Concordia Nowawes

Im Interview (Folge 16): Balthasar Kogge

Balthasar Kogge symbolisiert wie kein anderer die Concordia-Geschichte: 2009 wurde er im Trikot des Ortsnachbarn aus Berlin-Pichelsberg am Parkplatz des Karli abgeliefert. Nur mühsam wuchs er in sein Trikot. Aber heute trägt er die regenbogenfarbene Kapitänsbinde in unserem Erwachsenenteam. Dazwischen liegt viel Stoff für Erinnerungen und Geschichten, die wir im großen Weihnachtsinterview auskramen wollen. Wir haben mit Balthi über seinen Weg zu Concordia, über Torerfolge und Herthatrikots auf dem Parkplatz des Karli, über die Geheimnisse um Anton und die Concordia-Vereinsfarben, über Denny Müllers Kleiderschrank, über den Respekt vor den Schiedsrichtern, über die nachhaltige Entwicklung unseres Vereins, über die fußballverrückten 2007er, über seine persönlichen Zukunftspläne und vor allem über Fußball mit Freunden und mit ganz viel Haltung gesprochen.

Hallo Balthasar, seit wann interessierst Du Dich für Fußball? Wie hast Du den Weg zu Concordia gefunden?

Balthasar Kogge: Puhh schwierige Frage. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wie und wann ich begonnen habe, mich für Fußball zu interessieren. Ich glaube aber, es war die Fußballbegeisterung meines lieben Cousins, die mich irgendwann angesteckt hat. Zu Concordia bin ich über Borne, Concordia-Urgestein und Vater einer sehr guten Freundin, gekommen. Wenige Wochen bevor ich bei Concordia begann, wollte ich eigentlich mit Handball anfangen. Allerdings waren meine Eltern von dem Mundwerk der Trainer wenig angetan. Und so nahm alles seinen Lauf.

Erst waren die langarmigen Trikots noch etwas groß.
Nach dem legendären 6:0 in Töplitz war Balthi aber schon deutlich gewachsen.

Als Concordia 2009 das erste Kinderfußballteam gründete und für den Spielbetrieb anmeldete, warst Du schon dabei. Kannst Du Dich noch an Dein erstes Training und an den Start in die Punktspiele erinnern?

Balthasar Kogge: Ich kann mich sehr gut an den Beginn erinnern. Auf dem damaligen Parkplatz des Karlis, wo heute der Kunstrasen ist, fanden sich die Jungs der ersten Stunde zusammen. Auf die Frage, wie man seine Schienbeinschoner richtig anzieht, bekam ich eine nette, fachkundige Antwort der Mitspieler. Während des ersten Trainingsspiels schoss ich zwei Buden, worauf ich am nächsten Tag in der Schule mächtig stolz war! Auch erinnere ich mich daran, wie alle gefragt haben, wo Anton ist. Ich kannte diesen Anton natürlich nicht, wusste aber sofort, dass er eine Wucht sein muss. Heute, 13 Jahre später, stehen wir immer noch gemeinsam auf dem Platz und ich weiß im Spiel immer, wo er ist.

Auch an das erste Spiel kann ich mich erinnern. Damals war die große, viel diskutierte Frage unter uns Spielern, welche Farben unsere Trikots haben werden. Man mag es kaum glauben, aber das Cordi-Grün war für uns noch unbekannt. Ich tippte auf Blau. An den Spielverlauf der 0:2 Niederlage gegen den RSV kann ich mich nicht mehr so gut erinnern. Ich weiß aber noch, wie erstaunt ich über die Fähigkeiten unseres Torwarts Franz war. Unser Fränzchen ist ja mittlerweile eine Position nach vorne gerutscht und meines Erachtens einer von vier Spielern, die damals wie heute im Kader stehen.

Franz und Anton waren die ersten geheimnisumwitterten Vorbilder in der Fußballkarriere des Balthasar Kogge.

Zeitzeugen berichten, dass Du damals ein Hertha-Trikot getragen hast. Wie konnte das passieren?

Balthasar Kogge: Jugendsünde. Damals ging ich häufig zur Erna. Zum Beginn der Fußballbegeisterung war ein Bundesligateam am interessantesten. Erst über die Jahre begriff ich, warum ich damals von dem wachsamen Trainerteam so beäugt wurde. Und ja, auch auf meiner Wand prangte das Zeichen der Pichelsberger. Mittlerweile ist dieser Teil meines Fußballlebens überstrichen und erfolgreich korrigiert.

Immer wieder erstaunt mich die katastrophale Trikot-Auswahl bei einigen Cordi-Kids. Angefangen bei den üblichen Bayern-, BVB- und Nationalmannschafts-Lumpen bis hin zu wirklich fragwürdigen Trikots von dem Leipziger Brauseklub, dem HSV oder dem Halleschen FC. Ganz zu schweigen von dem Kleiderschrank unseres lieben Denny. Das sind definitiv stille Forderungen nach mehr Concordia-Sportkleidung.

Beim legendären Hüpfburg-Konzert mit Johnny Wolga auf der Nowawiese im neuen Nulldrei-Trikot

Du hast in unserem Verein alle Altersklassen von den F- bis zu den A-Junioren durchlaufen. Nun trägst Du die Kapitänsbinde bei den Erwachsenen. Das klingt ja sehr nach Fußballromantik und einer Bilderbuchkarriere im Kiez. Warum hast Du es so lange bei Concordia ausgehalten?

Balthasar Kogge: Das hat sicher viele Gründe. Zum einen wurde mir durch die stetige Veränderung im Jugendfußball nie langweilig. Neue Trainer, Mitspieler und die Umstellung vom Klein- aufs Großfeld brachten immer neue Herausforderungen mit sich. Der vermutlich wichtigste Faktor ist, dass ich mich immer wohlgefühlt habe. Ich kam mit allen Trainern super zurecht und einige der Mitspieler sind durch Concordia auch zu meinen engsten Freunden geworden. Zudem war das regelmäßige Trainieren und Spielen eine wichtige Konstante durch die Pubertät und die Schullaufbahn. Mittlerweile merke ich, dass die Pionierrolle, die unsere Mannschaft innerhalb des Vereins hat, auch einen gewissen Reiz bietet. Über all die Jahre hatte ich nie den Gedanken, meine Schuhe an den Nagel zu hängen - geschweige denn den Verein zu wechseln.

Welche Positionen hast Du im Laufe der Jahre gespielt? Wo spielst Du am besten und wo am liebsten?

Balthasar Kogge: Wenn ich mich recht erinnere, habe ich in den 13 Jahren Concordia keine Position ausgelassen. Angefangen beim Linksvertreidiger ging es übers Tor, zeitweise in den Sturm (Hey Coach! Falls wir mal keinen Knipser haben sollten oder Flaute angesagt ist, erinnere Dich an diese Zeilen!) und von da aus auf alle übrigen Positionen. Die längste Zeit war ich im Tor und ich erinnere mich wirklich gerne an die Zeit. Auch heute spring ich ab und zu zwischen die Pfosten, wenn kein anderer Keeper da ist. Gelegentlich ärgere ich mich auch darüber, aus dem Tor gegangen zu sein, aber im zentralen Mittelfeld fühle ich mich unterm Strich am wohlsten. Im Grunde spiele ich aber immer gerne dort, wo das Team mich braucht.

Balthi hat schon in den Jugendteams auf allen Positionen gespielt.

Nach einigen Startschwierigkeiten scheint Concordia im robusten Erwachsenenfußball angekommen zu sein. Unsere Erste gehört zu den ganz heißen Aufstiegskandidaten in der 2. Kreisklasse, Staffel C. Wo siehst Du als Mannschaftskapitän die Stärken und Schwächen des Teams? Was ist in dieser Saison drin?

Balthasar Kogge: Ich glaube alle, die uns spielen gesehen haben, können bestätigen, dass in unserer Mannschaft das größte spielerische Potential dieser Liga steckt. Das konnten wir auch gerade zu Beginn der Saison eindrucksvoll demonstrieren. Wenn alles halbwegs rundläuft, wird es für unsere Gegner eine wirkliche Herkulesaufgabe, uns zu stoppen.
Unsere größte Schwäche sind wir, paradoxerweise, selbst. Damit meine ich die abnehmende Traingsbeteiligung gegen Ende der Hinrunde oder die fehlende Nervenstärke und Cleverness auf dem Feld. Allerdings, jetzt kommen wir zu unseren Stärken, sehe ich eine wirklich beachtliche Steigung im Vergleich zu den letzten beiden Jahren. Mittlerweile drehen wir Spiele, können Führungen souverän über die Ziellinie bringen und verlieren nicht so schnell den Kopf, wenn es vorne mal nicht läuft. Sollten wir es hinbekommen, in jedem Spiel, das zu zeigen, was in uns steckt, dass alle Spieler regelmäßig und pünktlich zum Training kommen und dass alle Lust auf Fußball haben, steht dem großen Traum nichts im Wege.

Ein episches Foto für die Vereinschronik: Käptn Kogge schießt das erste Tor für Concordias Erwachsene nach dem 2. Weltkrieg.

In einigen Interviews dieser Reihe wünschten sich Aktive unseres Vereins mehr Respekt und Souveränität im Umgang mit den Schiedsrichtern. Kannst Du das nachvollziehen?

Balthasar Kogge: Klar kann ich das nachvollziehen. Respekt vor dem Schiedsrichter ist absolut unverhandelbar und ich fordere es von jedem Spieler und Trainer! Als Spieler und Kapitän beobachte ich aber gelegentlich leider auch eine gewisse Voreingenommenheit der Schiedsrichter in Bezug auf unser Verhalten. Schon vor dem Anpfiff kommen ab und zu Sprüche wie „Och nicht Du schon wieder“ oder „Ich weiß ganz genau, was letztes Jahr hier abging, und werde Euch auf dem Kiecker haben“. Diese Sprüche, gepaart mit einem häufigen Rumgekumpele mit dem Gegenspieler, suggerieren die Haltung, dass unsere Mannschaft schon vor dem Spiel von Gegnern und Schiedsrichtern als die „Jungen, Wilden und Emotionalen“ abgestempelt wird. Diese Haltung spiegelt sich leider auch ab und zu in Entscheidungen ab. Damit will ich nicht sagen, dass wir bewusst benachteiligt werden. Ich wünsche mir einfach eine komplette Unvoreingenommenheit auf allen Seiten. Und klar, wie bei den meisten Teams gibt es auch bei uns indiskutable Vorfälle oder Verhaltensweisen gegenüber den Schiedsrichtern. Auch ich bin da manchmal etwas kurz angebunden. Aber auch hier sehe ich eine starke Verbesserung zu den letzten Jahren. Gerade gegen Ende der Hinrunde hatten wir auch starke Schiedsrichter, die eine klare Linie gepfiffen haben. Das macht dann allen Beteiligten mehr Spaß. Wir müssen uns als Mannschaft damit zurechtfinden, dass manche Spieler oder Teams bewusst oder unbewusst versuchen, uns aus der Ruhe zu bringen und dürfen nicht den Schiedsrichter dafür verantwortlich machen.

Als C-Junior versuchte BK, manchen Schiri mit enttäuschten Gesten umzustimmen. Erfolge dieser Strategie sind leider nicht überliefert.

Concordia hat inzwischen eine stattliche Fangemeinde, die das Erwachsenenteam auswärts oder bei den Heimspielen auf der Sandscholle unterstützt. Wie wichtig ist dieser Support für die Mannschaft? Was könnte noch besser laufen?

Balthasar Kogge: Es gibt nichts Schöneres als mit einer duften Truppe vor so sympathischen Menschen spielen zu dürfen. Besonders gern erinnere ich mich an das erste Spiel gegen den USV vor mehr als 500 Zuschauer:innen. Davon träumt so manch ein Regionalligist! Oder natürlich an das erste Spiel in Stücken, wo wir trotz einer katastrophalen 2:6-Niederlage mit unglaublich vielen Fans die Dorfschänke gekapert haben.

Ich habe Sonntag für Sonntag Gänsehaut, wenn ich im Kreis vor dem Spiel der Mannschaft klar mache, dass wir nicht nur für uns, sondern auch für jeden anwesenden Fan und den ganzen Verein spielen. Umso mehr freu ich mich, alle Leser:innen dieses Interviews von nun an jeden Sonntag bei uns am Spielfeldrand zu sehen. Ich wünsche mir, dass unsere Fans den Humor beibehalten und wir alle für die Rückrunde nochmal ordentlich die Werbetrommel rühren, um jedes Spiel zu einem Heimspiel zu gestalten. Apropos Heimspiel, auch ich werde nicht ewig auf dem Feld stehen und freue mich, wenn bis zum Zeitpunkt meines Karriereendes ein gemütlicher Sitzbereich entstanden ist. Außerdem kam die musikalische Beschallung vor dem Spitzenspiel gegen Eintracht Falkensee bei uns im Team sehr gut an, gerne mehr davon.

Die Fans des SV Concordia Nowawes auf der Sandscholle

Du gehörst zu den Spielern, die man auch mal auf einer Demo der Seebrücke trifft. Wie wichtig sind Dir politische Themen?

Balthasar Kogge: Wenn man im Nowaweser Fußballkontext aufwächst, kommt man glücklicherweise um eine Sensibilisierung für politische Themen nicht wirklich herum. Mir wurde schnell bewusst, dass es weitaus größere Probleme auf der Welt gibt als eine Niederlage auf dem Platz. Ich bin, wie die meisten Cordi-Kids, sehr wohlbehütet und privilegiert aufgewachsen. Als einige Jungs zu uns kamen, die trotz ihres jungen Alters schon Fluchterfahrungen machen mussten, hat sich bei mir das Bewusstsein für meine Privilegien geändert. Wenn meine Freunde erzählen, mit was für Ungerechtigkeiten sie zu kämpfen haben, kommen mir „Probleme“ und Herausforderungen in meinem eigenen Leben nichtig vor und ich sehe mich dazu verpflichtet, ihnen zu helfen, wo ich kann.

Viele Probleme unserer Zeit versetzen mich in eine Ohnmacht und ich ertappe mich selbst dabei, sie zu verdrängen. Durch einen Verein wie Concordia gibt es jedoch die Möglichkeit zu handeln, kleinere Probleme zu lösen und auf Missstände aufmerksam zu machen. Ein großartiges Beispiel hierfür ist die Spendenaktion für mein liebes „Mäuschen“ (aka. Dembo). Innerhalb weniger Tage haben wir doppelt soviel zusammen bekommen, wie die Summe, die er für seine Anwältin brauchte. Auch auf Demonstrationen kann unsereins wirksam werden und zumindest kurzfristig auf wichtige Themen unserer Zeit aufmerksam machen.

Welchen Beitrag kann ein Verein wie Concordia leisten, um den Fußball und die Welt ein bisschen besser zu machen?

Balthasar Kogge: Mit Concordia haben wir, zumindest havellandweit, gezeigt, dass ein anderer Fußball möglich ist. Ein Fußball, in dem Zusammenhalt und Spaß mehr zählt als Autorität und Leistungsdruck. Ein Fußball, der für alle da ist, egal woher Du kommst oder wie viel Deine Eltern verdienen. Somit hat Concordia bereits den Fußball positiv verändert. Ein Traum wäre es natürlich, durch Vernetzungen mit anderen Vereinen die ähnliche Werte teilen, die Verbandsstrukturen zu modernisieren. Wenn man sich den NOFV, den DFB oder die FIFA anschaut, sträuben sich einem ja die Nackenhaare! Doch bis wir in den besagten Verbänden etwas ändern werden, sollte Concordia weiter machen wie bisher, sich in der Lokalpolitik engagieren und für einen gerechten Fußball sorgen.

Neben Deiner Spielerkarriere hast Du Dich auch zu einem erfahrenen Jugendtrainer in unserem Verein entwickelt. Seit wann machst Du das eigentlich genau und welche Teams hast Du bislang trainiert?

Balthasar Kogge: Angefangen hat die Trainertätigkeit meines Erachtens 2015. Damals an der Seite meines liebsten Kneipen-Masseurs, der Schirilegende und des Vollzeit-Dynamos Denny Müller. Mit meinem jetzigen Coach Josef übernahm ich nach einem halben Jahr den Jahrgang 2006. Wir wurden Meister und ich begleitete die Mannschaft ein paar Jahre. Nach einer kurzen Pause stieß ich an der Seite meines ehemaligen Trainers und Oberbürgermeisters der Herzen Lutz Boede zu den 2007ern, die ich bis heute trainiere - mittlerweile zusammen mit Roman Böttcher.

Mit 15 Jahren schon ein Trainerfuchs

Was hast Du selbst durch Deine Tätigkeit als Trainer noch gelernt?

Balthasar Kogge: Wie viel Aufwand, Leidenschaft und Aufopferung hinter diesem Ehrenamt steckt! Ich weiß die Arbeit der Trainer mehr zu schätzen, gerade in Bezug auf meine eigene Spielerkarriere. Fußballerisch habe ich gelernt, dass manchmal eine Niederlage einem Team sehr weiterhelfen kann. Als Trainer blicke ich mehr auf die langfristige Entwicklung einer Mannschaft.

Derzeit trainierst Du gemeinsam mit Roman Böttcher die B-Junioren. Wie siehst Du die mannschaftliche und sportliche Entwicklung Deines Teams?

Balthasar Kogge: Die Mannschaft ist eine ganz besondere Truppe. Trotz des pubertären Alters sind die Jungs „pflegeleicht“, humorvoll und positiv verrückt! An einem dezemberlichen Montagabend kommen gut und gerne mal 25 Spieler zum Training. Für uns Trainer ist es wegen der vielen Spieler und des mangelnden Platzes oft eine Herausforderung, ein produktives Training zu organisieren - aber der Wille des Teams ist überwältigend. Auch sportlich ist die Mannschaft sehr breit und niveauvoll aufgestellt, auch wenn es die aktuelle Tabellensituation vielleicht nicht so vermuten lässt. Es bereitet mir Freude, zu sehen, wie die Jungs größer und größer werden und sich auf und neben dem Platz prächtig weiterentwickeln. Auch wenn es noch nicht so lange her ist, erinnert mich das häufig an meine Mannschaft damals. Das führt mir vor Augen, dass auch die nächsten Generationen ähnlich ticken und dass der Spirit von Concordia weitergegeben wird.

Nervenstark vom Punkt

Du hast die Entwicklung des SV Concordia Nowawes 06 seit 2009 miterlebt. Was unterscheidet unseren Verein heute von dem Verein der Anfangsjahre?

Balthasar Kogge: Wir haben uns von einer F-Jugendmannschaft und einer Freizeittruppe zu einem etablierten Verein, der in in jedem Jahrgang eine Mannschaft hat, entwickelt. Besonders freut es mich, dass man uns mittlerweile nicht mehr als die „Hippies“, die keinen Fußball spielen können, belächelt, sondern dass wir sportlich ernstgenommen werden. Der Verein hat gezeigt, dass ein nachhaltiger Fußball möglich ist. Ich meine damit, dass es sich vollkommen ausgezahlt hat, dass bei Concordia der Schwerpunkt auf die Jugend gelegt wird und dass die Jahrgangsteams langfristig zusammenbleiben. Während wir uns, gerade im Großfeldbereich, vor Anfragen kaum retten können, müssen gestandene Vereine aus Potsdam und Umgebung Mannschaften zusammenlegen oder komplett auflösen.

Auch im Erwachsenenbereich wird sich der Weg von Concordia auf Dauer bezahlt machen. Durch die immer wieder aus unseren eigenen Jugendteams nachrückenden Spieler werden wir sowohl sportlich als auch im Zusammenhalt den Gegnern ein Stück voraus sein.

Zudem hat sich auch unsere Sportplatzsituation geändert. Die ersten Jahre haben wir auf Asche und Schotter trainiert. Mittlerweile haben wir die Nowawiese und eine erneuerte Sandscholle. Allerdings merkt man gerade im Winter, dass die Situation noch alles andere als perfekt ist.

Was machst Du eigentlich persönlich, wenn Du mal nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Balthasar Kogge: Häufig findet man mich in der Nordkurve oder irgendwo sonst im Osten an der Seite der „Blaupfeifer“. Seit ich bei Concordia spiele, hat mich auch Nulldrei fasziniert und in einen magischen Bann gezogen. Ich liebe es, mit Freund:innen aus Nah und Fern die Achterbahn Regionalliga zu beobachten.

Ansonsten bin ich ein geselliger Mensch. Ich mag es, im Sommer an den bekannten Ecken im Kiez rumzulungern und im Winter mit Freund:innen in der heißgeliebten Stadtteilkneipe Nowawes eine Limo zu zischen. Auch gehe ich gerne mal ins Thalia-Kino oder schwinge den Kochlöffel. Außerdem studiere ich an der Freien Universität Berlin Politik und Geschichtswissenschaften.

Freundschaft, Fußball, Concordia

Was wünscht Du Dir für unseren Verein?

Balthasar Kogge: Für Concordia wünsche ich mir, dass sich die Sportplatz-Situation endlich verbessert und jedes Team genügend Platz für ein vernünftiges Training hat. Außerdem wünsche ich mir, dass sich noch mehr fußballbegeisterte Leute für den Trainerjob begeistern lassen. Auch andere ehrenamtliche Aufgaben rund um den Verein sollten in Zukunft auf mehr Schultern verteilt werden. Ich hoffe, dass wir aus „Dennys Diner“ eine richtige Instanz für das Vereinsleben erschaffen und auch abseits eines Heimspieltages den Container zum Leben erwecken. Das Gelände der Sandscholle bietet noch viele Möglichkeiten für einen noch bunteren Concordia-Ort! Zu guter Letzt wünsche ich mir eine stärkere Vernetzung mit anderen sympathischen Vereinen, vielleicht in Form eines kleinen sommerlichen Turnieres. Und ich sehe Concordia in der Pflicht, in der Zukunft endlich ein ordentliches Angebot für Mädchen und Frauen zu schaffen.

Was hast Du Dir für die nächsten Jahre vorgenommen?

Balthasar Kogge: Als Spieler will ich mit Concordia unbedingt mal einen Titel gewinnen. Obwohl ein Titelgewinn bislang nie das Ziel für mich war, will ich jetzt dieser grandiosen Zeit die Krone aufsetzen. Außerdem habe ich einfach tierisch Lust darauf, den Titel mit dem Team und dem Verein zu feiern. Seit Jahren spielen sich biblische Bilder in meinem Kopf ab. Ich habe auch Lust darauf, gemeinsam mit den Jungs, die ich gerade trainiere, für Concordia aufzulaufen.

Abseits des Platzes merke ich allmählich, dass ich bald mal einen kleinen Tapetenwechsel brauche. Durch die Corona-Zeit direkt nach meinem Abitur war es für meine Generation und mich nicht wirklich einfach, die Welt zu entdecken, neue Menschen und Orte kennenzulernen und Erfahrungen abseits der Wohlfühloase zu sammeln. Das will ich in den nächsten Jahren nachholen.

Vielen Dank für dieses zauberhafte Weihnachtsinterview. Wir wünschen ein neues Jahr voller Freundschaft, Fußball und Solidarität - und als Sahnehäubchen eine fette Aufstiegsfeier mit Rekordkulisse.