Concordia Nowawes

Im Interview (Folge 9): Leonard Jahnke

Leonard Jahnke fing bei Jockel Nachtigalls Fußballschule früh mit dem Fußballspielen an. Allerdings brauchte er ein paar Jahre, bis er den Weg über die Kickers zu Concordia fand. Mit Leo haben wir nicht nur einen wichtigen Spieler auf den zentralen Defensivpositionen, sondern auch einen mehr oder weniger aktiven Schiedsrichter gewonnen. Wir haben ihn über seinen Weg zu Concordia, die Zuschauer:innen auf der Sandscholle und seine Zukunftspläne als Hobbyfotograf und Erlebnispädagoge befragt.

Hallo Leo, wann und wo hast Du mit dem Fußballspielen angefangen? Wie bist Du zu Concordia gekommen?

Leonard Jahnke: Angefangen mit Fußball habe ich zu Kindergartenzeiten. Wahrscheinlich so um die WM 2006 herum. Damals fing ich an, einmal die Woche mit Freunden aus meinem Kindergarten bei Nachtigalls Fußballschule zu trainieren. Natürlich bolzte ich auch außerhalb des Trainings, immer wenn es möglich war im Kindergarten. Damals schon mit der späteren Cordi-Legende Erik Müller. Dann später mit 8 Jahren kam ich durch Klassenkameraden zu den Potsdamer Kickers und spielte dort 8 Jahre lang in ständig wechselnden Teams. Kam aber nie so wirklich irgendwo an.
Mit 13 wurde ich in meiner ersten Großfeldsaison zum Beispiel in die B gesteckt, weil in der C nach zwei Probetrainings entschieden wurde, dass sie mit mir nichts anfangen können. Darauf folgte ein Jahr C-Brandenburgliga gegen den Abstieg. Dann kam das gleiche Jahr, in dem Johann [Anmerkung der Redaktion: Johann Macht, siehe auch Interview Folge 8] nur 20 Minuten spielen durfte (mir ging es nicht groß anders). Im Jahr danach ging es in der B-Brandenburgliga mit einem 15-Mann-Kader gegen den Abstieg. Dann lernte ich in der Schule Finn Kirch kennen. Ich kam mit ihm ins Gespräch über Concordia und der Gedanke, dorthin zu wechseln, erschien mir wesentlich besser als ein weiteres Jahr bei den Kickers. Leider konnte ich nie mit Finn zusammenspielen, da er durch eine Verletzung mit dem Fußballspielen aufhören musste. Aber in der Mannschaft kannte ich trotzdem noch ein paar Jungs durch die Schule oder eben Johann von den Kickers vorher. Es dauerte nicht lange und das erste Mal war ich in einer Fußballmannschaft so richtig angekommen.

Erste Torwartübungen in der Küche

Erinnerst Du Dich noch an Dein erstes Spiel im Concordia-Trikot?

Leonard Jahnke: Mein erstes Spiel im Concordia-Trikot war dann entsprechend am Anfang der A. Wir haben damals auswärts bei Juventas Crew Alpha gespielt und auch 6:1 gewonnen. Das war mein erstes richtiges Spiel mit Erik zusammen. Gerade mal 10 Jahre nach dem Kindergarten. An viel mehr kann ich mich leider auch nicht erinnern. Außer, dass ich damals von Christian [Anmerkung der Redaktion: Trainerlegende Christian Trinks] auf die Sechs gepackt wurde, ohne dass ich es jemals zuvor gespielt hätte. Scheinbar lief es aber trotzdem ganz gut, denn ich habe dort in den letzten 4 Jahren relativ häufig gespielt.

In den letzten Jahren hast Du meistens auf zentralen Positionen gespielt. War das immer so? Wo spielst Du am liebsten und wo am besten?

Leonard Jahnke: Ja, wie gesagt, seitdem ich bei Concordia bin, findet man mich hauptsächlich auf der Sechs oder als Innenverteidiger. Davor habe ich wahrscheinlich jede Position mindestens einmal gespielt. Im Kindergarten war ich noch begeisterter Torwart. Später im Verein wurde ich dann aber zum Feldspieler. Auf dem Kleinfeld war ich auf allen möglichen Verteidigerpositionen mal unterwegs. Später auf dem Großfeld dann eher im äußeren Mittelfeld und teilweise sogar als Stürmer. Dann bei Cordi lange Zeit ausschließlich im zentralen defensiven Mittelfeld, bis ich irgendwann mal als Innenverteidiger aushelfen musste. Seitdem sind das meine beiden Hauptpositionen und ich spiele eben dort, wo ich vom Team gebraucht werde. So wirklich eine Lieblingsposition habe ich nicht. Solange ich irgendwo im Zentrum bin, fühle ich mich wohl auf dem Platz.

Landesliga mit den Potsdamer Kickers

Du gehörst zu den Spielern, die das erste Concordiateam nach der Vereinsneugründung gebildet haben. Wir hatten den Eindruck, dass Spieler wie Johann Macht und Du besser als andere Spieler mit dem Wechsel in den Männerfußball zurechtgekommen sind und dem Team viel Struktur und Zusammenhalt gegeben haben. Siehst Du das auch so und wie erklärst Du Dir das?

Leonard Jahnke: Gute Frage. Ich würde mal sagen, wir wurden in der Jugend ein wenig abgehärtet durch zwei Jahre Brandenburgliga und bei mir kommt wahrscheinlich noch das eine Jahr als 13-Jähriger gegen 16-Jährige dazu. Da haben wir wohl gelernt, mit Härte auf dem Platz umzugehen. Im Männerfußball wurde der Umgang eine ganze Ecke schärfer, als er in der A-Jugend war. Die Gegner versuchen dich oft mit Trashtalk und hartem Einsteigen aus dem Konzept zu bringen. Mich bringt kaum etwas aus der Ruhe und Johann ist einfach nur abgebrüht. Wahrscheinlich haben wir damit dem Team eine gewisse Grundsubstanz gegeben und mit der Zeit kamen alle immer besser im Erwachsenenfußball an. Natürlich sind wir lange nicht die Einzigen, die dafür gesorgt haben. Jeder aus dem Team hat dazu etwas beigetragen. Der Zusammenhalt war auch so schon stark und ich wurde einfach nur sehr gut darin eingebunden. Generell hat mir die gute Atmosphäre bei Concordia überhaupt erst das Selbstvertrauen gegeben, mit dem ich zu dem Spieler werden konnte, der ich heute bin. So bin ich an der Mannschaft gewachsen und die Mannschaft mit uns.

Die erste Saison im Erwachsenenfußball wurde mehrfach wegen der Corona-Pandemie unterbrochen und schließlich ganz abgebrochen. Wie habt Ihr dieses ständige Hin und Her als Team überstanden?

Leonard Jahnke: Der erste Corona-Winter war eine schwierige Zeit - ich denke mal für Einige von uns. Gerade waren wir dabei, so richtig loszulegen im Männerbereich und plötzlich konnten wir mehrere Monate nicht trainieren. Roman gab damals sein Bestes und versuchte, uns mit Online-Trainings und kleinen Aufgaben am Ball zu halten. Je länger die Zwangspause dauerte, desto unmotivierter wurde ich dabei. Im Nachhinein war das tatsächlich seit dem Kindergarten die längste Phase meines Lebens, in der ich keinen Fußball gespielt habe. Als es dann im Frühling irgendwann wieder mit dem Training losgehen konnte, war die Saison leider abgebrochen und wir mussten auf die nächste warten. Aber wenigstens konnten wir wieder kicken und endlich da weitermachen, wo wir ein halbes Jahr zuvor aufgehört hatten - uns stetig als Team zu verbessern und Stück für Stück in den Erwachsenenfußball reinzuwachsen.

Im ersten Concordia-Spiel bei den Erwachsenen gegen den USV

In der letzten Saison seid Ihr im vorderen Mittelfeld der Tabelle gelandet, in der aktuellen Tabelle findet man Concordia in der Tabellenspitze. Welche Stärken und Schwächen siehst Du im Team? Wo erwartest Du die Mannschaft am Saisonende?

Leonard Jahnke: Auch wenn wir in der letzten Saison am Ende „nur“ auf Platz 5 waren - meiner Meinung nach haben wir teilweise schon gut oben mitgespielt. Nur fehlte es uns an Konstanz, an ordentlicher Chancenverwertung und wir haben zu leichte Gegentore bekommen. Daran haben wir das ganze Jahr über gearbeitet und große Schritte nach vorn gemacht. Jetzt war ich während des Saisonstarts eine Weile nicht in Potsdam und als ich wieder da war, habe ich ein noch stärkeres Team vorgefunden. Wir stehen mit 16 Punkten aus 6 Spielen auf der Spitzenposition und die ganzen Fehler, die uns früher einige Spiele gekostet haben, sind kaum noch vorhanden oder werden von Mitspielern direkt ausgebügelt. Wir haben in der nächsten Zeit noch einige schwere Gegner vor uns und auch ein paar absurd frühe Anpfiffzeiten (11 Uhr), die uns in der Vergangenheit nicht gerade geholfen haben. Bevor wir uns da noch nicht durchgekämpft haben, möchte ich keine genauen Voraussagen treffen. Jedoch ist die Mannschaft super drauf und ich wüsste auch nicht, warum sich das ändern sollte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir auch weiterhin ganz oben mitspielen. Ob wir dann am Ende dieser Saison wirklich auf einem Aufstiegsplatz stehen, wird sich zeigen. Aber Hauptsache wir haben Spaß am Spiel :)

Welche Rolle spielen die Zuschauer:innen bei den Heimspielen auf der Sandscholle für Dich und für das Team?

Leonard Jahnke: Ich liebe es, mit eigenen Fans zu spielen. Es freut mich jedes Mal aufs Neue, immer wieder die gleichen Gesichter am Spielfeldrand zu sehen. Gewissermaßen haben sie uns von Anfang an im Männerfußball begleitet und uns immer unterstützt - ganz egal, wie es auf dem Platz lief. So haben wir zum Beispiel in der ersten Saison vor über 100 Leuten auswärts in Stücken 6:2 verloren. Aber die Fans hatten trotzdem ihren Spaß und sind auch weiterhin gekommen. Das motiviert dann natürlich nochmal extra, sich immer weiter zu verbessern. Danke an alle, die immer wieder zu unseren Spielen auftauchen und uns bei dem unterstützen, was wir lieben!

Mit Fanblock auf der Sandscholle

Neben Deiner Spielerkarriere bist Du auch als Schiedsrichter aktiv. Wie ist es dazu gekommen? Was reizt Dich an dieser doch manchmal ziemlich undankbaren Aufgabe?

Leonard Jahnke: Aktiv ist vielleicht ein bisschen zu viel gesagt. Ich werde noch ab und zu als Schiedsrichter (oder wie es mir lieber ist, als Linienrichter) auf den Plätzen unseres Fußballkreises eingesetzt. Aber es ist auch immer eine Zeitfrage, ob ich das überhaupt noch leisten kann. Ein Wochenende hat nur 2 Tage und es gibt tatsächlich auch andere Dinge als Fußball in meinem Leben. Angefangen habe ich damit als 14-Jähriger und seitdem war ich immer mal mehr oder mal weniger aktiv. Natürlich kann es teilweise sehr undankbar sein, von allen Seiten Gegenwind zu bekommen und grundsätzlich erstmal an allem Schuld zu sein. Aber es kann auch sehr dabei helfen, in seiner Persönlichkeit zu wachsen und besser mit Kritik umgehen zu können. Und natürlich würde ohne die vielen Schiedsrichter im Kreis gar nichts funktionieren. So oft, wie man auch berechtigte Kritik äußern kann, man sollte immer mitdenken, dass sie auch nur Menschen sind, die ihre Freizeit dafür aufbringen, um dafür zu sorgen, dass wir überhaupt spielen können.

Was machst Du, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Leonard Jahnke: Zurzeit studiere ich Soziale Arbeit an der Fachhochschule in Potsdam und verbringe sehr gerne Zeit mit Freunden oder in der Natur. Dort fotografiere ich sehr gerne. Aber genauso mag ich es auch, Dinge zu erleben, ohne sie direkt festhalten zu müssen. Ansonsten beschäftige ich mich gerade noch viel mit technologischer Musik und möchte mich da auch mal selbst ausprobieren.

Wie Dembo Badjie bist Du auf Instagram präsent. Willst Du dort auch eine so rasante Karriere hinlegen wie er oder ist das aussichtslos?

Leonard Jahnke: Karriere kann man das nicht wirklich nennen, was ich auf Instagram mache. Ich nutze es viel mehr, um meine Fotografien mit interessierten Menschen zu teilen. Große Ambitionen habe ich dabei nicht wirklich. Ich habe gerade in diesem Jahr gelernt, dass es viel schöner ist, sich nicht ständig die Frage zu stellen, wie man etwas möglichst gut darstellen kann. Dann kann man viel mehr im Moment leben. Wenn ich mir ein größeres Publikum aufbauen würde, wären mir das viel zu viele Erwartungen und ich hätte wahrscheinlich nicht mehr das Gefühl, etwas wirklich für mich zu machen. Ganz davon abgesehen, dass Dembos Reichweite natürlich unerreichbar wäre für mich.

Enten bewegen sich kaum schneller als KSDRM1 und sind daher ein dankbares Fotomotiv. Leos Entenporträts wurden inzwischen schon mehrfach durch den bekannten Instagramer Lixen_Bi geliked.

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre persönlich und beruflich? Wo willst Du leben? Was brauchst Du, um glücklich zu sein?

Leonard Jahnke: In den nächsten Jahren werde ich mich erstmal darum kümmern, mein Studium zu bewältigen und nebenbei weiter an den Herausforderungen, die mir das Leben stellt, zu wachsen. Mein aktueller Traum wäre es, irgendwann erlebnispädagogisch arbeiten zu können. Zurzeit gibt es nichts, was mich an einen anderen Ort als Potsdam ziehen würde. Aber wer weiß, was die Zukunft bereithält. Ansonsten brauche ich um glücklich zu sein ein Umfeld mit guten Menschen um mich herum (was ich zum Glück mittlerweile habe) und immer genügend Ruhe, um auch mal zwischendurch nichts machen zu können.

Wir bedanken uns für die Antworten und wünschen uns allen, dass Dich noch lange nichts aus Potsdam und vom SV Concordia wegzieht.