Concordia Nowawes

Im Interview (Folge 15): Alex Mertes

Alex Mertes kam über ungezwungenes Freizeitkicken mit Concordia in Kontakt. Seit vielen Jahren trainiert er B- und A-Junioren-Teams unseres Vereins. Als Vizepräsident kümmert er sich mit Geduld und ganz viel Humor um so begehrte Tätigkeiten wie den regelmäßigen Abgleich der Mitgliederdatei, die Protokollierung der Vorstandssitzungen und die Verbreitung der Concordia-Ideale auf Twitter, Insta und Facebook. Wir haben mit ihm über seine Karriere bei 74 und Potsdam West, über leere Bolzplätze in Zeiten der WM 1990, über offene Kommunikation mit Jugendfußballern, über Mitgliederrekorde und eine Heimstatt für Concordia, über die Entwicklung unserer A-Junioren und über seinen Einsatz zur Rettung des Klimas geplaudert.

Hallo Alex, seit wann interessierst Du Dich für Fußball? Hast Du selbst einmal gespielt?

Alex Mertes: Mein Interesse für Fußball besteht, wie bei vielen, schon seit der frühen Kindheit. Anfangs habe ich nur mit Freunden auf dem Bolzplatz in unserem Plattenbaugebiet gezockt. Für den Profifußball hab ich mich da zunächst noch nicht interessiert. Das kam meiner Erinnerung nach erst im Sommer 1990, als ich ab und an alleine auf dem Bolzplatz stand. In der Schule fand ich dann raus, dass das an der WM lag. Von da an hab ich zumindest die großen Turniere verfolgt, später dann auch Bundesliga und ab Mitte der 90er war ich auch regelmäßig im Karli bei 03, die damals, glaube ich, noch Verbandsliga spielten. Etwa zu der Zeit kam ich auch mit dem Vereinssport in Berührung. Mein Kumpel wollte es bei Babelsberg 74 versuchen und fragte, ob ich dabei bin. Lange habe ich es dort aber nicht ausgehalten, da ich als Jugendlicher dann auch andere Interessen als Fußball hatte. Später als Student hab ich dann wieder angefangen und lange Zeit bei Potsdam West gespielt, bevor ich aus Zeitgründen meine „Karriere“ beendete, auch um mehr Zeit für meine damals frisch geborene Tochter zu haben.

Wie bist Du zu Concordia gekommen? Warum ist die Entscheidung für Concordia gefallen?

Alex Mertes: So ganz ohne Fußball ging es nach meinem Karriereende natürlich auch nicht. Es gab damals eine kleine Gruppe von Babelsberg-Fans, welche sich regelmäßig sonntags auf der Scholle zum Kicken traf. Das war schön unverbindlich und daher für mich gut machbar. Dort waren auch einige Leute am Start, die sich damals bereits bei Concordia engagierten. Holger Raschke sprach mich irgendwann mal an, dass Cordi immer nach Leuten sucht, die Ahnung vom Fußball haben. Ich weiß zwar nicht, wie er da auf mich kam, aber so ergab es sich, dass ich Anfang 2014 bei Albert und den Minikickern ohne Spielbetrieb half. Aus der damaligen Bolztruppe ging später übrigens das Erwachsenenteam ohne Spielbetrieb hervor, welches immer noch aktiv ist, wenn auch mit vielen neuen Gesichtern.

Concordias Amateure beim antirassistischen Stadionfest "Der Ball ist bunt"

Du trainierst seit einigen Jahren B- und A-Jugend-Teams bei Concordia. Was reizt Dich am Traineramt und an dieser Altersklasse?

Alex Mertes: Angefangen hab ich ja, wie schon erzählt, bei den ganz Kleinen. Da ging es eher um das Vermitteln von Grundlagen wie Passen, Ballannahme und Torschuss und darum, möglichst viele Spielformen einzubauen. Auch ist man dort eher Betreuer als Fußballtrainer, was deswegen aber nicht weniger Spaß macht. Bei den älteren Altersklassen kann man dagegen viel mehr im taktischen Bereich trainieren und auch die Trainingsinhalte etwas herausfordernder gestalten. Das war auch der Grund, warum es mich gereizt hat, 2018 ein Großfeldteam zu übernehmen. Lutz wollte damals den 2003er Jahrgang abgeben (vermutlich weil er festgestellt hat, dass er auf dem Teamfoto mittlerweile die kleinste Person ist) und hat mich gefragt, ob ich mir das vorstellen kann. So trainierte ich (zusammen mit Micha und später Bille) die 2003er 4 Jahre lang in der B- und A-Jugend, bevor sie im Sommer ins Erwachsenenteam wechselten und dort teilweise richtig gut angekommen sind.

Worauf legst Du im Umgang mit jugendlichen Spielern besonderen Wert?

Alex Mertes: Hmm, schwierig. Da hab ich, ehrlich gesagt, noch gar nicht so genau drüber nachgedacht. Ich glaube, es ist wichtig, den Spielern offen zu kommunizieren, warum man bestimmte Übungen im Training macht bzw. taktische Entscheidungen im Spiel trifft und warum man glaubt, dass es dem Spieler oder dem Team helfen kann. Das gleiche gilt für die Aufstellung. Ich finde, da kann man den Spielern schon sagen, warum es diesmal nicht die Startelf oder eine andere Position geworden ist. Ich hab ja selbst gespielt und hatte als junger Spieler einige Trainer, die (im Nachhinein betrachtet) gutes Training gemacht haben, aber den Spielern nicht mitteilten konnten oder wollten, warum man das für wichtig hält oder warum jemand nicht spielt. Das brachte dann regelmäßig Unzufriedenheit und trug auch nicht zur Selbstreflexion bei. Zusammengefasst würde ich sagen, dass ich versuche, den Jugendlichen meine Ideen vom Fußball zu vermitteln ohne dabei irgendwelche Drucksituationen aufzubauen. Davon gibt es überall anders schon genug und Fußball ist in erster Linie Freizeitbeschäftigung und soll daher vor allem Spaß machen. Mit dem Ansatz bin ich bei Concordia zum Glück auch nicht alleine.

Wie siehst Du die Entwicklung der A-Junioren sportlich und sozial? Wo hat sich das Team verbessert? Wo ist noch Luft nach oben?

Alex Mertes: Anders als normalerweise bei Concordia, wo die Teams größtenteils in reinen Jahrgangsteams über Jahre zusammen spielen, setzt sich das jetzige A-Junioren-Team aus mehreren Jahrgängen zusammen. Einige Spieler waren schon in der letztjährigen A-Jugend aktiv, andere in der U18 und einige sogar noch in der B. Dazu kamen dann noch einige Neuzugänge und außerdem mit Bille und mir auch noch zwei neue Trainer hinzu. Von daher war am Anfang der Saison sicher erst einmal vieles neu und wir brauchten einige Zeit, um uns zu finden. Obwohl wir auf dem Papier nicht viele Spieler sind, haben die Jungs ne Menge Bock und wir hatten eine starke Beteiligung im Training und bei den Spielen. So ist das Team in dem halben Jahr gut zusammen gewachsen und wir konnten einige gute Spiele abliefern. Luft nach oben ist auf jeden Fall in der Punktausbeute. So hielten wir in vielen Spielen sehr gut mit, konnte aber punktemäßig oft nichts mitnehmen. Da wünsche ich mir im nächsten Jahr, dass wir uns öfter für unsere guten Spiele belohnen können.

Alex empfiehlt den Fans des Erwachsenenteams, sich mal seine A-Jugend anzusehen.

Gibt es einige Spieler, auf die wir uns demnächst im Erwachsenenteam freuen können?

Alex Mertes: Zunächst einmal ist das Erwachsenenteam ja aktuell sehr gut aufgestellt, sodass man hier nicht unbedingt nach neuen Stars Ausschau halten muss. Ich persönlich freue mich erstmal, noch mit den Spielern die restliche A-Jugend-Saison zu bestreiten und kann den Fans des Erwachsenenteams nur empfehlen, auch mal bei den Spielen der A-Jugend vorbeizuschauen und sich selbst ein Bild von den zukünftigen Talenten zu machen.

Neben dem Traineramt engagierst Du Dich auch im Vorstand des SV Concordia Nowawes 06. Was sind genau Deine Aufgaben?

Alex Mertes: Auch hier könnte ich jetzt sagen, dass ich einfach gefragt wurde und nicht Nein sagen konnte. Die Wahrheit ist aber, dass ich die Chance, als 2. Vorsitzender im Schatten des großen Präsidenten [siehe Interview Folge 4] zu wirken, nicht ausschlagen konnte. Zu meinen vermutlich wichtigsten Aufgaben gehört, die Vorstandsprotokolle zu schreiben und alle ständig daran zu erinnern, das Erwachsenenteam bitte nicht Männer- oder Herrenmannschaft zu nennen. Nebenbei kümmere ich mich gemeinsam mit Anderen in der AG Verwaltung um die Mitgliederdaten und Beitragsabrechnungen.

Ein gutes Protokoll ist das Sahnehäubchen jeder Vorstandssitzung.

Was wünschst Du Dir für die weitere Entwicklung unseres Vereins?

Alex Mertes: Da gibt es natürlich einiges und das auch noch aus verschiedenen Perspektiven. Als Mitglied der AG Verwaltung wünsch ich mir, dass wir demnächst die 400 Vereinsmitglieder reißen (aktuell 365). Als Fan des Erwachsenenteams ein etwas entspannteres Auftreten der Fangemeinschaft gegenüber der Gegner- und Schiedsrichterschaft. Als Trainer der A-Jugend ein paar mehr Punkte. Und als alles zusammen eine richtige Heimstätte auf der Nowawiese mit Kunstrasenplatz, einer Beleuchtung, die den Namen verdient und einem Sozialtrakt mit Umkleiden und sanitären Anlagen, wie es sich für eine selbsternannte Sportstadt gehört.

Was machst Du eigentlich beruflich und persönlich, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Alex Mertes: Nachdem ich beruflich lange Zeit an einer Hochschule in der Forschung tätig war, kümmere ich mich mittlerweile um den Klimaschutz in der Stadt Potsdam (bzw. versuche es). Persönlich bin ich gerne mit dem Rad unterwegs, baue im Garten meine eigenen Kartoffeln an oder verreise gern.

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre?

Alex Mertes: Hier ist der Plan, in 5-10 Jahren zusammen mit meiner Freundin mal eine komplette Auszeit vom Alltag (ja, dann auch von Concordia) zu nehmen und ein halbes Jahr durch die Welt zu reisen.

Herzlichen Dank für das Interview. Wir wünschen den A-Junioren für die Rückrunde viele Siege vor großer Kulisse, der AG Verwaltung neue Mitgliederrekorde und der städtischen Klimaschutzstelle maximale Erfolge bei der Rettung des Klimas.


Alle anderen Interviews der Reihe findet ihr hier: concordia-nowawes.de/kiosk/concordia-im-interview