Concordia Nowawes

Im Interview (Folge 14): Johannes Emken

Johannes Emken ist ein auffälliges Gesicht bei Concordia. Viele werden den Typen mit dem markanten Hut als Spielervater, beim Frühlingsfest auf der Nowawiese hinter dem Grill oder nun endlich auch als Trainer der C2 kennen. Wir haben mit ihm über die Herausforderungen des Großfeldes, das Trainerteam mit Bela Losch, die Rolle des Schiedsrichters und den Leuchtturm Concordia gesprochen.

Hallo Jo, seit wann interessierst Du Dich für Fußball? Hast Du selbst einmal gespielt? Und wo war das?

Johannes Emken: Ich war in der F und E Jugend Torwart in einem kleinen Dorf in der Nähe von Köln. Mein Stiefvater studierte dort an der Sporthochschule und war selber in der Jugend bis zur A Torwart. Er stammte aus einer Turner-Familie und war wahnsinnig wendig. Wir trainierten viel das „Fliegen“ im Urlaub am Strand. Nach dem Umzug wechselte ich ins Kanu und wurde in den Achtzigern Zeuge eines legendären 3:2 von Werder gegen Bayern. Und das in der Ostkurve. Seitdem verfolge ich Fußball, vor allem Werder und spielte in der Jugend viel in der Freizeit. Doch Basketball war meine größere Leidenschaft.

Du und Deine Familie sind seit vielen Jahren auf der Sandscholle anzutreffen. Wie bist Du zu Concordia gekommen?

Johannes Emken: Eigentlich ist Jannah mit Leo zu Concordia gekommen. Bei Albrecht und den Minis. Das habe ich immer gerne begleitet und auch mal ausgeholfen. Auch später nach Noahs Einstieg habe ich zum Beispiel Alex oft vertreten.

War die Entscheidung für unseren Verein eher zufällig oder was gab den Ausschlag dafür, dass Ihr hier gelandet seid?

Johannes Emken: Es war ein kurzer Austausch über Werte und Zielsetzung von Vereinen und uns war schnell klar, dass wir die Kinder - genauso wie bei der Schulwahl - niemals in unnötige Drucksituationen geben wollten, sondern immer deren eigenen Impulse und Stärken fördern wollten. So gesehen passte Concordia absolut zu uns und die Kinder haben sich immer wohl gefühlt.

Jo Emken lebt das Prinzip: Fußball ohne Leistungsdruck

In der Corona-Zeit hast Du Dich dann noch stärker für unseren Jahrgang 2009 engagiert, viel für den Zusammenhalt des Teams getan und 2020 sogar das Traineramt übernommen. Wie ist es zu dieser Entscheidung gekommen?

Johannes Emken: Zum einen habe ich im Zivildienst in Bremen in einer Schule gearbeitet und da gemerkt, daß es wunderbar sein kann, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Zum anderen arbeite ich beruflich auch sehr gerne in Teams, wo jeder oder jede nach eigenen Stärken eingesetzt wird und für alle Perspektiven und Möglichkeiten für Weiterentwicklungen geschaffen werden. Das ist ein immer fortwährender Prozess mit viel Dynamik, kein Stillstand, das Leben eben. Concordia passte also auch hier für mich als Erwachsener.

Meinen ersten Anlauf habe 2015 unternommen. Ich wollte erst einmal bei dem Erwachsenen ohne Spielbetrieb meine eigenen Fähigkeiten weiter erproben und Neues lernen. Leider verletzte ich mich beim ersten Training. Ich hatte mir die Achillessehne gerissen - die rechte, nach der linken Ende 2008. Der Weg war also eine Sackgasse. 2020 bot sich eine neue Chance, da der Trainerposten der damaligen D2 vakant wurde und ich als Vater, und zu Zeiten der Pandemie nahezu Beschäftigungsloser, immer wieder als Aushilfe agierte. Lutz stand mir beratend zur Seite und bot mir schließlich an, es doch einfach mal zu probieren.

Seit 2021 trainierst Du das Team zusammen mit Bela Losch, der damals noch bei den A-Junioren spielte. Mit Saisonbeginn ist Bela ins Erwachsenenteam gewechselt und spielt dort einen grundsoliden Innenverteidiger. Unser Eindruck war, dass die Chemie im Trainerteam von Anfang an gestimmt hat. Was schätzt Du an Bela und was kann er noch von Dir lernen?

Johannes Emken: Na, mit der Vorgeschichte war es für mich und das Team das Beste, was uns passieren konnte. Ich hatte ja noch nicht wirklich Ahnung vom Training. Zwar ne Idee von Spielweise usw. aber die Trainingsinhalte habe ich mir alle anlesen müssen. Mit Bela kam ein erfahrener Spieler als Trainer zu uns, der zudem mit seiner Art und Weise hervorragend in die Gesamt-Chemie passte. Es war einfach: WOW! Fußballerisch bin ich es, der viel von Bela lernt. Und er lernt sicherlich jede Woche in seinem Training und natürlich jetzt noch zusätzlich viel über Sport an der Uni. Bei der Teamarbeit habe ich einiges an Erfahrung und wir besprechen uns auch da. Wir lernen also im Miteinander, gerade bei Letzterem geht es vor allem um Authentizität. Die kann man nicht lernen, die hat Bela.

Im Trainerteam stimmt die Chemie.

Inzwischen ist Dein Team in den C-Junioren angekommen und spielt die erste Saison auf dem Großfeld. Wie siehst Du die Entwicklung der Mannschaft sportlich? Wo hat sie sich verbessert? Und was hast Du selbst noch gelernt?

Johannes Emken: Auf dem Kleinfeld haben wir das Spielerische/Verspielte noch mehr zulassen können. Einzelne Figuren konnten ein Spiel stärker prägen und nahezu überall präsent sein. Auf dem Großfeld ist es viel entscheidender, die Räume zu besetzen, sich innerhalb dieser zu bewegen und gleichzeitig immer konzentriert zu sein, auch in passiveren Momenten. Das Spiel ohne Ball wird viel entscheidender. Da sehe ich in vielen Mannschaftsteilen schon große Fortschritte. Beim Spiel mit dem Ball verfallen wir aber noch zu oft in die oben beschriebenen Muster. Da gilt es nun, die sich auftuenden passiv besetzten Räume zu aktivieren, mit einzubeziehen. Kurz gefasst: Mehr passen, genauer passen und vor allem mehr miteinander reden. Sich gegenseitig Wege aufzeigen, zusammen Lösungen suchen. Die Jungs sind alle immens schlau und gute Fußballer. Was aus Ihnen selbst wächst, hat Bestand. Bela und ich zeigen ihnen nur einen Bruchteil der Möglichkeiten auf. Festhalten möchte ich hier aber vor allem: Die Jungs haben ein schon ein paar gute Spiele gezeigt auf dem Großfeld und die ersten 15 Minuten gegen Fortuna waren richtig ansehnlicher und souveräner Fußball. Darauf bauen wir Woche für Woche auf. Und bei dem Spiel habe ich auch gelernt: Der Einfluss der Trainer auf die Spieldymanik wird überschätzt, bzw. ist verschwindend gering.

Beim Wechsel auf das Großfeld war die C2 etwas knapp besetzt. Inzwischen sind einige Spieler neu dazugekommen. Das hängt sicher auch mit einer guten Stimmung im Team zusammen. Worauf kommt es Dir im Umgang mit Jugendlichen besonders an?

Johannes Emken: Ja die Stimmung ist wirklich gut. Und der Zusammenhalt auch. Manchmal ist es schwer vor lauter Unterhaltungen und Blödeleien der Jungs überhaupt Training zu machen. Da finden wir uns noch auf der Suche nach der richtigen Balance. Ich appelliere hier an den Respekt untereinander und damit haben wir schon viel erreicht. Da bleibt immer noch genug Platz für Schabernack, nur sollen eben alle nach ihren Ansprüchen trainieren können. Damit sind die beiden Schlüsselwörter auch gefallen: Respekt und Authentizität. Daraus lassen sich viele gute Werte ableiten und sie lassen auch absolut den Raum für Fehler und Kritik. Was auch wirklich viel für das Wir-Gefühl gebracht hat, war das etwas improvisierte Trainingslager am Anfang der Saison. Mit ein wenig Fußball, aber auch Basketball, Angeln, Grillen, Brettspielen usw. Das möchten wir gerne wiederholen.

Was machst Du eigentlich beruflich und persönlich, wenn Du nicht auf dem Fußballplatz stehst?

Johannes Emken: Wie ja viele wissen, bin ich Koch und betreibe in Berlin ein Cateringunternehmen mit nun wieder über 20 Angestellten. Wir kochen nur mit Bio-Produkten und sind seit 3 Jahren Teil der Gemeinwohlökonomie-Bewegung. Der Aufbau und die Etablierung hat neben der Familie mit 3 Kindern nicht viel Platz gelassen für Persönliches. Mal bin ich zum Ausgleich viel Fahrrad gefahren, jetzt ist es eher das Schwimmen. Ich bin leidenschaftlicher Pilzsammler (und Noah auch) und lerne seit Sommer 2021 Klavier, was mir unglaublich viel Spaß macht, aber mit 47 auch nicht mehr so leicht ist.

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre?

Johannes Emken: Auch bei mir steht die Work Life Balance im Fokus. Doch davon habe ich ein umfassenderes Bild als die bloße Gegenüberstellung von Arbeit und Freizeit. Ich denke, jede Tätigkeit dient zugleich mir und der Allgemeinheit. In verschiedenen Gewichtungen. Und umgekehrt. Wenn ich es schaffe, als Trainer für die Jungs da zu sein, dann machen im Idealfall Andere Arbeiten für mich in der Firma, oder Leo kümmert sich um das Abendessen, Jannah hat positive time mit Emma und einige Eltern haben vielleicht mal Zeit, in Ruhe den Nachbarn zu helfen. So gesehen fände ich es einfach gut, darauf zu achten, wie sich die eigenen Gewichtungen und Interessen verschieben und ihnen Räume zu geben. Das nenne ich dann erfülltes Leben. Da kann auch mal eine einzelne 60-70 Stunden-Woche in der Firma glücklich machen, aber eben nicht als Dauerzustand. Das macht nur fertig.

Always look on the bright side of life.

Was wünschst Du Dir für die weitere Entwicklung unseres Vereins?

Johannes Emken: Oh ha. So als Vater, oder als Trainer, oder als Mitglied??

In der Rolle als Vater: Da wünsche ich mir hier und da MEHR Unterstützung durch VIELE Eltern und nicht durch die immer GLEICHEN. Wobei ich diejenigen, die sich engagieren, über alles dafür feiere und ich verstehe auch, dass viele andere auch nicht immer die Möglichkeiten haben.

In der Rolle als Trainer: Da wünsche ich mir vor allem als Novize mehr Austausch unter uns Trainern. Aber eigentlich habe ich da auch noch einen anderen Wunsch: Ich würde gerne eine offene Diskussion im Verein führen wollen, wie wir mit dem Schiedsrichter umgehen wollen. Ich sehe ihn mehr als eine Art Spielleiter und vor allem als Teil des Spiels und nicht als Fremdkörper. Auch bei dieser Figur im Spiel gelten die oben angesprochenen Schlagwörter Authentizität und Respekt. Was nicht heißt, dass ich mich nicht auch mal aufrege, ich hasse den postmodernen Begriff von Impulskontrolle. Gerne dazu einmal mehr an anderer Stelle ... gerade und vor allem nach meinen Negativ-Erfahrungen von unseren letzten Pokalspiel.

In der Rolle als Mitglied: Ich fände es super, wenn Concordia neben dem oben angesprochenen Diskurs über die Rolle des Schiedsrichters auch in anderen Feldern des Fussballwesens und dessen Organisation, Finanzierung und vielem mehr einen kleinen Leuchtturm im Verband anzündet. Keine Fackel, sondern ein fest stehender Wegweiser in der Brandung.

In allen drei Rollen gleichzeitig: Ein dynamisches, organisches und solidarisches: Weiter so! Leben eben.

Wir bedanken uns für dieses herzerwärmende Interview. Arbeiten wir den Wunschzettel zusammen ab.