Concordia Nowawes

Im Interview (Folge 5): Robert Weber

Robert Weber ist seit 2009 als Jugendtrainer bei Concordia tätig. Oft erwischte er schwierige Jahrgänge, die er aber stets mit Geduld, klarer Linie und trockenem Humor zu fußballverrückten Teams formte. Wenn es irgendwo im Verein hakt, ist er einer der ersten, die mit anpacken - ob als Vorstandsmitglied, als Organisator der Ferienspiele oder beim Brötchenschmieren an unseren Heimspieltagen. Wir freuen uns, dass Robert, der nicht viel Gewese um seine Verdienste für Concordia macht, ein paar Interviewfragen für uns beantwortet hat.

Trainerlegende Robert Weber

Hallo Robert, Du bist einer der Mitgründer unseres Vereins. Was hat Dich an dem Experiment Concordia gereizt?

Robert Weber: Ehrlich gesagt ist das inzwischen so lange her, dass ich gar nicht mehr hundertprozentig sagen kann, wie meine Neugier für das Projekt Concordia Nowawes geweckt wurde. Es war zumindest ein Haufen von Menschen (nett gemeint), welche ich bereits aus dem Umfeld der Orga-Crew des antirassistischen Stadionfestes kannte. Interessant fand ich die regelmäßigen Treffen, bei denen der eigene Anspruch und die Bedürfnisse sehr intensiv und konstruktiv diskutiert wurden. In diesen Wochen wurde eine gemeinsame Präambel erarbeitet.

Welche Deiner Wünsche haben sich bis heute erfüllt und welche sind noch offengeblieben?

Robert Weber: Ein Wunsch, welcher erfüllt wurde, ist auf jeden Fall, dass wir aus unseren Spielern der älteren Jahrgänge zum Teil neue Übungsleiter für die steigende Anzahl der Nachwuchsteams im Verein generieren konnten. Aber ich denke da ist definitiv noch mehr Potential, welches besser abgerufen werden sollte. Ansonsten bin ich mit meinen Wünschen eher bescheiden.

Robert Weber mit dem ersten Jugendteam seit Neugründung des SV Concordia Nowawes 06.

Du hast 2009 das erste Jugendteam nach der Vereinsneugründung in den Spielbetrieb geführt. Bitte liefere doch mal einen kurzen Zeitzeugenbericht, wie alles begann.

Robert Weber: Das eigentliche Thema war ja, dass die Sportstadt Potsdam es nicht geschafft hat, uns Trainingszeiten für die Kids anzubieten. Da wir zu diesem Zeitpunkt noch kein Team im offiziellen Spielbetrieb hatten, war klar, dass wir nur Druck aufbauen können und ernst genommen werden würden, wenn wir das ändern. Gesagt, getan. Ein gewisser Herr Boede fragte mich, ob ich dabei bin. Ja, na gut. Bin dabei. ( ist evtl. nicht der O–Ton ). Also meldeten wir zur Spielzeit 2009/2010 ein F-Junioren-Team für den Spielbetrieb an. Es fehlten uns zu diesem Zeitpunkt (Mai 2009) aber noch Spieler für dieses Team. Mit ein paar Flyern an Bushaltestellen und etwas Mundpropaganda ging es dann aber doch recht schnell. Woche für Woche fanden sich mehr Kids auf dem damals zum Teil als Parkplatz genutzten Hartplatz des Karli zum Training ein. Mit dabei war u.a. auch ein kleiner Junge, welcher ein blau-weißes Marko-Pantelic-Trikot trug. Inzwischen trägt der Bengel vernünftige Trikots und hört auf den Spitznamen Balthi (keine Klarnamen). Ein Trikotsatz für die 1. Saison wurde uns von einem liebenswürdigen Papa auch noch spendiert. Die Sache nahm also Fahrt auf.

Erinnerst Du Dich noch an das erste Spiel?

Robert Weber: Ich erinnere mich zumindest daran, dass wir beim RSV Eintracht auf dem Rasenplatz in den Kiebitzbergen gespielt haben. Das Ergebnis war relativ unwichtig (ich glaube, wir haben 0:2 verloren). Schöner waren die kleinen Szenen auf dem Platz, als z.B. ein RSV Spieler an einem während des Spiels Blumen pflückenden Jungen unseres Teams einfach vorbei laufen konnte. Oder wie unser Torwart versuchte, sich seine Schuhe mit Torwarthandschuhen an den Händen zuzubinden. Ich weiß gar nicht, ob wir überhaupt eine Art Torschuss hatten. Übrigens, der Blumen pflückende Spieler knipst inzwischen regelmäßig für die Erwachsenen im Spielbetrieb und auch der Torwart ist dort irgendwie angekommen.

Spielbetreuung bewältigt Robert notfalls auch im Rollstuhl.

Was unterscheidet Concordia in den Anfangsjahren von unserem heutigen Verein?

Robert Weber: In den Anfangsjahren war natürlich der größte Unterschied, dass wir nur einmal anstatt - wie jetzt üblich - zweimal pro Woche trainiert haben. Ein Unterschied ist definitiv auch, dass wir damals noch mehr als heute mit den Trainingszeiten und Platzkapazitäten improvisieren mussten. Wir waren zum Teil auf dem Karli-Hartplatz, auf der alten Anlage in der Kurfürstenstraße (Hartplatz oder Tartan), beim BBW des Oberlinhauses in der Steinstraße, auf der Sandscholle und später auf dem von Bäcker Frank Fahland eigens für Concordia gebauten Sportplatz an der Wetzlarer Straße ... Mit der Sandscholle haben wir inzwischen eine Art Heimstätte gefunden und vertragen uns aus meiner Sicht auch gut mit dem kleineren Kiezverein.

Auch neben dem Platz wird die größte Herausforderung angenommen.

Obwohl Du beruflich stark eingespannt bist, hast Du immer wieder schwierige Teams übernommen. Reizen Dich solche Herausforderungen besonders oder hat sich das eher so ergeben?

Robert Weber: Es ist wohl eher zweiteres. Beim ersten Mal war es zum Beispiel so, dass wir die Jahrgänge 2005 und 2006 erst nach den F-Junioren getrennt haben und wir nur mit 7 oder 8 spielberechtigten Spielern in die E-Jugend gegangen sind. Da hieß es natürlich viel zu improvisieren und zu probieren, um die Quantität im Team zu erhöhen. Das war zum Teil sehr zeit- und kraftaufwendig. Mehr Spieler:innen zu haben, hieß leider nicht gleichzeitig, regelmäßig genug Kids am Wochenende für die Spiele zu haben. Bei Concordia verreist man gerne, spielt noch mindestens ein Instrument oder bereitet sich intensiv auf die Konfirmation oder Jugendweihe vor.

Der Coach gibt die Linie vor.

Aktuell gehörst Du zum Trainerstab des Jahrgangs 2008. Das Team hatte in der letzten Saison ein schweres erstes Jahr auf dem Großfeld. In der neuen Saison konntet Ihr bisher drei Siege in den ersten drei Spielen verbuchen. Hast Du damit gerechnet und wo liegen die Gründe dafür?

Robert Weber: Aktuell ist es glücklicherweise so, dass der Jahrgang 2008 mit Merten einen neuen, jungen und motivierten Trainer dazu gewinnen konnte. Das passt im Paket mit Germar sehr gut, so dass ich mich seit dieser Saison in die 2. Reihe zurückziehen konnte und nur eine Betreuerrolle einnehme oder an den Wochenenden einspringe, falls es doch mal bei den anderen beiden zeitlich nicht passt. Dass die Jungs motiviert sind und sich stetig verbessern wollen, hat man schon trotz der schweren letzten Saison an der wirklich guten Trainingsbeteiligung sehen können. Die letzten Spiele in der Saison 2021/2022 wurden auch nur knapp verloren. Der positive Trend war also schon klar zu erkennen. Der Start in die neue Saison lief natürlich sehr gut, aber fairerweise muss man auch sagen, dass wir bisher überwiegend jüngere Jahrgänge als Spielgegner hatten. Die richtigen Wahrsager kommen jetzt mit Nauen, Schönwalde und Ketzin/Falkenrehde. Wenn das Team weiterhin abruft, was es bisher gezeigt hat, dann ist in dieser Saison viel möglich.

Applaus fürs eigene Team ...

Was machst Du eigentlich persönlich, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Robert Weber: Da ich im Arbeitsalltag meistens sehr lange im Büro bin, probiere ich in meiner Freizeit, viel Zeit draußen zu verbringen. Ich bin viel mit dem Rad unterwegs oder erkunde die Region auch gerne mal zu Fuß. Natürlich interessiere ich mich auch für den regionalen Fußball und schaue mir deshalb gern Spiele in unseren Gefilden an. Eine Zeit lang bin ich viel mehr durch Europa gereist, um andere Länder, Städte und auch Fußballstadien zu besuchen. Das ist aber in den letzten Jahren (auch schon vor Covid 19) weit zurückgegangen. Wir wohnen ja hier in einer wunderschönen Region, in der es sich gut aushalten lässt.

Was hast Du Dir für die nächsten Jahre vorgenommen?

Robert Weber: Das ist eine interessante Frage. Definitiv habe ich mir vorgenommen, mal eine komplette Auszeit vom Ehrenamt zu nehmen. Ich mache das sehr gerne, aber man merkt nach so vielen Jahren doch, dass eine Pause mal ganz gut wäre. Vorgenommen habe ich mir auch, weniger zu arbeiten (Work Life Balance) - aber das ist leichter gesagt als getan.

Vielen Dank für das Interview und natürlich für alles, was Du für Concordia geleistet hast.


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