Concordia Nowawes

Im Interview (Folge 18): Lutz Boede

Lutz Boede ist Gründungsmitglied des Vereins und war bei allen wichtigen Meilensteinen des Vereins dabei. Er hat mehrere Teams erfolgreich auf das Großfeld begleitet, koordiniert den Kleinfeldbereich, ist im Vorstand und im Webteam aktiv und auch sonst eigentlich überall dabei, wo es etwas zu organisieren gibt. Auch außerhalb des Fussballplatzes sieht man Lutz, meist mit seiner grünen Cordijacke, im Stadthaus, bei der Bewerbung zum Oberbürgermeister, beim Unterschriften sammeln oder beim Ausführen seiner zahlreichen Ehrenämter. Wir haben mit ihm über die Vereinsgründung, seinen Traumverein, seine betreuten Teams, seine vielen Erlebnisse bei Concordia, seine anderen Ehrenämter, stundenlange Spaziergänge und seine Karriere als Model und Profisportler gesprochen.

Du bist ebenfalls eines der Gründungsmitglieder des Vereins. Der Präsident erzählt in seinem Interview von den Ereignissen zum Jahresende 2006 in der Stadtteilkneipe Nowawes und von einer nicht unerheblichen Menge an Süßigkeiten. War das der Grund, warum du nicht kandidiert hast und was war deine Motivation zur Gründung eines „neuen“ Vereins?

Lutz: Die Neugründung des SV Concordia 06 war keine spontane Entscheidung an einem Kneipenabend. Ich weiß gar nicht mehr, wer zuerst die Idee hatte, einen neuen Verein zu gründen. Aber es muss wohl irgendwie in der Nordkurve oder bei einem gemeinsamen Bier nach einem Nulldrei-Spiel passiert sein, dass wir uns zusammengefunden haben. Lepetit hatte eine Menge Erfahrungen mit Sportvereinen gemacht, weil sein Sohn mehrere Sportarten in verschiedenen Vereinen absolviert hatte. Andere konnten Schauergeschichten aus dem Sportunterricht erzählen.

Ich selbst hatte 1983 bei der BSG electronic Teltow mein erstes Kinderteam als Trainer übernommen und über 15 Jahre Kleinfeldmannschaften trainiert. Nach 2-3 Jahren Pause hatte ich schon das Bedürfnis, wieder ein Team zu trainieren. Da weit und breit kein Verein in Sicht war, der meinen Vorstellungen entsprach, war es eigentlich naheliegend, mit Freunden einen neuen Verein zu gründen. So haben wir uns dann ab 2006 regelmäßig getroffen und darüber philosophiert, wie dieser Verein aussehen könnte. Ich erinnere mich noch daran, dass wir uns geeinigt haben, im Training die Mannschaften nicht mehr wählen zu lassen, um Kindern die Erfahrung zu ersparen, immer derjenige zu sein, der zum Schluss übrigbleibt.

Die Gründungsversammlung in der Stadtteilkneipe Nowawes wurde dann aber doch ziemlich kurzfristig anberaumt. Der Grund war ganz einfach, dass wir Concordia noch 2006 formal anmelden wollten, damit wir wieder das Gründungsjahr 06 im Vereinsnamen führen konnten. Wir mussten uns also auf eine Satzung einigen. Ich habe eine pathetische Präambel geschrieben und eigentlich erwartet, dass sie ohnehin noch eingedampft wird. Aber irgendwie waren alle euphorisch und haben sie glatt beschlossen. Letztlich musste die Gründungsversammlung aber auch einen Vorstand wählen. Lepetit hat gesagt, dass er das Amt des ersten Vorsitzenden übernehmen möchte. Dass er einen Kasten spendiert hat, hat die Entscheidung sicher begünstigt.

Du warst ja vor deiner Concordiazeit schon in anderen Fussballvereinen tätig. Was hast du dort für Erfahrungen gemacht und was wolltest du bei Concordia anders machen?

Lutz: Wie schon gesagt, ich hatte 1983 in Teltow mein erstes Kinderteam übernommen. Ich hatte selbst keinerlei Vorerfahrungen und wurde von einem sportbegeisterten Freund motiviert, das mit ihm zusammen zu machen. Als es dann nicht so lief, war er schnell weg. Mich haben völlig aussichtslose Situationen eigentlich immer gereizt – und deshalb habe ich wohl weitergemacht. Das war alles deutlich schwieriger als heute. Damals warfen Trainer in ASK-Trainingsanzügen noch Schlüsselbünde durch die Halle, wenn ein D-Junior (damals hießen sie Knaben) eine Großchance versemmelte. Ich erinnere mich noch an einen Vater, der seinen Sohn zum ersten Mal zum Training brachte und mich gleich bei der Begrüßung ermunterte „Du kannst ihm ruhig eine runterhauen, wenn er nicht spurt!“. Kaum jemand hatte ein Telefon, so dass ich den Spielern manchmal Postkarten schrieb.

Fußball hatte in der DDR bei weitem nicht den Stellenwert. Im Raum Teltow gab es 2-3 Fußballteams bei den E- und D-Junioren, heute sind es 12 bis 15. Wir hatten also immer große Probleme, genug Spieler zu finden. Andere Sportarten haben die Kinder mit Autos und hauptamtlichen Trainern zum Schwimmen, Turnen und zur Leichtathletik geholt.
Entsprechend wenig Rückhalt hatte unser Verein in der Wendezeit auch in der Gemeinde Kleinmachnow, die unseren Sportplatz am Stahnsdorfer Damm abbaggern und dort ein Wohngebiet bauen wollte. Das haben wir mit einer Einstweiligen Verfügung verhindert. Erst als - ich glaube 12 Jahre später - ein Ersatzsportplatz in der Stahnsdorfer Zillestraße fertiggestellt war, durfte unser Platz bebaut werden. Aber auch in den Fußballvereinen selbst spielte der Jugendfußball keine große Rolle. In der Sitzung unserer Sektionsleitung Fußball wurde z.B. eine Stunde lang darüber diskutiert, welches Gastgeschenk die Alten Herren mit zu ihrer Abschlussfahrt nehmen sollten. Statt den Jugendbereich auszubauen, setzten die Vereinsvorstände darauf, gute Spieler mit allerlei Tricksereien und Geschenken in ihre Männerteams zu holen. Ich fand immer, das ist verschwendete Zeit. Mitte der 1990-er haben sich die Jugendtrainer von electronic und unserem Lokalrivalen Motor Teltow zusammengesetzt und einfach einen eigenen Jugendverein gegründet – die Fußballjugend Teltow-Kleinmachnow. Ein paar Jahre später gründete der Teltower FV (früher Motor) dann wieder eigene Nachwuchsteams. Daraufhin schloss sich die Fußballjugend mit dem RSV Eintracht (früher electronic Teltow) zusammen. In dem Fusionsvertrag stehen viele vernünftige Dinge. So waren die Abteilungen Fußball und Fußballjugend selbstständig und der Männerbereich verpflichtet, ein Team als U 23 zu organisieren. Der RSV hat seitdem den TFV klar überflügelt. Mir gefiel allerdings nicht, dass gewachsene Mannschaften immer wieder auseinandergerissen wurden, um die besseren Spieler in die ersten Mannschaften und den Rest in die zweiten und dritten Teams zu sortieren. Ich bin überzeugt, dass es sich langfristig auszahlt, in festen sozialen Gruppen zu trainieren und zu spielen. Bei Concordia steht dieses Prinzip in der Präambel. Das hat dazu beigetragen, dass in unseren Teams ein besonderer Zusammenhalt gelebt und langjährige Freundschaften gefördert werden.

Im Stadionheft NULLDREI gab es 2006 die Rubrik MEIN TRAUMVEREIN. Einige Wochen vor der Neugründung Concordias habe ich da mal meine Vorstellungen verewigt. Wenn ich Concordia heute an den damaligen Ansprüchen messe, bin ich eigentlich ziemlich zufrieden. Besonderen Nachholbedarf haben wir wohl im Mädchenfußball und bei der Revolution in den Verbänden.

Auszug des Stadionhefts [Anzeige mit Foto von Lutz überdeckt]

Du hast in deiner Zeit bei Concordia schon viele Jahrgänge betreut und erfolgreich in den Großfeldbereich geführt, dann aber spätestens zur B-Jugend an andere Übungsleitende übergeben. Magst du keine Jugendlichen anleiten, die dich in der Körpergröße überragen oder was sind die Gründe dafür?

Lutz: Wenn es danach ginge, müsste ich ja auch die D2 schon wieder abgeben, weil mir die ersten Kids über den Kopf gewachsen sind. Aber im Ernst, ich habe mehr als 20 Jahre lang Jugendteams trainiert, bevor ich gemerkt habe, dass es mir liegt, Teams beim Übergang auf das Großfeld zu begleiten. Eigentlich wollte ich diese Altersklassen nach meinen ersten Teltower Erfahrungen mit großmäuligen Mackern und heimlichen Zigaretten nie wieder trainieren. Jahre später hat es sich so ergeben, dass wir für die 2003er bei Concordia keine andere Trainerlösung hatten. Eigentlich wollte ich das Team nach den D-Junioren abgeben. Ich hatte das Team zusammen mit Micha Schindler ja schon vier Jahre trainiert und wir waren dennoch als D1 nur Tabellenletzter geworden. Ich war mir nicht sicher, ob das gut ausgehen kann. Aber mir blieb ja nichts übrig, als die Situation als Herausforderung anzugehen. Eigentlich habe ich mich weniger mit Fragen des Trainingsaufbaus beschäftigt, als mit den Bedürfnissen Jugendlicher und mit der Gehirnentwicklung in dieser Entwicklungsphase. Das hat mir sehr geholfen, wirklich altersgerecht zu trainieren und den Jungs immer mehr eigene Verantwortung zu übertragen. Was soll ich sagen? Das Team ist an der Aufgabe gewachsen und wir sind furios auf das Großfeld gewechselt. Wir hatten damals nur 16 Spieler, aber die waren eigentlich immer da. Da gab es Spieler, die am Abend zuvor Jugendweihe feierten und am Sonntagmorgen in Elstal zum Punktspiel aufdribbelten. Andere liefen am Vormittag bei rbb-Lauf mit und spielten am Nachmittag auf der Sandscholle durch. Es war ein ganz starker Zusammenhalt im Team. Daher freut es mich ganz besonders, dass einige dieser Spieler nun selbst Jugendteams trainieren (Kai Mund, Ole Schranz und Bela Losch) oder in unserem Erwachsenenteam angekommen sind. Ich glaube, sie können dem Verein sehr weiterhelfen.

Lutz als Trainer der 2003er

Ähnliche Erfahrungen hatten Balthasar Kogge und ich auch mit den 2007ern. Die Corona-Zeit war für das Team natürlich noch ein zusätzliches Handicap. Aber die Truppe ist gestärkt durch diese Zeit gekommen und bis heute immer größer geworden. Wahrscheinlich liegt das daran, dass sich die Spieler wohlfühlen und im Freundeskreis auch mal über ihr Team schwärmen. Da die 2007er eine besonders spielintelligente Mannschaft sind, würde es mich überhaupt nicht wundern, wenn das Team im nächsten Jahr bei den B-Junioren ganz vorn mitspielt.

Zwei Vereinslegenden Seite an Seite

In dieser Saison betreust du zusammen mit Denny Menzel die D2 (Jahrgang 2011). Wie lief die Saison bisher bei euch und was habt ihr euch vorgenommen?
Lutz: Ich kann mich für die herzliche Aufnahme im Team nur bedanken. Die Saison lief bisher durchwachsen. Wir haben immerhin als jüngerer Jahrgang nur einmal hoch verloren und spielen meistens schon ordentlich mit. Allerdings brauchen wir noch zu viele Chancen für ein Tor und wenn es hektisch wird, verliert mancher Spieler noch zu leicht die Ruhe am Ball. Man merkt dem Team schon an, dass in der Coronazeit ein gewisser Trainingsrückstand aufgelaufen ist. Wir brauchen also noch etwas Geduld, um als Team zusammen zu rücken und dazu zu lernen. Ich bin guter Dinge, dass wir im Frühjahr noch mutiger nach vorn spielen und unsere Fans mit tollen Toren begeistern.

Neben deiner Tätigkeit als Übungsleiter bist du im Verein auch im Webteam oder in verschiedenen Orgagruppen (wie z.B. das Herbstcamp) aktiv. Außerdem übernimmst du im Vorstand die Aufgabe des Kleinfeldkoordinators. Was macht der denn genau?
Lutz: Die Koordinatoren für Kleinfeld und Großfeld sind für die Organisation des Spielbetriebes verantwortlich. Roman Böttcher und ich beantragen Spielerpässe, kümmern sich um die Meldungen der Teams für den Spielbetrieb, die Trainerverträge im Jugendbereich und die Trainingszeiten. Wir führen regelmäßig Gespräche mit unseren Jugendtrainern durch, um deren Wünsche und Probleme zu kennen und ihnen einige Steine aus dem Weg zu räumen. Manchmal vertreten wir Concordia auf Staffeltagungen oder Sportgerichtsverhandlungen. Und das alles machen wir als Team und trennen Großfeld und Kleinfeld gar nicht so streng.

Die Koordinatoren haben immer alles im Blick

Du hast bei Concordia schon einiges erlebt. Was waren deine persönlichen Highlights?
Lutz: Ich habe mit Concordia wirklich viel erlebt, was ich nie mehr vergessen werde.
Die ersten Spiele, in denen ich mit Trainerlegende Robert Weber mit unseren F unterwegs war. Besonders unser erster Punktgewinn in Werder, wo wir nach 2:6-Rückstand noch 6:6 spielten, obwohl wir unsere Abwehrkette mit unserem gewaltfreien Ansatz nicht zum Verlassen unserer Strafraumgrenze bewegen konnten – inklusive die Limo danach und das gemeinsame Absuchen des Sportplatzes nach den Spielerpässen, die dann in meinem Rucksack gefunden wurden. Mit Robert teile ich auch den Moment, als Kapitän Franz (D-Junioren) uns berichtete, dass er jetzt mit dem Muskeltraining begonnen habe, weil er in seiner Angelzeitung die richtigen Übungen gefunden hatte.

Ich durfte Denny Müllers Karrierestart miterleben. Erst konnte ich den Schiri-Lehrgang inklusive Abschlusslauf beobachten. Dann war ich sogar bei seinem ersten Spiel in Teltow dabei. Er lieh sich meine Stoppuhr, musste sich aber trotzdem ständig nach der Zeit erkundigen, weil er die Uhr irgendwie angehalten hatte. Und ein Teltower Spieler kam nur deshalb um die Gelbe Karte herum, weil Denny sie schlicht nicht unter dem stramm sitzenden Leibchen herausbekam.

Auch die Hallensaison, in der unsere 2003er die C 1 des SV Babelsberg 03 in der Heinrich-Mann-Allee 2:1 schlugen und sich in Stahnsdorf trotz Auftaktklatsche noch als Gruppensieger für die Endrunde der C-Junioren qualifizierten, war etwas ganz Besonderes.

Ein riesiger Erfolg für Concordia war der Bau des Sportplatzes auf der Nowawiese gegen alle Widerstände und Wahrscheinlichkeiten. Die Schlösserstiftung hielt es ja nicht einmal für nötig, mit unserem Verein auch nur zu reden. Sie verlangte, dass die Tore und der Elektrokasten auf dem Platz schwarz gestrichen werden, damit durch den störenden Anblick die „Integrität des Gartendenkmals nicht beeinträchtigt“ wird. Der Elektrokasten wurde tatsächlich schwarz gestrichen. Danach überhitzten die Relais bei Sonnenschein und die automatische Bewässerung fiel aus. Nun musste eine zusätzliche Lüftung in den Kasten eingebaut werden.

Mit den 2007ern wird mich immer verbinden, wie dieses fußballverrückte Team die Coronazeit durchgezogen hat. Der Trainingsteilnahmerekord liegt bei 28 Spielern und bei 22 an einem Freitag 15 Uhr als einige - strenggenommen - wohl noch Schulunterricht hatten.

Eine Sternstunde der Vereinsgeschichte war natürlich das Interview der Webredaktion mit Dembo Badjie im indischen Restaurant. Wir trauten uns damals nicht, nach einem Selfie zu fragen.

Lutz hat sich zwar nicht getraut zu fragen, aber das Selfie gibt es natürlich.

Im Jahr 2018 bist du in Potsdam zur Oberbürgermeisterwahl angetreten und hast beachtliche 11,4% der Stimmen erhalten. Hätten wir bereits mehr Sportplätze im Stadtgebiet oder wenigstens ordentliches Licht oder sanitäre Einrichtungen auf der Nowawiese, wenn du damals gewonnen hättest?
Lutz: Eine ausreichende Trainingsbeleuchtung auf der Nowawiese hätten wir natürlich schon lange. Schließlich liegt ja eine Baugenehmigung für 16 Strahler (angebaut sind ganze 6) vor. Warum der Leiter des KIS sich immer noch dagegen sperrt, diese auch anzubauen, erschließt sich mir nicht. Schließlich hat er den Bauantrag ja selbst erarbeitet.
Schwieriger ist es mit einem Vereinsheim und Sanitäranlagen. Um am Rande des Babelsberger Parks Gebäude zu errichten, ist eine denkmalrechtliche Erlaubnis erforderlich. Die kann ein Oberbürgermeister nicht selbst erteilen, da ist die Verständigung mit der Oberen Denkmalbehörde und im Zweifel die Entscheidung der Kulturministerin erforderlich.

Trotz deiner vielen Aufgaben bei Concordia engagierst du dich auch in anderen Vereinen wie Paragraph 13 e.V., der VNN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) oder sammelst Unterschriften für verschiedene Bürgerbegehren wie zuletzt für den „Mietendeckel Potsdam“. Wie bekommst du so viel ehrenamtliches Engagement unter einem Hut?
Lutz: Mir macht es Spaß, mit anderen Menschen Pläne zu schmieden und die Welt zu verbessern. Ich arbeite nur halbtags im Stadthaus und kann mir meine Arbeitszeiten auch sehr flexibel einteilen. Das ist mir auch wichtig, damit ich mich noch in anderen Themen und Vereinen engagieren kann. Ich mag es,, in Teams zu arbeiten und sich nicht selbst unersetzbar zu machen. Am liebsten ist mir, Dinge anzuschieben und sie solange voranzutreiben bis sie ohne mich weiterlaufen. Dass das bei der Stadtteilkneipe Nowawes oder beim Fanbeirat des SV Babelsberg 03 geklappt hat, macht mich glücklich.
Als Vorstandsmitglied bei Paragraph 13 e.V. mache ich gar nicht so viel. Der Verein organisiert Schulsozialarbeit in Potsdam und Umgebung und hat inzwischen 45 Mitarbeiter* innen. Für die tägliche Arbeit an den Schulen und die Projektleitung haben wir bezahltes Personal. Der Vorstand konzentriert sich also auf grundsätzliche Fragen.
Bürgerbegehren wie für das Klinikum und den Mietendeckel sind natürlich zeitintensiv. Aber es hat sich eigentlich auch immer gelohnt, die Unterschriften von 10 % der Wahlberechtigten einzusammeln. Und letztlich mag ich es auch, direkt mit Leuten zu reden, statt im Stadthaus Mails zu beantworten.
Mein aufwendigstes Ehrenamt neben Concordia ist aktuell aber wohl das Mandat im Migrantenbeirat. Eigentlich kümmere ich mich stets gleichzeitig um mehrere Einzelfälle, in denen Menschen eine Arbeitserlaubnis benötigen, ein Papier brauchen oder auf ihre Einbürgerung warten.

Letztlich ist es vor allem eine Frage der Schwerpunktsetzung und der Organisation, die Dinge unter einen Hut zu bekommen.

Gut gelaunt beim Unterschriften sammeln.

Was machst du, wenn du mal nicht am Spielfeldrand bei Concordia stehst oder dich politisch engagierst?
Lutz: Ich kann stundenlang ohne konkretes Ziel spazieren gehen, lese besonders gern russische Literatur oder besuche interessante Ausstellungen und Gedenkstätten. Inzwischen ziehe ich ein Bier mit Freund* innen immer häufiger großen Menschenaufläufen vor.

Was hast du dir für die nächsten Jahre vorgenommen?
Lutz: Das ist tatsächlich eine Frage, die mich sehr beschäftigt. Um einen Verein wie Concordia anzuschieben, braucht man schon mehr als 15 Jahre. Ich weiß also nicht, ob ich noch genug Zeit habe, etwas völlig Neues auf den Weg zu bringen. Für eine Karriere als Model oder Profisportler ist es wohl auch zu spät. Vielleicht belasse ich es also weiter bei einem Lebensstil, von dem ich mich nicht ständig durch Fernflüge und Auslandsaufenthalte erholen muss. Aber Madeira würde ich schon gern noch mal bewandern.

Bei Concordia werde ich wohl keine neue Mannschaft mehr übernehmen. Aber es wäre prima, die 2011er noch gut auf das Großfeld zu bekommen und vielleicht einige der Spieler mal in unserem Erwachsenenteam zu sehen.

Genußvoller Lebensstil (mit dem Vereinsfotografen Jan Kuppert)

Wir bedanken uns für das Gespräch und die spannenden Geschichten. Wir wünschen Dir und der D2 eine erfolgreiche Saison und hoffen, dass du Concordia noch lange erhalten bleibst.


Alle anderen Interviews der Reihe findet ihr hier: concordia-nowawes.de/kiosk/concordia-im-interview