Concordia Nowawes

Im Interview (Folge 20): Mosses Jawneh

Mosses Jawneh begann als Kind mit dem Fußballspielen, bevor er aus Gambia nach Europa kam. Bei Concordia hat er sich nicht nur zu einem wichtigen Spielmacher entwickelt, sondern auch schon E-Junioren und Feriencamp betreut. Derzeit konzentriert er sich auf seine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann. Wir haben mit ihm über seinen seinen ersten eigenen Fußball, über fehlende Kondition und Fußballschuhe im ersten Spiel für Concordia, die schreckliche Niederlage in Stücken und den Heimsieg gegen UNITED TELTOW, über seine Geschichte mit dem RSV und seine Rückkehr zu Concordia, über den Jahrgang 2003 im Erwachsenenteam, über seine Mentaliät und Rodrigos Tempo, über seine Tätigkeit als Kindertrainer, über seine beruflichen und persönlichen Pläne und natürlich auch über die Concordia-Familie und ihren Aufstiegstraum gesprochen.

Spiel gedreht - 3:2 Auswärtssieg bei Lok Potsdam II

Hallo Mosses, wann und wo hast Du mit dem Fußballspielen angefangen? Erinnerst Du Dich noch an Deinen ersten eigenen Fußball?

Mosses Jawneh: Ganz genau weiß ich nicht mehr, wann ich angefangen habe, Fußball zu spielen, aber ich spiele seit meiner Kindheit.

Ich kann mich noch gut an meinen ersten eigenen Ball erinnern, weil ich für ihn gehungert habe. Als ich ungefähr 11 Jahre alt war, habe ich das Geld, das mir meine Eltern für das Mittagessen in der Schule gaben, für etwa einen Monat gespart. Dann habe ich mir den ersten eigenen Fußball gekauft.

Meine Eltern waren dagegen, dass ich Fußball spiele. Also war mir klar, dass sie mir niemals einen Fußball kaufen würden. Der Grund dafür war, dass ich mich nicht auf die Schule oder das Lernen zu Hause konzentrierte, sondern mich nur für Fußball interessierte. Fußballspielen war für mich grenzenlos. Ich spielte Fußball in der Schule, auf der Straße oder sogar zu Hause. Später spielte ich auch in den Teams der Grundschule und des Gymnasiums und in einer lokalen Fußballakademie, die ein Nationalspieler gegründet hatte.

Mosses beim Straßenfußball in Gambia

Wie bist Du zu Concordia gekommen?

Mosses Jawneh: Als ich von Berlin nach Potsdam gezogen bin, habe ich einer Sozialarbeiterin vom Jugendamt gesagt, dass ich in einer Mannschaft Fußball spielen möchte. Mein damaliger Betreuer hat mich dann bei Concordia angemeldet. Roman und die beiden Roberts, die damals die A-Jugend trainierten, haben mich mit offenen Armen aufgenommen.

Erinnerst Du Dich noch an Dein erstes Spiel im Trikot unseres Vereins?

Mosses Jawneh: Ja, ich kann mich an das erste Spiel mit Concordia-Trikot erinnern. Das war ein Testspiel gegen Fortuna Babelsberg bei den A-Junioren. Es war mein erstes Spiel, nach wahrscheinlich einem Jahr. Ich besaß zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal richtige Fußballschuhe. Jemand aus der Mannschaft hat mir Schuhe geliehen. Mir fehlte damals die Kondition und Ausdauer. Es war kein angenehmes Spiel für mich, aber es hat mich dazu angespornt, mehr zu trainieren.

Du gehörst zu den Spielern, die aus unseren A-Junioren in den Erwachsenenbereich gewechselt sind und dort das erste Concordiateam nach der Vereinsneugründung gebildet haben. Ihr habt es da sicher nicht immer einfach gehabt. Was unterscheidet die A-Jugend vom Männerfußball?

Mosses Jawneh: Den Unterschied zwischen Männer- und Jugendfußball haben meine anderen Teamkollegen in den Interviews schon beschrieben. Im Männerbereich geht es eher um Körperkontakt. Die Gegenspieler meckern oft unnötig, um einen wütend zu machen und wollen unbedingt das Spiel gewinnen. Mit der Zeit wurde mir klar, dass die Gegner ihre sonntägliche Freizeit nicht nur opfern, um zu spielen, sondern sie wollen vor ihren Fans und ihrer Familie gewinnen. Im Jugendbereich haben wir gespielt, um Spaß zu haben. Ich denke, das ist der große Unterschied zwischen den beiden.

An welchen Sieg und welche Niederlage erinnerst Du Dich noch besonders?

Mosses Jawneh: Die Niederlage, an die ich mich bis heute erinnern kann, war unser erstes Auswärtsspiel gegen Blau-Weiß Stücken. Alle unsere Fans sind weit gefahren, um uns an einem kalten Sonntag zu unterstützen - und wir haben am Ende auf sehr schreckliche Weise verloren.

Der Sieg, an den ich mich noch erinnere, war im Sommer das 2:1 gegen UNITED TELTOW auf der Sandscholle. Es war mein erstes Punktspiel nach meiner Rückkehr zu Concordia. Ich war froh, dass ich meine Mannschaft unterstützen konnte, nachdem ich von der Bank kam, um noch den Ausgleich zu schaffen. Am Ende habe ich sogar das Siegtor vorbereitet und vor allem unseren Fans ein Lächeln ins Gesicht gebracht.

Wenn es eng wird, macht Mosses oft den Unterschied.

Bei Concordia geht es ja weniger um die Championsleague als um Freundschaft, Zusammenhalt und Freude am Fußball. Wer von der Bundesliga träumt, muss wohl vorerst noch zu anderen Vereinen wechseln. Du hast Dich ja auch schon ein paar Monate beim RSV Eintracht 1949 ausprobiert. Wie ist es dazu gekommen? Warum hast Du gerade den RSV ausgesucht? Und warum bist Du wieder zu Concordia gekommen?

Mosses Jawneh: Die Geschichte mit dem RSV begann, als ein Kumpel von mir mein Spiel gegen eine Mannschaft in Teltow ansah. Er sagte mir, ich sollte mal zum Probetraining beim RSV kommen, weil er das Potenzial in mir sah und meinte, wenn ich mehr Arbeit reinstecken würde, könnte ich es vielleicht in die erste Mannschaft schaffen. Also sagte ich mir, lass mich meine Chance versuchen, denn Profi-Fußballer zu werden, war mein Kindheitstraum. Nach meinem ersten Training mit der zweiten Mannschaft des RSV wurde ich in die Mannschaft aufgenommen.

Aber mit der Zeit wurde es für mich schwierig, meine Arbeitsschichten und das Training beim RSV unter einen Hut zu bringen. Ich habe normalerweise bis 19 Uhr gearbeitet und das Training beginnt um 19:30 Uhr. Von Potsdam nach Stahnsdorf brauchte ich mindestens 45 Minuten und kam deshalb oft zu spät zum Training. Beim RSV war es keine leichte Aufgabe für Neueinsteiger. Jeder Spieler gab im Training 100 Prozent, weil keiner seinen Platz an den anderen verlieren wollte und jeder Spieler für die erste Mannschaft spielen wollte. Jeder muss extra hart für sich selbst trainieren, um herausragend zu sein.

Dann habe ich Ende der Saison entschieden, dass ich meine Prioritäten richtig setzen sollte, denn es ist mein letztes Ausbildungsjahr. Ich muss mehr Zeit mit den Büchern verbringen, nicht mit Fußball. Deshalb habe ich entschieden, zurück zu Concordia zu kommen, weil es bei Concordia nicht nur um Fußball geht, sondern um Menschlichkeit, um das Gefühl, dazu zu gehören und um den Spaß. Das war es, was ich brauchte, als ich mich nochmal entschied, Fußball als Hobby zu spielen und nicht Profi zu werden.

Heimspiel auf der Sandscholle

Concordia ist in erster Linie immer noch ein Kinder- und Jugendfußballverein. In der neuen Saison sind mehrere Spieler des Jahrgangs 2003 aus den A-Junioren in Euer Team aufgerückt. Wie kommt Ihr miteinander klar?

Mosses Jawneh: Mit den Spielern aus der A-Jugend haben wir ein gutes Verständnis. Concordia ist ein positives Atmosphäre-Team. Wir versuchen, dass sich alle wohlfühlen. Was mich an den Spielern der ehemaligen A-Jugend sehr beeindruckt, ist ihr Engagement für die Mnnschaft und ihre Lernbereitschaft. Besonders bei unserem Torhüter Kai. Er ist so engagiert im Training und hat sich in kurzer Zeit wirklich weiterentwickelt.

Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Du ein Spieler bist, der oft den entscheidenden Unterschied ausmacht. Wir denken da an den 3:2-Erfolg bei Lok Potsdam II, an den Sieg auf der Sandscholle gegen Spitzenreiter UNITED FC aus Teltow oder an den letzten Sonntag, als die Erste im Kunstrasenkäfig im Luftschiffhafen den USV II nach 0:2 noch 3:2 bezwang. Wo siehst Du selbst Deine Stärken und wo willst Du
Dich noch verbessern?

Mosses Jawneh: Ich glaube, dass meine Stärke in meiner Mentalität liegt. Ich bin kein großartiger Spieler, aber ich bin mit einer großartigen Mentalität gesegnet. Ich habe eine Siegermentalität, nicht nur beim Fußball. Auch in meinem täglichen Leben basieren meine Aktivitäten darauf. Verlieren ist keine Option für mich, obwohl es manchmal passiert. Also muss ich es akzeptieren und es als Herausforderung annehmen,, um mich zu verbessern.

Meine Schwäche auf dem Fußballplatz ist, denke ich, mein Tempo. Wenn ich so schnell wäre wie unser Stürmer Rodrigo, der jeden Spieler überholen kann, dann wäre unsere Offensive effektiver.

Zweikampfstärke und Siegermentalität

Concordia träumt vom ersten Aufstieg der jüngeren Vereinsgeschichte. Können wir denn hoffen, dass Du in der entscheidenden Saisonphase trotz Deiner Ausbildung wieder etwas mehr Zeit zum Training und zum Spielen hast?

Mosses Jawneh: Ich persönlich liebe es, so viel wie möglich auf dem Fußballplatz zu stehen, weil Fußball für mich wie eine Therapie ist. Es hilft mir, meine alltäglichen Probleme und Stress für ein paar Stunden zu vergessen. Zweitens ist Concordia wie eine Familie für mich. Ich möchte wie jeder andere Spieler meinen Beitrag leisten, damit wir unseren Wunsch erfüllen und aufsteigen. Eigentlich wollte ich in unserem letzten Spiel gegen den USV II gar nicht spielen, aber wie gesagt, Concordia ist wie eine Familie für mich. Und wenn die Familie will, dass du für sie da bist, solltest du dein Bestes geben, wenn du kannst. Ich weiß, dass ihr für mich genauso da sein werdet , wenn ich euch brauche.

Es ist manchmal schwer, Entscheidungen zu treffen, aber sie müssen getroffen werden. Ich werde bis Ende April kein Punktspiel spielen. Das hat mit meinen Ausbildungsabschlussprüfungen zu tun und zweitens beginnt der Ramadan Ende März. Ich kann momentan Fasten, Lernen und Fußballspielen nicht kombinieren.

Du warst bei Concordia auch schon als Trainer einer E-Juniorenmannschaft und als Betreuer bei den Ferienspielen tätig. Was gefällt Dir an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen?

Mosses Jawneh: Ich mag es, Zeit mit Kindern zu verbringen, weil Kinder von Natur aus glücklich und positiv sind. In ihrer Nähe zu sein, macht mich also automatisch glücklich und ich sehe dann die positive Seite der Welt.

Kannst Du Dir vorstellen, irgendwann mal wieder ein Jugendteam zu trainieren?

Mosses Jawneh: Ja. Ich kann zwar nicht sicher sagen wann, aber wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, möchte ich mein kleines und grundlegendes Wissen über Fußball mit den Kindern teilen.

Was machst Du, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Mosses Jawneh: Bei schönem Wetter bin ich gerne draußen in der Natur. Im Winter verbringe ich den größten Teil meiner Freizeit zu Hause, zocke Play Station FIFA, koche oder höre Musik.

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre persönlich und beruflich? Wo willst Du leben? Was brauchst Du, um glücklich zu sein?

Mosses Jawneh: Ich will meine Ausbildung als Verkäufer im Einzelhandel erfolgreich abschließen. Danach möchte ich in Potsdam bleiben und in Potsdam oder Berlin arbeiten.

Ich bin derzeit glücklich, obwohl nicht alles perfekt ist, aber so ist das Leben, es kann nicht alles perfekt sein. Ich bin glücklich, dass ich gesund bin und etwas tun kann, das ich mag, zum Beispiel Fußball. Alles Positive, das mich glücklicher und gesünder macht, darauf freue ich mich, deshalb habe ich keine festen Pläne für die Zukunft. Ich möchte mich nicht so sehr unter Druck setzen, darüber nachzudenken, was die Zukunft für mich bereithält. Ich möchte den Moment einfach genießen.

Wir bedanken uns für dieses Interview und wünschen Dir für alle Deine Pläne nur das Allerbeste!


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