Concordia Nowawes

Im Interview: Sportfotograf Jan Kuppert

Mit dem Bundesliga-Fotografen Jan Kuppert gelang dem SV Concordia Nowawes 06 mitten in der Corona-Pandemie eine der spektakulärsten Verpflichtungen im Fußballkreis Havelland. Nun hat Kuppert sein Engagement bei Concordia überraschend gleich um fünf Jahre verlängert. Nach der Vertragsverlängerung konnten wir ihn zu einem Exklusiv-Interview begrüßen:

Guten Tag, Jan Kuppert. Concordia hat beim Poker um Deine Vertragsverlängerung prominente Vereine wie den 1. FFC Turbine, Hertha BSC, den VfL Wolfsburg oder den HSV ausgestochen. Warum hast Du ausgerechnet hier unterschrieben?

Jan Kuppert: Ich könnte jetzt sagen: "In der neuen Saison habe ich mir vorgenommen, mich mit der Rikscha zu den Spielen fahren zu lassen. Leider gab es keinen Anbieter, der mir Reisen nach Hamburg oder Wolfsburg mit dem 9 Euro-Ticket angeboten hat. Daher blieb am Ende eben nur Concordia in der Verlosung. Manchmal muss man solche Schicksalsschläge eben akzeptieren und nimmt dann eben den Spatz in der Hand". Die Wahrheit ist, ich mag Concordia einfach und wenn ich den Verein mit meinen Fotos unterstützen kann, mache ich das gern.

Gab es in Deiner Fotografenlaufbahn Spiele und Situationen an die Du Dich besonders gern erinnerst?

Jan Kuppert: Als ich noch jung war, bin ich gerne mit dem Fahrrad zu Landespokalspielen gefahren. Ob Templin oder Schöneiche, das waren schon tolle Erlebnisse. Das Highlight war aber, zum Spiel Wolfsburg gegen Sand mit dem Fahrrad anzureisen. 200 km und 9 Stunden volle Lotte in die Pedale treten - und auf den Spuren von Jan Ullrich [Anm. d. Red.: früherer Teilnehmer der Apothekenrundfahrt] wandeln.

Deine ikonischen Fotos haben bei Concordia längst Kultstatus erreicht. Worauf kommt es bei einem guten Spielfoto an?

Jan Kuppert: Ein gutes Foto muss die Dynamik und Atmosphäre eines besonderen Momentes einfangen. Bei Concordia muss man ja eigentlich nur draufhalten. Ich denke, wenn die Fotos in Farbe sind, gibt es keine Probleme. Vielleicht noch etwas Schärfe, wobei man da zu Hause am Computer mit Pfefferspray noch etwas nachbearbeiten kann.

Wir haben uns gewundert, dass es am Ende gleich ein Fünfjahreskontrakt geworden ist. Wie hältst Du Dich fit, um auch 2027 noch erstklassige Fotos liefern zu können? Das Spiel wird ja schneller und Concordia wird nicht mehr lange im Kreismaßstab spielen.

Jan Kuppert: Vom Tempo her kann ich ja heute schon nicht mehr mithalten. Einiges lässt sich mit Erfahrung ausgleichen. Aber natürlich beschäftige ich mich auch damit, wie ich die Konditionslücke dauerhaft durch Einsatz moderner Technik kompensieren kann.

Auf den Fußballplätzen zwischen Premnitz und Schönwalde halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass Dein Gehalt nur durch eine intensivere Vermarktung des im Verein tätigen Kreisschiedsrichters Denny Müller bezahlbar ist? Kennst Du entsprechende Planungen?

Jan Kuppert: Ich hoffe nicht, dass sich Concordia bei meiner Bezahlung auf so dünnem Eis bewegt. Früher habe ich Denny Müller auch sehr geschätzt, gerade weil er trotz seiner Gewichtsprobleme jedes Wochenende auf den Plätzen des Havellandes sein Bestes gegeben hat. Auf Dauer wird man mit diesem Dynamowäscheträger aber die Leute eher vergrämen, statt Wandteller mit seinem Porträt zu verkaufen. Wenn der Verein wirklich Geldsorgen hat, kann eine richtige Vermarktungsagentur helfen. Die Sportsman Group von Klaus Brüggemann soll sich in diesem Stadtteil gut auskennen.

Wie bereitet sich ein Spitzenfotograf eigentlich auf die neue Fußballsaison vor?

Jan Kuppert: Ich lasse den Fußball jetzt erst einmal hinter mir. Zuletzt bin ich mit einem Freund mit der Rikscha nach Sylt gefahren. Mitunter reicht aber auch ein Moskauer Eis unter Obstbäumen in der Alexandrowka, um neue Kräfte zu tanken. So macht der Sommer Spaß!

Wir danken für das Gespräch und wünschen noch ein paar erholsame Tage bis zum Saisonstart.