Concordia Nowawes

Im Interview (Folge 21): Konrad von Bülow

Vom 20.03.2023

Konrad von Bülow ist die erste echte Neuverpflichtung unseres Erwachsenenteams. Er stand irgendwann auf dem Rasenplatz der Sandscholle und eroberte mit ganz viel Laufbereitschaft und Teamgeist schnell die Sympathien des Concordia-Anhangs. Damit wir über ihn noch mehr herausfinden, als dass er mal bei der SG Geltow gespielt haben soll, haben wir ihm unsere Interviewfragen geschickt. Nun wissen wir einiges über seinen Weg zu Concordia, über Andrea Pirlos Elfmeter bei der EM 2012, über das Spiel auf den Außenbahnen und als Mittelstürmer, über Concordias Außenseiterrolle in der Liga, über die Fairness-Tabelle, über seine Politisierung durch seine Arbeit in der Rettungsstelle und über seinen Traum vom Lebensabend mit Enten, Schafen, Tomaten und Concordia.

Concordias erste echte Neuverpflichtung

Hallo Konrad, wann und wo hast Du mit dem Fußballspielen angefangen?

Konrad von Bülow: Hallo erstma! Freut mich!! Als ersten Verein habe ich in der F-Jugend drei Saisons bei den Potsdamer Kickers gespielt. Dann folgte eine Fußball-Pause. Bis ich in der B-Jugend bei der SG Geltow eingestiegen bin. Das war damals ganz in der Nähe von meinem Zuhause bei meinen Eltern in Potsdam West. War eine schöne Zeit. Habe da bis zur 1. Herren-Mannschaft gespielt. Aus der Zeit habe ich von den Boys und vor allem von meinem sehr gerngehabten Trainer Robert viel gelernt.

Erinnerst Du Dich noch an die Idole Deiner Jugendzeit?

Konrad von Bülow: Mein Idol war früher immer Andrea Pirlo. Ich guckte das Elfmeterschießen der EM 2012. Pirlo war, glaube ich, einer der letzten Schützen. Joe Hart im Tor Englands provozierte ihn total und fuchtelte wild herum, um ihn einzuschüchtern und abzulenken. Pirlo verzog dagegen keine Mine. Wartete nur auf den Pfiff vom Referee, dass er schießen dürfte. Würdigte den herumhampelnden Jungspund-Keeper Joe Hart keines Blickes. Der Schiedsrichter pfiff, Pirlo nahm ein, zwei Schritte Anlauf und chippte den Ball mit einem leichten Streicheln seines rechten Fußes genau in die Tormitte. Joe Hart sprang natürlich - von Pirlo ausgeguckt - in die falsche Ecke und konnte, in der Luft strampelnd, nur zusehen, wie der Ball über ihm in sein Tor flog. Das ganze Stadion brüllte. Und Pirlo joggte einfach, wiederum ohne sein Gesicht zu verziehen, ohne zu jubeln und ohne Joe Hart zu beachten, zurück zu seinem Team. Diese Eleganz und auch seine Fairness auf dem Platz habe ich immer bewundert. So ein genialer Spieler, so eine Übersicht auf dem Platz, so eine Spielintelligenz. ... Als Außenverteidiger habe ich dann auch lange Zeit Achraf Hakimi bewundert.

Hast Du vor Deiner Concordia-Zeit mal gegen uns gespielt? Und wenn ja, wie war es?

Konrad von Bülow: Ja! Tatsächlich habe ich während meiner Zeit bei Geltow öfter gegen Cordi gespielt! Wir haben damals jedes Spiel gewonnen. Ich kannte aus meiner Schule und aus dem Bekanntenkreis auch welche, die bei Concordia spielten. War mir eigentlich immer sympathisch gewesen, das Projekt. Gerade als Gegenentwurf zu diesen gestörten Trainern, die kleine 7-jährige anschreien auf dem Platz. Das finde ich richtig schlimm, diesen Trainerschlag im Kinder- und Jugendfußball. Deshalb hätte ich auch mal Lust, Kinder oder Jugendliche zu trainieren und das besser zu machen. [Wir geben das gern an die Abteilung Kinder- und Jugendfußball weiter. Die Redaktion]

Du bist wohl bislang der einzige Spieler, der erst im Erwachsenenalter zu Concordia gekommen ist. Wie ist das passiert? Warum gerade Concordia?

Konrad von Bülow: Ja, das ist durch den lieben Tilli [Die Redaktion: Gemeint ist unser Torjäger Tilman Wüstling] zustande gekommen! Ich kenn den Gutesten durch Potsdamer Nächte und gemeinsame Freundesgruppen. Da tranken wir eines sonnigen Nachmittags im April im Babelsberger Park ein schönes Bierchen zusammen und spielten Hochhalten. Ich sagte: Mensch, ich hab so Bock wieder Fußball zu spielen, man! Und Tilli sagte. Echt? Ja dann komm doch heut Abend mal zum Training. Ich daraufhin: Heute Abend? Ja, hab Zeit, komme vorbei! Und so bin ich jetzt schon seit einem Jahr hier!

Bei Concordia steht in der Vereinssatzung, dass hier in festen Jahrgangsteams gespielt wird, die im Jugendbereich möglichst dauerhaft zusammenbleiben. Die meisten Spieler unserer Ersten haben also vor dem Wechsel ins Erwachsenenteam jahrelang zusammen in unseren Jugendteams gespielt. Ist es Dir schwergefallen, neu in das Team zu kommen?

Konrad von Bülow: Kein bisschen. Seit den ersten Trainings und vor allem Spielen waren alle freundlich und haben mich gut aufgenommen. Die Mannschaft und das Trainerteam aus Josef, Robert und Laura (damals auch noch Roman) ist sehr herzlich und macht einem den Einstieg sehr leicht.

Eigentlich auf dem Flügel zuhause aber auch zentral zu finden

Wo siehst Du selbst Deine Stärken und wo willst Du Dich noch verbessern?

Konrad von Bülow: Ich sehe meine Stärken im Läuferischen (ich laufe und renne gerne lang und viel) und in der Beackerung der Flügel. Ich mag Pressingspiel und setz den Gegner in seinem Aufbauspiel unter Druck. Ich verteidige gerne. Ich will mich unbedingt noch in der Orientierung auf dem Platz verbessern, ein Gefühl für die Räume kriegen: Wann muss ich die zulaufen? Wann kann ich den Gegner spielen lassen? Wie hoch bzw. tief muss ich gerade stehen? Welche Laufwege muss ich machen, um den anderen Angreifern Räume zu öffnen? Die Spieler, die das beherrschen, das sind für mich die Größten.

Auf welcher Position spielst Du am liebsten und auf welcher am besten?

Konrad von Bülow: Ich würd' sagen, ich spiele am liebsten (und auch besten) auf eben jenen beiden Flügeln/Außenbahnen. Egal ob in den Spitzen oder als Außenverteidiger in einer Viererkette. Es ist eine sehr vielfältige Position: Du kannst als reiner Abwehrspieler bei gegnerischem Ballbesitz verteidigen, oder aber, vor allem bei Kontersituationen oder Ballgewinn, bis nach ganz vorne mitarbeiten und Vorlagen geben oder selbst abschließen. Außerdem kann man, wenn man es gut macht, den Gegner richtig mürbe spielen, sodass die gegnerischen Verteidiger müde werden, wenn du sie immer wieder anläufst. Alasan zum Beispiel spielt diese Position in meinen Augen sehr gut aus. Ich habe das auch in den letzten Spielen gemerkt, wo ich als Mittelstürmer aufgestellt war: Es ist ein ganz anderes Spiel, man muss viel mehr auf den richtigen Moment warten, hat weniger Ballkontakte, muss geduldiger sein und sich vorne ein bisschen in die gegnerische Abwehr reinfallen lassen. Auf den Flügeln hingegen hat man häufiger Ballaktionen, spielt öfter Doppelpässe mit dem zentralen Mittelfeld und den Innenverteidigern. Wenn man einen torgefährlichen Spieler dazu in der Spitze hat, dann kann es richtig Spaß machen.

In der neuen Saison sind mehrere Spieler des Jahrgangs 2003 aus den A-Junioren in Euer Team aufgerückt. Einige haben schon eine tragende Rolle in der Ersten. Wie siehst Du die Entwicklung des Teams? Was ist in dieser Saison noch drin?

Konrad von Bülow: Also da bin ich entzückt! Die Jungs sind top, weiß garnicht, wo wir ohne die wären! Wenn wir weiterhin gut und intensiv trainieren, hart arbeiten , aber auf dem Platz nicht panisch werden, dann könnten wir einen der ersten Plätze belegen.

Präzise Ecken sind ein Markenzeichen von Konrad

Vor Dir haben schon einige Spieler des Erwachsenenteams unsere Interviewfragen beantwortet. Auf die Frage nach Perspektiven und Problemen unserer Ersten wurden immer wieder unnötige Diskussionen über Schiedsrichterentscheidungen genannt. Du selbst bist offenbar nicht so schnell aus der Reserve zu locken. Nervt es Dich manchmal, dass sich Mitspieler wegen Kleinigkeiten aus dem Konzept bringen lassen? Redet ihr im Team darüber?

Konrad von Bülow: Wir reden im Team vor jedem Spiel darüber und sind uns eigentlich alle einig, dass wir uns nicht auf dieses Niveau herablassen wollen. Aber es entstehen dann doch immer so Dynamiken. Das müssen wir in den Griff kriegen. Gerade stehen wir auf der Fairness-Tabelle auf letztem Platz mit 28 gelben Karten. Die Schiedsrichter tun mir ein bisschen leid, so hart wie sie teilweise von allen angegangen werden. Das sind ja auch nur Menschen - Sportler, die wie wir auf dem Platz viele Fehler machen. Ich würd mich freuen, wenn wir fair und ohne Unsportlichkeiten top Fußballspiele abliefern könnten.

Aber wir haben nunmal auch eine Außenseiterrolle in der Liga: Als superjunges, diverses Team eines Vereins mit linken Werten spielen wir in einer hauptsächlich weißen, sehr männlichen Männer-Liga, noch dazu in einem sehr Männer-dominierten Sport. Und oft provozieren die gegnerischen Teams auch gerade deshalb. Die Stimmung auf dem Platz ist manchmal echt zu testosterongeladen. Aber ich bin mir sicher, dass wir das noch hinkriegen und zurück zu unseren Werten finden. Alle von uns haben ihr Herz am rechten Fleck.

Deswegen: jetzt kommt der Sommer und damit auch ein bisschen mehr Lebensfreude und gute Laune. Das kriegen wir schon alles hin. Wenn wir nicht aufsteigen und dafür aber fair und sportlich korrekt Dritter oder Vierter geworden sind, dann ist das auch O.K., find ich. Ich will nicht um jeden Preis Meister werden.

Der "Außenseiter der Liga" führt...

Welches Spiel oder welches Erlebnis mit Concordia wirst Du wahrscheinlich nie vergessen?

Konrad von Bülow: Ich denke mein erstes Pflichtspiel letztes Jahr gegen Teltow United. Als wir das Spiel in letzter Minute noch gedreht haben. Letzte Woche gegen USV II war aber auch echt krass...

Wie wichtig ist Dir die Unterstützung unserer Fans? Spielst Du vor einer guten Kulisse besser? Wie wünschst Du Dir den Support bei Concordia?

Konrad von Bülow: Die Fans zu haben ist toll. Vor allem Heimspiele sind mega, tolle Stimmung. Ich freu mich schon auf den Sommer. Ich glaub, ich spiele immer ein bisschen schlechter, wenn meine Brüder und mein Vater zuschauen, hahahaha. Freue mich aber trotzdem immer wenn sie dabei sind.

Wie sollte unser Verein in 20 Jahren aussehen?

Konrad von Bülow: Ich bin ja sehr neu dabei und stecke nicht wirklich tief in den Prozessen drin. Aber wenn ich insgesamt auf die Potsdamer Fußballlandschaft gucke, dann sticht C06 in meinen Augen positiv hervor. Fußball mit echter Haltung! Werde ich immer unterstützen. Dass hier viele Menschen ein Zuhause finden und gemeinsam das Spiel und Spielen leben ist jetzt schon sehr gut gelungen. Wenn es in 20 Jahren so oder so ähnlich geblieben ist, dann hat Concordia alles richtig gemacht.

Was machst Du, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Konrad von Bülow: Dann zerbreche ich mir den Kopf, wie wir uns taktisch bessern können ... Ich arbeite in der Rettungsstelle des St. Josef-Krankenhauses als Pflegehelfer, organisiere Techno- und Housepartys im Spartacus mit und bin in der FAU (Freie Arbeiter* innen Union, die anarcho-syndikalistische Basisgewerkschaft). Aber mit am liebsten geh ich eigentlich mit meinem Freund Rudi im Wildpark spazieren. Er ist ein Hund und einer meiner engsten Freunde. Seit ich im Schlaatz und nicht mehr bei meinen Eltern wohne, verabreden wir uns so einmal die Woche und streifen durch die Wälder.

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre persönlich und beruflich? Wo willst Du leben? Was brauchst Du, um glücklich zu sein?

Konrad von Bülow: So ganz konkrete Pläne habe ich nicht, Ich nehme es ein bisschen so, wie es gerade kommt. Manchmal zieht es mich weg aus Potsdam in die Welt hinein. Mal sehen, wann ich dem Ziehen wieder nachgeben werde.

Ich bin durch meine Arbeit im Krankenhaus und Gesundheitssystem sehr politisch geworden. Wie wir dort arbeiten und leben müssen, ist sehr schlimm mitzuerleben. Deshalb bin ich auch der FAU beigetreten. Ich will Teil im Kampf für eine gerechtere, gleichere Gesellschaft sein und etwas gegen die bestehende Unterdrückung tun.

Irgendwann hätte ich gern Kinder und am liebsten würde ich die hier in Potsdam/Brandenburg aufwachsen sehen. Ich stelle mir immer vor, dass ich ein schönes großes altes Haus hier in der Region auf dem Land schick mache. Da kann ich mir meine Enten und Hühner und Schafe halten und Tomaten züchten. Meine Großfamilie ist ja dann hoffentlich auch nicht so weit weg und dann können meine Kinder immer mit ihren Cousins und Cousinen zusammen sein und ihre Großeltern besuchen und so. Das fänd' ich schön. Außerdem könnte ich dann auch weiter bei C06 spielen.

Wir bedanken uns für dieses spannende Interview und hoffen, dass wir die Welt zusammen noch ganz viel besser machen können.


Alle anderen Interviews der Reihe findet ihr hier: concordia-nowawes.de/kiosk/concordia-im-interview

Im Interview (Folge 20): Mosses Jawneh

Vom 15.03.2023

Mosses Jawneh begann als Kind mit dem Fußballspielen, bevor er aus Gambia nach Europa kam. Bei Concordia hat er sich nicht nur zu einem wichtigen Spielmacher entwickelt, sondern auch schon E-Junioren und Feriencamp betreut. Derzeit konzentriert er sich auf seine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann. Wir haben mit ihm über seinen seinen ersten eigenen Fußball, über fehlende Kondition und Fußballschuhe im ersten Spiel für Concordia, die schreckliche Niederlage in Stücken und den Heimsieg gegen UNITED TELTOW, über seine Geschichte mit dem RSV und seine Rückkehr zu Concordia, über den Jahrgang 2003 im Erwachsenenteam, über seine Mentaliät und Rodrigos Tempo, über seine Tätigkeit als Kindertrainer, über seine beruflichen und persönlichen Pläne und natürlich auch über die Concordia-Familie und ihren Aufstiegstraum gesprochen.

Spiel gedreht - 3:2 Auswärtssieg bei Lok Potsdam II

Hallo Mosses, wann und wo hast Du mit dem Fußballspielen angefangen? Erinnerst Du Dich noch an Deinen ersten eigenen Fußball?

Mosses Jawneh: Ganz genau weiß ich nicht mehr, wann ich angefangen habe, Fußball zu spielen, aber ich spiele seit meiner Kindheit.

Ich kann mich noch gut an meinen ersten eigenen Ball erinnern, weil ich für ihn gehungert habe. Als ich ungefähr 11 Jahre alt war, habe ich das Geld, das mir meine Eltern für das Mittagessen in der Schule gaben, für etwa einen Monat gespart. Dann habe ich mir den ersten eigenen Fußball gekauft.

Meine Eltern waren dagegen, dass ich Fußball spiele. Also war mir klar, dass sie mir niemals einen Fußball kaufen würden. Der Grund dafür war, dass ich mich nicht auf die Schule oder das Lernen zu Hause konzentrierte, sondern mich nur für Fußball interessierte. Fußballspielen war für mich grenzenlos. Ich spielte Fußball in der Schule, auf der Straße oder sogar zu Hause. Später spielte ich auch in den Teams der Grundschule und des Gymnasiums und in einer lokalen Fußballakademie, die ein Nationalspieler gegründet hatte.

Mosses beim Straßenfußball in Gambia

Wie bist Du zu Concordia gekommen?

Mosses Jawneh: Als ich von Berlin nach Potsdam gezogen bin, habe ich einer Sozialarbeiterin vom Jugendamt gesagt, dass ich in einer Mannschaft Fußball spielen möchte. Mein damaliger Betreuer hat mich dann bei Concordia angemeldet. Roman und die beiden Roberts, die damals die A-Jugend trainierten, haben mich mit offenen Armen aufgenommen.

Erinnerst Du Dich noch an Dein erstes Spiel im Trikot unseres Vereins?

Mosses Jawneh: Ja, ich kann mich an das erste Spiel mit Concordia-Trikot erinnern. Das war ein Testspiel gegen Fortuna Babelsberg bei den A-Junioren. Es war mein erstes Spiel, nach wahrscheinlich einem Jahr. Ich besaß zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal richtige Fußballschuhe. Jemand aus der Mannschaft hat mir Schuhe geliehen. Mir fehlte damals die Kondition und Ausdauer. Es war kein angenehmes Spiel für mich, aber es hat mich dazu angespornt, mehr zu trainieren.

Du gehörst zu den Spielern, die aus unseren A-Junioren in den Erwachsenenbereich gewechselt sind und dort das erste Concordiateam nach der Vereinsneugründung gebildet haben. Ihr habt es da sicher nicht immer einfach gehabt. Was unterscheidet die A-Jugend vom Männerfußball?

Mosses Jawneh: Den Unterschied zwischen Männer- und Jugendfußball haben meine anderen Teamkollegen in den Interviews schon beschrieben. Im Männerbereich geht es eher um Körperkontakt. Die Gegenspieler meckern oft unnötig, um einen wütend zu machen und wollen unbedingt das Spiel gewinnen. Mit der Zeit wurde mir klar, dass die Gegner ihre sonntägliche Freizeit nicht nur opfern, um zu spielen, sondern sie wollen vor ihren Fans und ihrer Familie gewinnen. Im Jugendbereich haben wir gespielt, um Spaß zu haben. Ich denke, das ist der große Unterschied zwischen den beiden.

An welchen Sieg und welche Niederlage erinnerst Du Dich noch besonders?

Mosses Jawneh: Die Niederlage, an die ich mich bis heute erinnern kann, war unser erstes Auswärtsspiel gegen Blau-Weiß Stücken. Alle unsere Fans sind weit gefahren, um uns an einem kalten Sonntag zu unterstützen - und wir haben am Ende auf sehr schreckliche Weise verloren.

Der Sieg, an den ich mich noch erinnere, war im Sommer das 2:1 gegen UNITED TELTOW auf der Sandscholle. Es war mein erstes Punktspiel nach meiner Rückkehr zu Concordia. Ich war froh, dass ich meine Mannschaft unterstützen konnte, nachdem ich von der Bank kam, um noch den Ausgleich zu schaffen. Am Ende habe ich sogar das Siegtor vorbereitet und vor allem unseren Fans ein Lächeln ins Gesicht gebracht.

Wenn es eng wird, macht Mosses oft den Unterschied.

Bei Concordia geht es ja weniger um die Championsleague als um Freundschaft, Zusammenhalt und Freude am Fußball. Wer von der Bundesliga träumt, muss wohl vorerst noch zu anderen Vereinen wechseln. Du hast Dich ja auch schon ein paar Monate beim RSV Eintracht 1949 ausprobiert. Wie ist es dazu gekommen? Warum hast Du gerade den RSV ausgesucht? Und warum bist Du wieder zu Concordia gekommen?

Mosses Jawneh: Die Geschichte mit dem RSV begann, als ein Kumpel von mir mein Spiel gegen eine Mannschaft in Teltow ansah. Er sagte mir, ich sollte mal zum Probetraining beim RSV kommen, weil er das Potenzial in mir sah und meinte, wenn ich mehr Arbeit reinstecken würde, könnte ich es vielleicht in die erste Mannschaft schaffen. Also sagte ich mir, lass mich meine Chance versuchen, denn Profi-Fußballer zu werden, war mein Kindheitstraum. Nach meinem ersten Training mit der zweiten Mannschaft des RSV wurde ich in die Mannschaft aufgenommen.

Aber mit der Zeit wurde es für mich schwierig, meine Arbeitsschichten und das Training beim RSV unter einen Hut zu bringen. Ich habe normalerweise bis 19 Uhr gearbeitet und das Training beginnt um 19:30 Uhr. Von Potsdam nach Stahnsdorf brauchte ich mindestens 45 Minuten und kam deshalb oft zu spät zum Training. Beim RSV war es keine leichte Aufgabe für Neueinsteiger. Jeder Spieler gab im Training 100 Prozent, weil keiner seinen Platz an den anderen verlieren wollte und jeder Spieler für die erste Mannschaft spielen wollte. Jeder muss extra hart für sich selbst trainieren, um herausragend zu sein.

Dann habe ich Ende der Saison entschieden, dass ich meine Prioritäten richtig setzen sollte, denn es ist mein letztes Ausbildungsjahr. Ich muss mehr Zeit mit den Büchern verbringen, nicht mit Fußball. Deshalb habe ich entschieden, zurück zu Concordia zu kommen, weil es bei Concordia nicht nur um Fußball geht, sondern um Menschlichkeit, um das Gefühl, dazu zu gehören und um den Spaß. Das war es, was ich brauchte, als ich mich nochmal entschied, Fußball als Hobby zu spielen und nicht Profi zu werden.

Heimspiel auf der Sandscholle

Concordia ist in erster Linie immer noch ein Kinder- und Jugendfußballverein. In der neuen Saison sind mehrere Spieler des Jahrgangs 2003 aus den A-Junioren in Euer Team aufgerückt. Wie kommt Ihr miteinander klar?

Mosses Jawneh: Mit den Spielern aus der A-Jugend haben wir ein gutes Verständnis. Concordia ist ein positives Atmosphäre-Team. Wir versuchen, dass sich alle wohlfühlen. Was mich an den Spielern der ehemaligen A-Jugend sehr beeindruckt, ist ihr Engagement für die Mnnschaft und ihre Lernbereitschaft. Besonders bei unserem Torhüter Kai. Er ist so engagiert im Training und hat sich in kurzer Zeit wirklich weiterentwickelt.

Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Du ein Spieler bist, der oft den entscheidenden Unterschied ausmacht. Wir denken da an den 3:2-Erfolg bei Lok Potsdam II, an den Sieg auf der Sandscholle gegen Spitzenreiter UNITED FC aus Teltow oder an den letzten Sonntag, als die Erste im Kunstrasenkäfig im Luftschiffhafen den USV II nach 0:2 noch 3:2 bezwang. Wo siehst Du selbst Deine Stärken und wo willst Du
Dich noch verbessern?

Mosses Jawneh: Ich glaube, dass meine Stärke in meiner Mentalität liegt. Ich bin kein großartiger Spieler, aber ich bin mit einer großartigen Mentalität gesegnet. Ich habe eine Siegermentalität, nicht nur beim Fußball. Auch in meinem täglichen Leben basieren meine Aktivitäten darauf. Verlieren ist keine Option für mich, obwohl es manchmal passiert. Also muss ich es akzeptieren und es als Herausforderung annehmen,, um mich zu verbessern.

Meine Schwäche auf dem Fußballplatz ist, denke ich, mein Tempo. Wenn ich so schnell wäre wie unser Stürmer Rodrigo, der jeden Spieler überholen kann, dann wäre unsere Offensive effektiver.

Zweikampfstärke und Siegermentalität

Concordia träumt vom ersten Aufstieg der jüngeren Vereinsgeschichte. Können wir denn hoffen, dass Du in der entscheidenden Saisonphase trotz Deiner Ausbildung wieder etwas mehr Zeit zum Training und zum Spielen hast?

Mosses Jawneh: Ich persönlich liebe es, so viel wie möglich auf dem Fußballplatz zu stehen, weil Fußball für mich wie eine Therapie ist. Es hilft mir, meine alltäglichen Probleme und Stress für ein paar Stunden zu vergessen. Zweitens ist Concordia wie eine Familie für mich. Ich möchte wie jeder andere Spieler meinen Beitrag leisten, damit wir unseren Wunsch erfüllen und aufsteigen. Eigentlich wollte ich in unserem letzten Spiel gegen den USV II gar nicht spielen, aber wie gesagt, Concordia ist wie eine Familie für mich. Und wenn die Familie will, dass du für sie da bist, solltest du dein Bestes geben, wenn du kannst. Ich weiß, dass ihr für mich genauso da sein werdet , wenn ich euch brauche.

Es ist manchmal schwer, Entscheidungen zu treffen, aber sie müssen getroffen werden. Ich werde bis Ende April kein Punktspiel spielen. Das hat mit meinen Ausbildungsabschlussprüfungen zu tun und zweitens beginnt der Ramadan Ende März. Ich kann momentan Fasten, Lernen und Fußballspielen nicht kombinieren.

Du warst bei Concordia auch schon als Trainer einer E-Juniorenmannschaft und als Betreuer bei den Ferienspielen tätig. Was gefällt Dir an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen?

Mosses Jawneh: Ich mag es, Zeit mit Kindern zu verbringen, weil Kinder von Natur aus glücklich und positiv sind. In ihrer Nähe zu sein, macht mich also automatisch glücklich und ich sehe dann die positive Seite der Welt.

Kannst Du Dir vorstellen, irgendwann mal wieder ein Jugendteam zu trainieren?

Mosses Jawneh: Ja. Ich kann zwar nicht sicher sagen wann, aber wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, möchte ich mein kleines und grundlegendes Wissen über Fußball mit den Kindern teilen.

Was machst Du, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Mosses Jawneh: Bei schönem Wetter bin ich gerne draußen in der Natur. Im Winter verbringe ich den größten Teil meiner Freizeit zu Hause, zocke Play Station FIFA, koche oder höre Musik.

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre persönlich und beruflich? Wo willst Du leben? Was brauchst Du, um glücklich zu sein?

Mosses Jawneh: Ich will meine Ausbildung als Verkäufer im Einzelhandel erfolgreich abschließen. Danach möchte ich in Potsdam bleiben und in Potsdam oder Berlin arbeiten.

Ich bin derzeit glücklich, obwohl nicht alles perfekt ist, aber so ist das Leben, es kann nicht alles perfekt sein. Ich bin glücklich, dass ich gesund bin und etwas tun kann, das ich mag, zum Beispiel Fußball. Alles Positive, das mich glücklicher und gesünder macht, darauf freue ich mich, deshalb habe ich keine festen Pläne für die Zukunft. Ich möchte mich nicht so sehr unter Druck setzen, darüber nachzudenken, was die Zukunft für mich bereithält. Ich möchte den Moment einfach genießen.

Wir bedanken uns für dieses Interview und wünschen Dir für alle Deine Pläne nur das Allerbeste!


Alle anderen Interviews der Reihe findet ihr hier: concordia-nowawes.de/kiosk/concordia-im-interview

Erste dreht 0:2 in Unterzahl

Vom 13.03.2023

Es wurde das erwartet schwere Auswärtsspiel gegen die 2. des USV auf dem engen Kunstrasen im Luftschiffhafen. Dort hatten sich
am Sonntag ca. 40 Zaungäste mit Kind und Hund eingefunden, um das Käfigmatch zu sehen.

Premiere hatte auch der neue Signal-Ticker, der künftig interessierte Concordia-Fans, die parallel auf der Sandscholle in Aktion sind oder Gebirgspfade und Gaststätten in fernen Ländern erkunden, über Tore und Imbissangebot informieren soll.

Der USV 2 hatte sich aus seiner Ersten verstärkt und bestimmte die Anfangsphase in einem von beiden Seiten einsatzstark geführten Spiel. Die 1:0 Pausenführung ging in Ordnung und hätte durchaus höher ausfallen können. In Halbzeit 2 zeigten unsere Erwachsenen dann aber ihre typischen Qualitäten. Besonders durch die Einwechslung von Mosses wurde unsere Erste deutlich druckvoller und effektiver. Selbst das unglückliche Eigentor zum 0:2 und eine unnötige gelb-rote Karte wegen Meckern steckte Concordia weg. Nach dem Anschlusstor per Foulelfmeter drehten Kogge und Co. das Spiel noch durch zwei ansehnlich herausgespielte Tore. Dabei bediente Rodrigo jeweils Alasan.

Mit dem 3:2 in den Schlusssekunden verteidigte Concordia den 2. Tabellenplatz und kann weiter vom Aufstieg träumen.

Solidarität mit dem ESV Lokomotive Potsdam

Vom 15.02.2023

Vor wenigen Monaten war Concordias Erwachsenenteam auf der schmucken Sportanlage des ESV Lokomotive Potsdam zu Gast. Dieser Sportplatz soll nun durch das Eisenbahnvermögensamt zum Höchstgebot verkauft werden.

Der SV Concordia setzt sich seit seiner Gründung für eine bessere Sportplatzsituation ein und unterstützt selbstverständlich alle Aktionen für den Erhalt des Lok-Sportplatzes.

Wir rufen unsere Mitglieder und Unterstützer:innen auf, am Donnerstag, 16.02. pünktlich 15:30 Uhr auf dem Lok-Sportplatz ihre Solidarität zu zeigen, wenn der rbb mit dem blauen Robur kommt.

Außerdem hat Jens Lüscher eine Petition gestartet, die unterschrieben und geteilt werden will:

https://www.change.org/p/lok-sportplatz-in-potsdam-erhalten-spekulation-verhindern

Weitere Aktionen werden sicher folgen.

Concordia sucht Verstärkung

Vom 04.02.2023

Aktuell haben wir in der A und B Jugend noch einige freie Plätze in den folgenden Jahrgängen zu vergeben:

  • 2004
  • 2005
  • 2006

Wenn ihr Lust auf regelmässiges Training und Punktspiele ohne übertriebenen Leistungsdruck habt, dann meldet euch unter der Mailadresse kommunikation [at] concordia-nowawes.de oder direkt bei den Übungsleitenden der genannten Teams.

Im Interview (Folge 19): Marc Rabien

Vom 30.01.2023

Marc Rabien wurde westlich von Hamburg auf dem Land geboren. Dort wuchs er auch auf und begann mit dem Fußballspielen. Als 20-Jähriger zog er nach Berlin, wo er bis zu seiner Pensionierung 2015 als Kriminalbeamter tätig war. Heute lebt er mit Frau und Hund in Potsdam West und trainiert gemeinsam mit Dirk Seidel unseren spielstarken Jahrgang 2010. Wir haben ihn ausgefragt über Beginn und Ende seiner Spielerkarriere, über Europapokal-Abende und Nächte in HSV-Bettwäsche, über umjubelte Befreiungsschläge über das Stadiondach am Millerntor, über seinen Weg zu Concordia, über die offene Stellung und beidfüßiges Training, über seine zweite Leidenschaft Segeln, über Mädchen- und Frauenteams und natürlich über seine Gedanken zu unserer Ersten.

Hallo Marc, seit wann interessierst Du Dich für Fußball? Hast Du selbst einmal gespielt?

Marc Rabien: Wie viele andere habe ich angefangen, in der Schule mit 7, 8 Jahren Fußball zu spielen und bin dann unserem örtlichen Verein TSV Lamstedt beigetreten. Trotzdem ich auch andere Sportarten nebenher ausprobiert habe (Schwimmen, Tischtennis, Tennis, Basketball), ist die Liebe zum Fußball über all die Jahre geblieben. Ich habe dann die Jugenden bis zur Herrenmannschaft durchlaufen, bis ich mit 20 Jahren nach Berlin gegangen bin. Danach habe ich in Freizeitmannschaften, hauptsächlich aber in der Halle gekickt. Seit ich an meinen Hüften operiert wurde, kann ich leider nicht mehr selber spielen.

Geprägt haben mich in meiner frühesten Jugend Spieler wie Kaltz, Rummenigge und Hrubesch, die 1980 Europameister wurden. Ich habe früher tatsächlich in HSV-Bettwäsche geschlafen. Großartig fand ich damals die noch nicht so inflationären Europapokal-Abende mit dem HSV, das tolle Tor von Felix Magath 1983 gegen Juventus Turin im Finale des Pokals der Landesmeister und die Nord-Süd-Derbys gegen Bayern.

Seit ihrem ersten Bundesligaaufstieg 1988 bin ich Sympathisant des FC St. Pauli, habe mit meinen Freunden die Zeit mit Legenden wie Zander, Golke und Ippig im Stadion erlebt. Da wurde jeder Ball, der über das Stadiondach gedroschen wurde, um zu klären, wie der Siegtreffer bejubelt. Mir hat gefallen, dass es ein kleiner Kiezverein mit viel Willen, Herz und Zusammenhalt schafft, in der Bundesliga zu bleiben.

Seit längerem gehe ich auch gerne mal zu verschiedenen Vereinen und schnuppere die Atmosphäre auf den Plätzen und in den Stadien. Es ist bei mir eher die Liebe zum Fußball, als die zu einem bestimmten Verein.

In Glasgow mit einer Kopie des Pokals der Landesmeister, den Celtic 1967 gewann

Seit wann trainierst Du Jugendteams und was reizt Dich an dieser Aufgabe?

Marc Rabien: Ich habe mein Trainerdasein erst bei Concordia im September 2016 begonnen. Zuvor fehlte mir einfach die Zeit. Mit meiner Pensionierung hat sich das geändert. Ich kann selbst nicht mehr spielen und ich dachte, ich gebe dem Fußball mal etwas von dem zurück, was er mir über all die Jahre gegeben hat. Gerade Kinder können auf dem Platz auch viel fürs Leben lernen und in spielerischem Umfeld heranreifen. Das zu begleiten, reizt mich.

Wie bist Du zu Concordia gekommen?

Marc Rabien: Tatsächlich über unsere Nachbarn. Die haben mich gefragt, ob ich Oskar mal zum Training fahren kann. Ich hatte schon einiges von Concordia aus Erzählungen gehört und der Wunsch, mich ehrenamtlich zu betätigen, war auch schon da. Ich hab mir das dann mal angeschaut, Lust bekommen und hatte Glück, dass Denny Müller gerade eine Verstärkung bei der E II brauchte.

Nach dem Jahrgang 2007 trainierst Du nun unseren Jahrgang 2010. Beide Teams zählen zu den technisch und spielerisch stärkeren Jahrgängen unseres Vereins. Worauf legst Du in der Gestaltung des Trainings besonderen Wert?

Marc Rabien: Das sind tatsächlich beides gute Jahrgänge. Die 2010er sind unter anderem auch deshalb so stark, weil viele Jungs sechs von sieben Tagen in der Woche miteinander Fußball spielen gehen und Denny und Dirk im Training gute Arbeit geleistet haben. Dirk und ich versuchen den Kids technisch das mitzugeben, was man auf dem Schulhof nicht unbedingt lernt. Beidfüßigkeit ist für mich persönlich sehr wichtig, sicheres Passspiel, Ballkontrolle im Dribbling und auch eine gute Ballannahme. Die offene Stellung hat es mir angetan, weil das die Grundlage für ein gutes Offensivspiel ist. Viele Übungen zielen darauf ab und ich bin da auch relativ streng, glaube ich - also eher der Magath als der Klopp. Freiräume erhalten die Jungs dann beim Abschlussspiel. Da können sie sich noch mal kreativ ausleben und ich quatsch dann nicht mehr so viel dazwischen.

Beim Punktspiel der 2010er als Coach an der Außenlinie

Wie siehst Du die Entwicklung der 2010er sportlich und sozial? Wo hat sich das Team verbessert? Wo ist noch Luft nach oben?

Marc Rabien: Ich begleite die Kids jetzt seit Sommer 2021. Was mir gleich aufgefallen ist, ist die wirklich engagierte und interessierte Elternschaft. Dazu kommen die gute Kommunikation und der freundschaftliche Umgang der Jungs untereinander. Manchmal ist das aber auch zu viel, dann sind die Kids beim Schnattern miteinander einfach nicht zu bremsen ... Viele der Jungs sind befreundet und treffen sich wie gesagt auch außerhalb des Trainings zum Kicken. Unsere Neuankömmlinge wurden sehr gut in das Team aufgenommen. Teilweise kannten sich die Spieler auch schon aus der Schule, so dass die Jungs sehr gut miteinander auskommen. Den guten Teamspirit sieht man dann auch auf dem Platz.

Die Kids haben sich mit zunehmendem Alter technisch weiterentwickelt und ihre körperliche Präsenz verbessert. Die Ballannahme klappt und die meisten Jungs sind sicher am Ball, da können sie sich auf ihre Kreativität und das Zusammenspiel konzentrieren. Das Aufbauspiel läuft dadurch jetzt schon ganz gut. Gegen gut verteidigende Mannschaften können wir vor dem Tor noch etwas durchschlagskräftiger werden.

Torwarttraining auf der Nowawiese
Concordias Jahrgang 2010 im Herbst 2021

Wo liegen aus Deiner Sicht die besonderen Herausforderungen für den bevorstehenden Wechsel auf das Großfeld?

Marc Rabien: Ich glaube die Jungs brennen darauf, aufs Großfeld zu kommen. Vielen reicht das Kleinfeld nicht mehr. Der Fußball wird sehr viel komplexer, erfordert mehr Spielübersicht und viel Bewegung ohne Ball. An uns ist es, alle dazu zu bringen ihre Aufgaben zu erfüllen, auch wenn sie gerade nicht den Ball haben.

Wir versuchen derzeit, mit einem möglichst großen Kader in die neue Saison zu gehen, um später nicht in personelle Probleme zu geraten. Da gilt es die, die jetzt neu dazu gekommen sind, aufzubauen und an den Spielbetrieb heranzuführen. Dazu werden wir noch einige Freundschaftsspiele bestreiten. Das braucht natürlich etwas Zeit und Aufmerksamkeit, zahlt sich aber später hoffentlich aus. Die Kids bringen schon sehr viel Spielfreude und Kreativität mit und auch läuferisch sind wir für den Anfang gut aufgestellt. Wir haben auch eine große Bandbreite an Spielertypen und mit Justus einen zweiten Torwart hinzubekommen, so dass ich mir wenig Sorgen über den Wechsel auf das Großfeld mache.

Bei den Heimspielen unseres Erwachsenenteams kann man Dich regelmäßig mit dem orangenen Ordnerleibchen antreffen. Das ist ja nicht unbedingt das beliebteste Ehrenamt in einem Fußballverein. Warum machst Du das?

Marc Rabien: Schöner wäre es, wenn es ohne Ordner gehen würde. Fußball erzeugt Emotionen und in gewissen Konstellationen schäumen die dann auch mal über. Da ist es ganz gut, wenn es neben dem Platz auch Menschen gibt, die versuchen das dann wieder einzufangen, bevor es eskaliert. Ich finde es wichtig, dass sich alle Besucher, Spieler und Schiedsrichter bei uns wohl und sicher fühlen können. Dazu möchte ich beitragen. Ich würde es begrüßen, wenn sich der Ordnerdienst auf mehrere Schultern verteilen würde – trotz des schlechten Images. Vielleicht hätte die Eine oder der Andere ja auch Lust dazu. Hauptsächlich geht es darum präsent zu sein und im Falle eines Falles zu reden.

Bei den Heimspielen unseres Erwachsenenteams sorgt Marc für Ruhe, Ordnung und Sauberkeit.

Wie beurteilst Du die sportliche Entwicklung unserer Erwachsenen in den letzten Jahren? Ist der Aufstieg in dieser Saison schon drin?

Marc Rabien: Ich finde es toll, dass wir jetzt auch ein Erwachsenenteam haben. Es ist doch erfreulich, dass sich alle Concordistas zu den Heimspielen auf der Scholle treffen können und die Kids sehen, wie viele Menschen da auch aus den unterschiedlichen Mannschaften zusammenkommen, um gemeinsam die Erwachsenen anzufeuern. Eine besondere Bedeutung kommt der Mannschaft darüber hinaus zu, weil sie einen hohen Anteil an Schutzsuchenden ins Team integrieren konnte. Das ist beispielhaft und schön zu sehen.

Das Team hat sich sportlich unheimlich gut entwickelt und das freut mich zuerst einmal für die Jungs. Im Gegensatz zu anderen Vereinen bestand das Erwachsenenteam anfangs ja fast vollständig aus Spielern, die frisch aus der A-Jugend kamen. Die Mannschaft hat da verständlicherweise zu Beginn viel Lehrgeld gezahlt. Sie hat sich aber zunehmend an den teils rauen Ton und die Härte gewöhnt und ist herangereift. Das merkt man jetzt in dieser Saison. Vereinzelt gab es zwar noch Rückfälle, jetzt kommen aber immer mehr die Stärken einer jungen Mannschaft zum Tragen, wie Schnelligkeit, Ausdauer und ein dynamisches Zusammenspiel. Was diese Saison bringt, ist schwer zu sagen. Die Hinrunde hat gezeigt, dass wir oben mitspielen können. Nun gilt es, die Leistung jeden Spieltag abzurufen und Konstanz zu zeigen. Das gelingt allerdings nur, wenn die Spieler weitgehend verletzungsfrei bleiben, alle neben ihren beruflichen und schulischen Pflichten die Zeit aufbringen können und man auch das nötige Quentchen Glück hat. Leider hat man darauf nur wenig Einfluss. Ich drücke dem Team jedenfalls ganz fest die Daumen, dass sie am Ende ganz oben stehen!

Marc nimmt sicherheitshalber schon mal Kontakt mit der Meisterschale auf.

Kann ein Verein wie Concordia die Fußballwelt ein bisschen besser machen?

Marc Rabien: Na klar! Veränderungen kann man zunächst einmal immer nur in seinem Einflussbereich erreichen, aber der ist bei Concordia gar nicht so klein. Wir haben als Concordistas Einfluss darauf, wie Kinder, Jugendliche und die Älteren den Fußball wahrnehmen und wir können ihnen vermitteln, dass Gemeinschaft, Fairness und Zusammenhalt wichtig sind und da mit gutem Beispiel vorangehen. Das färbt
dann hoffentlich auch auf Andere ab.

Welche Wünsche hast Du für die weitere Entwicklung unseres Vereins?

Marc Rabien: Concordia hat jetzt schon eine rasante Entwicklung hinter sich. Ich würde mir wünschen, dass es so weitergeht. Das Umfeld stimmt und wir haben guten Zulauf. Freuen würde mich, wenn sich weiterhin so viele Menschen und vielleicht noch ein paar mehr für den Verein engagieren und interessieren und einfach bei uns mitmachen. Dazu gibt es ja ganz unterschiedliche Möglichkeiten.

Weiterhin würde ich es toll finden, wenn es uns gelingt noch mehr Mädchen für Concordia zu begeistern. Vielleicht bekommen wir ja sogar mal eigene Mädchen- oder Frauenteams zusammen. Auch einige Funktionen im Verein könnten sehr gut Frauen übernehmen. Ich finde Laura, Ike und Lale haben da einen guten Anfang gemacht.

Was machst Du eigentlich, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Marc Rabien: Ich bin beruflich ja nicht mehr aktiv und habe Zeit für ehrenamtliche Tätigkeiten. Wenn ich nicht mit Concordia beschäftigt bin, verbringe ich Zeit in einem Potsdamer Segelverein. Ich bin dort Platzwart und im erweiterten Vorstand tätig. Meine Frau und ich habe ein kleines Segelboot aus Holz, mit dem wir auch im Sommer an der einen oder anderen Regatta teilnehmen. Im Winter stehen dann Reparaturen und die Wartung des Bootes auf dem Plan.

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre?

Von mir aus kann es so weitergehen, wie es momentan ist. Mit Fußball, Segeln und den jeweiligen Menschen drumherum geht' s mir gerade sehr gut. Große Pläne habe ich erst mal nicht.

Dann bedanken wir uns für die interessanten Antworten und hoffen, dass wir im Sommer auf der Sandscholle gemeinsam einiges zu feiern haben.

Concordias D und E erreichen die Endrunde

Vom 16.01.2023

Seitdem unsere 2003er als C2 vor sechs Jahren sensationell in die Endrunde der Hallenbestenermittlungen einzog, fand die Finalrunde dieses Wettbewerbs leider ohne Concordia statt.

Concordias E1 gewann alle 5 Vorrundenspiele und freut sich auf die Finalrunde am 22.01. In Teltow.

Umso erfreulicher ist das Abschneiden unserer Jugendteams in den Vorrundenturnieren 2023.

Die D1 und E1 qualifizierten sich jeweils ungeschlagen für die Finalrunde am kommenden Wochenende. Unsere E2 und C1 scheiterten nur knapp und auch die D2 und C2 schlugen sich achtbar und punkteten gegen ältere Jahrgänge.

Auch die D1 schaffte den Sprung in die Finalrunde ungeschlagen.

Wir wünschen den 2010ern und 2012ern viel Erfolg in der Endrunde.

Im Interview (Folge 18): Lutz Boede

Vom 14.01.2023

Lutz Boede ist Gründungsmitglied des Vereins und war bei allen wichtigen Meilensteinen des Vereins dabei. Er hat mehrere Teams erfolgreich auf das Großfeld begleitet, koordiniert den Kleinfeldbereich, ist im Vorstand und im Webteam aktiv und auch sonst eigentlich überall dabei, wo es etwas zu organisieren gibt. Auch außerhalb des Fussballplatzes sieht man Lutz, meist mit seiner grünen Cordijacke, im Stadthaus, bei der Bewerbung zum Oberbürgermeister, beim Unterschriften sammeln oder beim Ausführen seiner zahlreichen Ehrenämter. Wir haben mit ihm über die Vereinsgründung, seinen Traumverein, seine betreuten Teams, seine vielen Erlebnisse bei Concordia, seine anderen Ehrenämter, stundenlange Spaziergänge und seine Karriere als Model und Profisportler gesprochen.

Du bist ebenfalls eines der Gründungsmitglieder des Vereins. Der Präsident erzählt in seinem Interview von den Ereignissen zum Jahresende 2006 in der Stadtteilkneipe Nowawes und von einer nicht unerheblichen Menge an Süßigkeiten. War das der Grund, warum du nicht kandidiert hast und was war deine Motivation zur Gründung eines „neuen“ Vereins?

Lutz: Die Neugründung des SV Concordia 06 war keine spontane Entscheidung an einem Kneipenabend. Ich weiß gar nicht mehr, wer zuerst die Idee hatte, einen neuen Verein zu gründen. Aber es muss wohl irgendwie in der Nordkurve oder bei einem gemeinsamen Bier nach einem Nulldrei-Spiel passiert sein, dass wir uns zusammengefunden haben. Lepetit hatte eine Menge Erfahrungen mit Sportvereinen gemacht, weil sein Sohn mehrere Sportarten in verschiedenen Vereinen absolviert hatte. Andere konnten Schauergeschichten aus dem Sportunterricht erzählen.

Ich selbst hatte 1983 bei der BSG electronic Teltow mein erstes Kinderteam als Trainer übernommen und über 15 Jahre Kleinfeldmannschaften trainiert. Nach 2-3 Jahren Pause hatte ich schon das Bedürfnis, wieder ein Team zu trainieren. Da weit und breit kein Verein in Sicht war, der meinen Vorstellungen entsprach, war es eigentlich naheliegend, mit Freunden einen neuen Verein zu gründen. So haben wir uns dann ab 2006 regelmäßig getroffen und darüber philosophiert, wie dieser Verein aussehen könnte. Ich erinnere mich noch daran, dass wir uns geeinigt haben, im Training die Mannschaften nicht mehr wählen zu lassen, um Kindern die Erfahrung zu ersparen, immer derjenige zu sein, der zum Schluss übrigbleibt.

Die Gründungsversammlung in der Stadtteilkneipe Nowawes wurde dann aber doch ziemlich kurzfristig anberaumt. Der Grund war ganz einfach, dass wir Concordia noch 2006 formal anmelden wollten, damit wir wieder das Gründungsjahr 06 im Vereinsnamen führen konnten. Wir mussten uns also auf eine Satzung einigen. Ich habe eine pathetische Präambel geschrieben und eigentlich erwartet, dass sie ohnehin noch eingedampft wird. Aber irgendwie waren alle euphorisch und haben sie glatt beschlossen. Letztlich musste die Gründungsversammlung aber auch einen Vorstand wählen. Lepetit hat gesagt, dass er das Amt des ersten Vorsitzenden übernehmen möchte. Dass er einen Kasten spendiert hat, hat die Entscheidung sicher begünstigt.

Du warst ja vor deiner Concordiazeit schon in anderen Fussballvereinen tätig. Was hast du dort für Erfahrungen gemacht und was wolltest du bei Concordia anders machen?

Lutz: Wie schon gesagt, ich hatte 1983 in Teltow mein erstes Kinderteam übernommen. Ich hatte selbst keinerlei Vorerfahrungen und wurde von einem sportbegeisterten Freund motiviert, das mit ihm zusammen zu machen. Als es dann nicht so lief, war er schnell weg. Mich haben völlig aussichtslose Situationen eigentlich immer gereizt – und deshalb habe ich wohl weitergemacht. Das war alles deutlich schwieriger als heute. Damals warfen Trainer in ASK-Trainingsanzügen noch Schlüsselbünde durch die Halle, wenn ein D-Junior (damals hießen sie Knaben) eine Großchance versemmelte. Ich erinnere mich noch an einen Vater, der seinen Sohn zum ersten Mal zum Training brachte und mich gleich bei der Begrüßung ermunterte „Du kannst ihm ruhig eine runterhauen, wenn er nicht spurt!“. Kaum jemand hatte ein Telefon, so dass ich den Spielern manchmal Postkarten schrieb.

Fußball hatte in der DDR bei weitem nicht den Stellenwert. Im Raum Teltow gab es 2-3 Fußballteams bei den E- und D-Junioren, heute sind es 12 bis 15. Wir hatten also immer große Probleme, genug Spieler zu finden. Andere Sportarten haben die Kinder mit Autos und hauptamtlichen Trainern zum Schwimmen, Turnen und zur Leichtathletik geholt.
Entsprechend wenig Rückhalt hatte unser Verein in der Wendezeit auch in der Gemeinde Kleinmachnow, die unseren Sportplatz am Stahnsdorfer Damm abbaggern und dort ein Wohngebiet bauen wollte. Das haben wir mit einer Einstweiligen Verfügung verhindert. Erst als - ich glaube 12 Jahre später - ein Ersatzsportplatz in der Stahnsdorfer Zillestraße fertiggestellt war, durfte unser Platz bebaut werden. Aber auch in den Fußballvereinen selbst spielte der Jugendfußball keine große Rolle. In der Sitzung unserer Sektionsleitung Fußball wurde z.B. eine Stunde lang darüber diskutiert, welches Gastgeschenk die Alten Herren mit zu ihrer Abschlussfahrt nehmen sollten. Statt den Jugendbereich auszubauen, setzten die Vereinsvorstände darauf, gute Spieler mit allerlei Tricksereien und Geschenken in ihre Männerteams zu holen. Ich fand immer, das ist verschwendete Zeit. Mitte der 1990-er haben sich die Jugendtrainer von electronic und unserem Lokalrivalen Motor Teltow zusammengesetzt und einfach einen eigenen Jugendverein gegründet – die Fußballjugend Teltow-Kleinmachnow. Ein paar Jahre später gründete der Teltower FV (früher Motor) dann wieder eigene Nachwuchsteams. Daraufhin schloss sich die Fußballjugend mit dem RSV Eintracht (früher electronic Teltow) zusammen. In dem Fusionsvertrag stehen viele vernünftige Dinge. So waren die Abteilungen Fußball und Fußballjugend selbstständig und der Männerbereich verpflichtet, ein Team als U 23 zu organisieren. Der RSV hat seitdem den TFV klar überflügelt. Mir gefiel allerdings nicht, dass gewachsene Mannschaften immer wieder auseinandergerissen wurden, um die besseren Spieler in die ersten Mannschaften und den Rest in die zweiten und dritten Teams zu sortieren. Ich bin überzeugt, dass es sich langfristig auszahlt, in festen sozialen Gruppen zu trainieren und zu spielen. Bei Concordia steht dieses Prinzip in der Präambel. Das hat dazu beigetragen, dass in unseren Teams ein besonderer Zusammenhalt gelebt und langjährige Freundschaften gefördert werden.

Im Stadionheft NULLDREI gab es 2006 die Rubrik MEIN TRAUMVEREIN. Einige Wochen vor der Neugründung Concordias habe ich da mal meine Vorstellungen verewigt. Wenn ich Concordia heute an den damaligen Ansprüchen messe, bin ich eigentlich ziemlich zufrieden. Besonderen Nachholbedarf haben wir wohl im Mädchenfußball und bei der Revolution in den Verbänden.

Auszug des Stadionhefts [Anzeige mit Foto von Lutz überdeckt]

Du hast in deiner Zeit bei Concordia schon viele Jahrgänge betreut und erfolgreich in den Großfeldbereich geführt, dann aber spätestens zur B-Jugend an andere Übungsleitende übergeben. Magst du keine Jugendlichen anleiten, die dich in der Körpergröße überragen oder was sind die Gründe dafür?

Lutz: Wenn es danach ginge, müsste ich ja auch die D2 schon wieder abgeben, weil mir die ersten Kids über den Kopf gewachsen sind. Aber im Ernst, ich habe mehr als 20 Jahre lang Jugendteams trainiert, bevor ich gemerkt habe, dass es mir liegt, Teams beim Übergang auf das Großfeld zu begleiten. Eigentlich wollte ich diese Altersklassen nach meinen ersten Teltower Erfahrungen mit großmäuligen Mackern und heimlichen Zigaretten nie wieder trainieren. Jahre später hat es sich so ergeben, dass wir für die 2003er bei Concordia keine andere Trainerlösung hatten. Eigentlich wollte ich das Team nach den D-Junioren abgeben. Ich hatte das Team zusammen mit Micha Schindler ja schon vier Jahre trainiert und wir waren dennoch als D1 nur Tabellenletzter geworden. Ich war mir nicht sicher, ob das gut ausgehen kann. Aber mir blieb ja nichts übrig, als die Situation als Herausforderung anzugehen. Eigentlich habe ich mich weniger mit Fragen des Trainingsaufbaus beschäftigt, als mit den Bedürfnissen Jugendlicher und mit der Gehirnentwicklung in dieser Entwicklungsphase. Das hat mir sehr geholfen, wirklich altersgerecht zu trainieren und den Jungs immer mehr eigene Verantwortung zu übertragen. Was soll ich sagen? Das Team ist an der Aufgabe gewachsen und wir sind furios auf das Großfeld gewechselt. Wir hatten damals nur 16 Spieler, aber die waren eigentlich immer da. Da gab es Spieler, die am Abend zuvor Jugendweihe feierten und am Sonntagmorgen in Elstal zum Punktspiel aufdribbelten. Andere liefen am Vormittag bei rbb-Lauf mit und spielten am Nachmittag auf der Sandscholle durch. Es war ein ganz starker Zusammenhalt im Team. Daher freut es mich ganz besonders, dass einige dieser Spieler nun selbst Jugendteams trainieren (Kai Mund, Ole Schranz und Bela Losch) oder in unserem Erwachsenenteam angekommen sind. Ich glaube, sie können dem Verein sehr weiterhelfen.

Lutz als Trainer der 2003er

Ähnliche Erfahrungen hatten Balthasar Kogge und ich auch mit den 2007ern. Die Corona-Zeit war für das Team natürlich noch ein zusätzliches Handicap. Aber die Truppe ist gestärkt durch diese Zeit gekommen und bis heute immer größer geworden. Wahrscheinlich liegt das daran, dass sich die Spieler wohlfühlen und im Freundeskreis auch mal über ihr Team schwärmen. Da die 2007er eine besonders spielintelligente Mannschaft sind, würde es mich überhaupt nicht wundern, wenn das Team im nächsten Jahr bei den B-Junioren ganz vorn mitspielt.

Zwei Vereinslegenden Seite an Seite

In dieser Saison betreust du zusammen mit Denny Menzel die D2 (Jahrgang 2011). Wie lief die Saison bisher bei euch und was habt ihr euch vorgenommen?
Lutz: Ich kann mich für die herzliche Aufnahme im Team nur bedanken. Die Saison lief bisher durchwachsen. Wir haben immerhin als jüngerer Jahrgang nur einmal hoch verloren und spielen meistens schon ordentlich mit. Allerdings brauchen wir noch zu viele Chancen für ein Tor und wenn es hektisch wird, verliert mancher Spieler noch zu leicht die Ruhe am Ball. Man merkt dem Team schon an, dass in der Coronazeit ein gewisser Trainingsrückstand aufgelaufen ist. Wir brauchen also noch etwas Geduld, um als Team zusammen zu rücken und dazu zu lernen. Ich bin guter Dinge, dass wir im Frühjahr noch mutiger nach vorn spielen und unsere Fans mit tollen Toren begeistern.

Neben deiner Tätigkeit als Übungsleiter bist du im Verein auch im Webteam oder in verschiedenen Orgagruppen (wie z.B. das Herbstcamp) aktiv. Außerdem übernimmst du im Vorstand die Aufgabe des Kleinfeldkoordinators. Was macht der denn genau?
Lutz: Die Koordinatoren für Kleinfeld und Großfeld sind für die Organisation des Spielbetriebes verantwortlich. Roman Böttcher und ich beantragen Spielerpässe, kümmern sich um die Meldungen der Teams für den Spielbetrieb, die Trainerverträge im Jugendbereich und die Trainingszeiten. Wir führen regelmäßig Gespräche mit unseren Jugendtrainern durch, um deren Wünsche und Probleme zu kennen und ihnen einige Steine aus dem Weg zu räumen. Manchmal vertreten wir Concordia auf Staffeltagungen oder Sportgerichtsverhandlungen. Und das alles machen wir als Team und trennen Großfeld und Kleinfeld gar nicht so streng.

Die Koordinatoren haben immer alles im Blick

Du hast bei Concordia schon einiges erlebt. Was waren deine persönlichen Highlights?
Lutz: Ich habe mit Concordia wirklich viel erlebt, was ich nie mehr vergessen werde.
Die ersten Spiele, in denen ich mit Trainerlegende Robert Weber mit unseren F unterwegs war. Besonders unser erster Punktgewinn in Werder, wo wir nach 2:6-Rückstand noch 6:6 spielten, obwohl wir unsere Abwehrkette mit unserem gewaltfreien Ansatz nicht zum Verlassen unserer Strafraumgrenze bewegen konnten – inklusive die Limo danach und das gemeinsame Absuchen des Sportplatzes nach den Spielerpässen, die dann in meinem Rucksack gefunden wurden. Mit Robert teile ich auch den Moment, als Kapitän Franz (D-Junioren) uns berichtete, dass er jetzt mit dem Muskeltraining begonnen habe, weil er in seiner Angelzeitung die richtigen Übungen gefunden hatte.

Ich durfte Denny Müllers Karrierestart miterleben. Erst konnte ich den Schiri-Lehrgang inklusive Abschlusslauf beobachten. Dann war ich sogar bei seinem ersten Spiel in Teltow dabei. Er lieh sich meine Stoppuhr, musste sich aber trotzdem ständig nach der Zeit erkundigen, weil er die Uhr irgendwie angehalten hatte. Und ein Teltower Spieler kam nur deshalb um die Gelbe Karte herum, weil Denny sie schlicht nicht unter dem stramm sitzenden Leibchen herausbekam.

Auch die Hallensaison, in der unsere 2003er die C 1 des SV Babelsberg 03 in der Heinrich-Mann-Allee 2:1 schlugen und sich in Stahnsdorf trotz Auftaktklatsche noch als Gruppensieger für die Endrunde der C-Junioren qualifizierten, war etwas ganz Besonderes.

Ein riesiger Erfolg für Concordia war der Bau des Sportplatzes auf der Nowawiese gegen alle Widerstände und Wahrscheinlichkeiten. Die Schlösserstiftung hielt es ja nicht einmal für nötig, mit unserem Verein auch nur zu reden. Sie verlangte, dass die Tore und der Elektrokasten auf dem Platz schwarz gestrichen werden, damit durch den störenden Anblick die „Integrität des Gartendenkmals nicht beeinträchtigt“ wird. Der Elektrokasten wurde tatsächlich schwarz gestrichen. Danach überhitzten die Relais bei Sonnenschein und die automatische Bewässerung fiel aus. Nun musste eine zusätzliche Lüftung in den Kasten eingebaut werden.

Mit den 2007ern wird mich immer verbinden, wie dieses fußballverrückte Team die Coronazeit durchgezogen hat. Der Trainingsteilnahmerekord liegt bei 28 Spielern und bei 22 an einem Freitag 15 Uhr als einige - strenggenommen - wohl noch Schulunterricht hatten.

Eine Sternstunde der Vereinsgeschichte war natürlich das Interview der Webredaktion mit Dembo Badjie im indischen Restaurant. Wir trauten uns damals nicht, nach einem Selfie zu fragen.

Lutz hat sich zwar nicht getraut zu fragen, aber das Selfie gibt es natürlich.

Im Jahr 2018 bist du in Potsdam zur Oberbürgermeisterwahl angetreten und hast beachtliche 11,4% der Stimmen erhalten. Hätten wir bereits mehr Sportplätze im Stadtgebiet oder wenigstens ordentliches Licht oder sanitäre Einrichtungen auf der Nowawiese, wenn du damals gewonnen hättest?
Lutz: Eine ausreichende Trainingsbeleuchtung auf der Nowawiese hätten wir natürlich schon lange. Schließlich liegt ja eine Baugenehmigung für 16 Strahler (angebaut sind ganze 6) vor. Warum der Leiter des KIS sich immer noch dagegen sperrt, diese auch anzubauen, erschließt sich mir nicht. Schließlich hat er den Bauantrag ja selbst erarbeitet.
Schwieriger ist es mit einem Vereinsheim und Sanitäranlagen. Um am Rande des Babelsberger Parks Gebäude zu errichten, ist eine denkmalrechtliche Erlaubnis erforderlich. Die kann ein Oberbürgermeister nicht selbst erteilen, da ist die Verständigung mit der Oberen Denkmalbehörde und im Zweifel die Entscheidung der Kulturministerin erforderlich.

Trotz deiner vielen Aufgaben bei Concordia engagierst du dich auch in anderen Vereinen wie Paragraph 13 e.V., der VNN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) oder sammelst Unterschriften für verschiedene Bürgerbegehren wie zuletzt für den „Mietendeckel Potsdam“. Wie bekommst du so viel ehrenamtliches Engagement unter einem Hut?
Lutz: Mir macht es Spaß, mit anderen Menschen Pläne zu schmieden und die Welt zu verbessern. Ich arbeite nur halbtags im Stadthaus und kann mir meine Arbeitszeiten auch sehr flexibel einteilen. Das ist mir auch wichtig, damit ich mich noch in anderen Themen und Vereinen engagieren kann. Ich mag es,, in Teams zu arbeiten und sich nicht selbst unersetzbar zu machen. Am liebsten ist mir, Dinge anzuschieben und sie solange voranzutreiben bis sie ohne mich weiterlaufen. Dass das bei der Stadtteilkneipe Nowawes oder beim Fanbeirat des SV Babelsberg 03 geklappt hat, macht mich glücklich.
Als Vorstandsmitglied bei Paragraph 13 e.V. mache ich gar nicht so viel. Der Verein organisiert Schulsozialarbeit in Potsdam und Umgebung und hat inzwischen 45 Mitarbeiter* innen. Für die tägliche Arbeit an den Schulen und die Projektleitung haben wir bezahltes Personal. Der Vorstand konzentriert sich also auf grundsätzliche Fragen.
Bürgerbegehren wie für das Klinikum und den Mietendeckel sind natürlich zeitintensiv. Aber es hat sich eigentlich auch immer gelohnt, die Unterschriften von 10 % der Wahlberechtigten einzusammeln. Und letztlich mag ich es auch, direkt mit Leuten zu reden, statt im Stadthaus Mails zu beantworten.
Mein aufwendigstes Ehrenamt neben Concordia ist aktuell aber wohl das Mandat im Migrantenbeirat. Eigentlich kümmere ich mich stets gleichzeitig um mehrere Einzelfälle, in denen Menschen eine Arbeitserlaubnis benötigen, ein Papier brauchen oder auf ihre Einbürgerung warten.

Letztlich ist es vor allem eine Frage der Schwerpunktsetzung und der Organisation, die Dinge unter einen Hut zu bekommen.

Gut gelaunt beim Unterschriften sammeln.

Was machst du, wenn du mal nicht am Spielfeldrand bei Concordia stehst oder dich politisch engagierst?
Lutz: Ich kann stundenlang ohne konkretes Ziel spazieren gehen, lese besonders gern russische Literatur oder besuche interessante Ausstellungen und Gedenkstätten. Inzwischen ziehe ich ein Bier mit Freund* innen immer häufiger großen Menschenaufläufen vor.

Was hast du dir für die nächsten Jahre vorgenommen?
Lutz: Das ist tatsächlich eine Frage, die mich sehr beschäftigt. Um einen Verein wie Concordia anzuschieben, braucht man schon mehr als 15 Jahre. Ich weiß also nicht, ob ich noch genug Zeit habe, etwas völlig Neues auf den Weg zu bringen. Für eine Karriere als Model oder Profisportler ist es wohl auch zu spät. Vielleicht belasse ich es also weiter bei einem Lebensstil, von dem ich mich nicht ständig durch Fernflüge und Auslandsaufenthalte erholen muss. Aber Madeira würde ich schon gern noch mal bewandern.

Bei Concordia werde ich wohl keine neue Mannschaft mehr übernehmen. Aber es wäre prima, die 2011er noch gut auf das Großfeld zu bekommen und vielleicht einige der Spieler mal in unserem Erwachsenenteam zu sehen.

Genußvoller Lebensstil (mit dem Vereinsfotografen Jan Kuppert)

Wir bedanken uns für das Gespräch und die spannenden Geschichten. Wir wünschen Dir und der D2 eine erfolgreiche Saison und hoffen, dass du Concordia noch lange erhalten bleibst.


Alle anderen Interviews der Reihe findet ihr hier: concordia-nowawes.de/kiosk/concordia-im-interview

Mitgliederversammlung 2022

Vom 05.01.2023

Liebe Mitglieder,

hiermit lädt der Vorstand des SV Concordia Nowawes 06 e.V. satzungsgemäß zur ordentlichen Mitgliederversammlung ein.

Wir weisen darauf hin, dass die Mitgliederversammlung unabhängig von der Anzahl der teilnehmenden stimmberechigten Mitglieder beschlussfähig ist. Grund hierfür ist, dass zum ursprünglichen Termin das Quorum nicht erreicht wurde.

Termin: Donnerstag, der 19.01.2023, 19 Uhr
Ort: Besprechungsraum Sportplatz "Sandscholle", F.-Mehring-Str. 54, 14482 Potsdam

vorgeschlagene Tagesordnung:

  1. Begrüßung, Feststellung der
    Beschlussfähigkeit

  2. Bericht des Vorstands/Rechenschaftsbericht für
    2021; Entlastung des Vorstands

  3. Änderung/Anpassung der Beitragsordnung
    (Änderungsvorschlag als Anlage)

  4. Ausblick 2023

  5. Sonstiges

Ergänzungen können laut Satzung bis eine Woche vor Beginn der Mitgliederversammlung schriftlich beim Vorstand beantragt werden,

Potsdam, den 05.012023

im Namen des Vorstands
Alexander Kallenbach
1.Vorsitzender

SV Concordia Nowawes 06 e.V.
Ketziner Str. 34
14482 Potsdam

Im Interview (Folge 17): Franz Warnke

Vom 30.12.2022

Franz Warnke trug 2009 die Kapitänsbinde als der SV Concordia Nowawes 06 zum ersten Punktspiel nach der Vereinsneugründung antrat. Seitdem durchlief er von den F bis zu den A alle Altersklassen bei Nulllsechs - bevor er als A-Junior mit einem legendären Kopfballhammer in Rehbrücke sein erstes Tor erzielte. Schon früh verkörperte er Concordias Grundwerte Freundschaft, Solidarität und Zusammenhalt. Natürlich gehörte Franz auch zu den Spielern, die unser erstes Erwachsenenteam bildeten. Wir haben mit ihm über seine ersten Fußballstunden auf der Pfarrhauswiese und mit Olli auf der Plante, über zerschossene Hallenbeleuchtung und Oma Müllers Traubenzucker, über die ersten eigenen Trainingsanzüge, über das Training auf längst verschwundenen Park- und Schotterplätzen, über Fußball in den Beeten des Rathauses, über den Tribünenbau auf der Sandscholle, über die Aufstiegsambitionen des Erwachsenenteams und über die Fankultur in der 2. Kreisklasse geplaudert.
Außerdem verrät Franz den kreativsten Spruch aus der Zeit, als Concordia noch Niederlagenserien verdauen musste. Dazu gibt es zauberhafte Fotos, gegen die jedes Katzenbabyvideo abstinkt.

Hallo Franz, seit wann interessierst Du Dich für Fußball? Wie hast Du den Weg zu Concordia gefunden?

Franz Warnke: Für Fußball interessiere ich mich seit dem Kindergarten. Wir haben immer auf der Wiese des benachbarten Pfarrhauses gekickt, was beim Pfarrer nicht immer gut ankam. Aber auch das konnte uns natürlich nicht stoppen. Engagierter wurde es dann in der Vorbereitung auf unser erstes Fußballturnier auf dem Weberplatz, bei der uns Olli auf der Plante zeigte, wie Fußball richtig geht. Als wir dann von einem neuen Verein im Kiez hörten, waren die Begeisterung groß und unsere Anmeldungen sicher.

Als Concordia 2009 das erste Kinderfußballteam gründete und für den Spielbetrieb anmeldete, warst Du schon dabei. Bei unserem ersten Punktspiel warst Du Torwart und Mannschaftskapitän. Kannst Du Dich noch an Dein erstes Training und an den Start in die Punktspiele erinnern?

Franz Warnke: Klar! Zu meinem ersten Training auf dem Schotter-(Park)platz im Karli kam ich in Begleitung meiner Mutter. Die Aufregung, welche sich auf dem Weg entlang des alten Ostblocks aufbaute, verflog aber sobald ich von Lutz und Robert mit einem breiten Lächeln begrüßt wurde. Auf die Frage, auf welcher Position ich spiele, konnten meine Kindergartenkumpels an diesem Tag bereits vor mir antworten: Torwart! Und so war es.

An die ersten Punktspiele, wie unsere Premiere gegen den RSV, kann ich mich leider nur schwammig erinnern. Tatsächlich hab ich über die gesamten ersten Jahre des Spielbetriebs wenig Erinnerungen an Gegner und Spielstände. Vielmehr erinnere ich mich an Momente wie die Belohnungslimo, die uns von unseren Trainern nach der Aufholjagd in Werder ausgegeben wurde, die durch Lukas Wumme zerbrochene Hallenbeleuchtung, das Popcorn im Bauwagen neben dem Platz, von dem wir nach dem Training manchmal was naschen durften, Erfrischungen unter den Rasensprengern des Karlis, die ersten Concordia Ferienspiele, den Team-Ausflug nach Petzow, Roberts „Hand Gottes“ beim Cordi-Frühlingsfest, den Traubenzucker von Oma Müller in den Halbzeitpausen, unsere ersten eigenen Trainingsanzüge, in welche wir damals zwei mal rein passten und den mit Abstand kreativsten Spruch bei Niederlagen (die zeitweise treue Begleiter wurden).
In diesem Sinne: “Traurig sind wir nicht, gewinnen ist keine Pflicht. Spaß ist immer da, wir sind Concordia!“
Es ist wirklich schön, auf all die Momente zurück zu blicken, welche wir als Team teilten und immer noch teilen.

Du hast in unserem Verein alle Altersklassen von den F- bis zu den A-Junioren durchlaufen. Warum hast Du es so lange bei Concordia ausgehalten?

Franz Warnke: Weil ich mich hier wohl fühle. Concordia ist mehr als Fußball. Wir sind miteinander groß geworden und aneinander gewachsen. Fühlt sich ein bisschen an wie Familie.

Gibt es ein Spiel, das Dir bis heute besonders in Erinnerung geblieben ist? Kannst Du noch was über den ersten Sieg oder den ersten Punktgewinn für die Vereinschronik berichten?

Franz Warnke: Ich kann mich noch gut an das WM-Turnier bei Geltow erinnern. Ich durfte das Los ziehen, welches uns Argentinien zuwies. Ich hatte natürlich keine Ahnung, aber das Team fing sofort an zu besprechen, wer Messi sei. Gewonnen haben wir nicht, aber schöne Erinnerungen und die Argentinienfahne in meinem Schrank sind geblieben und Lutz legendäre Aufmunterungsworte „jetzt haben wir sie" höre ich noch heute.

Balthasar Kogge hat in seinem Weihnachtsinterview gesagt, dass ihn die Pionierrolle, die unser erstes Jugendteam hatte, inzwischen auch reizt. Was waren denn die besonderen Schwierigkeiten, mit denen der Jahrgang 2001-2002 in den Anfangsjahren zu kämpfen hatte?

Franz Warnke: Auch ich freue mich sehr darüber, Teil dieses Teams zu sein und die Erfahrungen der ersten Mannschaft im Spielbetrieb gemacht zu haben, auch wenn es natürlich nicht immer leicht war. Wir mussten zuerst lernen, als Team zu spielen. Der Spielbetrieb war dann doch anders als unser alter Bolzplatz. Passend zum Thema, stellte sich in den Jahren auch mehrfach die Frage nach einer Spiel und Trainingsstätte. Vom Parkplatz im Karli ging es für uns auf den noch unebeneren Schotterplatz in der Kurfürstenstraße, auf welchem man nach Regenfällen kleine Seen finden konnte, und von dort auf die Sandscholle, wo wir noch heute spielen. Bis unsere lang ersehnte Nowawiese, auf der wir ja leider immer noch keine Punktspiele machen können, gebaut wurde, dauerte es über 10 Jahre und es bedurfte mehrerer Besuche und Fußballpartien in den Beeten des Potsdamer Rathauses.

Auch der gemischte Jahrgang 2001/2002 machte es nicht leichter. Im Wechsel konnten wir meist ein Jahr gut mitspielen, waren jedoch im Anderen nahezu immer körperlich unterlegen. So waren lange Sieglosserien oder hohe Niederlagen zeitweise keine Ausnahme. Umso mehr wuchsen wir als Mannschaft zusammen und legten unseren Fokus auf das Miteinander.

Wenn Franz geschmeidig den Ball herunterpflückte, guckte mancher Schiri dumm aus der Wäsche.

Das erste Großfeldjahr verlief für Dich und Dein Team sportlich ziemlich ernüchternd - ohne Sieg und mit einem einzigen Punktgewinn. Dennoch gab es nie die Gefahr, dass das Team daran zerbricht. Ganz im Gegenteil, es gab großen Zulauf von Spielern aus anderen Vereinen. Wie erklärst Du Dir das?

Franz Warnke: Ich glaube, die angesprochenen Erfahrungen im Jugendbereich legten die Grundlage für einen gesunden Umgang mit Niederlagen. Trotz persönlichem Ehrgeiz war es ja auch nie Concordias Anspruch, dass wir oben mitspielen müssen. Es ging viel mehr darum, gemeinsam zu kicken, Spaß zu haben und jedem die Möglichkeit zu bieten, daran teilzuhaben. Dieser sympathische Vereinsgrundsatz ist, glaube ich, spürbar und war für viele ein Grund, zu Cordi zu kommen.

Nach einigen Startschwierigkeiten scheint Concordia im robusten Erwachsenenfußball angekommen zu sein und gehört zu den ganz heißen Aufstiegskandidaten. Wo siehst Du die Stärken und Schwächen des Teams? Was ist in dieser Saison drin?

Franz Warnke: Wir sind ein sehr junges Team, voller individueller Klasse und Potenzial, gepaart mit sehr erfahrenen Spielern wie Kevin. Wenn wir unsere Möglichkeiten nutzen, ist in dieser Saison alles drin!
Schwierigkeiten bekommen wir, wenn der Gegner nicht unseren Fußball spielt und sich mit langen Bällen in die Spitze behilft. Da verfallen wir manchmal ins Chaos. Auch das Spielen der einfachen Bälle fällt uns nicht immer leicht, aber ich bin da sehr zuversichtlich.

Wie viel bedeutet Dir der Aufstieg? Bist Du bereit, in den nächsten Monaten dafür auch mal zum Training zu gehen, wenn es stressig ist?

Franz Warnke: Über den Aufstieg würde ich mich sehr freuen. Es wäre für die Mannschaft ein neues Kapitel, welches sie sich nach so langer Zeit mehr als verdient hat. Zum Training will ich natürlich so oft wie möglich! Mit meinem Umzug nach Berlin gibt es jetzt jedoch eine zusätzliche Hürde, welche es zu überwinden gilt.

Concordia hat inzwischen eine stattliche Fangemeinde, die das Erwachsenenteam auswärts oder bei den Heimspielen auf der Sandscholle unterstützt. Wie wünschst Du Dir den Support? Passt alles, was die Fans im Karli so anstellen, auch in die 2. Kreisklasse?

Franz Warnke: Eine Fankultur in diesem Ausmaß genießen zu dürfen, ist ein absolutes Privileg, worüber ich mich jedes Mal wieder freue. Insbesondere die familiäre Atmosphäre zwischen Fans und Spielern finde ich sehr angenehm. Zu den prägendsten Erlebnissen mit unseren „Sichtachse Ultras“ gehörte es, nach der Anreise mit dem eigenen Bus Stücken auszutrinken. Highlights waren auch die Abschlussfahrt nach Göttingen und der Tribünenbau auf der Scholle, bei dem die Rüttelplatte durch unsere freudigen Tanzbeine ersetzt wurde. Ein wirklich schöner Nachmittag.

Gemeinsam können wir uns vielleicht noch ein, zwei Gesänge überlegen.

Ich wüsste nicht, was gegen die im Karli gelebte Fankultur in der 2. Kreisklasse spricht, würde diese jedoch auch nicht zum Maßstab machen.

Erwachsenenteam vor dem ersten Punktspiel gegen den USV

Welchen Beitrag kann ein Verein wie Concordia leisten, um den Fußball und die Welt ein bisschen besser zu machen?

Franz Warnke: Einen Ort zu schaffen, an dem sich jeder willkommen fühlt und Spieler* innen, unabhängig von ihrer persönlichen Begabung oder dem finanziellen Background, die Möglichkeit haben, mitzuspielen und Teil einer Mannschaft zu sein, ist - finde ich - doch schon ein ziemlich guter Anfang!

Du warst einige Jahre als Jugendtrainer in unserem Verein aktiv. Welche Teams hast Du trainiert? Was hast Du selbst durch Deine Tätigkeit als Trainer noch gelernt?

Franz Warnke: 2015 durfte ich mit Balti an der Seite des einzig wahren KSRDM1 den damals noch gemischten Jahrgang 2006/2007 trainieren. Danach haben wir mit Josef den Jahrgang 2006 übernommen. Den Jahrgang 2009 konnte ich dann mit Joni, Milan und unserem Lieblings-Andy trainieren. Ich habe gemerkt wie viel Arbeit, Zeit und Energie in die Trainertätigkeit fließt. Umso mehr weiß ich wertzuschätzen, was uns über Jahre an Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Es ist aber auch unfassbar schön, zu sehen, wenn die Mannschaft Spaß am Training hat und Fortschritte macht. Man entdeckt Parallelen zu seiner eigenen Fußball-Geschichte.

Warum hast Du aufgehört? Und wie stehen die Chancen, dass Du noch mal ein Team übernimmst?

Franz Warnke: Ich hatte leider nicht mehr die Zeit, um voll dabei zu sein. An dem Punkt hatte ich relativ viel mit der Schule um die Ohren. Gerade in den Endphasen konnte ich leider immer seltener zum Training oder den Spielen, weshalb es dann auch für Andere schwer war, fest mit mir zu planen. Ich würde mich sehr freuen, irgendwann nochmal ein Team zu übernehmen, sehe aber leider in naher Zukunft nicht, dass ich die Kapazitäten finde. Dieses Jahr habe ich ein Studium in Berlin begonnen und muss erstmal gucken, dass ich es weiterhin schaffe, zu meinem eigenen Training zu kommen.

Was machst Du eigentlich persönlich, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Franz Warnke: Aktuell bin ich viel mit meinem Umzug beschäftigt und mit den Herausforderungen des Studiums an zwei Universitäten: Kunst und Sport auf Lehramt. Die zwei Bereiche spiegeln meine Interessen wieder. Fotografie, Malerei, Drucke, Bewegungsanalysen und Anatomie sind aktuell spannende Bestandteile des Studiums. Ich lerne viel dazu. Darüber hinaus mache ich ein bisschen Musik und genieße es, Zeit mit meinen Freunden zu verbringen. Ob in Pinten, auf Reisen, am Späti oder an anderen Orten - mit ihnen fühle ich mich wohl. Viele kenne ich auch durch Concordia.

Was hast Du Dir für die nächsten Jahre vorgenommen?

Franz Warnke: Ich möchte in Berlin „ankommen“ und trotzdem die Verbindung zum Kiez halten. Ansonsten lasse ich erstmal alles auf mich zukommen und freue mich auf weitere Jahre Cordi.

Die 7C wird heute nicht gegrüßt, dafür möchte ich die Möglichkeit nutzen, um mich für die letzten 14 Jahre zu bedanken. Angefangen bei Vereinslegenden wie Lutz und Robert, über die Ära Christian und Kevin und zuletzt Roman, Josef und Robert - also bei allen, welche meine Persönlichkeitsentwicklung stärkten und so viele schöne Momente schufen. Augenblicke wie das Training als Torwart-Duo mit Cordi-Größe Balti, das Wildwasser-Rafting mit Chrische, bei dem ein Zwei-Meter-Mann zur Gänze im sonst knietiefen Wasser verschwand, und so viele mehr, werden mich mein Leben lang begleiten. Für die Mannschaft, die Freunde, die diese Reise einzigartig machten, aber auch für alle, welche den Verein rund um den Platz beleben, bin ich sehr dankbar. Concordia!

Wir bedanken uns für dieses herzliche Interview und wünschen, dass Du Concordia noch ganz lange erhalten bleibst. 2023 kann unser Jahr werden!