft, zu sprechen.

Natürlich fiebert der ganze Verein dem Pokalfinale der B-Junioren am 9.7. in Falkensee entgegen. Zum ersten Mal in der jüngeren Vereinsgeschichte hat ein Concordia-Team sich für das Pokal-Endspiel qualifiziert. Der Vereinsvorstand hat zwei Sonderbusse bestellt, die Karten sind praktisch ausverkauft. Trotz dieser Euphorie bleibt der höherklassige Werderaner FC Viktoria aber in der Favoritenrolle. Was erwartest Du von Deinem Team?

Norman Jahnke: Dass die Spieler Spaß am Finale haben und das Beste auf den Platz bringen, was in ihnen steckt. Wie ich schon erwähnte, haben die Jungs eine Mentalität, die es ihnen ermöglicht, immer wieder ins Spiel zurück zu kommen. Damit ist im Pokalfinale alles möglich. Es wird ein spannendes Match!

Das 2:0 war die Vorentscheidung im Halbfinale des Kreispokals gegen die SG Michendorf.
Erstmals steht ein Concordia-Team im Pokalfinale.
Respekt für die unterlegenen Michendorfer für ein bis zuletzt faires Spiel ohne Gemecker und Frustfouls.

Und wie schätzt Du die Chancen ein, den Pokal am 9.7. auf dem Rathausbalkon zu präsentieren?

Norman Jahnke: Das Team hat alle Chancen. Bei der Unterstützung und bei diesem Dreamteam ist alles möglich.

Auch im Pokalfinale können sich unsere 2006er auf die Unterstützung durch den ganzen Verein und seine Fans verlassen.durch

Hast Du gelegentlich Spiele unseres Erwachsenenteams besucht? Wo siehst Du die Stärken und wo muss das Team noch zulegen?

Norman Jahnke: Dazu weiß ich zu wenig vom Erwachsenenteam. Ein Cordi-Thema, dass sich für mich durch alle Teams zieht, ist, dass vor dem Tor zu wenig der Abschluss gefunden wird. Ich wünsche mir mehr Geilheit ein Tor zu schießen.

Kann ein Verein wie Concordia einen Beitrag leisten, um die Welt ein bisschen besser zu machen?

Norman Jahnke: Absolut! Der Teamgeist steht im Vordergrund und gewinnen ist zweitrangig. Es gibt nur wenige Vereine, die das Herz am passenden Fleck haben. Die Unterstützung auch neben dem Platz ist beispielhaft und großartig. Dass ich ein Teil dieser Gemeinschaft sein darf, ist für mich ein Geschenk.

Welche Wünsche hast Du für die weitere Entwicklung unseres Vereins?

Norman Jahnke: Mehr Platz für unsere Teams auf der Sandscholle. Mir würde es gefallen, wenn die Sandscholle uneingeschränkt von Concordia genutzt werden könnte und zudem die Nowawiese für den Spielbetrieb nutzbar gemacht wird.

Was machst Du, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Norman Jahnke: Das Theater-Ensemble-Archiv ist eine weitere Beschäftigung in meiner Freizeit. Zudem will ich selber wieder Theater spielen. Und ich mache Musik, als Schlagzeuger.

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre – ganz persönlich, beruflich und mit Concordia?

Norman Jahnke: In der nächsten Saison freue ich mich auf neue Herausforderungen als Trainer der B1. Außerdem würde ich gern die Trainer-C-Lizenz machen. Als Dozent arbeite ich an vielen verschiedenen Orten - sowohl theater-pädagogisch in Flecken Zechlin, als auch in Berliner Schulen. Das möchte ich ändern. Ab September werde ich mich weiterbilden, um als Arbeitspädagoge zu arbeiten. Vielleicht auch wieder mit einer hauptberuflichen Stelle.

Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen uns noch viele gemeinsame Jahre bei Concordia.