Concordia Nowawes

Im Interview (Folge 17): Franz Warnke

Franz Warnke trug 2009 die Kapitänsbinde als der SV Concordia Nowawes 06 zum ersten Punktspiel nach der Vereinsneugründung antrat. Seitdem durchlief er von den F bis zu den A alle Altersklassen bei Nulllsechs - bevor er als A-Junior mit einem legendären Kopfballhammer in Rehbrücke sein erstes Tor erzielte. Schon früh verkörperte er Concordias Grundwerte Freundschaft, Solidarität und Zusammenhalt. Natürlich gehörte Franz auch zu den Spielern, die unser erstes Erwachsenenteam bildeten. Wir haben mit ihm über seine ersten Fußballstunden auf der Pfarrhauswiese und mit Olli auf der Plante, über zerschossene Hallenbeleuchtung und Oma Müllers Traubenzucker, über die ersten eigenen Trainingsanzüge, über das Training auf längst verschwundenen Park- und Schotterplätzen, über Fußball in den Beeten des Rathauses, über den Tribünenbau auf der Sandscholle, über die Aufstiegsambitionen des Erwachsenenteams und über die Fankultur in der 2. Kreisklasse geplaudert.
Außerdem verrät Franz den kreativsten Spruch aus der Zeit, als Concordia noch Niederlagenserien verdauen musste. Dazu gibt es zauberhafte Fotos, gegen die jedes Katzenbabyvideo abstinkt.

Hallo Franz, seit wann interessierst Du Dich für Fußball? Wie hast Du den Weg zu Concordia gefunden?

Franz Warnke: Für Fußball interessiere ich mich seit dem Kindergarten. Wir haben immer auf der Wiese des benachbarten Pfarrhauses gekickt, was beim Pfarrer nicht immer gut ankam. Aber auch das konnte uns natürlich nicht stoppen. Engagierter wurde es dann in der Vorbereitung auf unser erstes Fußballturnier auf dem Weberplatz, bei der uns Olli auf der Plante zeigte, wie Fußball richtig geht. Als wir dann von einem neuen Verein im Kiez hörten, waren die Begeisterung groß und unsere Anmeldungen sicher.

Als Concordia 2009 das erste Kinderfußballteam gründete und für den Spielbetrieb anmeldete, warst Du schon dabei. Bei unserem ersten Punktspiel warst Du Torwart und Mannschaftskapitän. Kannst Du Dich noch an Dein erstes Training und an den Start in die Punktspiele erinnern?

Franz Warnke: Klar! Zu meinem ersten Training auf dem Schotter-(Park)platz im Karli kam ich in Begleitung meiner Mutter. Die Aufregung, welche sich auf dem Weg entlang des alten Ostblocks aufbaute, verflog aber sobald ich von Lutz und Robert mit einem breiten Lächeln begrüßt wurde. Auf die Frage, auf welcher Position ich spiele, konnten meine Kindergartenkumpels an diesem Tag bereits vor mir antworten: Torwart! Und so war es.

An die ersten Punktspiele, wie unsere Premiere gegen den RSV, kann ich mich leider nur schwammig erinnern. Tatsächlich hab ich über die gesamten ersten Jahre des Spielbetriebs wenig Erinnerungen an Gegner und Spielstände. Vielmehr erinnere ich mich an Momente wie die Belohnungslimo, die uns von unseren Trainern nach der Aufholjagd in Werder ausgegeben wurde, die durch Lukas Wumme zerbrochene Hallenbeleuchtung, das Popcorn im Bauwagen neben dem Platz, von dem wir nach dem Training manchmal was naschen durften, Erfrischungen unter den Rasensprengern des Karlis, die ersten Concordia Ferienspiele, den Team-Ausflug nach Petzow, Roberts „Hand Gottes“ beim Cordi-Frühlingsfest, den Traubenzucker von Oma Müller in den Halbzeitpausen, unsere ersten eigenen Trainingsanzüge, in welche wir damals zwei mal rein passten und den mit Abstand kreativsten Spruch bei Niederlagen (die zeitweise treue Begleiter wurden).
In diesem Sinne: “Traurig sind wir nicht, gewinnen ist keine Pflicht. Spaß ist immer da, wir sind Concordia!“
Es ist wirklich schön, auf all die Momente zurück zu blicken, welche wir als Team teilten und immer noch teilen.

Du hast in unserem Verein alle Altersklassen von den F- bis zu den A-Junioren durchlaufen. Warum hast Du es so lange bei Concordia ausgehalten?

Franz Warnke: Weil ich mich hier wohl fühle. Concordia ist mehr als Fußball. Wir sind miteinander groß geworden und aneinander gewachsen. Fühlt sich ein bisschen an wie Familie.

Gibt es ein Spiel, das Dir bis heute besonders in Erinnerung geblieben ist? Kannst Du noch was über den ersten Sieg oder den ersten Punktgewinn für die Vereinschronik berichten?

Franz Warnke: Ich kann mich noch gut an das WM-Turnier bei Geltow erinnern. Ich durfte das Los ziehen, welches uns Argentinien zuwies. Ich hatte natürlich keine Ahnung, aber das Team fing sofort an zu besprechen, wer Messi sei. Gewonnen haben wir nicht, aber schöne Erinnerungen und die Argentinienfahne in meinem Schrank sind geblieben und Lutz legendäre Aufmunterungsworte „jetzt haben wir sie" höre ich noch heute.

Balthasar Kogge hat in seinem Weihnachtsinterview gesagt, dass ihn die Pionierrolle, die unser erstes Jugendteam hatte, inzwischen auch reizt. Was waren denn die besonderen Schwierigkeiten, mit denen der Jahrgang 2001-2002 in den Anfangsjahren zu kämpfen hatte?

Franz Warnke: Auch ich freue mich sehr darüber, Teil dieses Teams zu sein und die Erfahrungen der ersten Mannschaft im Spielbetrieb gemacht zu haben, auch wenn es natürlich nicht immer leicht war. Wir mussten zuerst lernen, als Team zu spielen. Der Spielbetrieb war dann doch anders als unser alter Bolzplatz. Passend zum Thema, stellte sich in den Jahren auch mehrfach die Frage nach einer Spiel und Trainingsstätte. Vom Parkplatz im Karli ging es für uns auf den noch unebeneren Schotterplatz in der Kurfürstenstraße, auf welchem man nach Regenfällen kleine Seen finden konnte, und von dort auf die Sandscholle, wo wir noch heute spielen. Bis unsere lang ersehnte Nowawiese, auf der wir ja leider immer noch keine Punktspiele machen können, gebaut wurde, dauerte es über 10 Jahre und es bedurfte mehrerer Besuche und Fußballpartien in den Beeten des Potsdamer Rathauses.

Auch der gemischte Jahrgang 2001/2002 machte es nicht leichter. Im Wechsel konnten wir meist ein Jahr gut mitspielen, waren jedoch im Anderen nahezu immer körperlich unterlegen. So waren lange Sieglosserien oder hohe Niederlagen zeitweise keine Ausnahme. Umso mehr wuchsen wir als Mannschaft zusammen und legten unseren Fokus auf das Miteinander.

Wenn Franz geschmeidig den Ball herunterpflückte, guckte mancher Schiri dumm aus der Wäsche.

Das erste Großfeldjahr verlief für Dich und Dein Team sportlich ziemlich ernüchternd - ohne Sieg und mit einem einzigen Punktgewinn. Dennoch gab es nie die Gefahr, dass das Team daran zerbricht. Ganz im Gegenteil, es gab großen Zulauf von Spielern aus anderen Vereinen. Wie erklärst Du Dir das?

Franz Warnke: Ich glaube, die angesprochenen Erfahrungen im Jugendbereich legten die Grundlage für einen gesunden Umgang mit Niederlagen. Trotz persönlichem Ehrgeiz war es ja auch nie Concordias Anspruch, dass wir oben mitspielen müssen. Es ging viel mehr darum, gemeinsam zu kicken, Spaß zu haben und jedem die Möglichkeit zu bieten, daran teilzuhaben. Dieser sympathische Vereinsgrundsatz ist, glaube ich, spürbar und war für viele ein Grund, zu Cordi zu kommen.

Nach einigen Startschwierigkeiten scheint Concordia im robusten Erwachsenenfußball angekommen zu sein und gehört zu den ganz heißen Aufstiegskandidaten. Wo siehst Du die Stärken und Schwächen des Teams? Was ist in dieser Saison drin?

Franz Warnke: Wir sind ein sehr junges Team, voller individueller Klasse und Potenzial, gepaart mit sehr erfahrenen Spielern wie Kevin. Wenn wir unsere Möglichkeiten nutzen, ist in dieser Saison alles drin!
Schwierigkeiten bekommen wir, wenn der Gegner nicht unseren Fußball spielt und sich mit langen Bällen in die Spitze behilft. Da verfallen wir manchmal ins Chaos. Auch das Spielen der einfachen Bälle fällt uns nicht immer leicht, aber ich bin da sehr zuversichtlich.

Wie viel bedeutet Dir der Aufstieg? Bist Du bereit, in den nächsten Monaten dafür auch mal zum Training zu gehen, wenn es stressig ist?

Franz Warnke: Über den Aufstieg würde ich mich sehr freuen. Es wäre für die Mannschaft ein neues Kapitel, welches sie sich nach so langer Zeit mehr als verdient hat. Zum Training will ich natürlich so oft wie möglich! Mit meinem Umzug nach Berlin gibt es jetzt jedoch eine zusätzliche Hürde, welche es zu überwinden gilt.

Concordia hat inzwischen eine stattliche Fangemeinde, die das Erwachsenenteam auswärts oder bei den Heimspielen auf der Sandscholle unterstützt. Wie wünschst Du Dir den Support? Passt alles, was die Fans im Karli so anstellen, auch in die 2. Kreisklasse?

Franz Warnke: Eine Fankultur in diesem Ausmaß genießen zu dürfen, ist ein absolutes Privileg, worüber ich mich jedes Mal wieder freue. Insbesondere die familiäre Atmosphäre zwischen Fans und Spielern finde ich sehr angenehm. Zu den prägendsten Erlebnissen mit unseren „Sichtachse Ultras“ gehörte es, nach der Anreise mit dem eigenen Bus Stücken auszutrinken. Highlights waren auch die Abschlussfahrt nach Göttingen und der Tribünenbau auf der Scholle, bei dem die Rüttelplatte durch unsere freudigen Tanzbeine ersetzt wurde. Ein wirklich schöner Nachmittag.

Gemeinsam können wir uns vielleicht noch ein, zwei Gesänge überlegen.

Ich wüsste nicht, was gegen die im Karli gelebte Fankultur in der 2. Kreisklasse spricht, würde diese jedoch auch nicht zum Maßstab machen.

Erwachsenenteam vor dem ersten Punktspiel gegen den USV

Welchen Beitrag kann ein Verein wie Concordia leisten, um den Fußball und die Welt ein bisschen besser zu machen?

Franz Warnke: Einen Ort zu schaffen, an dem sich jeder willkommen fühlt und Spieler* innen, unabhängig von ihrer persönlichen Begabung oder dem finanziellen Background, die Möglichkeit haben, mitzuspielen und Teil einer Mannschaft zu sein, ist - finde ich - doch schon ein ziemlich guter Anfang!

Du warst einige Jahre als Jugendtrainer in unserem Verein aktiv. Welche Teams hast Du trainiert? Was hast Du selbst durch Deine Tätigkeit als Trainer noch gelernt?

Franz Warnke: 2015 durfte ich mit Balti an der Seite des einzig wahren KSRDM1 den damals noch gemischten Jahrgang 2006/2007 trainieren. Danach haben wir mit Josef den Jahrgang 2006 übernommen. Den Jahrgang 2009 konnte ich dann mit Joni, Milan und unserem Lieblings-Andy trainieren. Ich habe gemerkt wie viel Arbeit, Zeit und Energie in die Trainertätigkeit fließt. Umso mehr weiß ich wertzuschätzen, was uns über Jahre an Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Es ist aber auch unfassbar schön, zu sehen, wenn die Mannschaft Spaß am Training hat und Fortschritte macht. Man entdeckt Parallelen zu seiner eigenen Fußball-Geschichte.

Warum hast Du aufgehört? Und wie stehen die Chancen, dass Du noch mal ein Team übernimmst?

Franz Warnke: Ich hatte leider nicht mehr die Zeit, um voll dabei zu sein. An dem Punkt hatte ich relativ viel mit der Schule um die Ohren. Gerade in den Endphasen konnte ich leider immer seltener zum Training oder den Spielen, weshalb es dann auch für Andere schwer war, fest mit mir zu planen. Ich würde mich sehr freuen, irgendwann nochmal ein Team zu übernehmen, sehe aber leider in naher Zukunft nicht, dass ich die Kapazitäten finde. Dieses Jahr habe ich ein Studium in Berlin begonnen und muss erstmal gucken, dass ich es weiterhin schaffe, zu meinem eigenen Training zu kommen.

Was machst Du eigentlich persönlich, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Franz Warnke: Aktuell bin ich viel mit meinem Umzug beschäftigt und mit den Herausforderungen des Studiums an zwei Universitäten: Kunst und Sport auf Lehramt. Die zwei Bereiche spiegeln meine Interessen wieder. Fotografie, Malerei, Drucke, Bewegungsanalysen und Anatomie sind aktuell spannende Bestandteile des Studiums. Ich lerne viel dazu. Darüber hinaus mache ich ein bisschen Musik und genieße es, Zeit mit meinen Freunden zu verbringen. Ob in Pinten, auf Reisen, am Späti oder an anderen Orten - mit ihnen fühle ich mich wohl. Viele kenne ich auch durch Concordia.

Was hast Du Dir für die nächsten Jahre vorgenommen?

Franz Warnke: Ich möchte in Berlin „ankommen“ und trotzdem die Verbindung zum Kiez halten. Ansonsten lasse ich erstmal alles auf mich zukommen und freue mich auf weitere Jahre Cordi.

Die 7C wird heute nicht gegrüßt, dafür möchte ich die Möglichkeit nutzen, um mich für die letzten 14 Jahre zu bedanken. Angefangen bei Vereinslegenden wie Lutz und Robert, über die Ära Christian und Kevin und zuletzt Roman, Josef und Robert - also bei allen, welche meine Persönlichkeitsentwicklung stärkten und so viele schöne Momente schufen. Augenblicke wie das Training als Torwart-Duo mit Cordi-Größe Balti, das Wildwasser-Rafting mit Chrische, bei dem ein Zwei-Meter-Mann zur Gänze im sonst knietiefen Wasser verschwand, und so viele mehr, werden mich mein Leben lang begleiten. Für die Mannschaft, die Freunde, die diese Reise einzigartig machten, aber auch für alle, welche den Verein rund um den Platz beleben, bin ich sehr dankbar. Concordia!

Wir bedanken uns für dieses herzliche Interview und wünschen, dass Du Concordia noch ganz lange erhalten bleibst. 2023 kann unser Jahr werden!