Concordia Nowawes

Im Interview (Folge 10): Rodrigo Dembo Afonso

Rodrigo Dembo Afonso kommt aus Angola und lebt seit mehr als zwei Jahren in Potsdam. Auf den Fußballplätzen im Havelland überfordert unsere Nr. 24 mit schnellen Sprints regelmäßig die Gegenspieler und hat sich in kürzester Zeit zum Torjäger unseres Erwachsenenteams entwickelt. Rodrigo macht gerade im KFZ-Meisterbetrieb Erol seine Ausbildung als Automechatroniker. Wir haben uns mit ihm über seinen Weg zum Fußball und zu Concordia, über La Remontada gegen United Teltow F.C. und den Spielabbruch gegen Blau-Weiß Stücken, über die Erreichbarkeit einer Saison ohne Niederlage und über zielloses Fahrradfahren mit HipHop in den Ohren ausgetauscht.

Hallo Rodrigo, wann und wo hast Du mit dem Fußballspielen angefangen? Was war Dein erster richtiger Verein?

Rodrigo Afonso: Gute Frage, haha. Als ich kleiner war, mochte ich eigentlich keine Sportart, vor allem nicht Fußball. Aber als ich in meiner Heimat mit meinem Cousin gewohnt habe, hat er mich immer gezwungen, mit ihm im Hinterhof des Hauses Fußball zu spielen. Dadurch wurde dann auch mein Interesse an Fußball geweckt. Wenn ich mich richtig erinnere, war ich 10 Jahre alt. Mein erster Verein ist Concordia Nowawes 06. Früher habe ich in keiner richtigen Mannschaft gespielt.

Erinnerst Du Dich noch an Deinen ersten eigenen Fußball?

Rodrigo Afonso: Meine Mutter hat mir meinen ersten Fußball geschenkt, als ich 10 Jahre alt war und mit dem Fußballspielen angefangen hatte.

Als Kind noch ohne Interesse an Fußball

Wie bist Du nach Potsdam und wie zu Concordia gekommen?

Rodrigo Afonso: Als ich nach Deutschland kam, wohnte ich zuerst ungefähr sechs Monate in Berlin. Als mir gesagt wurde, dass ich nicht in Berlin weiterleben kann, war ich auf jeden Fall traurig, weil ich in Berlin wohnen wollte und da schon ein paar Freunde hatte. Aber ich musste nach Potsdam in die Breite Straße umziehen. Da habe ich meine Betreuerinnen (besonders Laura ist ein toller Mensch ❤️) kennengelernt und hab sie gefragt, wo ich einen Fußballverein finden kann und sie haben mir Concordia Nowawes empfohlen. Ein Betreuer hat eine Email an Concordia geschickt, dass ich da ein Probetraining machen möchte und Concordia hat geantwortet und mich eingeladen. Mein erstes Training war richtig Katastrophe, hahah, ich hatte keine Ausdauer und war beim ersten Sprint schon K.O.

Erinnerst Du Dich noch an Dein erstes Spiel im Trikot unseres Vereins?

Rodrigo Afonso: Ich glaube, das war in der Saison 2021/22 gegen USV. Da saß ich auf der Bank - entweder 50 Minuten oder 60 Minuten. Das Spiel ist 1:1 ausgegangen.

Schnelle Spieler müssen auf dem Fußballfeld einiges einstecken.

Du hast bei den A-Junioren ein Jahr in Wannsee gespielt. Warum bist Du dahin gewechselt?

Rodrigo Afonso: Ich bin zum FV Wannsee gewechselt, weil ich in einer hohen Liga spielen wollte. Damals hatte ich auch meinen Trainer Roman gefragt, ob ich das schaffe und er meinte zu mir, dass ich Potenzial habe. Früher habe ich viel trainiert, um in einer besseren Liga spielen zu können. Aber leider habe ich meinen Traum nicht erreicht.

Und warum spielst Du nun wieder für den SV Concordia 06?

Rodrigo Afonso: In der Zeit litt ich unter Depressionen, weil mein Asylantrag abgelehnt wurde. Ich wollte unbedingt eine Ausbildung machen und hatte auch sofort einen Ausbildungsplatz bekommen. Damals wohnte ich in Marquardt und konnte nicht mehr zum Training fahren, weil der Weg nach Wannsee weiter weg war. Deshalb habe ich Roman gefragt, ob ich wieder bei Cordi spielen könnte und er sagte zu mir: "Du bist immer bei Concordia willkommen".

Azubi im KFZ-Meisterbetrieb Erol

Wie hast Du den Wechsel von den A-Junioren ins Erwachsenenteam erlebt?

Rodrigo Afonso: Ooh, ich persönlich war am Anfang nicht so fit. Ich hatte keine starke Mentalität. Mein erstes Spiel fand ich nicht so gut, weil ich wusste, dass ich mehr abliefern konnte. Der Unterschied zwischen A-Junioren und Männerteam ist, dass bei Männerteams die Gegner keine Rücksicht nehmen. Die spielen härter und die Gegner sind die ganze Zeit am Labern. Bei den A-Junioren ist das ganz anders. Unser Problem war, dass wir noch nicht gewohnt waren, gegen Männerteams zu spielen. Wir waren nicht so ganz fit. Durch viel Training haben wir es geschafft, uns zu verbessern.

An welchen Sieg und welche Niederlage erinnerst Du Dich noch besonders?

Rodrigo Afonso: Auf jeden Fall an den Sieg gegen United Teltow F.C. ( SuS). Da haben wir in der letzten Saison im Auswärtsspiel in den letzten Minuten zwei Tore geschossen und das Spiel gedreht (La Remontada auf Spanisch) und in dieser Saison ist die Geschichte wieder passiert.

Bei den Niederlagen würde ich sagen, die gegen Blau-Weiß Stücken - als das Spiel abgebrochen wurde. Da hab ich zwar nicht gespielt, aber diese Niederlage war so unfair.

Immer Zeit für ein passendes Emoji (haha 😂)

Du fällst auf den Fußballplätzen auch durch Deine unglaubliche Schnelligkeit auf. Wie schnell läufst Du über 60 und 100 Meter?

Rodrigo Afonso: Um ehrlich zu sein, das weiß ich selber nicht. Ich muss das wohl mal ausprobieren und die Zeit stoppen, die ich für 60 und 100 Meter brauche.

Unser Erwachsenenteam steht derzeit an der Tabellenspitze. Hast Du damit vor der Saison gerechnet? Wo siehst Du die Stärken und Schwächen der Mannschaft? Was traust Du dem Team in dieser Saison zu?

Rodrigo Afonso: Ja, natürlich hab ich damit gerechnet. Wir haben viele starke Spieler und jeder hat seine Qualität. Unsere Stärken sind Schnelligkeit, Ausdauer, Technik - und wir geben nie auf. Unsere Schwächen - wir lassen uns von Gegnern schnell provozieren und gegen schwache Mannschaften haben wir zu viel Schwierigkeiten, das Spiel zu gewinnen. Was wir erreichen können, ist die Saison zu beenden, ohne zu verlieren - (unbesiegbar) wie Arsenal in 2003/2004.

Mit dem Fahrrad zum Friseur

Was machst Du, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Rodrigo Afonso: (Saufen gehen, haha war nur als Spaß gemeint.) Ich liebe Fahrradfahren, einfach durch die Stadt fahren, Kopfhörer in den Ohren (höre am meisten HipHop). So fühle ich mich woanders, hah. Ich mag es, spazieren zu gehen, zum Friseur zu gehen oder zu Hause einfach bei Netflix zu chillen.

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre persönlich und beruflich? Wo willst Du leben? Was brauchst Du, um glücklich zu sein?

Rodrigo Afonso: Ich hab nicht so viele Pläne, denke nicht so viel an die Zukunft. Auf jeden Fall möchte ich meine Ausbildung mit Erfolg abschließen. Ich lebe zurzeit in Potsdam, es gefällt mir gerade, hier zu wohnen. Heute will ich hier bleiben, aber das kann sich natürlich später ändern, das ist doch normal. Ich brauche nur Gesundheit, um glücklich zu sein.

Wir sagen Dankeschön für dieses Interview und wünschen Dir noch viele Tore für Concordia. Am besten gleich am Wochenende gegen Blau-Weiß Stücken.