Concordia Nowawes

Im Interview (Folge 23): Merten Hennig

Vom 25.05.2023

Merten Hennig trainiert seit Saisonbeginn unsere 2008er gemeinsam mit Germar Wochatz. Mit viel Pathos und Kommunikation auf Augenhöhe hat er einen ordentlichen Anteil an der anhaltenden Erfolgsserie des Teams. Wir haben mit ihm über seine Vergangenheit als Steuermann im Ruderboot, die Vorbereitung auf Weltmeisterschaften, über die Liebe zur Atmosphäre in der Fußball-Kreisliga, über den Umgang mit Jugendlichen im Fußballteam, über Haltung und Antifaschismus, über die Ultras in der Sichtachse, über die Entwicklung der Ersten, über den Traum von einem Vereinsheim und natürlich ganz viel über Gemeinschaft, Liebe und das Concordia-Gefühl geplaudert.

Hallo Merten, seit wann interessierst Du Dich für Fußball? Hast Du selbst einmal gespielt?

Merten Hennig: Ich bin seit ich denken kann fußballbegeistert. Nach der Schule und auch sonst habe ich eigentlich immer Lust auf Fußball gehabt und oft gespielt. Ferner bin ich seit 2005 als Mitglied des amtierenden Meisters der Oberliga des Nordostdeutschen Fußballverbandes auch oft zu Spielen gefahren und hab meine Jugend in vielen Stadien verbracht.

Selbst habe ich noch nie mit einem Verein ein Fußballspiel selbst gespielt. Ich habe in jungen Jahren aktiv Leistungssport betrieben, jedoch keinen Fußball. Ich habe mich für 2-3 Monate mal bei den Potsdamer Kickers ausgetestet, da Freunde dort spielten. Das war lustigerweise im gleichen Alter, in dem meine Truppe jetzt steckt. Aufgrund von Unstimmigkeiten mit dem Trainer und der Art wie trainiert wurde, habe ich mich schnell dazu entschieden, dass ich da nicht mehr hingehe. Das entstand sicher auch aus einer aufkommenden Aversion gegen Leistungsdruck und der jugendlichen Interessens- verschiebung. Ich habe im Alter von 8/9-14/15 Jahren bei der Potsdamer Ruder- gesellschaft als Steuermann alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Habe jedoch bei Vorbereitungen auf größere Wettkämpfe wie Jugendweltmeisterschaften auch gemerkt, dass die Art und Weise und die Menge des Trainings nicht dem entspricht, was ich gern machen möchte.

Wie bist Du zu Concordia gekommen?

Merten Hennig: Concordia war mir schon länger bekannt, da ich mich auch sonst in Kreisen bewege, in denen es Schnittpunkte zum Verein gibt. Der Verein war mir immer schon sympathisch, da dort Werte vertreten werden, nach denen ich mein Leben gestalte. Daher war ich auch öfter bei Spielen der Erwachsenen. In einer Phase in der ich 11 Monate selbstständig gearbeitet habe und viel Zeit hatte, wurde mir genau dann die Möglichkeit eröffnet, dass ich bei Concordia einsteigen könnte. Vorangetrieben von Laura und Steffen, die ich mehr als lieb habe, wurde ich überzeugt, mich mal mit dem Vorstand zusammen- zusetzen und zu gucken, ob ich mir eine helfende Rolle vorstellen könnte. Nach einem Gespräch mit Lutz, Roman und Laura war schnell klar: Das passt.

Was reizt Dich an der Aufgabe, ein Jugendteam zu trainieren?

Merten Hennig: Um ehrlich zu sein, liebe ich Fußball und gerade Kreisligaatmosphäre einfach unglaublich doll. Ich mag keinen unnötigen Leistungsdruck und weiß, dass ich eine leitende Rolle einnehmen kann, ohne unangenehm zu sein. Ich habe das schon oft erwähnt und dabei bleibe ich auch: Gerade diese Jugendlichen zu trainieren, ist wie sich selbst auf die Schulter klopfen. Ich bekomme regelmäßig sehr liebes Feedback und viele Jungs freuen sich, mich zu sehen. Außerdem sehe ich Entwicklung mit Ergebnissen und hab persönlichen Kontakt zu coolen Jungs, welche auch mich supporten. Und dazu gibt es ein Vereinsumfeld, was mich unterstützt und zur Not auch auffängt. Ich finde, das klingt doch nach ner guten Beschäftigung oder?

Kabinenansprache

Gibt es etwas, was Dir im Umgang mit Jugendlichen besonders wichtig ist?

Merten Hennig: Ich bin Antifaschist durch und durch. Respekt untereinander, gewaltarme Sprache, Inklusion, Integration und ne stabile Haltung gegen Nazis sind mir überaus wichtig. Wenn im Training mal ein Wort fällt, das mir nicht passt, ist das der einzige Moment, wo es mal lauter werden kann. Ich bin zu Concordia gekommen, um meinen Jugendlichen einen Menschen als Trainer zu geben, den ich früher gern als Trainer gehabt hätte. Daher ist mir eigentlich nur wichtig, dass die Jungs sehen, wieso ich Dinge tue und ihnen zu zeigen, dass das mit mir ein richtig cooler Weg sein kann, der viel Liebe und Gemeinschaft erzeugen kann. Und falls da auch ein kleiner Antifaschist rauskommt, bin ich noch glücklicher. Daher gibt es bei uns im Team regelmäßige Gesprächsrunden und ich habe immer Zeit und Lust, mich mit den Jungs auszutauschen.

Was wusstest Du über unsere 2008er, bevor Du das Team als Trainer übernommen hast?

Merten Hennig: Eine sehr gute Freundin von mir arbeitet im Fanladen vom falschen Babelsberger Verein und daher hatte ich einen kleinen Einblick, da ein paar der Jungs auch dort abhängen. So war mir gerade Leo bekannt, da er bei der Nowawes Jugend dabei war. Ansonsten hatte ich überhaupt keine Ahnung, auf was ich mich da einlasse. Ich wurde einfach mal zu einem „Probetraining“ eingeladen und hab mit Robert und Germar ein wenig Tuchfühlung betrieben. Die beiden sind ganz tolle Menschen und das Team wirkte auch sehr umgänglich. Die anderen Infos, die ich hatte, waren, dass sie jedes Spiel der Saison verloren hatten und trotzdem oft 20 Jugendliche auf dem Trainingsplatz waren. Das hat mich überzeugt, genau bei diesem Team meine Rolle als Kommunikator, Motivator und Trainer gut ausfüllen zu können.

Wie siehst Du die Entwicklung des Teams sportlich und sozial? Wo hat sich das Team verbessert? Wo ist noch Luft nach oben?

Merten Hennig: Mir fällt es ehrlich super schwer zu sehen, wo sich die Jungs verbessern. Da ich sie bis zu 3-mal die Woche sehe, ist das ein schleichender Prozess der sich mir nicht so deutlich aufzeigt. Mir wurde jedoch schon gespiegelt, dass die Kommunikation sich verbessert hat. Spielerisch haben die Jungs auch vor mir schon ordentlich was gekonnt. Wir haben jedoch in dieser kurzen Zeit eine noch stärkere Gemeinschaft geschaffen, die als eine Einheit aufs Feld geht und füreinander kämpft bis sie nicht mehr können. Dadurch schaffen wir es auch, Rückschläge wegzustecken. Wir haben es geschafft, an das zu glauben, was wir können. Und dadurch trauen wir uns mehr zu. Durch dieses Selbstvertrauen probieren die Jungs sich aus und schaffen es, Dinge zu tun, die vorher vielleicht sogar unmöglich erschienen. Ich versuche, meine einfachen kleinen Ideen einzubringen und hoffe, dass die Jungs sich noch in ein paar Jahren an Merten und seine Dreiecke erinnern. Und Luft nach oben gibt es nicht. Solange wir Spaß am Spiel haben und die Jungs gern mit mir trainieren, sind wir ganz oben angekommen.

An welches Spiel Deines Teams oder welchen Moment mit dem Team wirst Du Dich wahrscheinlich in 20 Jahren noch erinnern?

Merten Hennig: Puh, dass ist ne schwere und auch gute Frage. Jedes Spiel, das ich bis jetzt betreut habe, hat eine Geschichte, die sich bei mir eingebrannt hat. Die Jungs haben mir mehrfach Momente geschenkt, an die ich mich gerne erinnere. Sei es mein erstes Spiel als Trainer, bei dem ich ein Team betreute, was alle Spiele der Vorsaison verloren hat. Vor diesem Spiel versprach mir Mattis ein Tor und lieferte prompt das 1:0 und dann wurde der RSV Eintracht auch noch mit 7:0 auf seinem heimischen Platz abgefertigt. Oder eine wie immer leidenschaftliche Ansprache von mir in der Pause des Derbys gegen Babelsberg 74. In dieser erwähnte ich, dass wir nach der Pause direkt Druck machen müssen und mit einem Tor 74 definitiv den Zahn ziehen können. Die Jungs sind da mit vollem Einsatz rein gegangen und haben 2 Minuten nach dem Wiederanpfiff direkt das 3:0 geschossen. In diesem Moment dreht sich Eddi, einer meiner Spieler, zu mir um ballt eine Faust und ruft: „Jetzt haben wir den Zahn gezogen“. Solche Momente sind es, die dich absolut mitreißen und Erinnerung fürs Leben schaffen. Weitere Momente die mir auch heute noch Tränen in die Augen treiben, sind mein Geburtstagsgeschenk zum 30. Die Mannschaft hat mir ein Trikot mit der Nummer 30 und ihren Unterschriften geschenkt, welches ich sehr sehr gern trage. Aber ich habe Angst, es zu oft zu waschen, da gehen ja sonst die Namen ab. Weiterhin bin ich stolz, dass alle Spieler untereinander zusammenhalten, beispielhaft dafür ist der Gruß der Mannschaft an den verletzten Bennit.

Gruß des Teams an den Mitspieler

Bei den Heimspielen unseres Erwachsenenteams sieht man Dich häufig im Fanblock. Was sollte den Support bei Concordia von dem auf anderen Sportplätzen unterscheiden?

Merten Hennig: Haltung. Was bei anderen Vereinen vielleicht gepredigt wird, sollten wir aktiv umsetzen. Wir können durch unsere Haltung einen Raum schaffen, in dem sich alle Menschen wohlfühlen. Wir sollten die Möglichkeit der aktiven Teilnahme bieten und auch die Möglichkeit, coole Dinge zu erleben. Im Fanblock bei Cordi zu stehen, heißt für mich auch, eine enorme Freiheit im Leben. Keine Verurteilung, Freunde, Fußball und einfach Spaß haben. Wenn wir das auch an unsere Spieler:innen, deren Freund:innen und die sonstigen Fans weitergeben können, sehe ich eine großartige Zukunft für den Support-Block der Ultras in der Sichtachse.

Wenn die C1 spielfrei hat, zieht Merten auch mal das Ordnerleibchen bei der Ersten über.

Wie beurteilst Du die sportliche Entwicklung unserer Erwachsenen in den letzten Jahren?
Ist der Aufstieg in dieser Saison schon drin?

Merten Hennig: Die Entwicklung ist bemerkenswert. Da rückt für mich der Aufstieg eher in den Hintergrund. Die Erwachsenen haben einen riesigen Kader mit richtig tollen Menschen. Sogar wenn tragende Spieler ausfallen oder mal ins Ausland gehen, hat das Team weiterhin guten Fußball gezeigt und Leidenschaft, die dafür gesorgt hat, dass sie verdient da stehen, wo sie stehen. Wenn es dieses Jahr nicht klappt, dann bin ich mir sicher, dass es zukünftig nur bergauf geht.

Kann ein Verein wie Concordia die Fußballwelt ein bisschen besser machen?

Merten Hennig: Als Gallionsfigur des Fußballs ohne Leistungsdruck und mit antifaschistischer Einstellung in unserer Gegend haben wir es oft mit Anfeindungen zu tun. Diese Anfeindungen zeigen, wie wichtig unsere Arbeit ist. Selbst wenn das nur eine Utopie ist, so werden wir es vielleicht schaffen durch Interventionen und stabile Haltung nachhaltig den Jugendfußball zu prägen. Wenn auch nur ein Kind weniger angeschrien wird und wir die Möglichkeit bieten, dass alle Menschen bei uns spielen dürfen, so werden wir die Fußballwelt positiv beeinflussen. Und wenn ich mir ein paar Erwachsene angucke, die schon ewig bei Cordi sind, so muss ich sagen, dass wir das definitiv schaffen!

Ultras in der Sichtachse

Welche Wünsche hast Du für die weitere Entwicklung unseres Vereins?

Merten Hennig: Ich bin eigentlich schon ganz zufrieden, was wir so wuppen. Auch hier scheint jedoch ein utopischer Ansatz nicht verkehrt. Ein eigener Platz, mit eigenem Vereinsheim und der Möglichkeit, dadurch noch mehr Menschen von unserem Konzept zu überzeugen, würde mich überaus glücklich machen.

Was machst Du eigentlich, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Merten Hennig: Noch studiere ich. Ich arbeite und bin auch neben Cordi viel ehrenamtlich unterwegs. Ich studiere Jura als Bachelor, mehr gibts dazu aber auch nicht zu sagen. Wer sich in linken Räumen in Potsdam bewegt, hat mich am Wochenende sicher schon mal an der Tür, hinterm Tresen, als Veranstalter oder auf sonstigen Veranstaltungen gesehen. Meine Liebe gehört da vor allem der Datscha und meinem Lieblingskeller im westlichen Teil der Stadt. Dienstag und Donnerstag findet ihr mich oftmals dort.

Selbstgemaltes für die Lieblingskneipe

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre – ganz persönlich, beruflich und mit Concordia?

Merten Hennig: Das kann ich beruflich nicht beantworten, da schauen wir einfach mal was die Zeit so bringt. Persönlich möchte ich gern aktuell bleiben. Kein Festhalten an bestehenden Standpunkten, sondern immer wieder reflektieren und hinterfragen. Ungemütlich für Faschos bleiben und weiterhin fürs gute Leben kämpfen. Concordia wird da hoffentlich weiterhin ein Teil davon sein und von meinem Enthusiasmus profitieren und diesen auch weiterhin mit Schulterklopfen fördern. Wenn ich dann irgendwann vielleicht einen meiner Jungs in der Erwachsenenmannschaft sehe, werde ich bei jedem Spiel ganz stolz erwähnen, dass ich den mal trainiert habe.

Wir danken Dir für dieses herzerwärmende Interview und wünschen uns, dass Du uns genau so noch lange erhalten bleibst.


Alle anderen Interviews der Reihe findet ihr hier: concordia-nowawes.de/kiosk/concordia-im-interview

Concordia verliert gutklassiges Spitzenspiel

Vom 10.05.2023

Im Spitzenspiel beim Tabellenführer United F.C. Teltow präsentierte sich Concordias Erste am Dienstagabend gegenüber den beiden letzten Spielen stark verbessert. Vom Anpfiff an präsentierten beide Teams ein Spiel, das auch 2-3 Spielklassen höher hätte stattfinden können. Letztlich entschieden die Teltower das Spiel durch die bessere Chancenverwertung mit 2:0 zu ihren Gunsten.

Unser Erwachsenenteam konnte sich nach dem Schlusspfiff von den sympathischsten Fans der Kreisklasse dennoch zu Recht für einen starken und geschlossenen Auftritt feiern lassen.

Nun geht es in den kommenden Spielen darum, den Platz 2 zu behaupten, der vielleicht noch für den Aufstieg reichen könnte. Vor allem aber geht es darum, sich vom Druck zu befreien, das Team weiter zu entwickeln und guten Fußball zu spielen.

Mehr Fotos gibt es HIER.

Im Interview (Folge 22): Ingmar Zalewski

Vom 28.04.2023

Ingmar Zalewski wurde 2017 bei Antirassistischen Stadionfest als Concordia-Trainer entdeckt und verpflichtet. Seitdem trainierte er die Jahrgänge 2008 und 2006. Außerhalb des Fußballplatzes gibt er Seminare an der Uni und promoviert zu Flucht- und Migrationsforschung. Wir haben mit ihm über die Angst vor seinem ersten Jugendtrainer, über den Leistungsdruck in der Landesauswahl Schleswig-Holstein, über den Reiz, mit Jugendlichen auf dem Trainingsplatz zu stehen, über die herausfordernde Coronazeit, über die Entwicklung der 2006er, über Demonstrationen für menschengerechtes Wohnen und bessere Klimapolitik, über seine Pläne mit und ohne Concordia und natürlich über das historische Pokalfinale der B-Junioren gegen den Werderaner FC gesprochen.

Hallo Ingmar, seit wann interessierst Du Dich für Fußball? Hast Du selbst einmal gespielt?

Ingmar Zalewski: Das reicht recht weit zurück, ich müsste 6 Jahre alt gewesen sein, als ich angefangen habe Vereinsfußball zu spielen. Wobei ich anfangs auch mal mit dem Ball auf das falsche Tor gelaufen bin. Gerade meine erste Saison beim Osterbyer SV war eigentlich gar nicht schön. Ich erinnere mich an einen Trainer, der so viel geschrien hat, dass ich sogar ein bisschen Angst vor dem hatte. Ich bin dann gleich nach der Saison in den Nachbarverein Wittenseer SV gewechselt. Dort ging es dann fußballerisch mit mir bergauf und ich fand viele neue Freunde. In der D-Jugend wurde ich Kapitän und noch ein wenig später fand ich mich im Trainingslager der Landesauswahl Schleswig-Holstein in Bad Malente wieder. Daran kann ich mich noch gut erinnern. 2-3 Trainingseinheiten pro Tag unter einem hohen Leistungsdruck und unter der Beobachtung mehrerer Trainer waren mir aber viel zu viel. Das nahm mir irgendwie die Freude und Leichtigkeit am Spiel. Nachdem ich mit dem Vereinsfußball aufgehört hatte, habe ich weiterhin viel in der Freizeit gespielt – bis zum heutigen Tag eigentlich.

Wie bist Du zu Concordia gekommen?

Ingmar Zalewski: Das wurde von der Scouting Abteilung unseres Vereins in Form von Lutz eingefädelt. Ich spielte 2017 mit dem Team der „Westkurve“ beim „Ball ist bunt“. Lutz kannte ich aus politischen Zusammenhängen der Stadt. Germar, einer meiner Mitspieler aus der Westkurve, trainierte damals die 2008er bei Concordia und war auf der Suche nach Unterstützung an der Seitenlinie. Lutz hat dann wohl 1 und 1 zusammengezählt und vorgeschlagen, dass wir uns mal unterhalten sollten. Nur wenige Wochen später bin ich bei den 2008ern eingestiegen.

Was reizt Dich an der Aufgabe, ein Jugendteam zu trainieren?

Ingmar Zalewski: Zunächst einmal mag ich die Situation mit Jugendlichen zusammen auf dem Trainingsplatz zu stehen. Davon gehe ich eigentlich immer als Grundlage aus. Die Punktspiele sind dann nochmal eine weitere Sache. Aber bleiben wir mal beim Trainingsplatz, dann genieße ich es einfach meine Ideen vom Fußball so anschaulich wie möglich zu vermitteln, am liebsten kleinere und auch anspruchsvollere gruppentaktische Sachen, was ich ja mit einer B-Jugend alles sehr gut machen kann und auf fruchtbaren Boden fällt. Am liebsten nutze ich dafür intensive Spielformen - solche, auf die ich als Spieler auch Bock gehabt hätte. Wenn die Einheit dann intensiv war und die Spieler mir nachher rückmelden, dass sie richtig was mitgenommen haben, ist bereits sehr viel von dem, was für mich den Reiz ausmacht, erfüllt.

Gibt es etwas, was Dir im Umgang mit Jugendlichen besonders wichtig ist?

Ingmar Zalewski: Ich möchte zunächst immer, dass wir eine gute gemeinsame Zeit haben und es allen Spaß und Freude bringt, auf dem Fußballplatz zusammen zu kommen. Mir persönlich ist es wichtig, als Trainer nahbar zu sein und mit den Jugendlichen viel und transparent zu kommunizieren. Wie gesagt, ich hatte damals einen Trainer, der einen extrem rauen Umgang mit uns gepflegt hat. Das hat mich ganz schön verstört. Schon aus diesem Grund ist mir ein respektvoller Ton auf dem Platz total wichtig. Zwischen Trainerteam und Spielern, sowie unter den Spielern. Mir ist es ebenso wichtig, die Jugendlichen dazu zu ermuntern, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und für andere – auf und neben dem Platz.

Für die 2006er war die Coronazeit ziemlich schwierig. Wie hast Du die Zeit erlebt? Wie haben die Einschränkungen sich auf die soziale Struktur im Team ausgewirkt?

Ingmar Zalewski: Das stimmt, die Coronazeit war ja eine Zeit voller Umbrüche und Unwägbarkeiten für alle und gerade für ein Jugendteam von 14-16Jährigen. Ich habe das Team im Sommer 2020 übernommen, da dachte man noch, Corona sei wahrscheinlich schon bald wieder vorbei. Die Anfangszeit habe ich dann als sehr euphorisch in Erinnerung. Im Herbst wurde dann der Spielbetrieb unterbrochen und wir sind auf kontaktloses Training in Kleingruppen umgestiegen, sobald es das Hygienekonzept zuließ. Ich erinnere mich auch noch an eine Handvoll gemeinsamer Fitnesseinheiten mit den Jugendlichen online. Dann kam der Wechsel in die B-Jugend und vor allem die Herausforderung, sich als junger Jahrgang auf eine ganz andere Körperlichkeit der Gegner einzustellen. Dann wieder die Unterbrechung des Spielbetriebs. Zusammen mit meinem Trainerkollegen Norman haben wir zu der Zeit viele Einzel- und Gruppengespräche mit den Jugendlichen geführt, einen Mannschaftsrat eingerichtet und zudem die alten Kommunikationsstrukturen, in denen die Eltern noch stark eingebunden waren, auf die Jugendlichen selbst umgestellt. Das waren alles sehr wichtige Prozesse und Umstellungen. Es ging viel darum, die Unwägbarkeiten jetzt gemeinsam auszuhalten und auch mit Frustration umgehen zu lernen. Letztlich hat es dazu geführt, dass eine richtige Achse auch neben dem Platz gewachsen ist, die gemeinsam durch diese herausfordernde Zeit gegangen ist. Für sie freuen mich jüngste sportliche Erfolge wie das Erreichen des Pokalfinales ganz besonders.

Wie siehst Du die Entwicklung der 2006er - sportlich und sozial? Wo hat sich das Team verbessert? Wo ist noch Luft nach oben?

Ingmar Zalewski: Die soziale Entwicklung stimmt mich, wie gesagt, aktuell positiv. So eine schwierige Zeit gemeinsam durchzustehen, schweißt auch zusammen. Sportlich war es eine wichtige Weichenstellung zur neuen Saison einen stabilen Trainingsbetrieb durch die Zusammenlegung mit der B2 als eine gemeinsame Trainingsgruppe zu erreichen. Dazu haben wir uns vor der Saison im Verein ausgiebig zusammen gesetzt und ich denke eine wirklich gute Lösung gefunden! Von der Erweiterung des Trainerteams um Roman profitiert das Team ebenso stark.

Den größten sportlichen Sprung sehe ich bei der B1 bei Themen, an denen das Team in vielen Trainingseinheiten hart gearbeitet hat. Allen voran die Chancenverwertung, dazu gehört insbesondere das konsequente Nachrücken und Besetzen des Strafraums. Ein weiterer Entwicklungssprung ist das kompakte Verteidigen. Hier hat es so richtig im Laufe dieser Saison Klick gemacht. Das Team hat es hinbekommen, die Mitte zu schließen und bietet nun meist eine kollektive Verteidigungsleistung an, mit der wir für unsere Gegner viel schwerer zu knacken sind als früher. Hinzu kommt die bessere Verbindung einzelner Mannschaftsteile. Hier profitiert das Team von der Festlegung auf ein 4-3-3 System zum Anfang der Saison, das Ein- und Festspielen der Spieler auf Positionen. Ich habe das Gefühl, alle Spieler wissen genau, was auf ihrer Position von ihnen verlangt wird. Viele haben mittlerweile ihre Lieblingsposition gefunden, nachdem es in den Jahren zuvor auch wichtig war, erstmal möglichst viele Positionen kennenzulernen und auszuprobieren, was zu einem passt.

Bei den spielerischen Lösungen mit Ball gibt es immer Luft nach oben. Wir haben den Anspruch, mehr anzubieten als den berüchtigten „langen Hafer“. Daran arbeiten wir weiterhin sehr viel. Auch im Umschaltspiel (offensiv wie defensiv) und im Angriffspressing sehe ich bei uns noch Steigerungspotenzial.

Die B I ist gerade durch ein fulminantes 2:0 gegen die SG Michendorf ins Pokalfinale eingezogen. Die Euphorie war mit Händen zu greifen. Wir haben gleich mehrere Fragen erhalten, ob man die Fotos vom Spiel herunterladen darf, wann und wo das Finale stattfindet und ob wir einen Sonderbus chartern. Wie hast du den Tag erlebt? Und was ist nun drin gegen den Werderaner FC?

Ingmar Zalewski: Das war schon etwas ganz Besonderes! Die Anspannung bei Spielern und auch im Trainerteam war vorher schon eine andere als im normalen Ligabetrieb. Wir wollten aber unbedingt vor unseren eigenen Fans ins Finale einziehen und wussten, dass wir die SG Michendorf auch bereits in der Vergangenheit geschlagen hatten. Es war eigentlich alles für uns angerichtet. Mit dem entsprechenden Selbstvertrauen sind wir dann auch ins Spiel gegangen. Nach dem 0-0 zur Pause haben wir uns dann sehr viel für die zweite Halbzeit vorgenommen, als dann auch die Fans richtig lautstark am Start waren, hat sich das Spiel verdientermaßen zu unseren Gunsten gedreht! Und mit dem Schlusspfiff brachen dann kurzzeitig mal alle Dämme!

Bezüglich des Finales ist zu vernehmen, dass die Buchmacher:innen den Werderaner FC in einer leichten Favoritenrollen sehen. Das soll und kann uns ganz recht sein, wir bleiben nämlich ganz allein bei uns und wissen was wir können. Wenn wir an dem Tag unseren Fußball auf den Platz bringen, unsere famosen Fans und die Unterstützung des ganzen Vereins spüren - wie gegen Michendorf - dann ist alles möglich. Am Ende wollen wir den Pokal in den Händen halten!

An welches Spiel oder welchen Moment bei Concordia wirst Du Dich wahrscheinlich in 20 Jahren noch erinnern?

Ingmar Zalewski: Der Finaleinzug war sicherlich genau so ein Moment. Aber auch vieles anderes werde ich so schnell nicht vergessen. Als wir zum Beispiel mit den 2008ern gerade eine längere ergebnistechnische Talsohle durchschritten und zudem der Wechsel unseres damaligen Toptorjägers Calli zum großen Nachbarn im Kiez anstand, gab es ein Hallenturnier, bei dem er zum letzten Mal für unsere Farben auflief. Wir gewannen das Hallenturnier ziemlich überraschend und er wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt. Das war zum einen traurig aber auch irgendwie sehr schön für alle.

Mein erstes Spiel als neuer Trainer der 2006er war für mich auch etwas ganz besonderes. Wir spielten auf der Sandscholle gegen ein älteres und uns körperlich überlegenes Team aus Elstal, hielten gut mit und erzielten kurz vor Schluss den vielumjubelten Ausgleichstreffer zum 1-1 Endstand.

Wie beurteilst Du die sportliche Entwicklung unserer Erwachsenen in den letzten Jahren? Ist der Aufstieg in dieser Saison schon drin?

Ingmar Zalewski: Ich muss gestehen, dass es Leute gibt, die hier wahrscheinlich viel näher dran sind als ich und das auch besser einschätzen können. Wenn ich Spiele sehe, bin ich aber fast immer sehr angetan davon, was auf dem Platz geboten wird. Und grundsätzlich habe ich vollstes Vertrauen, dass ein Team um Kapitän Balti selbstverständlich in dieser Saison schon aufsteigen kann und wird! Ich verfolge ansonsten vor allem unsere Jugendteams.

Seitdem ich nicht mehr bei den 2008ern bin, bin ich Fan. Ich freue mich ungemein über deren aktuelle Entwicklung! Gerade weil ich weiß, dass das Team auch andere Zeiten kennt, wo es von den Ergebnissen her auch mal nicht so lief und dass das der Fußballbegeisterung aber niemals einen Abbruch getan hat. Die sind ja auch im Trainerteam super aufgestellt, also die werden sicherlich auch in Zukunft noch für ordentlich Furore sorgen!

Auch die 2007er spielen eine ganz starke Rückserie bisher und begeistern mich mit ihrem Kombinationsspiel. Über den eigenen Nachwuchs muss sich das Erwachsenenteam über Jahre hinweg nicht sorgen, habe ich den Eindruck.

Kann ein Verein wie Concordia die Fußballwelt ein bisschen besser machen?

Ingmar Zalewski: Rhetorische Frage oder? Ich denke, das macht Concordia bereits seit einiger Zeit und dafür ist der Verein damals ja auch angetreten – Fußball mit Haltung eben! Ich persönlich kann mir mein Engagement nur hier vorstellen und in keinem anderen Verein. Ich hätte mir so einen Verein für mich selbst als Spieler früher sehr gewünscht. Man merkt einfach, dass die Fußballbegeisterung hier im Vordergrund steht. Themen wie gesellschaftliche Teilhabe und Inklusion im Kinder- und Jugendbereich werden bei Concordia richtig gelebt und nicht nur so vor sich hergetragen. Ich erlebe es so, dass alle in der Concordiafamilie da an einem Strang ziehen und ähnlich ticken. Ich finde es sehr wichtig, dass unser Verein widerständig und unbequem bleibt, auf Missstände aufmerksam macht und auch Auseinandersetzungen im Zweifelsfall bis zum Sportgericht nicht scheut.

Welche Wünsche hast Du für die weitere Entwicklung unseres Vereins?

Ingmar Zalewski: Ich wünsche mir für die Zukunft unseres Vereins, dass er weiter so gut wächst und gedeiht wie aktuell. Ein besonderer Wunsch ist, dass wir kontinuierlich neue Übungsleiter:innen für unseren Verein gewinnen können, die charakterlich zu uns passen, um alles auf möglichst viele Schultern verteilen zu können. Vielleicht wird unser Verein auch noch attraktiver für nicht cis-männliche Personen im Trainer:innenamt und in anderen Funktionen. Das fände ich langfristig gesehen sehr schön. Und ansonsten niemals die Haltung verlieren und so stabil bleiben wie seit eh und je, aber da mach ich mir auch überhaupt keine Sorgen.

Was machst Du eigentlich, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Ingmar Zalewski: Ich schreibe an einer Promotion im Bereich der Flucht- und Migrationsforschung und gebe Seminare an der Uni. Was Kultur und Politik angeht, bin ich recht vielseitig jenseits des Fußballplatzes interessiert. Mir ist es wichtig, dass man mich auch weiterhin auf Potsdamers Straßen antreffen kann, wenn es um Themen wie verfehlte Klimapolitik, wiederaufgebaute Kirchen und menschengerechtes Wohnen geht. Wenn der Fußball mal ein paar Tage Pause hat, ist das auch mal völlig okay für mich, umso mehr freue ich mich dann, wenn ich wieder auf dem Platz stehe!

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre – ganz persönlich, beruflich und mit Concordia?

Ingmar Zalewski: Beruflich möchte ich gerade meine Promotion abschließen, um mich danach neuen Aufgaben widmen zu können. Wohin es mich genau führt, das weiß ich noch nicht, in jedem Fall kommt etwas Neues auf mich zu und darauf freue ich mich schon! Mit Concordia denke ich zwar nicht ausschließlich von Spiel zu Spiel, aber in meiner aktuellen Situation doch von Saison zu Saison. Wir haben noch viele Aufgaben in den nächsten Monaten mit der B1 vor uns – auch aber nicht nur das Pokalfinale! Es bleibt eigentlich auf so ziemlich allen Ebenen spannend, was kommt, aber Stillstand war auch noch nie wirklich meins.

Wir bedanken uns für das Interview und sehen uns - spätestens am 9.7. im Bus zum Pokalfinale.


Alle anderen Interviews der Reihe findet ihr hier: concordia-nowawes.de/kiosk/concordia-im-interview

Concordias Erste schlägt Potsdamer FC

Vom 23.04.2023

Mit einem deutlichen 7:1 gegen den Potsdamer FC verteidigte Concordias Erwachsenenteam am Sonntag vor 200 Zuschauer* innen auf der sonnigen Sandscholle die Tabellenführung in der 2. Kreisklasse C.

Mehr Fotos gibt es HIER.

Frühlingsfest 2023

Vom 19.04.2023

So langsam werden die Tage wieder länger und das Wetter gemütlicher. Somit ist es auch wieder an der Zeit für unser legendäres Frühlingsfest auf und um der Nowawiese gemeinsam mit unseren Freund:innen der LaDatscha. Von 10-14 Uhr soll es wieder ein vereinsinternes Turnier auf dem Sportplatz geben. Ab 15 Uhr geht es dann mit vielen Programmpunkten an der Datscha weiter. Kommt vorbei!

Erste verteidigt Tabellenspitze mit 3:2 in Dallgow

Vom 16.04.2023

Wie könnte es anders sein. Auch in Dallgow gewann Concordias Erwachsenenteam mit dem schönsten aller Ergebnisse und verteidigte damit die Tabellenführung.

Nach einigen Anlaufschwierigkeiten und frühem Rückstand in den ersten 20 Minuten kam Nullsechs immer besser ins Spiel. Allerdings kassierten die Gäste nach dem Ausgleich (Balthasar per Elfmeter) noch ein unnötiges Gegentor und lagen zur Pause 1:2 hinten.

In Halbzeit 2 spielte Concordia immer wieder gute Torchancen heraus und erzielte in der 50. Spielminute (Konrad nach Zuspiel von Rodrigo) und in der 83. (Bille nach starker Vorarbeit von Anton) die Tore zum letztlich völlig verdienten Auswärtssieg.

Am Sonntag, 23.04. ist unsere Erste dann endlich wieder auf der Sandscholle zu bewundern. Der Spielgegner ist dann der Potsdamer FC.

B-Junioren ziehen ins Pokalfinale ein

Vom 02.04.2023

Am Sonntagvormittag spielte unsere D I gegen den RSV Eintracht Teltow III auf der Sandscholle um den Einzug in die Endrunde des Kreispokals. Leider musste Concordia auf einige wichtige Spieler verzichten, hielt aber spielerisch über weite Strecken gut mit. Dennoch siegte der RSV am Ende verdient, aber etwas zu hoch mit 5:1.

Das anschließende Halbfinale der B-Junioren wurde dann ein großer Tag für die Concordia-Chronik: Unsere B-Junioren gewannen mit 2:0 gegen die SG Michendorf und schafften damit als erstes Team der jüngeren Vereinsgeschichte den Sprung ins Finale des Kreispokals.

Vor einer stattlichen Kulisse von 180 Zuschauer:innen verlief die 1. Halbzeit ausgeglichen und mit wenig Höhepunkten. Nach dem Wiederanpfiff kam Concordia immer besser ins Spiel, erspielte eine Reihe hochkarätiger Torchancen und gewann das Spiel letztlich verdient durch zwei Tore in den letzten 5 Spielminuten. Die Gäste aus Michendorf zeigten sich als jederzeit fairer Gegner und trugen zu einem spannenden Spiel bei.

Voraussichtlich am 9. Juli trifft unsere B I nun im Finale auf den Werderaner FC Viktoria.
Egal, wo das Spiel stattfindet, es wird ganz sicher ein Heimspiel für Concordia.

Weitere Fotos gibt es HIER und HIER.

Pokalkracher auf der Sandscholle

Vom 30.03.2023

Am kommenden Sonntag gibt es wieder einige Highlights bei uns auf der Sandscholle zu erleben.

Den Start macht um 11:30 Uhr die D1 im Achtelfinale des Kreispokals gegen den RSV Eintracht III. Nach dem Freilos in der 1.Runde konnte sich das Team in der 2. Runde auswärts gegen die Potsdamer Kickers mit 5:1 durchsetzen. In der 3.Runde ging es nach Rehbrücke, wo man mit einem sicheren 5:0 ins Achtelfinale einzog.

Im Anschluss steht um 13:15 Uhr das Halbfinalspiel der B1 gegen Michendorf an. Nach einem klaren 4:0 in der 1.Runde gegen Turbine Potsdam wurde es im Achtelfinale in Lehnin etwas spannender. Hier ging die Partie nach einen 2:2 in die Verlängerung und später ins Elfmeterschießen, welches mit 4:5 für Cordi ausging. Im Viertelfinale ging es dann nach Groß Kreuz, wo dem Team mit einem 0:2 Historisches gelang und der ersten Einzug eines Concordia Großfeldteams in ein Pokal-Halbfinale perfekt gemacht wurde.

Also kommt am Sonntag unbedingt vorbei und unterstützt das Team beim nächsten Eintrag in die Geschichtsbücher von Concordia.

UPDATE: Fortunas III. bekommt wieder einmal kein Team zusammen und hat das ursprünglich 15.30 Uhr angesetzte Erwachsenenspiel abgesagt. Also, alles für unsere Jugendteams!

Mit 3:2 am Stern an die Tabellenspitze

Vom 27.03.2023

Concordias Erste hat es am Sonntag im Nachholspiel gegen Fortuna Babelsberg III schon wieder getan: Nach 0:1 Pausenrückstand gingen unsere Erwachsenen durch Tore von Rodrigo und Franz mit 2:1 in Führung. Den Ausgleich der Fortunen in der 89. Minute beantwortete Rodrigo mit dem 3:2 Siegtreffer kurz vor dem Schlusspfiff. Damit eroberte Concordia die Tabellenspitze vom spielfreien Kontrahenten United Teltow zurück.

Concordias Erste bejubelt am Stern einen 3:2 Sieg und den Sprung an die Tabellenspitze

Mehr Fotos gibt es HIER.

Schon am kommenden Sonntag kommt Fortunas Dritte zum Rückspiel auf die Sandscholle. Wir hoffen natürlich auf die lautstarke Unterstützung unserer Fans.

Im Interview (Folge 21): Konrad von Bülow

Vom 20.03.2023

Konrad von Bülow ist die erste echte Neuverpflichtung unseres Erwachsenenteams. Er stand irgendwann auf dem Rasenplatz der Sandscholle und eroberte mit ganz viel Laufbereitschaft und Teamgeist schnell die Sympathien des Concordia-Anhangs. Damit wir über ihn noch mehr herausfinden, als dass er mal bei der SG Geltow gespielt haben soll, haben wir ihm unsere Interviewfragen geschickt. Nun wissen wir einiges über seinen Weg zu Concordia, über Andrea Pirlos Elfmeter bei der EM 2012, über das Spiel auf den Außenbahnen und als Mittelstürmer, über Concordias Außenseiterrolle in der Liga, über die Fairness-Tabelle, über seine Politisierung durch seine Arbeit in der Rettungsstelle und über seinen Traum vom Lebensabend mit Enten, Schafen, Tomaten und Concordia.

Concordias erste echte Neuverpflichtung

Hallo Konrad, wann und wo hast Du mit dem Fußballspielen angefangen?

Konrad von Bülow: Hallo erstma! Freut mich!! Als ersten Verein habe ich in der F-Jugend drei Saisons bei den Potsdamer Kickers gespielt. Dann folgte eine Fußball-Pause. Bis ich in der B-Jugend bei der SG Geltow eingestiegen bin. Das war damals ganz in der Nähe von meinem Zuhause bei meinen Eltern in Potsdam West. War eine schöne Zeit. Habe da bis zur 1. Herren-Mannschaft gespielt. Aus der Zeit habe ich von den Boys und vor allem von meinem sehr gerngehabten Trainer Robert viel gelernt.

Erinnerst Du Dich noch an die Idole Deiner Jugendzeit?

Konrad von Bülow: Mein Idol war früher immer Andrea Pirlo. Ich guckte das Elfmeterschießen der EM 2012. Pirlo war, glaube ich, einer der letzten Schützen. Joe Hart im Tor Englands provozierte ihn total und fuchtelte wild herum, um ihn einzuschüchtern und abzulenken. Pirlo verzog dagegen keine Mine. Wartete nur auf den Pfiff vom Referee, dass er schießen dürfte. Würdigte den herumhampelnden Jungspund-Keeper Joe Hart keines Blickes. Der Schiedsrichter pfiff, Pirlo nahm ein, zwei Schritte Anlauf und chippte den Ball mit einem leichten Streicheln seines rechten Fußes genau in die Tormitte. Joe Hart sprang natürlich - von Pirlo ausgeguckt - in die falsche Ecke und konnte, in der Luft strampelnd, nur zusehen, wie der Ball über ihm in sein Tor flog. Das ganze Stadion brüllte. Und Pirlo joggte einfach, wiederum ohne sein Gesicht zu verziehen, ohne zu jubeln und ohne Joe Hart zu beachten, zurück zu seinem Team. Diese Eleganz und auch seine Fairness auf dem Platz habe ich immer bewundert. So ein genialer Spieler, so eine Übersicht auf dem Platz, so eine Spielintelligenz. ... Als Außenverteidiger habe ich dann auch lange Zeit Achraf Hakimi bewundert.

Hast Du vor Deiner Concordia-Zeit mal gegen uns gespielt? Und wenn ja, wie war es?

Konrad von Bülow: Ja! Tatsächlich habe ich während meiner Zeit bei Geltow öfter gegen Cordi gespielt! Wir haben damals jedes Spiel gewonnen. Ich kannte aus meiner Schule und aus dem Bekanntenkreis auch welche, die bei Concordia spielten. War mir eigentlich immer sympathisch gewesen, das Projekt. Gerade als Gegenentwurf zu diesen gestörten Trainern, die kleine 7-jährige anschreien auf dem Platz. Das finde ich richtig schlimm, diesen Trainerschlag im Kinder- und Jugendfußball. Deshalb hätte ich auch mal Lust, Kinder oder Jugendliche zu trainieren und das besser zu machen. [Wir geben das gern an die Abteilung Kinder- und Jugendfußball weiter. Die Redaktion]

Du bist wohl bislang der einzige Spieler, der erst im Erwachsenenalter zu Concordia gekommen ist. Wie ist das passiert? Warum gerade Concordia?

Konrad von Bülow: Ja, das ist durch den lieben Tilli [Die Redaktion: Gemeint ist unser Torjäger Tilman Wüstling] zustande gekommen! Ich kenn den Gutesten durch Potsdamer Nächte und gemeinsame Freundesgruppen. Da tranken wir eines sonnigen Nachmittags im April im Babelsberger Park ein schönes Bierchen zusammen und spielten Hochhalten. Ich sagte: Mensch, ich hab so Bock wieder Fußball zu spielen, man! Und Tilli sagte. Echt? Ja dann komm doch heut Abend mal zum Training. Ich daraufhin: Heute Abend? Ja, hab Zeit, komme vorbei! Und so bin ich jetzt schon seit einem Jahr hier!

Bei Concordia steht in der Vereinssatzung, dass hier in festen Jahrgangsteams gespielt wird, die im Jugendbereich möglichst dauerhaft zusammenbleiben. Die meisten Spieler unserer Ersten haben also vor dem Wechsel ins Erwachsenenteam jahrelang zusammen in unseren Jugendteams gespielt. Ist es Dir schwergefallen, neu in das Team zu kommen?

Konrad von Bülow: Kein bisschen. Seit den ersten Trainings und vor allem Spielen waren alle freundlich und haben mich gut aufgenommen. Die Mannschaft und das Trainerteam aus Josef, Robert und Laura (damals auch noch Roman) ist sehr herzlich und macht einem den Einstieg sehr leicht.

Eigentlich auf dem Flügel zuhause aber auch zentral zu finden

Wo siehst Du selbst Deine Stärken und wo willst Du Dich noch verbessern?

Konrad von Bülow: Ich sehe meine Stärken im Läuferischen (ich laufe und renne gerne lang und viel) und in der Beackerung der Flügel. Ich mag Pressingspiel und setz den Gegner in seinem Aufbauspiel unter Druck. Ich verteidige gerne. Ich will mich unbedingt noch in der Orientierung auf dem Platz verbessern, ein Gefühl für die Räume kriegen: Wann muss ich die zulaufen? Wann kann ich den Gegner spielen lassen? Wie hoch bzw. tief muss ich gerade stehen? Welche Laufwege muss ich machen, um den anderen Angreifern Räume zu öffnen? Die Spieler, die das beherrschen, das sind für mich die Größten.

Auf welcher Position spielst Du am liebsten und auf welcher am besten?

Konrad von Bülow: Ich würd' sagen, ich spiele am liebsten (und auch besten) auf eben jenen beiden Flügeln/Außenbahnen. Egal ob in den Spitzen oder als Außenverteidiger in einer Viererkette. Es ist eine sehr vielfältige Position: Du kannst als reiner Abwehrspieler bei gegnerischem Ballbesitz verteidigen, oder aber, vor allem bei Kontersituationen oder Ballgewinn, bis nach ganz vorne mitarbeiten und Vorlagen geben oder selbst abschließen. Außerdem kann man, wenn man es gut macht, den Gegner richtig mürbe spielen, sodass die gegnerischen Verteidiger müde werden, wenn du sie immer wieder anläufst. Alasan zum Beispiel spielt diese Position in meinen Augen sehr gut aus. Ich habe das auch in den letzten Spielen gemerkt, wo ich als Mittelstürmer aufgestellt war: Es ist ein ganz anderes Spiel, man muss viel mehr auf den richtigen Moment warten, hat weniger Ballkontakte, muss geduldiger sein und sich vorne ein bisschen in die gegnerische Abwehr reinfallen lassen. Auf den Flügeln hingegen hat man häufiger Ballaktionen, spielt öfter Doppelpässe mit dem zentralen Mittelfeld und den Innenverteidigern. Wenn man einen torgefährlichen Spieler dazu in der Spitze hat, dann kann es richtig Spaß machen.

In der neuen Saison sind mehrere Spieler des Jahrgangs 2003 aus den A-Junioren in Euer Team aufgerückt. Einige haben schon eine tragende Rolle in der Ersten. Wie siehst Du die Entwicklung des Teams? Was ist in dieser Saison noch drin?

Konrad von Bülow: Also da bin ich entzückt! Die Jungs sind top, weiß garnicht, wo wir ohne die wären! Wenn wir weiterhin gut und intensiv trainieren, hart arbeiten , aber auf dem Platz nicht panisch werden, dann könnten wir einen der ersten Plätze belegen.

Präzise Ecken sind ein Markenzeichen von Konrad

Vor Dir haben schon einige Spieler des Erwachsenenteams unsere Interviewfragen beantwortet. Auf die Frage nach Perspektiven und Problemen unserer Ersten wurden immer wieder unnötige Diskussionen über Schiedsrichterentscheidungen genannt. Du selbst bist offenbar nicht so schnell aus der Reserve zu locken. Nervt es Dich manchmal, dass sich Mitspieler wegen Kleinigkeiten aus dem Konzept bringen lassen? Redet ihr im Team darüber?

Konrad von Bülow: Wir reden im Team vor jedem Spiel darüber und sind uns eigentlich alle einig, dass wir uns nicht auf dieses Niveau herablassen wollen. Aber es entstehen dann doch immer so Dynamiken. Das müssen wir in den Griff kriegen. Gerade stehen wir auf der Fairness-Tabelle auf letztem Platz mit 28 gelben Karten. Die Schiedsrichter tun mir ein bisschen leid, so hart wie sie teilweise von allen angegangen werden. Das sind ja auch nur Menschen - Sportler, die wie wir auf dem Platz viele Fehler machen. Ich würd mich freuen, wenn wir fair und ohne Unsportlichkeiten top Fußballspiele abliefern könnten.

Aber wir haben nunmal auch eine Außenseiterrolle in der Liga: Als superjunges, diverses Team eines Vereins mit linken Werten spielen wir in einer hauptsächlich weißen, sehr männlichen Männer-Liga, noch dazu in einem sehr Männer-dominierten Sport. Und oft provozieren die gegnerischen Teams auch gerade deshalb. Die Stimmung auf dem Platz ist manchmal echt zu testosterongeladen. Aber ich bin mir sicher, dass wir das noch hinkriegen und zurück zu unseren Werten finden. Alle von uns haben ihr Herz am rechten Fleck.

Deswegen: jetzt kommt der Sommer und damit auch ein bisschen mehr Lebensfreude und gute Laune. Das kriegen wir schon alles hin. Wenn wir nicht aufsteigen und dafür aber fair und sportlich korrekt Dritter oder Vierter geworden sind, dann ist das auch O.K., find ich. Ich will nicht um jeden Preis Meister werden.

Der "Außenseiter der Liga" führt...

Welches Spiel oder welches Erlebnis mit Concordia wirst Du wahrscheinlich nie vergessen?

Konrad von Bülow: Ich denke mein erstes Pflichtspiel letztes Jahr gegen Teltow United. Als wir das Spiel in letzter Minute noch gedreht haben. Letzte Woche gegen USV II war aber auch echt krass...

Wie wichtig ist Dir die Unterstützung unserer Fans? Spielst Du vor einer guten Kulisse besser? Wie wünschst Du Dir den Support bei Concordia?

Konrad von Bülow: Die Fans zu haben ist toll. Vor allem Heimspiele sind mega, tolle Stimmung. Ich freu mich schon auf den Sommer. Ich glaub, ich spiele immer ein bisschen schlechter, wenn meine Brüder und mein Vater zuschauen, hahahaha. Freue mich aber trotzdem immer wenn sie dabei sind.

Wie sollte unser Verein in 20 Jahren aussehen?

Konrad von Bülow: Ich bin ja sehr neu dabei und stecke nicht wirklich tief in den Prozessen drin. Aber wenn ich insgesamt auf die Potsdamer Fußballlandschaft gucke, dann sticht C06 in meinen Augen positiv hervor. Fußball mit echter Haltung! Werde ich immer unterstützen. Dass hier viele Menschen ein Zuhause finden und gemeinsam das Spiel und Spielen leben ist jetzt schon sehr gut gelungen. Wenn es in 20 Jahren so oder so ähnlich geblieben ist, dann hat Concordia alles richtig gemacht.

Was machst Du, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Konrad von Bülow: Dann zerbreche ich mir den Kopf, wie wir uns taktisch bessern können ... Ich arbeite in der Rettungsstelle des St. Josef-Krankenhauses als Pflegehelfer, organisiere Techno- und Housepartys im Spartacus mit und bin in der FAU (Freie Arbeiter* innen Union, die anarcho-syndikalistische Basisgewerkschaft). Aber mit am liebsten geh ich eigentlich mit meinem Freund Rudi im Wildpark spazieren. Er ist ein Hund und einer meiner engsten Freunde. Seit ich im Schlaatz und nicht mehr bei meinen Eltern wohne, verabreden wir uns so einmal die Woche und streifen durch die Wälder.

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre persönlich und beruflich? Wo willst Du leben? Was brauchst Du, um glücklich zu sein?

Konrad von Bülow: So ganz konkrete Pläne habe ich nicht, Ich nehme es ein bisschen so, wie es gerade kommt. Manchmal zieht es mich weg aus Potsdam in die Welt hinein. Mal sehen, wann ich dem Ziehen wieder nachgeben werde.

Ich bin durch meine Arbeit im Krankenhaus und Gesundheitssystem sehr politisch geworden. Wie wir dort arbeiten und leben müssen, ist sehr schlimm mitzuerleben. Deshalb bin ich auch der FAU beigetreten. Ich will Teil im Kampf für eine gerechtere, gleichere Gesellschaft sein und etwas gegen die bestehende Unterdrückung tun.

Irgendwann hätte ich gern Kinder und am liebsten würde ich die hier in Potsdam/Brandenburg aufwachsen sehen. Ich stelle mir immer vor, dass ich ein schönes großes altes Haus hier in der Region auf dem Land schick mache. Da kann ich mir meine Enten und Hühner und Schafe halten und Tomaten züchten. Meine Großfamilie ist ja dann hoffentlich auch nicht so weit weg und dann können meine Kinder immer mit ihren Cousins und Cousinen zusammen sein und ihre Großeltern besuchen und so. Das fänd' ich schön. Außerdem könnte ich dann auch weiter bei C06 spielen.

Wir bedanken uns für dieses spannende Interview und hoffen, dass wir die Welt zusammen noch ganz viel besser machen können.


Alle anderen Interviews der Reihe findet ihr hier: concordia-nowawes.de/kiosk/concordia-im-interview